17. August 2014
von Steffi
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Zu Hause

“Seid ihr wieder zurück?” fragen unsere Nachbarn und denken, wir bleiben jetzt hier.
“Nein, wir sind auf Urlaub hier, in zwei Wochen geht es dann richtig los!”

Tomy geht zum Zahnarzt, damit dieser die herausgefallene Krone richtig einsetzt. Der Zahnarzt ist verdutzt – womit hat Tomy die Krone festgeklebt? Sie sitzt so fest, so dicht und perfekt, dass er nicht daran rütteln mag :-) . Mein Muttermal im Nacken, das die Schwimmweste ständig wundscheuert, hätte ich gerne entfernt, doch die Sprechstundenhilfe ist nicht begeistert. Zu kurzfristig, kein Termin –
“Meine Tochter hat vor ein paar Wochen angerufen, da hieß es, ich brauche keinen!” Na dann. Ich soll um zwölf wiederkommen, aber so schnell ginge das nicht und wenn ich dann wieder weg bin…
Ich sehe den Arzt ganze vier Minuten. Drei davon braucht er, um das Ding anzusehen und mir einen Termin für den nächsten Tag zu geben. Die restliche Minute braucht er für das Prozedere des Entfernens.

Das Visum für Gambia bekomme ich innerhalb von 15 Minuten im Generalkonsulat respektive Reisebüro in der Gladbacher Straße, inklusive einem netten Plausch und etwas Info – die Neugier ist endgültig entfesselt. Jetzt muss nur noch Ebola draußen bleiben, damit wir rein können.

Ich genieße jede Zehntelsekunde mit meinen Kindern. Melisa, der jüngere Zwilling, wohnt jetzt in unserem Haus. Sie hat das Wohnzimmer umdekoriert, wir schlafen in ihrem Bett, unseres steht in Einzelteilen am Dachboden. Dort, in Kisten verpackt, sind auch meine T-Shirts und Jeans. Abends sitzt sie mit uns auf der Couch, endlich ist Zeit, uns von ihrer Reise durch Südostasien zu erzählen und Fotos zu zeigen. Und von den Freunden, die heiraten, den neuen Kindern, und ihren eigenen Pläne. Laura und Philipp kommen zum Abendessen, wir grillen mit Melanie und Thomas. Lian, unser knapp einjähriges Engelchen, lächelt mich schüchtern an, doch Tomys Späßen kann er nicht wiederstehen. Er kräht vor Freude. Alles, was er sieht kommentiert er mit einem langgezogenen, erstaunt klingenden Ohhh! Wohin seine Fingerchen zeigen, was er da genau sieht, weiß keiner so genau. Er pickt sorgfältig die Tomaten vom Teller, schiebt sie genüsslich in den Mund, isst mit allen Sinnen, verlangt vehement nach mehr. Brot patscht er sich mit der beschmierten Seite ins Gesicht, schleckt sie mit Hingabe ab, dann kaut und lutscht er den Rest klein. Es ist schiere Freude ihm zuzusehen!

Am liebsten würde ich die Sechs einpacken und mitnehmen! Dann wäre mein Leben schon mal perfekt!

Denn wenn sie nicht da sind, lebe ich in Deutschland das Leben einer anderen. Diese andere arbeitet im Garten, kauft ein, kocht, wäscht, quatscht mit den Nachbarn, ist gefangen in Rollen, Erwartungen, in Routine, im deutschem Alltag. Da ist keine Freiheit, keine Seeluft, keine Herausforderung, kein Abenteuer, nichts Neues. Da gibt es nichts zu erkunden, alles ist so vertraut, da kommt keine Begeisterung auf.

Mal ganz krass gesagt: Unterwegs bin ich ein kleines Kind, das mit Begeisterung und allen Sinnen, vor Freude kreischend die Welt entdeckt. Ich wachse. Hier gehe ich in der Routine ein.

Dabei entdecke ich auch hier sehr viel, wundere ich mich über das Leben hier: Das Obst- und Gemüseangebot im Supermarkt beflügelt meine kulinarische Fantasie, die Größe, Helligkeit und Sauberkeit der deutschen Supermärkte erfreut das Auge. Ich treffe mich mit einer Freundin in Köln, die Auswahl, die schicken Läden sind überwältigend. Die Sprache verschlägt es mir im Saturn, als ich ein 12V Ladeteil für mein Handy kaufe – so viel Zeugs, das eigentlich keiner braucht, das unsere Ressourcen verschlingt, das Menschen glauben haben zu müssen, dafür verskalven sie sich, arbeiten, um noch mehr Geld für noch mehr Zeug zu haben, Kredite abzubezahlen, hetzen und jagen nach dem Neuesten und vergessen darüber zu LEBEN. Unfassbar, wie wahnsinnig wir sind!

Viele Menschen in Deutschland sind wie Vögel, die Plastikmüll gefressen haben: Sie hungern mit gefülltem Magen, picken gierig nach mehr und verhungern doch.

In Pulheim notiere ich kopfschüttelnd die verwahrlosten Verkehrsinseln – was tun die hier, in einem der reichsten Länder der Erde? Deutschland kann sich keine gepflegten öffentlichen Anlagen leisten? Die Anlieger und Einwohner kümmert das nicht? Was für ein seltsames Land: Rasen im Vorgarten, der mit der Nagelschere geschnitten wird, davor Wicken, die am Straßenrand entlang kriechen, gelegentlich von einer Distel unterbrochen…

Leute, gebt euer Geld nicht für Tand aus, außer vielleicht für Niveadosen mit Bild! Kauft euch einen Rucksack und reist! Schlaft im Freien. Unter Sternen. Geht barfuß über Mäuerchen. Schaukelt. Spielt mit einem Kind. Fragt eine alte Frau nach ihrer großen Liebe. Beobachtet ein Tier. Esst jede Woche etwas, was ihr noch nie zuvor gegessen habt. Geht hungrig ins Bett. Tanzt nackt im Regen. Geht zu Fuß. Lauscht den Vögeln und Grillen, hört Musik, die nicht alle hören. Oder macht Musik. Malt. Fahrt Motorrad, Skateboard, Wasserski, Rollschuh oder Rollstuhl irgendetwas wofür ihr zu alt seid. Oder zu jung. Sprecht mit einem Obdachlosen oder wenigstens mit jemand, mit dem ihr sonst nicht sprechen würdet. Vergebt euren Eltern und Partnern, versöhnt euch mit euren Geschwistern. Oder umgekehrt. Liebt mit allen Sinnen, fühlt die Haut eures Partners, seht ihr tief in die Augen. Riecht eine Blume und pflegt das Unkraut so, dass es hübsch aussieht. Dafür muss sich keiner kaputt arbeiten. Und lasst das mit den Niveadosen – die nähren mich. Ha! ;-)

5. August 2014
von Steffi
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Porto – Kronjuwel oder Favela Europas?

Porto hinterlässt in uns eine einzige große Frage: Wird das Geld der EU reichen, um dieses Juwel zum Strahlen zu bringen?

Porto schlägt die Stunde

Porto schlägt die Stunde

Der freundliche Verkäufer im Stoffgroßhandel, in dem ich einen Meter Patchworkstoff erstehe (mein erstes gekauftes Souvenir!), nennt die Deutschen in perfektem Englisch “unsere Freunde”. Denn sie zahlen…
Und: “Unser Präsident ist ein Idiot, er denkt er kann einfach Geld ausgeben, machen was er will. Er verlässt sich darauf, dass andere das Geld geben. Aber irgendwann ist dann auch eure Kasse leer!”

Die Metro, die von Povoa de Varzim nach Porto führt, so wie das gesamte Metro Netz der Stadt, ist so gut wie brandneu: Mit Hilfe von EU Geldern im 21. Jahrhundert erbaut, sind die Waggons, die Schienen und alle Haltestellen neu, das Ticketsystem auf dem Stand der Technik. An den wichtigsten Haltestellen steht ein “Schaffner” der den Touristen in gutem Englisch hilft, die Tickets zu kaufen – obwohl weltweit kaum ein System so einfach zu bedienen ist. Vor allem die Sauberkeit der Strecke beeindruckt uns – im ersten Teil führt sie über Gras, der so gepflegt wie Teppichboden wirkt, ein wahrer Golfrasen.

Wir haben keinen Plan von Porto, steigen also einfach an der zweiten Haltestelle aus, die die  freundliche Dame in der Marina uns genannt hat. Serendipity – wir stehen staunend vor einer vollkommen mit blauen Azujelos verzierten Kirche.

Neben der Metrostation

Neben der Metrostation

Wir folgen der Shoppingmeile, vorbei an Konsumtempeln, einmal um die Ecke –  und wieder krieg ich meinen Mund nicht zu: Das stehen die schönsten Häuser, halbe Paläste, im Haus daneben fehlen die Fensterscheiben. Die meisten Häuser sind alt, wären hübsch, wenn, ja wenn sie nicht schon fast vollständig verfallen wären. Unten sind oft noch Geschäfte, oben drüber  – es ist unbeschreiblich! In manchen dieser Bruchbuden, mit Wellblech ausgebessert, leben tatsächlich Menschen. Solche Zustände habe ich in den Favelas Brasiliens nur selten gesehen! Viele Eingänge sind vollständig vernagelt, die Türen schief und abgeblättert. Der Blick fällt auf die Kathedrale, daneben das gleiche Bild – heruntergekommene Häuser, Wellblech, rostige Balkongitter, abblätternde Farbe, zerstörte Azujelos, abbröckelnder Putz, eines neben dem anderen. Die einstige Schönheit lässt sich gerade noch ahnen…

Und doch ist Porto schlicht und einfach ein Juwel: Es ist Sonntag, Waschtag, vielleicht weil es gestern geregnet hat. Überall hängt Wäsche, vor den Häusern und auf Balkonen, sie bringt Leben und Farbe, fast Hoffnung, in die alten Gemäuer. Üppiger Pflanzenschmuck hilft, über den Verfall hinwegzusehen und trägt oft genug doch dazu bei. Das Viertel um die Kathedrale ist recht gut gepflegt, es wird vorsichtig renoviert, ein staatliches Programm oder ein Fonds hilft. Die Einwohner bemühen sich, doch wie soll frau Wasser schöpfen, mit einem löchrigen Fass?

Gegenüber, in Vila Gaia de Novo, lagern die Portweinfässer zu hunderten. Sie sind alle unterschiedlich groß, denn sie werden immer noch von Hand hergestellt. Keines ist wie das andere.
Wir kosten bei Taylor, einer Portweinkellerei, die seit über 300 Jahren in Familienbesitz ist. Wieder treffen wir auf unglaublich nette, gut deutsch, englisch und französisch, sprechende junge Menschen. Sie führen uns durch den Keller, wir kosten Portwein. Es liegt nicht daran, dass ich darüber nicht mehr erzählen kann – die Herstellung der vielen verschiedenen Sorten ist einfach kompliziert: Manche reifen im Fass, andere in der Flasche, der eine ist weiß und trocken, andere rot, der nächste “tawny” – ich weiß nicht mehr warum! Dann gibt es junge und alte und preiswerte und teure: über 3000 Euro kostet eine Flasche des teuersten, 150 Jahre alten davon gibt es aber auch nur rund 1000 Stück. In Porto gelangen die Portweine nur zur Reife, wachsen, gelesen, mit den Füßen zu Maische getreten und dann zu Portwein gekellert werden sie alle im Douro Tal, wo die Reben teilweise in einzelnen Reihen auf Terrassen wachsen. Es muss wunderschön dort sein!

Portweinfässer - handgemacht

Portweinfässer – handgemacht

Durch diese kleine Öffnung muss jemand in das Fass zum Reinigen kriechen

Durch diese kleine Öffnung muss jemand in das Fass zum Reinigen kriechen

An diesem Nachmittag ist auch ein Trommelwettbewerb.  Ein gutes Dutzend Trommelgruppen zieht entlang des Ufers, vorne weg einer mit einem überlebensgroßem Kopf in der Hand, einer mit dem Dirigierstock und daneben einer mit einer Heiligenfigur. Den Hintergrund der Umzüge finden wir nicht heraus, wir genießen einfach mit allen Sinnen eine der schönsten Hafenstädte der Welt: O Porto, der Hafen – Oh! Porto!

Blick auf Porto

Blick auf Porto

Porto is one of the most beautiful cities, a jewel,  however it is in a very bad state – most people in the Brazilian favelas have better homes!

 

Mit dieser Liebeserklärung an Porto nimmt Yemanja an der Blogparade “Hafenstädte” von Lynn und Lieschenradieschen teil. Schaut vorbei, es gibt gute Beiträge dort!

  • Monika und Petar von Travelworldonline mit
    „Wenn sich Segelschiffe aus aller Welt treffen – beim Tall Ships Festival in Halifax, Nova Scotia“
  • Alicja von Wiktoria’s Life mit
    „Blogparade Hafenstädte: Trójmiasto (Gdańsk, Sopot, Gdynia) in Polen“
  • Candy von Bin ich schon da? mit
    „Rijeka – Kroatiens Hamburg?“
  • Jessica von Yummytravel mit
    „Port Ghalib – ein Geheimtipp in Ägypten“
  • Sebastian von Segeln ist Leben mit
    „Harlingen“
  • Cornelia von Die See kocht mit
    ÆRØ – Zurecht einer der „1000 Places to see before you die“
  • Arne von Akerlin mit Bilder från Stockholm
Povoa de Varzim

2. August 2014
von Steffi
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Póvoa de Varzim

Póvoa de Varzim als schön zu bezeichnen, hieße, all die wahren, touristenüberfüllten Schönheiten dieser Welt zu beleidigen. Doch dieser Ort hat etwas. Hier wird gelebt, oft genug, so scheint es, mehr schlecht als recht.

Festas und Falcimentos

Festas und Falcimentos

Die Häuser entlang der Uferstraße von der Marina in den Ort, könnten einmal mehr so in Salvador stehen. Kein Wunder, stammt doch der erste Gouverneur Brasiliens, der Salvador zur Haupstadt machte, Tomé de Sousa, aus dieser Stadt, mit und nach ihm zogen viele von hier nach dort.

Entlang des Strandes

Entlang des Strandes

Eine der Nebenstraßen im Vorort, in dem die Marina liegt, ist mit Girlanden geschmückt. Das Festa do Mar steht bevor, auch einige Balkone sind liebevoll verziert. Viele Häuser sind gekachelt, über den Eingängen prangt ein Bild eines Schutzpatron oder einer Heiligen. Sie sind zwei- bis vierstöckig, unten ist oft ein recht schicker Laden oder eine Bar. Je mehr wir uns dem Zentrum nähern, umso größer, schöner, verzierter, aber keineswegs besser erhalten, sind die Häuser, umso moderner sind die Läden, obwohl kleine Tandler, Schuster, Friseure, Obstläden und Fleischer immer einen Platz finden. Alte Frauen verkaufen Fische vom Leiterwagen, Witwen scheinen immer noch schwarz zu tragen. Vor den unzähligen Konditoreien stehen die Leute oft Schlange – die für unseren Gaumen schon fast ekelhaft süßen kleinen Kuchen und Teilchen werden gerne gegessen!

Wieder ist die Uferpromende breit und großzügig, mit Brunnen, Bühnen und Monumenten, dahinter prangt prominent das Casino. Am Strand davor stehen blau-weißgestreifte Strandhütten, hunderte, denn der Strand ist lang – er reicht bis hinauf nach Viana do Castelo, hinunter bis Leixãos, doch touristisch genutzt wird er am meisten vor Póvoa de Varzim. Hier, vor den Hochhäusern in erster Reihe und den halbverfallenen Häusern in der zweiten oder dritten, wirkt die Stadt wie ein altes Seebad, das bessere Zeiten gesehen hat, auf die Zukunft hofft, während nichts geschieht und doch alle ihr Bestes geben. Hier ist Europa so, wie es in meiner Kindheit war.

pov casino

Casino

Pov Brunnen

Uferpromenade

 

Dritte Reihe...

Dritte Reihe…

Wir schlendern weiter durch die Gassen und Straßen, kaufen Salat und zwei große Becher voll winzig kleiner, aber sehr guter Oliven, alles für drei Euro. Das Kilo Fleischtomaten kostet im Angebot 39 Cent, die Bananen 79 Cent. Der Schuster, im schwarzen Ruderleiberl, tätoviert und muskelbepackt, mit langen lockigen Haar und Adlernase, erklärt mir, dass meine Schuhe die 10 Euro, die er für neue Sohlen bekommt nicht wert sind – es wäre billiger Kunststoff. Ich erkläre ihm, dass die Marke – Clarks – viel kostet, und ich dafür gerne 10 Euro ausgebe. Wie soll ich ihm begreiflich machen,  dass allein schon sein Laden den Eintritt wert ist? Es herrscht ein unbeschreibliches Durcheinander von Schuhen, Leder, Sohlen, Lederpflegemitteln, Schnallen, Schaufensterpuppen, einer alten Nähmaschine, Garn, nicht auf seinem Arbeitsplatz, nein, davor quasi im Ladenlokal. Ein alter Lederstuhl, Fernseher, Sofa, Computer und dahinter das Altärchen, mit allem was ihm wichtig ist: Pokale, Bilder der Familie, der Vereinsschal, Kreuz, Che Guevarra und Gandhi.

In der Drogeria Lapa kaufen wir zwei Meter Gartenschlauch, um die Leinen vorm Durchscheuern – Schamfilen – zu schützen. Wieder ist es faszinierend, was es auf wenigen Quadratmetern alles zu kaufen gibt. Der Schlauch kostet tres cinquenta cinco, € 3,55, pro Meter, mit dieser Angabe werden wir vertrauensvoll zur Kasse geschickt. Ich hätte dort jeden Preis nennen können, oder nur ein Meter fuffzich – hätt’ keiner gemerkt.

Póvoa de Varzim schwebt zwischen Aufstieg und Niedergang, zwischen Schönheit und Verfall, Reichtum und Armut – es hat eine unvergleichliche, liebenswerte und charmante Atmosphäre. Mit dem Herzen gesehen ist es eindeutig eine schöne Stadt mit einzigartigem Flair.

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To call Póvoa de Varzim beautiful would be an affront to all the really beautiful and tourist filled places in this world. But there is something about this town. Maybe it is that people actually live here more or less.

The houses along the beachside could be in Salvador. No wonder, the first governor of Brazil, founder of Salvador as capital, Tomé de Sousa, came from this town as many other immigrants in Brazil.

One of the small streets parallel to the beach is decorated with garlands, balconies are decorated as well. There is a festivity coming up. Many houses are tiled, next to the entrances there are pictures of a saint or patron. They have about two to four stories, downstairs are bars or quite nice shops. The nearer we get to the town center, the larger, prettier and more decorated the houses become -but not necessarily better kept. There are modern shops, although small ones, fruit stores, butchers and hairdressers always find a place. Old women sell fish, widows still wear black. There are lines in front of the pastry shops – the Portuguese love their very sweet treats.

The beach promenade it wide and generous, there are fountains, stages and monuments. The casino has got a very prominent location. At the beach there are blue and white striped beach houses, hundreds, as the beach is long. It stretches from Viana do Castelo to Povoa de Varzim and goes on till Leixaos. But here it is used a lot. Here, with the high houses in first row and small decayed ones in the second the town appears like an old sea bath, which has seen better times, hopes for the future, while nothing happens and everybody is doing his best. It reminds me of the Europe of my childhood.

We walk through the little streets, buy salad and two cups of small, but excellent olives, all for three Euros. One kilo tomatos costs 39 Cents, bananas 79. The shoemaker tells me that my sandals are not worth the 10 Euros he would get for new soles. However they have been expensive due to the brand, plus I really like them. Also just visiting his shop is worth the money: It is a mess of shoes, leather, threat, polish, an old sewing machine, not behind, in front of the counter. There and old leather chair, a sofa, a TV, a Computer and there is also his wall of fame with family pictures, sport cups, sport shawls, some saints, Che Guevara and Gandhi. Luckily he also repairs my sandals well.

Póvoa de Varzim hovers between  rise and downfall, between beauty and decay, abundance and poverty. It has an incomparable charming air. Seen with the heart it is a beautiful town.

1. August 2014
von Steffi
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Von Viana de Castelo nach Póvoa de Varzim

Endlich segeln! Nach dem dicken Nebel am Vortag drehte der Wind wieder langsam auf nördliche Richtungen, etwa 10 bis 12 Knoten, die Sonne kam raus. So konnten wir recht flott die 25 Meilen nach Póvoa de Varzim, mal mit Wind von der Seite, mal vorm Wind, absegeln. Sissi, die Windpilotin und Franz, der Selbststeuerer, durften sich heute mal zurückziehen und ausruhen, Tomy genoss das Segeln. Vorbei ging es am Wellenkraftwerk vor Aguadouca und einem Windrad  im Bau – wir ziehen es immer wieder vor, Hindernisse weit draußen zu umsegeln. Auch hatte ich die Hoffnung, dort weniger Fischernetze anzutreffen – ich glaub, das war ein Irrtum: Der Slalom durch die Fähnchen hindurch erinnerte mich an einen Spießrutenlauf.  Das hielt die Delphine nicht davon ab, ein wenig zum Spielen vorbei zu kommen!

Kurz vor Póvoa musste wir dann doch noch mal den Motor anwerfen, denn hinter uns kam es recht dunkel – wir hatten weder Lust nass zu werden, noch auf eine ruppige Einfahrt in den Hafen, denn die ist schon bei gutem Wetter nicht ganz ohne, eng mit Felsen. Wellen, die frau vorher nicht gemerkt hatte, warfen uns plötzlich hin und her.

Na, so dramatisch war es auch wieder nicht!

Begleitet wurde unsere Einfahrt vom Heulen der Nebelwarnanlage – der einzige Nachteil hier, denn sie heult auch noch, wenn wieder die Sonne scheint… Und auch schon mal des Nachts. Da heißt es, Nerven bewahren! Die Marina jedoch übertrifft unsere Hoffnungen: Eine freundliche, gut englisch sprechend Dame am Empfang, ein Wachmann in der Nacht, eingezäunt , die Stege sind nur mit Finderabdruck (!) zu erreichen. Hier können wir Yemanja beruhigt zwei Wochen alleine lassen und nach Hause fliegen. Die nahe Metro wird uns nächste Woche zum Flughafen Porto bringen.

Doch vorher gibt es noch einiges zu sehen und zu erleben!

31. Juli 2014
von Steffi
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Barfuß in Viana do Castelo

Die Barfußroute! Endlich haben wir sie erreicht, wenn auch vielleicht nur bis zum nächsten Nebel. Vor Viana do Castelo fror ich noch im kräftigen Wind, schaute sehnsüchtig auf den Berg hinter der Hafeneinfahrt:

“Noch ein Stück, noch eines – gleich sind wir im Windschatten, dann wird es bestimmt wärmer, noch ein kleines Stück, dann frier ich nicht mehr…”
Peng!
Da haute uns die Hitze um!

Peng machte auch der Baum ein paar Mal unterwegs, nein, keine Patenthalse, aber mit wenig Wind und Welle ist ein Vorwindkurs selbst mit Bullenstander und perfekt steuerndem Windpilot kein reines Vergnügen, der Baum ist kaum so fest zu binden, dass er nicht doch etwas schlägt. Irgendwie war gestern der Wurm drin. Bedingt durch zu viel angesagten Wind für montags Nachmittag und Abend, hatten wir unser Vorhaben vor den Islas Cies zu ankern aufgegeben, worüber ich doch etwas enttäuscht war. Nervös machte mich der Gedanke an die Einfahrt in Viana do Castelo, oder genauer die Hinweise im Reeds Nautical Almanac, dass Portugals Häfen bei Wind und Welle schwer bis gar nicht anlaufbar sind. Und wie das so ist, fand meine innere Unruhe auch Ausdruck

Wir setzten das Großsegel noch in der Bucht vor Baiona, wo nur wenig Wind war. Ein, zwei Meilen später blies es mit 22 Knoten, wir hatten mit Groß und Fock zu viel Tuch drauf, ich brauchte meine ganze Kraft um zu steuern. Also sollte ich die Fock einholen, doch sie bewegte sich keinen Millimeter, Tomy musste nach vorne, um die Fockschot, die sich um die Klampe gelegt hatte, zu lösen. Doch meine Kraft reichte immer noch nicht, die Leine rutschte durch meine Hände, die Handschuhe machten es noch schlimmer – bevor ich die Winschkurbel draußen hatte, zog Tomy an der Leine – weg war die Genua.

Das sind so die Momente, in denen ich mir denke: “Scheiße, was machst du, wenn Tomy aus irgendeinem Grund ausfällt?”  Wind und Wellen waren ja im Grunde harmlos!

Dann war der Wind plötzlich weg, fiel auf  7 Knoten, jetzt Vorwindkurs, da spielt  Yemanja in den Wellen, bewegt sich aber kaum vorwärts. Also auch das Groß weg, Dieselwind an, dabei immer Ausschau haltend, denn die Fischernetze vor Portugal sind nur mit schwarzen Fähnchen gekennzeichnet. Die sieht frau erst kurz vorm Drüberfahren. Tomy war dabei die ganze Zeit unleidlich, weil er schließlich um die Welt SEGELN will…

Nur leider nutzt es gar nichts, die Dinge anders haben zu wollen, als sie sind – im Gegenteil, normalerweise wird alles nur schlimmer. Es nutzt auch nichts, wenn ich Tomys Reaktion anders haben will…

Ich erkenne meinen Anteil, dich als meinen Spiegel, bitte vergib mir, ich vergebe dir, ich liebe dich, ich liebe mich, Danke (für die Erkenntnis)!
Ah, Ho’oponopno verfehlt selten seine Wirkung!

Drei Meilen vor Viana do Castelo frischte der Wind wieder auf 22 Knoten auf, doch wir hatten keine Lust mehr auf Action, die Segel blieben unten, der Motor an. So folgten wir dem spanischen Boot vor uns durch die offene Brücke in die kleine Marina. Am Steg winkten schon Leentje und Patrick, das belgische Pärchen von der Silmaril, das wir seit Camaret sur Mer immer wieder treffen.

Das Wiedersehen feierten wir im alten Fischerhafen, der mit seinen bunten Häuschen neben dem Fort liegt. In der Tasquinha da Linda gibt es Brot mit Butter, Käse und Oliven, köstliche Bolinhos de Bacalhau, kleine Garnelen, leckeren gegrillten Fisch, fangfrisch, und guten Wein, danach frisches Obst für 30 Euro pro Person. Das können wir nur genießen!

Zu genießen gibt es hier vieles:

– Die Aussicht von der Kuppel der Basilika der Heiligen Luzia, auch Tempel des Heiligen Herzens von Jesu, soll laut National Geografic die drittschönste der Welt sein. Ich sag’ dazu nichts, seht und entscheidet selbst:

– Der Duft der Eukalyptusbäume beim Abstieg von der Basilika (Rauf ging es mit dem Bähnchen)

–  Herzen – das Symbol der Stadt ist ein Herz, es mutet orientalisch an und soll das Herz des portugiesischen Volkes darstellen. So verstehe ich sowohl die unverständliche Übersetzung in der Broschüre als auch das portugiesische Original. Jedenfalls prangt dieses Herz auf den typischen Stickereien, es hängt gülden von Ohren oder über Busen, es verziert Keramik, Schürzen und Geschirrtücher. Es ist unmöglich zu übersehen.

– Der Blumen- und Stolenbaldachin in den kleinen Gassen der Altstadt:

Blumenhimmel

Blumenhimmel
Tücherhimmel

Tücherhimmel

– Jede Menge Kirchen, hübsche Plätze und reich verzierte Häuser, mit schmiedeisernen Balkonen, mit Kacheln oder steinernen Ornamenten verzierten Fassaden – leider ist es fast unmöglich diese in den engen Gassen zu fotografieren.

– Kramläden wie zu Omas Zeiten, jede Menge Bäckereinen mit süßen Schleckereien, und einen gut sortierten Fleischer – hier wird das Tier insofern gewürdigt, als nichts weggeworfen wird, Hühnerbeine, Hals, Herz, Leber und Magen kommen noch in die Suppe, vom Rind werden nicht nur Steak sondern auch Herz und Magen verkauft, ebenso wird alles vom Schwein verwendet, so wie ich es aus meiner Kindheit kenne.

Kramladen

Kramladen

– ein liebevolles und modernes Trachtenmuseum, in dem frau auch viel über das Leben der Menschen hier erfährt. Es gab eine Tracht, die nur zum Sammeln von Kelp, mit dem die Felder gedüngt wurden, getragen wurde. Sie war aus Wolle, weil beim stundenlangen Waten in den Wassern des Atlantiks die nasse Wolle trotzdem wärmte. Die Hirten schützen sich mit Strohüberwürfen. Am schönsten sind natürlich die Festtrachten, die A Vianesa oder Lavradeira war besonders Farbenprächtig – rot. Sie war mit gestickten Ornamenten und Blumen verziert, um den Reichtum der Menschen und der Fruchtbarkeit des Landes zu zeigen. Nach der eigentlichen Trauerzeit, oder wenn die Frau einen Verwandten, der fern war, vermisste, war die Tracht genauso reich verziert, aber in dunklen Farben, meist blau gehalten.
Im oberen Stockwerk ist zur Zeit eine Ausstellung der Schmuckstücke der Künstlerin Fernanda Vilas Boas zu sehen: Diese Fantasie, diese Extravaganz, diese Farben, alles modern und doch die Tradition der Gegend würdigend – toll. Und praktisch untragbar.

A Vianesa

A Vianesa

– freundliche Menschen, gut die treffen wir überall, aber warum nicht erwähnen? Der Hafenmeister hier behandelt uns alle, als wären wir Gäste in einem exkusiven Hotel. Außerdem sprechen die Menschen hier die zweitschönste Sprache der Welt: Portugiesisches Portugiesisch! 3x dürft ihr raten, welche ich noch schöner finde!

Viana do Castelo, erkundigt in Sandalen, kommt uns vor wie Brasilien mit europäischen Annehmlichkeiten. “Wer es mag, kommt, wer es liebt, bleibt”, behauptet der Slogan der Stadt. Und “Viana bleibt im Herzen”.

In unserem bestimmt, neben vielen anderen schönen Orten auf dieser Welt!

Irdische und himmlische Bedürfnisse vereint

Irdische und himmlische Bedürfnisse vereint

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The barefoot route! We have reached it finally, or at least till the next fog. In front of Viana do Castelo I was still freezing, looking longingly to the hill behind the port entrance: ” Just a view more minutes and the wind will stop, then I will be warm!”
Peng!
The heat was hitting us!

“Peng” was the noise of the day, nothing serious, but going with not much wind from behind through waves is not much fun. I was disappointed as we had to skip anchoring at Islas Cies, due to 30 knots wind and waves. I was also nervous, as the Reeds Nautical Almanac states, that the entrance in Portuguese ports can be impossible in wind and swell. Well, and of course my inner fear manifested outside.

We raised the mainsail and the foresail in the bay of Baiona, there was hardly any wind. But one or two miles out, there it was with 22 knots, I could hardly steer. We had to take down  the foresail, but again, I was not strong enough. Luckily Tomy managed within seconds, but it is an uncertain feeling. What if for some reason he is unable to do so? How can I cope?

Suddenly the wind was gone back to 7 knots, enough for Yemanja to play, but not to move on. So we removed the mainsail as well and turned on the engine. Tomy way grumpy, as he wants to SAIL around the world…

Unfortunately nothing gets better, if you want things to be different than they are. Usually things get worse. And it does not help, if I want him to react differently…

I realize my share, please forgive me, I forgive you, I love you, i love myself, thanks (for the lesson learned)
Ah, Ho’oponopono rarely ever fails me!

3 miles before Viana do Castelo the wind came back, but now we were too lazy to raise sails. We followed the Spanish boat through the open bridge into the small marina. Leentje and Patrick, whom we first met in Camaret sur Mer were waiting for us.

We celebrated the reunion in the old fishing harbour, which is near the fort. In the Tasquinha da Linda you can have bred wiht butter, cheese and olives, Bolinhos de Bacalhau, small shrimps, delicious grilled fish, tasty wine and fresh fruit for 30 Euros a person. All we can do is enjoy this!

There is s lot to enjoy in Viana do Castello:

– The view from top of the Basilica Santa Lucia is according to National Geografic he third best in the world. I am saying nothing, decide for yourself:

– The smell of the eucalyptus when wandering down from the basilica (We went up with the small train)

–  Hearts – the symbol of the town is a heart, which looks quite oriental and stands for the heart of the Portuguese people. At least that is, what I understand.  Anyway you can find it everywhere: On traditional embroidery, in earrings and as pendant, on aprons and ceramics. There is no way to miss it.

– Flowers and scarves hanging above the streets.

– Lots of curches, beautiful houses and little places

– a very interesting and modern museum for traditional costumes, where you can also learn al lot about the life of the people here, as it is mirrored in the clothes. There was a costume only worn for collecting kelp. It was woolen, as the wet wool kept warm when waddling in the cold Atlantic sea.  They used the kelp to fertilize the fields. The guardians used kind of ponchos made of straw. Of course the most beautiful costumes were made for festivities. A Vianesa or Lavradeira used to be very colorful – mainly red. The embroideries ornaments and flowers symbolized  the richness of the people and the fertility of the country. Women still mourning or missing somebody, who lived far away wore the same  costume, but it was less colorful, darker, mainly blue.
There was also an exhibition of jewelry, made by a local artist, Fernanda Vilas Boas: full of fantasy, extraordinary, colorful, honoring the tradition of the area and still very modern. And practically not wearable.

– old fashioned shops, selling everything; lots of bakeries where you can get sweet treats and a butcher, where animals are still honored by using everything, including legs, hearts, lungs, ears …, like my parents did, when I was a kid.

– very friendly people. Okay, we meet friendly people everywhere, but why not mention? The harbour master here treats everybody like a special guest. Also the people here speak the second most beautiful language in the world: Portuguese Portuguese. You may guess, which one I consider to be the most beautiful.

Viana do Castelo, explored in sandals, seems like Brazil but with European comfort. “Who likes it, comes, who loves it stays.” is the slogan of the town. Or: ” Viana stays in the heart.”

It will stay in ours, together with other beautiful locations in this world.