18. Juni 2014
von Steffi
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Busfahren auf Guernsey

Großeinsatz der Polizei auf Guernsey!

Ein Bus hatte einen Unfall auf einer Bushaltestelle. Der Verkehr musste umgeleitet werden. Daher stand an jeder Kreuzung ein blutjunger Polizist, der den Verkehr regelte. Jeder dieser Jungs oder Mädels wurde vom Busfahrer gefragt, ob er so und so fahren könnte, um seine Passagiere möglichst nahe an die besagte Bushaltestelle zu bringen.

Und das ist eigentlich das Erstaunlichste daran. Die Busfahrer verstehen sich wirklich als Dienstleister, die fast alles für ihre Kunden tun. Auch mal unterwegs einfangen. Oder einen Umweg fahren. Oder per Funk an der Information nachfragen, ob da noch jemand mitfahren möchte. Und warten.

Busfahren auf Guernsey

Nur uns informierte der Busfahrer leider nicht, dass durch den extra Service unsere Bushaltestelle in anderer Reihenfolge lag. Wir fuhren zu weit und stiegen in der Pampa aus. Wir fanden das Meer und damit unseren Weg, auch wenn wir ihn dadurch anders herum gingen. Die Nordostküste ist flacher und lieblicher, scheint aber auch windgepeitschter zu sein, denn außer dem Fluch der Bretagne – dichter und extrem stacheliger Ginster – wächst nur Gras und Farn mit einigen wenigen Blütenpflanzen dazwischen. Die sind allerdings besonders hübsch!

18. Juni 2014
von Steffi
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Guernsey

Einst, vor 38 Jahren, spazierte ich mit einer Freundin spätabends am Strand vor der Stadtmauer in St. Malo. Es war Ebbe, die Nacht war lau, die Sterne gut sichtbar. Ein junger Deutscher sprach uns an. Er war gerade mit der Fähre aus Jersey gekommen und hätte keine Franc – ob wir ihm aushelfen könnten? Wir könnten Pfund aus Jersey dafür haben, mit denen könnte man zwar sonst nirgends zahlen, aber er bewies seinen guten Willen.

Wie exotisch das klang!

Seitdem schlummert in meiner ausländischen Münzsammlung ein Pfund aus Jersey.
Und seitdem will ich dorthin. Oder wenigstens auf eine der Kanalinseln.

Und so bin ich hier!
Auf Guernsey, nicht Jersey, aber immerhin!

St. Peter Port, der Hauptort ist ein hübsches kleines Städtchen, doch den wahren Charme entfaltet Guernsey an der Küste und den kleinen Dörfern im Inneren.

Beides blüht! Die Kissen der Mittagsblumen entfalten eine unglaubliche Leuchtkraft, die Artenvielfalt auf den Klippen ist unglaublich. Wildblumen, Gräser, Farne, kleine Büsche, immer wieder entdecke ich etwas Neues. Die am weitesten verbreitete Pflanze ist mir total unbekannt! Ist es ein Muscari? Oder eine Orchidee?

Was ist das?

Was ist das?

Die Küste ist grandios!

Guernseys Südküste

Guernseys Südküste

Die Busfahrt zur Küste kostete mich meinen letzten Nerv. Die Straßen sind so schmal, dass der Bus bei Gegenverkehr einfach den Gehweg mitbenutze. Gar manches Mal passte zwischen die Steinmauern und den Bus gerade mal ein Briefumschlag. Spiegel hat er links gleich gar keinen! Jetzt wissen wir auch, warum man hier nicht schneller als knapp 60 km/h fahren darf!

Auf Guernsey wird gebaut und renoviert, als ob die kürzlich in die  EU eingetreten wären! Vermutlich ist eher das Gegenteil der Fall: Eben weil es nicht in der EU ist, schaffen alle Steuerflüchtlinge ihr Geld hierher.

Guernsey scheint außerdem seit jeher zum Upcycling, oder auch Patchwork, zu inspirieren:

Victor Hugo, der hier 15 Jahre im Exil verbrachte, dekorierte sein Haus indem er alte Möbel und Antiquitäten zerlegte und zu Neuem zusammenbaute.  Sehr kreativ, doch ziemlich ungewöhnlich und dunkel, was da raus kam! Wer weiß, was er für diesen Kerzenleuchter verwendete?

Bruder Déodat, ein Mönch, verwendete Scherben, um eine Miniaturversion

Victor Hugo made this chandelier out of... ?

Victor Hugo made this chandelier out of… ?

der Grotte von Lourdes zu bauen: Little Chapel. Jetzt weiß ich, was ich mit meinen Scherben machen kann – im Leben nach dem Boot. Dann hat Pulheim nicht nur gleich viele Einwohner wie Guernsey, sondern auch noch eine Sehenswürdigkeit mehr.

Little Chapel Little Chapel 1

Once upon a time, when I was much younger, I was walking with a friend on the beach under the walls of St. Malo. It was a warm and starry summer night. A young German guy approached us. he had just arrived from Jersey and was in need of some Franc. We could have Jersey Pounds for it, which are useless in the rest of the world.

How exotic!

Since then I have a Jersey Pound in my foreign coin collection.
And since then I wanted to go to Jersey or at least to the Channel Islands.

And that is why I am here.

On Guernsey, not on Jersey, but good enough!
St. Peter Port is a nice little town, but the true charm of the island is revealed in the little villages and on the coast.

Both is flowering profoundly! The variety of plants on the cliffs is amazing. Wild flowers, ferns, grass, bushes, I find something new every few steps. One very common plant, completely unknown to me looks like a muscari but maybe it’s an orchid. Does anybody know?

The coast is just beautiful!

The streets are narrow. The bus driver often had to go on the pedestrian walk. My heart skipped a beat several times when I watched the stone walls go by – only an envelope fitted in between. I now know why the speed limit is 35 miles per hour!

There is lot of construction going on – like Guernsey had become a member of EU recently. But maybe it is because it is not a member: All the non-willing tax payers take their money here.

Guernsey seems to inspire artist to upcycle or for “patchwork”: Victor Hugo was exiled here for 15 years, time enough to decorate his house with stuff that he made of old furniture and antiques. Quite creative and unusual, and mostly too dark for my taste. Anyway, who knows what he used for this chandelier?

Brother Déodat, a monk used broken china to built a miniature version of the grotto at Lourdes: He created Little Chapel. Now I know what to do with all my broken china – in my life after the boat (this is a nice play on words in German). Then Pulheim would not only have as much inhabitants as Guernsey, there would be one sight more.

 

17. Juni 2014
von Steffi
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St. Peter Port

Hier ein paar Eindrücke von St. Peter Port, dem Hauptort auf Guernsey:

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Some of you might not be familiar with the tidal situation in northern France and the Channel Islands: The difference in the water level can be up to 12 m and more:

 

16. Juni 2014
von Steffi
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Race of Alderney

Race of Alderney

Klingt wie ein Pferderennen, ist aber keines.  Das, was hier um die Wette rennt, ist Wasser. Zumindest ist das meine Übersetzung von overflow im nautischem Sinne.  Im Kanal zwischen der Normandie und Alderney überholt der Tidenstrom sozusagen sich selbst, mit bis zu 9 Knoten fließt er hier. Das ist nicht ganz ungefährlich, die Route muss gut geplant werden. Dabei hilft der Reeds Nautical Almanac, die Bibel der englischen Seafarer. Im Reeds steht alles was so rund ums Segeln wichtig ist. Also natürlich auch, wann man in Cherbourg losfahren muss um zum während der geringsten Strudel im Race of Alderney zu sein.

Drei Stunden vor Hochwasser in Dover – wann das ist, steht auch im Reeds.  Wir haben allerdings fünfmal nachgedacht, bis wir sicher waren, welche Zeit das “in Echt” ist. Wir haben gut gerechnet: Mit uns verließ eine ganze Armada Segelschiffe den Hafen von Cherbourg.

Anfangs konnten wir gut segeln, doch dann hatten wir  den Wind genau von hinten, mitten in den Wasserstrudeln des Rennens – das Großsegel nahmen wir direkt runter um keine Halse zu fahren, die Fock flatterte wild. Beides hätten wir fixieren müssen – der Dieselwind war für die relativ kurze Strecke einfacher.

Was Kartenlesen angeht, macht mir so schnell keiner ein X für ein U vor – an Land. Auf See fehlen die Bezugspunkte,  Entfernungen sind schwer zu schätzen, für meine eingeschränkte Tiefenwahrnehmung* ist das eine besondere Herausforderung. Wir brachten beide den Kurs auf der Karte in unserem Kopf nicht in Übereinstimmung mit dem, was wir sahen – sehr verwirrend! Na, irgendwann werden wir das auch können.

Die Armada kam auch in etwa gleichzeitig an. Am Warteponton vor der Einfahrt in die Marina trafen sich alle wieder. Der Mr. Port Controll verteilte Einreise- und Zollerklärungen an alle, auch an die Briten: Guernsey gehört nicht zur EU, aber auch nicht zum United Kingdom. Die Kanalinseln verwalten sich selbst, sind frei und unabhängig, überlassen allerdings ihre auswärtigen Angelegenheiten der Queen.

Die Marina ist mit einem Süll gegen Trockenfallen geschützt, er lag bei unserer Ankunft völlig  frei.  Zwei Stunden später war das Wasser hoch genug, die Port Controll bat uns einzeln hinein, wies jedem einen Platz zu.

Wir wurden an unserem Steg freudig begrüßt: Die Crew der Seawitch, unsere unmittelbaren Stegnachbarn aus Katwoude, hieß uns willkommen.

Vor dem Süll in St. Peter Port

Vor dem Süll in St. Peter Port

Race of Alderney

Sounds like a horse race to me, but no. What’s racing is the water. In the channel between Normandie and Alderney the tidal stream reaches up to 9 knots. This causes overflows, so you have to plan your route carefully. The Reeds Nautical Almanac advises to leave Cherbourg three hours before high water Dover. However we had to think twice, no five times to find the “real” time: UTC, summertime, time in France, time used in the almanac…  Anyway we obviously got it right as lots of ships left Cherbourg with us.

In the beginning sailing went really well, although we had to navigate carefully between all the fishing areas. Later we had wind from behind, which was very uncomfortably in the overflowing sea. So we went by engine again.

I am pretty good reading maps – on land. On sea, however, the chart on the map and what you see looks quite different. We were both really confused! Well, we will learn it with time.

Of course all ships more or less arrived at the same time in front of the marina in St. Peter Port. Port control handed out immigration and customs papers, which everybody, even the British have to fill in: Guernsey is neither part of the EU nor of Great Britain. It’s self governed, however it’s foreign affairs are handled by the English Crown.

There’s a sill protecting the marina from falling dry, so we had to wait for the tide to be high enough for passing it. Two hours later port control guided us in.

What a surprise: We were happily welcomed by the crew of the Seawitch, our neighbors from Katwoude.

13. Juni 2014
von Steffi
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Tidenstrom

Sanfter Wind, keine Welle, Sonnenschein – so hab ich mir den Einstieg ins Seglerleben bestellt. Was ich vergessen habe, ist, für günstigen Tidenstrom zu sorgen.

Nun gut, wir haben einiges gestern gelernt:

1. Hole dir den Rat von Einheimischen und integriere ihn in dein Wissen und deine Berechnungen. Tu dann das, was dir richtig erscheint. Denn niemand kennt dein Boot so gut wie du.

Wir hatten am Vortag den Marineiro gefragt, wann die günstigste Zeit sei, um nach Cherbourg abzulegen. Drei Stunden vor Hochwasser in Le Havre, also 8 Uhr morgens, war die Antwort. Dann hätten wir 7 Stunden den Tidenstrom mit uns. Wir waren nach unserem Ausflug nach Honfleur müde und rechneten nicht mehr nach. Dabei hatte ich in Erinnerung, dass wir früher los müssen, um den starken gegenläufigen Tidenstrom vor Cherbourg zu vermeiden. Sicher, wir hätten dann die Tide vorher gegen uns gehabt: mit vielleicht 1 Knoten, nicht mit bis zu 3!

2. Sissi arbeitet so gut wie Franz, allerdings braucht sie eine liebevolle, geschickte Hand.

Sissi?
Franz?
Woher die Neigung der Langzeitsegler kommt, ihre technischen Helfer mit Namen zu belegen, weiß ich nicht. Vielleicht fühlen sie sich so auf den Ozeanen der Welt weniger allein.
Franz jedenfalls war im Ersten Weltkrieg der Spitzname für die Navigatoren in Flugzeugen. Daher kommt auch das Wort “verfranzen” für verirren oder verfahren. Na und dem Franz steht halt die Sissi zur Seite…
So heißt also unser Autopilot, der steuert wenn der Motor läuft Franz, weil er stark und kräftig ist, auf Knopfdruck reagiert  und viel Energie braucht.
Der Windpilot, die anmutige, leichte Sissi hingegen steuert bei Wind. Sie richtig einzustellen braucht Geduld und Geschickt. Doch dann folgt sie zuverlässig ihrem Kurs.

3. Kaps mit unterschiedlichen Tiefen und Tidenströmungen sind kochende Hexenkessel, aber bei wenig Wind wenigstens nur lästig und faszinierend, aber nicht gefährlich.

Um von unten nach Cherbourg zu kommen muss man ums Eck. Und genau dort ist der größte Tidenstrom. Das Wasser kocht. Eigentlich toll. Nur mühselig zu steuern, selbst für Franz. Um einen Kurs von 264 Grad zu fahren, wirbelt es einmal nach 200° dann wieder nach 310°. Bei mehr Wind könnte das fatal werden. Also in Zukunft lieber weiter und außen rum fahren.

4. Bei 3,5  Beaufort und schiebender Tide fliegen wir mit über 8 Knoten übers Wasser. Ohne Wind und Gegenstrom von fast 3 Knoten braucht es einen kräftigen Motor für 1,9 Knoten.

5. Nachts in einen unbekannten Hafen zu fahren verlangt volle Aufmerksamkeit, selbst in heller Mondnacht. Cherbourg hat es sich noch dazu zur Aufgabe gemacht, rund um den Hafen jede Menge roter und grüner Lichter zu installieren. Welches sind nun die entsprechenden Einfahrten? Nun, wir haben sie gefunden! Zum ersten Mal alleine nachts einen Hafen angesteuert – bin stolz auf uns!

Rechts versinkt die Sonne rotglühend im Meer, links geht der Vollmond auf…

We learnt a lot yesterday!

1. Ask the advice of locals but integrate it to your knowledge. Nobody knows your boat as well as you do.

The day before we had asked in the Marian, what the best time to leave for Cherbourg would be. 3 hours before high water, was the answer. We would then have the tide with us for 7 hours. After our tour to Honfleur we were too tired to check and count and plan. However, we had looked at it before, so we kind of knew that we should leave earlier to have the tide with us just before Cherbourg. Yes, this would have meant to have it against us for longer before – but with 1 knots, not with 3.

2. Franz and Sissi are both working well, however Sissi needs a loving and skilled hand.

I have no clue, why long term sailors name their devices. Maybe they feel less lonely on the huge ocean.
Anyway, Franz used to be the nickname for the navigator on airplanes during World War I. So we named the strong autopilot steering when under engine Franz. He reacts immediately on pushing the buttons and needs lots of energy.
You may need to know, that there was an emperor called Franz in Austria and his wife was Empress Elisabeth, called Sissi. Romy Schneider got famous acting Sissi, everybody in Germany and Austria know this kitsch.
This is the reason why we called the wind pilot Sissi. It takes a while to adjust her, but then she is as reliable as Franz even in strong winds.

3. The water at a cap can be boiling, stay away! Luckily there was no wind and wave, so we were safe. Actually watching the water was pretty fascinating. Steering on the other hand was a challenge: To go 264 degrees, the needle went between 200° and 310°.

4.  With 3.5 Beaufort and tide from behind we fly over the water with 8.2 knots, without wind and tide against us with 1.9 knots. Luckily we have a strong engine.

5. Entering a port a night is a challenge, even when the moon is shining brightly. The many red and green lights around the harbor in Cherbourg added to it. But we made it. We can do it! I am proud.

The red sun setting to the right, the full moon rising to the left…