2. Juli 2014
von Steffi
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Vauban Turm in Gefahr

Camaret sur Mer lässt sich wirklich einiges einfallen, um seinen Gästen und Bewohnern etwas zu bieten. Da ist einmal  Vauban Turm, Teil der Befestigungstanlagen aus dem 17. Jahrhundert, in dessen Katakomben sich die Toiletten der Marina befinden. Daneben steht eine hübsche kleine Kapelle, vor dieser die heutzutage größte Attraktion: der Schiffsfriedhof. Die alten Fischerboote sind wirklich beindruckend. Alles zusammen auf einer kleinen Halbinsel gelegen könnte das äußerst hübsch sein – wenn da nicht diese schwarze Halle einer kleinen Werft, ein unansehnlicher Kasten, den Blick von so gut wie jeder Seite vollkommen verschandeln würde.

Schiffsfriedhof, Kapelle, Turm Vauban, rechts der dunkle Schandfleck

Schiffsfriedhof, Kapelle, Turm Vauban, rechts der dunkle Schandfleck

Bis heute um halb zwei Uhr nachmittags jedenfalls. Da waren wir in den Katakomben pinkeln. Eine halbe Stunde später, als wir zur Boulangerie um zwei Tarte aux Fraises gingen, war sie, unbemerkt von uns, schon halb abgebrannt. Niemand störte sich daran, dass wir, die Arbeiter und eine Horde Schulkinder neben der Kirche standen und der Feuerwehr bei der Arbeit zusahen. Doch zurück über den Quai gehen ließ uns die Polizei dann nicht mehr: In dem Gebäude wären explosionsgefährliche Maschinen.

Bürger von Camaret, und ihr habt zugelassen, dass die neben euren Kleinoden stehen???? Und die UNESCO auch? Denn der Vauban Turm gehört zum Weltkulturerbe! Oder hat euch/uns da einer Quatsch erzählt?

Abgebrannt sieht die Halle jetzt wenigstens antik aus…

Dennoch: Dem Besitzer, den Menschen, die dort arbeiteten: Alles Gute für die Zukunft! Den möglichen Verletzten: Gute und schnelle Besserung! Den Einsatzkräften: Danke! Den Einwohnern und Besuchern: Eine dem Kulturerbe würdige und ebenbürtige Umgebung!

Mögen die Vorfälle zu eurer aller Besten sein!

Uns brachte ein Boot des Hafenmeisters wieder zurück, gemeinsam mit einem holländischen Paar, das gerade aus der Biskaya kam: “Wartet noch ab,” war ihr Rat, “und wenn ihr drinnen seid, nicht zu viel denken!!!”

Feuer in Camaret

Blick von Camaret

 

Camaret sur Mer is quite creative entertaining their inhabitants and guests. There is the  Vauban tower, part of the fortress built around 1695. In its catacombs there are the toilets of the marina. Next to it is a very nice little chapel, and in front of this the most photographed sight of Camaret: The ship cemetery.  The old wooden fisher boats are really impressive. Al together this would be a quite pretty sight – if it weren’t for the ugly black industrial building in the middle of all!

At least until two this afternoon. We went to the catacombs and all was fine, half an hour later when we set off for the boulangerie, it was almost burnt down. We did not notice this as we were too far down with the ebb to look over the harbor wall. Anyway, we, some school kids and workers watched the fire brigade for some minutes, nobody cared. It was still fuming then. But when we wanted to do back, the police would not let us, despite the lack of fume now. There are explosive goods in there, was their argument.

Are you kidding? Inhabitants of Camaret, how could you allow this to be installed right next to your crown jewels? Or UNESCO? The  Vauban tower is part of the world cultural heritage. Or did somebody trick us or you?

Well, burnt down the building looks at least somehow antique…

Still, there’s people involved: All the best to the owner, workers, the possible injured, the fire brigade and inhabitants!

We were brought back by the harbor master’s dinghy, together with a couple just coming up north from the Bay of Biscay: ” Wait a bit,” they said, “and when you are in do not think too much!”

1. Juli 2014
von Steffi
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Warten auf Biskaya-Wetter

Passageweather.com, windfinder.com, Grib files via Sailmail, zusätzlich eine Grafik  eines Wetterexperten – uns raucht der Kopf. Überall sind bunte Pfeile, Wellenlinien – sogenannte Isobaren, blaue, grüne und gelbe Flächen, Fähnchen mit mehr oder weniger Häkchen dran, Stabdiagramme; die Windstärken sind mal in m/s, mal in Beaufort, mal in Knoten angegeben; manche Grafiken sind hübsch animiert, bei anderen kann man mit der Maus drüberfahren und bekommt genau die Wettersituation zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmen Ort gezeigt. Ist wirklich sehr interessant und hübsch anzusehen! Nur eines können all diese wunderbaren Grafiken und Voraussagen trotzdem nicht:

Unsere Frage beantworten!

Wie sieht das optimale Wetter aus, um über die Biskaya zu segeln?  Genauer: Wie sieht das Wetter aus, bei dem wir uns zutrauen, gut über die Biskaya zu kommen?

Die Biskaya, jene Bucht zwischen der Bretagne im Norden und Galicien, bzw. dem Baskenland im Süden, hat es in sich. Sie ist berüchtigt für ihre Stürme, vor allem im Herbst und im Winter. In ihr steigt innerhalb weniger Seemeilen die Wassertiefe von rund 200m auf 4000m. Diesen Kontinentalschelf kann frau bei Google Maps in der Satellitenansicht  gut erkennen.

Biskaya - Bay of Biscay

Biskaya – Bay of Biscay

Da Wellen eine hoch-tief  Bewegung sind, türmen sie sich an diesen Stellen besonders hoch auf, ähnlich wie ein Tsunami, der ja auch erst an den flachen Küsten Schaden anrichtet. Dazu kommen noch ein paar andere lokale Wellenphänomene. Wir brauchen also guten Wind, wenig Welle und eine stabile Wetterlage, um möglichst gut da rüber zu kommen, zweimal übrigens, einmal im Norden, einmal im Süden. Das günstige Wetter muss also auch gute drei Tage halten, denn solange dauert es schon, bis wir drüben sind. Und nein, nachts wird nicht auf 4000m geankert – es wird weitergefahren, einer hält immer Wache.

Das nächste Wetterfenster könnte sich morgen auftun, dann haben wir die ersten beiden Tage fast zu wenig Wind, dann eher viel Wind, aber auf die Nase. Dann müssen wir nachts kreuzen. Oder wir warten, vielleicht bis Montag. Dann kommt der Wind aus der richtigen Richtung und auch in einer passablen Stärke, aber die Wellen sind viel höher,  außerdem reicht die Vorhersage nicht weit genug in die nächste Woche, um sagen zu können: An diesen Tagen stimmt alles! Andrerseits kursiert unter Seglern ohnehin das Gerücht, dass Kaffeesatzlesen zuverlässiger ist, als jeder Wetterbericht.

Sicher, wir werden in unangenehmere Bedingungen geraten. Wir müssen allerdings nicht bewusst in etwas hinein segeln, von dem wir glauben, dass es unser Können übersteigt. Wir haben unseren Kindern versprochen, gut auf uns achtzugeben. Und wir sind mit unserem Zögern in guter Gesellschaft: Einer der bekanntesten deutschen Langfahrtsegler gestand, dass er so lange auf ein Wetterfenster wartete, bis er über die Biskaya motorte.

Die Entscheidung nimmt uns keiner ab, auch nicht der genaueste Wetterbericht.

passageweather.com, windfinder.com, Grib files via Sailmail, help from an weather expert – our heads are fuming. There are colored arrows, wavy lines, blue and green and yellow patches, flags with hooks on it and much more. Wind force is given in m/s, beaufort or knots.  Some graphs are nicely animated, in others you move the mouse over a location and it gives you details for a specific time. All very interesting and entertaining to watch. But there is one thing that all these graphs and forecasts cannot do:

Answer our  question!

How does the optimum weather forecast to cross Biscay look like? Or, more precisely, hoe does the weather look like, that we consider suitable for us to sail to Spain?

The Bay of Biscay is the gulf between Brittany and Spain. Parts of the continental shelf extend far into the bay, resulting in fairly shallow waters in many areas and thus the rough seas for which the region is known. The shelf can be clearly seen on Google Maps , satellite view. Also the fall and winter storm are extremely severe and dangerous. It is crossed best between June and End of August, as far westerly as possible.

We need fair wind and low waves, for about three days. That is how long it will take us. And no, we will not anchor at 4000m depth at night, we have to sail through!

We are considering leaving tomorrow, then there will be hardly any waves, not much wind either for the first two days. Then there is wind, but we would have to sail against it, probably during the night. We could also wait till maybe Monday. Then the wind is more favorable, the waves a bit higher. Part of the problem is, that the forecast does not go far enough into the future. On the other hand, some sailors say reading the crystal ball is more precisely anyway than looking at weather forecast.

Surely we will have worse conditions under way, but we need not sail into condition deliberately, that we do not feel prepared for.  We promised our kids to be extra careful. We are also in good company. One of Germany’s best known longtime sailors told me, that he waited o long that he finally went by engine.

At the end of the day it is up to us to make a decision…

29. Juni 2014
von Steffi
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Chenal du Four

Mein Gott, machen diese Segelhandbücher ein Wasser um den Chenal du Four ;-) ! Dabei war der zahm wie ein alter Gaul. Kann aber auch daran liegen, dass wir alle Ratschläge beherzigt haben:

Wir warteten ab, bis die Welle sich etwas gelegt hatte und der Wind nicht gegen den Tidenstrom stand. Wie empfohlen, legten wir drei Stunden vor Hochwasser Brest in L’Aber Wrac’h ab, um beim Kippen der Tide am Leuchtturm Le Four zu sein. Nicht bedacht dabei hatten wir, dass es um 4 Uhr früh noch verdammt finster in Finisterre ist – wir konnten nur sehr langsam fahren, um weder Felsen, noch Austerbänke noch Fischernetze zu streifen. Außerhalb des Aber war der Wind morgens früh noch recht mau, doch Welle war genug – es schaukelte uns ganz schön hin und her: Hier war das Pferd noch bockig. Doch es passte alles: Vor dem Le Four kam der Wind, die Welle legte sich, die Tide kippte und die Sonne vertrieb die Wolken – ruhiges Segeln zwischen Festland und Inseln, beides mit Flachwasserzonen und Felsen. Im letzten Teil des Chenal du Four floss das Wasser wieder wild durcheinander, allerdings gemächlich und ohne Welle. Da möchte ich nicht unter schlechteren Bedingungen durch!

So sind wir also in Camaret sur Mer, bereit zur ersten großen Herausforderung, dem Queren der Biskaya. Wir sind jetzt vier Wochen unterwegs, haben 604 Seemeilen, also rund 1118 km, bis Cameret sur Mer hinter uns gebracht. Wir waren mit einer Geschwindigkeit von rund 5 Knoten, also 5 Seemeilen pro Stunde oder knapp 9 km/h unterwegs. Mit anderen Worten: Wenn wir uns ein Auto mieten sind wir, laut  Google Maps in 9 Stunden und 57 Minuten zu Hause, plus zwei Stunden mit dem Bus nach Brest und Auto mieten.

Irgendwie frustrierend, aber auch tröstlich!

Steffi in Cameret sur Mer

Steffi in Cameret sur Mer

Sailing Almanacs make a big fuzz about Chenal du Four, however it was easy for us. Maybe, because we followed all their recommendations: We waited till the wind would be with the tide. We left L’Aber Wrac’h three hours before high water Brest, to make sure we’d arrive at lighthouse Le Four when the tide turns to our favor. What we did not consider was, that it is still pretty dark in Brittany at 4 o’clock in the morning. So we had to go really slowly to avoid oyster banks, fishing grounds and drying rock. Outside the Aber W’rach there was still some waves, due to the winds the days before. There wasn’t much wind either which made it a bumpy ride. However, when we arrived at Le Four, the tide turned, wind came up, the waves went down and the sun came out. Smooth sailing! At the end of La Four the water was kind of choppy, though no waves – no need to be there in worse conditions!

Now we are in Camaret sur Mer, ready for the first big challenge, crossing the Bay of Biscay. We have been on our way for 4 weeks now, we went for 604 nm, about 1118 km, in a speed of 5 knots, 5 nm an hour, or 9km/h. If we rent a car we would be home in 9 hours and 57 minutes, as Google maps is informing me. Going to Brest by bus and actually renting the car would add another two hours.

Kind of frustrating, and at the same time comforting though!

Gustav: Von Ijmuiden nach Aber Wrac’h

28. Juni 2014 von Steffi | 1 Kommentar

Beim Warten auf günstigeres Wetter hab ich Zeit für ein wenig Spaß:

Some fun, while waiting for suitable weather.

Diese Galerie enthält 12 Bilder

27. Juni 2014
von Steffi
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Ausflug nach Lannilis

Fast vier Wochen lang waren Wind und Sonne uns hold, doch langsam wendet sich das Blatt. Wir müssen noch um die obere Ecke der Bretagne, dann durch den Chenal du Four nach Brest, besser nach Camaret sur Mer, um dort dann auf gutes Wetter für die Biskaya zu warten. Doch erst mal kommen wir nicht mal bis dahin: Wind und Welle sind gegen uns, und das auch noch kräftig.

So scheint es uns jedenfalls. Sicher wird uns noch heftigeres Wetter begegnen, also mehr als 20 Knoten Wind und 2 m Welle. Diesmal fällt dies noch mit Tidenstrom zusammen. Alles in allem vielleicht immer noch etwas, über das wir in ein paar Monaten lachen, im Moment trauen wir uns das in der Kombination nicht zu. Die Biskaya können wir vor Ende nächster Woche wegen des Wetters sowieso nicht angehen, also warum nicht hier warten?  Es ist schön hier, die Vorratskisten und der Kühlschrank sind noch gut gefüllt, im Schlick gibt es Muscheln und im Meer essbare Algen ;-) Oder Restaurants. Oder einen Bus zum nächsten Supermarkt.

Der fährt auch schon im Juni, wie wir herausfinden konnten. Der Winterfahrplan hier gilt nämlich vom 3. September bis 3 Juli. Im Sommer kommen dann doch genügend Touristen, um diesen zu ändern. Außerhalb der Saison ist in dem größeren Ort Lannilis nichts, aber auch gar nichts los. Und zur Mittagszeit noch weniger.

Wir wanderten heute den Aber Wrac’h entlang flussaufwärts. Durch Wälder und Felder führte der Weg bis zu dem Hafen Paluden. Der Fluss wird immer enger, auch hier liegen noch Austernbänke, auch hier regieren die Gezeiten das Leben am Wasser. Und bis hier hinein liegen noch große Segelschiffe. Von Paluden folgten wir der Straße entlang nach Lannilis, in der Hoffnung dort einen Bus oder Transport zurück und ein kleines Kaffeehaus für eine Stärkung zu finden.

Den Franzosen ist ihr Mittagessen heilig. Die Restaurants, fein eingedeckt, sind gut gefüllt, die Teller biegen sich. Für Deutsche, die einfach nur einen Kaffee und ein belegtes Baguette wollen, ist kein Platz. Imbissbuden? Gibt es nicht. Die Boulangerie, in der man morgens durchaus Kaffee und Hörnchen bekommt, hat zu. Wie alles andere auch. Dass die Geschäfte zwar sonntags geöffnet sind, aber an den anderen Tagen von 9 bis 12 und dann von 14 bis 18 Uhr, wussten wir ja. Dass sogar der Supermarkt Mittagspause hält, hat uns dann aber doch überrascht.

Was soll’s, die Welt ist bunt und vielfältig, immer wieder neu!

Und Manner Schnitten gehen immer!

Paluden

Paluden

Wind and sun were gentle with us during the past four weeks, but this is changing now. We still have to go around the corner of North Brittany, then through the Chenal du Four to Brest, better to Cameret sur Mer. There we will wait for the best weather to cross the Bay of Biscay. But at the moment we do not even get that far, wind and waves are against us. At least that is our impression. Certainly we will have heavier weather than a bit more than 20 knots wind and 2 m waves. But there is also the tidal stream. Maybe we will laugh about these conditions in a few month, but at the moment we feel not experienced enough to deal with it. We can’t start crossing Biscay till end of next week due to the weather, so why not wait here? It is beautiful, the chests and the fridge are full, and there are clams and sea salad;-). And restaurants. And a bus to the supermarket.

The bus is actually going in June as well. The schedule for winter – from Sept 3rd to July 3rd – does not show  one. But obviously there are enough tourists in summer for a regular bus. Out of season there is nothing, absolutely nothing to do in Lannilis, the next large village. And around noon it is dead.

We hiked along  Wrac’h towards land today. Winding through fields and woods the path lead to the little port Paluden. The rivers becomes more and moe narrow, still influenced by the tide and lined with oyster banks. There are still rather large sail ships moored in there. From there we walked along the street to Lannilis, hoping to catch a bus back and for some coffee and sandwich.

The French appreciate their lunch. The restaurants, nicely set, are crowded, the plates full. For Germans, looking for coffee, is no room. The boulangerie, open all morning for coffee and croissant, is closed. Everything is closed. We did know, that shops in France are open from 9-12 and 2-6, but we were surprised that even the supermarket was closed during noon.

Oh well, the world is colorful and surprising!

And Manner wafers are always tasty!