21. Juni 2014
von Steffi
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Sark

Sark hat was. Oder eigentlich hat Sark nichts: Keine Autos, keine Motorräder, keine Straßenbeleuchtung, nur wenige asphaltierte Wege. Das macht es entspannt, dunkel und – staubig.

Sark hat 600 Einwohner, die sich selbst verwalten, kleine Traktoren, Fahrräder und Pferdekutschen. Auf Sark gedeihen Wein, Weizen, Blumen, Schafe und Touristen. Es lohnt sich, über diese kuriose Insel in Wikipedia zu lesen!

Ursprünglich stand Sark gar nicht auf unserer Wunschliste. Von Guernsey ist es nur eine Stunde entfernt und in einer der Buchten gibt es Bojen, die man kostenlos benutzen kann.  Unsere ehemaligen Stegnachbarn von der Seawitch, die wir in St. Peter Port trafen und die jetzt an der Boje neben uns hängen, machten uns neugierig. Die Fotos in den Prospekten sahen einladend aus, mich lockte vor allem La Seigneurie, genauer der Garten derselben. Am Namen dieses Hauses hört man schon: Sark war, wie auch die anderen Inseln, mal in französischer, mal in englischer Hand. Und wie die anderen auch, setzten die Einwohner schon mal falsche Lichter auf die Klippen, um die vorbeifahrenden Handelsschiffe zu täuschen.

Die Bojen heutezutage in Havre Gosselin sind fest und sicher. Doch um in den Strand zu erreichen braucht man ein Schlauchboot. Haben wir. Funkelnagelneu und original verpackt.

Na gut, es gibt immer ein erstes Mal!

Das Aufblasen am Vorschiff klappte sehr gut und kostete nicht unsere letzte Kraft. Auch der Einstieg klappte, ebenso das Anlanden und Treppen hinauftragen: Auch Sark hat eine Steilküste, von hier unten nach oben führen  299 Treppen – ohne Dinghi. Das schleppten wir nur die ersten 10 hinauf, damit es Gezeiten sicher lag.

Oben ist Sark erstaunlich lieblich, mit Weinbergen und Weizenfeldern, es wirkt fast mediterran. Im Ort herrschte geschäftiges Treiben: Eine Ladung Kreuzfahrer musste auf Pferdekutschen verteilt und herumgefahren werden.

Wir besuchten den Garten des Herrenhauses. Hier gibt es nichts zu sagen, seht selbst:

Im Süden von Sark liegt Little Sark, mit der Hauptinsel durch einen Grat verbunden über den ein schmaler Weg führt. Er wurde 1945 von deutschen Kriegsgefangenen neu befestigt. Am Ende des Weges, den einzigen auf Little Sark, liegt ein kleines Hotel mit einem bezauberten Teegarten: Es ist unglaublich, wie beruhigend und angenehm es ist, in einem schönem, ruhigen Garten etwas zu essen, der Stille und den Vogelgezwitscher zu lauschen. Sofort werden Erinnerungen an ähnliche Erlebnisse wach: Das englische Hotel in Petropolis, Brasilien, wo wir mit unseren Kindern waren, oder das Frühstück mit Traude, meiner Schwägerin, in dem familiären B&B in den Weinbergen Südafrikas. Gleichzeitig bin ich hellwach, in diesem Moment.

Was fehlt, ist der dunkle Himmel. Es gibt tatsächlich von künstlichem Licht freie Reservate, um die Sterne beobachten zu können. Sark gehört dazu. Wir lagen gestern bis halb zwölf im Cockpit – ja, da waren mehr Sterne als zu Hause sichtbar. Wirklich dunkel war es immer noch nicht, der Sonnenuntergang im Westen war immer noch schwach zu sehen. Die Milchstraße konnten wir nur ahnen. Die fast kürzeste Nacht des Jahres eignet sich nicht zum Sternegucken!

So oder so, Sark gehört zu jenen Orten, an denen ich mir vorstellen kann, einmal meine Memoiren zu schreiben. Oder einen Bestseller, falls mich nochmals ein Geistesblitz überkommt. Guernsey hingegen ist hübsch, kann aber mit der Bretagne, Wales, Cornwall oder Devon nicht mithalten.

Also Segel hoch!

There is something about Sark. Or maybe nothing: no cars, no street lamps, just a few asphalt paths. That makes it relaxed, dark and – dusty.

There are 600 self governed inhabitants on Sark, small tractors, bicycles and horse drawn carriages.

Wine, wheat, flowers, sheep and tourists are thriving on Sark. Read more about  it in Wikipedia!

Originally we did not plan to visit Sark, although it is only an hour from Guernsey. There are free buoys as well. Our ex-neighbours from the Seawitch, whom we met in St. Peter Port and who are now using the buoy next to us, made us curious. The pictures in the brochures looked inviting and I was tempted by La Seigneurie, especially its garden.

The name of this house tells a lot about Sark’s history. Like the other islands it has been under French and English reign, this was constantly changing. As like the other islanders here they used false navigation lights to trick the ships to the cliffs.

Nowadays the buoys in Havre Gosselin are safe. But to reach the land a dinghy is needed. We do have one. Brand new and originally packed.

Well, there is always a first time!

Inflating the dinghy went quite well, so did entering it. We even managed to carry it up a few steps so secure it from the tides. Then we had to climb up another 299 stairs – Sark is quite a rock!

Once on top it is quite peaceful with vineyards and wheat fields. It has a mediterrean air. In the little village some “crusaders” had to be packed on the horse carriages to be taken around.

We went to the garden of the manor. There is not much to say, see above for photos!

In the south there is Little Sark, connected to the main island with a small  path over the cliffs. At the end of the path there is a small hotel with a charming Tea Garden. It is amazing how relaxing a meal in a beautiful and calm garden is. It reminded me of similar experiences in a hotel in Petropolis, Brazil, and in South Africa. At the same time I am present in the moment.

What is missing is the dark sky. There are actually preserved areas free from artificial light to watch stars. Sark is one of them. So we lay in the cockpit till past midnight in Germany, but it was still kind of light. Yes, there were a few more stars than at home, but we could only guess the Milky Way as there was still a hint of light in the far west.

Anyway, I can imagine to add Sark to those locations where I might write my memoirs. Or a bestseller, just in case I get hit by inspiration. Guernsey on the other hand is nice, but cannot compete with Wales, Devon, Cornwall or Brittany.

Let’s raise the sails!
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18. Juni 2014
von Steffi
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Busfahren auf Guernsey

Großeinsatz der Polizei auf Guernsey!

Ein Bus hatte einen Unfall auf einer Bushaltestelle. Der Verkehr musste umgeleitet werden. Daher stand an jeder Kreuzung ein blutjunger Polizist, der den Verkehr regelte. Jeder dieser Jungs oder Mädels wurde vom Busfahrer gefragt, ob er so und so fahren könnte, um seine Passagiere möglichst nahe an die besagte Bushaltestelle zu bringen.

Und das ist eigentlich das Erstaunlichste daran. Die Busfahrer verstehen sich wirklich als Dienstleister, die fast alles für ihre Kunden tun. Auch mal unterwegs einfangen. Oder einen Umweg fahren. Oder per Funk an der Information nachfragen, ob da noch jemand mitfahren möchte. Und warten.

Busfahren auf Guernsey

Nur uns informierte der Busfahrer leider nicht, dass durch den extra Service unsere Bushaltestelle in anderer Reihenfolge lag. Wir fuhren zu weit und stiegen in der Pampa aus. Wir fanden das Meer und damit unseren Weg, auch wenn wir ihn dadurch anders herum gingen. Die Nordostküste ist flacher und lieblicher, scheint aber auch windgepeitschter zu sein, denn außer dem Fluch der Bretagne – dichter und extrem stacheliger Ginster – wächst nur Gras und Farn mit einigen wenigen Blütenpflanzen dazwischen. Die sind allerdings besonders hübsch!

18. Juni 2014
von Steffi
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Guernsey

Einst, vor 38 Jahren, spazierte ich mit einer Freundin spätabends am Strand vor der Stadtmauer in St. Malo. Es war Ebbe, die Nacht war lau, die Sterne gut sichtbar. Ein junger Deutscher sprach uns an. Er war gerade mit der Fähre aus Jersey gekommen und hätte keine Franc – ob wir ihm aushelfen könnten? Wir könnten Pfund aus Jersey dafür haben, mit denen könnte man zwar sonst nirgends zahlen, aber er bewies seinen guten Willen.

Wie exotisch das klang!

Seitdem schlummert in meiner ausländischen Münzsammlung ein Pfund aus Jersey.
Und seitdem will ich dorthin. Oder wenigstens auf eine der Kanalinseln.

Und so bin ich hier!
Auf Guernsey, nicht Jersey, aber immerhin!

St. Peter Port, der Hauptort ist ein hübsches kleines Städtchen, doch den wahren Charme entfaltet Guernsey an der Küste und den kleinen Dörfern im Inneren.

Beides blüht! Die Kissen der Mittagsblumen entfalten eine unglaubliche Leuchtkraft, die Artenvielfalt auf den Klippen ist unglaublich. Wildblumen, Gräser, Farne, kleine Büsche, immer wieder entdecke ich etwas Neues. Die am weitesten verbreitete Pflanze ist mir total unbekannt! Ist es ein Muscari? Oder eine Orchidee?

Was ist das?

Was ist das?

Die Küste ist grandios!

Guernseys Südküste

Guernseys Südküste

Die Busfahrt zur Küste kostete mich meinen letzten Nerv. Die Straßen sind so schmal, dass der Bus bei Gegenverkehr einfach den Gehweg mitbenutze. Gar manches Mal passte zwischen die Steinmauern und den Bus gerade mal ein Briefumschlag. Spiegel hat er links gleich gar keinen! Jetzt wissen wir auch, warum man hier nicht schneller als knapp 60 km/h fahren darf!

Auf Guernsey wird gebaut und renoviert, als ob die kürzlich in die  EU eingetreten wären! Vermutlich ist eher das Gegenteil der Fall: Eben weil es nicht in der EU ist, schaffen alle Steuerflüchtlinge ihr Geld hierher.

Guernsey scheint außerdem seit jeher zum Upcycling, oder auch Patchwork, zu inspirieren:

Victor Hugo, der hier 15 Jahre im Exil verbrachte, dekorierte sein Haus indem er alte Möbel und Antiquitäten zerlegte und zu Neuem zusammenbaute.  Sehr kreativ, doch ziemlich ungewöhnlich und dunkel, was da raus kam! Wer weiß, was er für diesen Kerzenleuchter verwendete?

Bruder Déodat, ein Mönch, verwendete Scherben, um eine Miniaturversion

Victor Hugo made this chandelier out of... ?

Victor Hugo made this chandelier out of… ?

der Grotte von Lourdes zu bauen: Little Chapel. Jetzt weiß ich, was ich mit meinen Scherben machen kann – im Leben nach dem Boot. Dann hat Pulheim nicht nur gleich viele Einwohner wie Guernsey, sondern auch noch eine Sehenswürdigkeit mehr.

Little Chapel Little Chapel 1

Once upon a time, when I was much younger, I was walking with a friend on the beach under the walls of St. Malo. It was a warm and starry summer night. A young German guy approached us. he had just arrived from Jersey and was in need of some Franc. We could have Jersey Pounds for it, which are useless in the rest of the world.

How exotic!

Since then I have a Jersey Pound in my foreign coin collection.
And since then I wanted to go to Jersey or at least to the Channel Islands.

And that is why I am here.

On Guernsey, not on Jersey, but good enough!
St. Peter Port is a nice little town, but the true charm of the island is revealed in the little villages and on the coast.

Both is flowering profoundly! The variety of plants on the cliffs is amazing. Wild flowers, ferns, grass, bushes, I find something new every few steps. One very common plant, completely unknown to me looks like a muscari but maybe it’s an orchid. Does anybody know?

The coast is just beautiful!

The streets are narrow. The bus driver often had to go on the pedestrian walk. My heart skipped a beat several times when I watched the stone walls go by – only an envelope fitted in between. I now know why the speed limit is 35 miles per hour!

There is lot of construction going on – like Guernsey had become a member of EU recently. But maybe it is because it is not a member: All the non-willing tax payers take their money here.

Guernsey seems to inspire artist to upcycle or for “patchwork”: Victor Hugo was exiled here for 15 years, time enough to decorate his house with stuff that he made of old furniture and antiques. Quite creative and unusual, and mostly too dark for my taste. Anyway, who knows what he used for this chandelier?

Brother Déodat, a monk used broken china to built a miniature version of the grotto at Lourdes: He created Little Chapel. Now I know what to do with all my broken china – in my life after the boat (this is a nice play on words in German). Then Pulheim would not only have as much inhabitants as Guernsey, there would be one sight more.

 

17. Juni 2014
von Steffi
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St. Peter Port

Hier ein paar Eindrücke von St. Peter Port, dem Hauptort auf Guernsey:

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Some of you might not be familiar with the tidal situation in northern France and the Channel Islands: The difference in the water level can be up to 12 m and more:

 

16. Juni 2014
von Steffi
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Race of Alderney

Race of Alderney

Klingt wie ein Pferderennen, ist aber keines.  Das, was hier um die Wette rennt, ist Wasser. Zumindest ist das meine Übersetzung von overflow im nautischem Sinne.  Im Kanal zwischen der Normandie und Alderney überholt der Tidenstrom sozusagen sich selbst, mit bis zu 9 Knoten fließt er hier. Das ist nicht ganz ungefährlich, die Route muss gut geplant werden. Dabei hilft der Reeds Nautical Almanac, die Bibel der englischen Seafarer. Im Reeds steht alles was so rund ums Segeln wichtig ist. Also natürlich auch, wann man in Cherbourg losfahren muss um zum während der geringsten Strudel im Race of Alderney zu sein.

Drei Stunden vor Hochwasser in Dover – wann das ist, steht auch im Reeds.  Wir haben allerdings fünfmal nachgedacht, bis wir sicher waren, welche Zeit das “in Echt” ist. Wir haben gut gerechnet: Mit uns verließ eine ganze Armada Segelschiffe den Hafen von Cherbourg.

Anfangs konnten wir gut segeln, doch dann hatten wir  den Wind genau von hinten, mitten in den Wasserstrudeln des Rennens – das Großsegel nahmen wir direkt runter um keine Halse zu fahren, die Fock flatterte wild. Beides hätten wir fixieren müssen – der Dieselwind war für die relativ kurze Strecke einfacher.

Was Kartenlesen angeht, macht mir so schnell keiner ein X für ein U vor – an Land. Auf See fehlen die Bezugspunkte,  Entfernungen sind schwer zu schätzen, für meine eingeschränkte Tiefenwahrnehmung* ist das eine besondere Herausforderung. Wir brachten beide den Kurs auf der Karte in unserem Kopf nicht in Übereinstimmung mit dem, was wir sahen – sehr verwirrend! Na, irgendwann werden wir das auch können.

Die Armada kam auch in etwa gleichzeitig an. Am Warteponton vor der Einfahrt in die Marina trafen sich alle wieder. Der Mr. Port Controll verteilte Einreise- und Zollerklärungen an alle, auch an die Briten: Guernsey gehört nicht zur EU, aber auch nicht zum United Kingdom. Die Kanalinseln verwalten sich selbst, sind frei und unabhängig, überlassen allerdings ihre auswärtigen Angelegenheiten der Queen.

Die Marina ist mit einem Süll gegen Trockenfallen geschützt, er lag bei unserer Ankunft völlig  frei.  Zwei Stunden später war das Wasser hoch genug, die Port Controll bat uns einzeln hinein, wies jedem einen Platz zu.

Wir wurden an unserem Steg freudig begrüßt: Die Crew der Seawitch, unsere unmittelbaren Stegnachbarn aus Katwoude, hieß uns willkommen.

Vor dem Süll in St. Peter Port

Vor dem Süll in St. Peter Port

Race of Alderney

Sounds like a horse race to me, but no. What’s racing is the water. In the channel between Normandie and Alderney the tidal stream reaches up to 9 knots. This causes overflows, so you have to plan your route carefully. The Reeds Nautical Almanac advises to leave Cherbourg three hours before high water Dover. However we had to think twice, no five times to find the “real” time: UTC, summertime, time in France, time used in the almanac…  Anyway we obviously got it right as lots of ships left Cherbourg with us.

In the beginning sailing went really well, although we had to navigate carefully between all the fishing areas. Later we had wind from behind, which was very uncomfortably in the overflowing sea. So we went by engine again.

I am pretty good reading maps – on land. On sea, however, the chart on the map and what you see looks quite different. We were both really confused! Well, we will learn it with time.

Of course all ships more or less arrived at the same time in front of the marina in St. Peter Port. Port control handed out immigration and customs papers, which everybody, even the British have to fill in: Guernsey is neither part of the EU nor of Great Britain. It’s self governed, however it’s foreign affairs are handled by the English Crown.

There’s a sill protecting the marina from falling dry, so we had to wait for the tide to be high enough for passing it. Two hours later port control guided us in.

What a surprise: We were happily welcomed by the crew of the Seawitch, our neighbors from Katwoude.