16. September 2014
von Steffi
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Wir sind dann soweit

So. Wir wären dann soweit! Die Wäsche ist gewaschen, die Nöppelkes* an Deck ausgebessert, der Motor nochmal überprüft und die Vorräte sind aufgefüllt. Mit dem Shuttle Service des Porto Recreio de Oeiras fuhren wir zum großen Supermarkt und kauften ein, vor allem Wasser, Bier und Saft, letzteren um das Bier zu strecken. Ob wir das Radler in Segler umbenennen sollten?

Außerdem Nudeln, Reis, Mehl, Zucker, Hefe, Tomatensoße, Oliven, Kaffee, Tee, Toilettenpapier, Küchenrolle, Essig, Olivenöl, Nüsse, Rosinen…

Obst und Gemüse ließen wir liegen, das holen wir vom Markt, dann wenn es wirklich losgeht. Die Tomaten waren nämlich so sehr gekühlt, dass ich schon Angst hatte, sie zerlaufen, wenn sie auftauen! Am Markt ist die Chance größer, dass die Früchte noch nicht im Kühlhaus lagen. Ungekühltes Gemüse hält nämlich länger…

Wurst und Käse werden wir auch erst kurz vor der Abfahrt holen, hält sich ja auch nicht so lange. Wir sitzen ja noch ein wenig fest!

Denn der Wind und das Wetter spielen verrückt! An Portugals Küste weht im Sommer ein beständiger Wind aus nördlichen Richtungen. Normalerweise. Nicht so dieses Jahr. Der Wind schwächelt aus südlichen Richtungen, seit drei, vier Wochen und kein Ende ist in Sicht. Ein Azorentief nach dem anderen braut sich über dem Atlantik zusammen und bringt beständigen Wind genau, aber auch haargenau, aus der Richtung in die wir wollen: Madeira! Heute mal zur Abwechselung mit 20 bis 30 Knoten.

Mehr als 500 Seemeilen liegen vor uns, also vier bis fünf Tage auf See. Der Motor kann da mal über ein paar Stunden Flaute hinweg helfen, für viel mehr reicht der Diesel nicht, damit kommen wir sowieso nicht gegen viel Wind an. Außerdem wollen wir endlich segeln! Hart am Wind kreuzen finde ich aber auch nicht so prickelnd, nicht fünf, sechs Tage lang.

So wie es jetzt aussieht, können wir vielleicht Samstag oder Sonntag los, erst ein Schlag genau nach Westen, dann nach Süden. Theoretisch ginge das jetzt auch, nur besteht jetzt Gefahr unterwegs in heftiges Wetter zu kommen. Ab dem Wochenende ist endlich ein Hoch im Anflug! Vielleicht geht es dann auch direkter.

Wind, wann bist du soweit?

Das Gute ist: Es gibt weitaus schlechtere Orte, um festzuhängen! Das Internet funktioniert, die Gäste der Marina können den Pool nutzen, unsere Freunde von der Silmaril und der Ganescha sind hier. Und die jungen Frauen und Männer, die hier in der Marina arbeiten sind umwerfend freundlich, hilfsbereit, aufmerksam und natürlich! Großartige Menschen!

Gustav schwebt im 7. Schweinehimmel: Dank meiner Mutter, die einkaufen war, und der Firma Ulbrich, die das Paket schickte, ist seine Versorgung mit Mannerschnitten und Marillenmarmelade vorerst gesichert:

Gustav und der Proviant

Gustav und der Proviant

PS: Gustav sagt, ich soll nicht so unverschämt lügen: Er isst doch gar keine Mannerschnitten, auch keine Marillenmarmelade oder Mozarttaler!

 

* Eigentlich Noppen; die kleinen Teakholz-Stifte, die die Schrauben des Teakdecks verdecken. Alles klar?

15. September 2014
von Steffi
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Longitude Act

Wer heute über die Meere fährt, schaltet irgendein Gerät mit Karte und GPS ein – Laptop, iPhone, Plotter, Garmin, Yellow Brick – und weiß immer auf wenige Meter genau wo er ist. Auch auf dem Meer. Keiner der modernen Seefahrer macht sich mehr Gedanken über eine Navigation ohne GPS, oder die genaue Bestimmung der Länge oder Breite. Oder darüber wie spät es ist.

Das Unglaubliche ist: Die Entdecker Amerikas, auch die alten Ostindienfahrer wussten auf See nie wirklich, wo sie sich befanden: Die geografische Länge war bis Mitte des 18. Jahrhunderts nicht genau bestimmbar! Das machte die Fahrten gefährlich und teuer, weil dadurch Umwege durch bekannte Gewässer gefahren werden mussten.

Vor 300 Jahren lobte deshalb die englische Regierung im Longitude Act einen Preise aus, für denjenigen, dem es gelang die geografische Länge auf 0,5 Grad genau zu bestimmen. 20 000 Pfund sollte derjenige welche erhalten, ein einfacher Arbeiter lebte damals von 10 Pfund im Jahr! Es gab verschiedene Ansätze das Ziel zu erreichen, eines beinhaltete genaue Zeitmessung. Die genauesten Uhren der damaligen Zeit gingen am Land täglich etwa eine Minute falsch, im Geschaukle der See und extremen Temperaturschwankungen versagten sie völlig. John Harrison gelang es schließlich einen Chronometer zu bauen, der den Ansprüchen genügte, um den Preis musste er dennoch kämpfen. Auch Tobias Meyer, Waisenkind und selbstgelehrtes Geometriegenie, bekam einen Teil des Preis für seine Mondtabellen, die ebenfalls für die Navigation genutzt werden konnten.

Das erfuhren wir im Marinemuseum in Belem. Na ja, nicht ganz. Dort war zwar eine Ausstellung “300 Years Longitude Act”, aber die Details hab ich in Wikipedia nachgelesen. Ist ganz schön kompliziert, sowohl alles rund um das Längenproblem, wie auch die Navigation ohne GPS!

Unglaublich was unsere Vorfahren alles geleistet haben, mit viel Entbehrung, Mut, Wissbegierde und Abenteuerlust sie die Welt erkundeten!

Und heute fahren wir in großen schiffsförmigen Yogurtbechern mit “Schöner Wohnen” Ambiente und allen möglichen elektronischen Schnickschnack übers Meer und halten uns für Helden!

Das ist schon zum Staunen und Wundern!

Bisher haben wir nur wenige Schiffe auf großer Fahrt getroffen, die kleiner waren als unseres, die Anima Mea und die Sputnik II, sind zwei davon. An diesem Steg liegen auch ein paar junge Norweger, zu vier,t in einem kleinerem Schiff als unseres. Alle anderen sind größer, oft genug viel größer!

Da sind riesige Katamarane unterwegs, die eine ganze Box für sich beanspruchen und sich wundern, dass sie auch dafür zahlen müssen: Mindestens 50% mehr als Einrümpfer.

Andere sind immer noch groß genug, 13 m ist praktisch das Minimum, um jegliche Annehmlichkeit an Bord zu haben, die das moderne Leben so bietet: Waschmaschine, Tiefkühltruhe, Mikrowelle, Thermomix, Duschkabine, Watermaker, Flachbildschirm…

Mit anderen Worten, all das haben wir nicht. Wollen wir nicht. Okay, ‘ne Waschmaschine wäre schon super, aber bisher taten es auch die in den Marinas. Und so viele Klamotten brauchen wir unterwegs gar nicht. Bei den Waschmaschinen trifft man auch immer interessante Leute, denn natürlich haben nicht alle Schiffe eine an Bord. Oder sollen wir uns eine Campingwaschmaschine besorgen? Die braucht aber 220 V!

Um die Welt segeln mit all dem Komfort von zu Hause? Nur schaukelnd? Wo bleibt da das Abenteuer, der Entdeckergeist, ja, das sich selbst entdecken, die Einfachheit, das Wenige, das der Mensch eigentlich zum Leben braucht?

Und all das Equipment, das da drauf ist, riesige Plotter z.B. Manchmal, so scheint es, muss es das mangelnde Können der Crew ersetzen. Anlegemanöver sind da immer wieder ein schönes Beispiel, auch eines bei dem ich mich selbst an der Nase nehmen muss. Denn ich stelle mich immer noch oft genug ziemlich dämlich an! Aber zumindest schaffen wir beide das alleine, wenn auch nicht immer ohne Blessuren.

Und immer wieder ARC-Teilnehmer. Ja, natürlich haben wir auch überlegt, ob wir mit der ARC, der Altlantic Ralley for Cruisers des World Cruising Clubs, von Gran Canaria nach St. Lucia über den Atlantik fahren sollen. Es muss schon toll sein, in großer Zahl unter Pomp and Circumstances abzulegen… Auch die Vorbereitungskurse sind sicher hilfreich. Wir haben viele erfahrene Segler unter den Teilnehmern getroffen. Und genauso viele bei denen wir uns fragen, ob sie nicht der Illusion von Sicherheit einer großen Veranstaltung erliegen, ähnlich wie jeder der genügend Kleingeld hat heutzutage auf den Himalaya kriechen kann, ist ja alles organisiert.

Da draußen, auf dem Atlantik, bist du immer noch auf dich selbst gestellt! Ob dir da ein anderer Teilnehmer helfen kann und will? Ja, will! Uns ist zu Ohren gekommen, dass die viel beschworene Gemeinschaft noch lange nicht hält, was sie verspricht.

Wir haben uns letztendlich dagegen entschieden: Wir sind keine Herdentiere, sind immer einen eigenen Weg gegangen, wobei wir Herden, Rudel und Schwärme durchaus lieben und achten. Sie sind nur nichts für uns. Wir wollen frei sein! Frei, dahin zu segeln wohin wir wollen, bleiben, solange wir wollen, weiter ziehen, wann wir wollen und Wind und Wetter es zu lassen.

Oder die Pläne unserer Töchter!

15. September 2014
von Steffi
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Oeiras, Belem und Lissabon

Am Ufer der Einfahrt in den Tejo, jenen Fluss, an dem Lissabon liegt, reiht sich Villa an Villa, auch Fort an Fort. Die Einfahrt nach Lissabon muss einst die bestgesicherste Europas gewesen sein!

Fort in Oeiras

Fort in Oeiras

Cascais und Estoril sind die reichen Vororte der Stadt, mit schlossähnlichen Häusern aus alten Zeiten, modernen Villen, breiten Promenaden und allem, was dazu gehört. Nachdem ich das gesehen habe, mache ich mir keine Sorgen mehr um Portugal: Geld ist da!

Was fehlt ist vielleicht ein Mann vom Format eines Sebastião de Mello, einer der den bestehenden Strukturen und Seilschaften mit Weitblick, Verstand und Uneigennutz trotzt. Vielleicht braucht es auch ein Erdbeben, damit so ein Mann Reformen angehen kann: Sebastião de Mello, Premierminister nach dem welterschütternden Erdbeben 1755, organisierte den Wiederaufbau Lissabons als moderne Stadt, schaffte in der Folge die Sklaverei in Portugal und den indischen Kolonien ab, reformierte die Wirtschaft, schuf dabei unter anderem die erste geschützte Weinbauregion der Welt – das Douro Tal – und legte sich mit Kirche und Adel an. Ironischerweise erhielt er für seine Verdienste den adeligen Titel Marquis von Pombal.

Auch Oeiras ist eine gepflegte Vorstadt mit einem Fort, schönen Stränden, Palmen, Schwimmbädern, der Marina und der Strandpromenade. Auf ihr bewegt sich alles: laufend, schlendernd, mit Rollerblades, auf Skateboards, mit Fahrrädern und Karts, im Rollstuhl oder mit Stock, mit Hund und Kind und Kegel: Vorne läuft der Hund, dann die Eltern, dahinter die Kinder auf dem Fahrrad.

In Belém, dem kulturellem Zentrum, herrscht am Wochenende Hochbetrieb, die Portugiesen flüchten aus der Stadt, die Touristen in die Museen, denn sonntags ist freier Eintritt. Wir schenken uns das Hieronymus Kloster, auch wenn es das schönste Gebäude in Lissabon ist: Wir haben es in guter Erinnerung von unserem letzten Besuch hier vor 12 Jahren. Damals waren wir nicht beim Torre de Belem, auch nicht beim Monument der Entdecker – beides ist eindrucksvoll und wird von uns von außen besichtigt. Freier Eintritt heißt ja auch durchgeschoben werden und anstehen. Das haben wir uns in Sintra geschworen, tun wir nie wieder in unserem Kulturraum.

Monument der Entdecker

Monument der Entdecker

Torre de Belem

Torre de Belem

Dafür bewundern wir Fortbewegungsmittel aus vergangenen Zeiten: Die Kutschen der königlichen Familie und der Päpste im Kutschenmuseum, die Schiffe der Entdecker, der Fischer, der Marine, auch die der Könige im Marinemuseum, wo auch ein paar alte Wasserflugzeuge ausgestellt sind.

In Lissabon, übrigens auch in den Vororten, fällt uns als erstes auf, was im restlichen Portugal fast völlig fehlt: Graffiti von der Sorte der Schmiererei, nicht der von mir vielbewunderten Kunst. Eigentlich spricht das gegen allgemeinen Wohlstand und für Verfall, zumindest für Gefälle zwischen Arm und Reich. Ist euch schon mal aufgefallen, dass nicht immer Größe oder Prunk wohlhabende Menschen umgibt, aber ziemlich sicher Sauberkeit und Ordnung oder wenigstens gepflegte und gewollte Unordnung? Deko nennt frau das heute…

Abseits der Touristenrouten herrscht auch in Lissabon Verfall vom Feinsten, doch der Stadt fehlt der Charme: Zu enge Straßen, obwohl sie einst als unsinnig breit galten, zu hohe Häuser, enge Fluchten. Hätte Sebastião de Mello sie doch nur noch breiter bauen lassen!

Durch die Straßen der Cidade Baixa werden Touristen in allen möglichen Gefährten transportiert: Rote Hopp-on Hopp-off Busse, Linienbusse, modere Straßenbahn, alte Tram, Taxis, Rikschas und Busse mit Kreuzfahrern, dazu die Autos, Motorräder und Lieferwägen der Bevölkerung.

Die Kreuzfahrer, gekennzeichnet mit Schildchen, folgen Fähnchen und Täfelchen und entlocken mir ein Stoßgebet: “Quelle des Lebens, lass mich nie alt genug für eine Kreuzfahrt werden! Und wecke in mir Nachsicht und Verständnis für jene, die Kreuzfahrten toll finden!”

Nein, mit Lissabon werden wir nicht warm!

Vielleicht tu ich der Stadt auch unrecht, wenn ich sie nicht mit dem Herzen sehen kann. Erfahrung, Erwartung, meine Einstellung, vielleicht auch mein Frust darüber, dass der Wind uns hier festhält, erschweren es mir, begeistert zu sein.

Mansion after mansion, villa after villa, fort after fort are overlooking the approach to Lisbon and the river Tejo. Cascais and Estoril are the rich suburbs of the city, with mansions of old times and modern villas, wide promenades and all that makes it special. After seeing this I am no longer worried about Portugal: There is enough money.

What may be missing is a leader like Sebastião de Mello, who modernized Portugal and built up Lisbon after the world shaking earth quake in 1755. He ended slavery in Portugal and in the indian colonies, reformed the economy, established the Douro Valley as first wine region in the world and made himself lots of enemies in church and aristocracy. Ironically he was named Marques de Pombal for all his achievements.

Oeiras, where we are berthed, is a well kept suburb as well, with a fort, beaches, palm trees, pools, the marina and a promenade. There’s a lot of movement there: running, walking, strolling, roller blading, skating, biking, in wheel chairs or with crutches, accompanied by kids and dogs: Dog first, then the parents running, followed by the kids on their bikes.

There are a lot of people in Belém, the cultural center of Lisbon, on the weekend. The Portuguese flee the city, the tourists take advantage of the free entry to the museums on Sunday. We skip the famous and beautiful Hieronymus monastery: We have enjoyed our visit there 12 years ago. At that time we did not see the Torre de Belem and the monument of Discovery. Both are impressing from outside. As we neither do want to queue, nor be pushed through we do not go in.

Instead we admire old carriages, ships and planes in the museum of carriages and the marine museum.

In Lisbon and suburbs we cannot help noticing what is almost entirely missed in the rest of the country: graffiti, but not the arty one. To me this is a sign of poverty and depression. Did you ever notice that it is not necessarily splendor which accompanies wealth and abundance but almost always tidiness and decoration?

Just a step away from the usual tourist paths there is decay in Lisbon as well, but the city misses charm. The streets are too narrow, although they once were thought to be too wide, the houses too high. Sebastião de Mello should have built them even wider!

Tourists are driven through Cidade Baixa in all kinds of vehicles: red hop-on hop-off busses, regular busses, modern metro, old fashioned tram, rickshaws, taxis, busses with cruisers, plus the cars, motor bikes and lorries of the inhabitants.

No we won’t become friends, Lisbon and us!

I may wrong the city if I can’t see it with the eyes of my heart. Experience, expectation, approach, or maybe my frustration about the wind coming from the wrong direction make it difficult for me to be enthusiastic.

14. September 2014
von Steffi
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Challenge – meine Herausforderung

Meine persönliche Herausforderung besteht aus einem Sprungturm. Vor vielen, vielen Jahren, vierzig oder so, gab es im Badner Strandbad noch einen 10m Turm. Meine um 20 Jahre ältere Schwester liebte das Leben und so sprang sie in ihrer Jugend mit Begeisterung vom Zehner. Vor 40 Jahren zwar nicht mehr, aber was sie konnte, musste ich doch wenigstens versuchen, oder?
Einmal oben gab es für mich nur mehr einen Weg runter: Springen! Sonst hätte ich mir ja eine Blöße gegeben…

Damals  war ich 15 oder 16.

Etwa 20 Jahre später, nachdem ich 15 Jahre nicht mal vom Beckenrand ins Wasser gesprungen bin, wollte ich dann im Pulheimer Bad vom Dreier springen. Meine Kinder können es bezeugen. Ich stand oben. Es war ein regnerischer Tag, viele Besucher waren nicht im Bad. Den wenigen bot ich ein unterhaltsames Schauspiel.

Ich bin nicht gesprungen. Auch nicht vom Einer, glaub ich.

Und Köpper kann ich schon gar nicht. Nie gekonnt. Ich spreche immer nur von ganz normalen Fußsprüngen.

Und das ist meine persönliche “Challenge”: Wenigstens vom Dreier springen…

Meine Herausforderung

Meine Herausforderung

Tag 1: Ich schwimme 10 Bahnen, also 500m, bin außer Atem, dann klettere ich auf den Einer. Das Wasser unter mir ist glasklar. In diese unendliche Tiefe kann ich doch nicht springen!

Irgendwann tue ich es doch.

Tomy zeigt mir nochmal wie ich mich mit dem Kopf voran vom Beckenrand ins Wasser fallen lassen kann. Ich mache den ersten Kopfsprung meines Lebens! Oder besser Kopffaller.

Mir fehlt der Atem!

Tag 2: Wir springen zuerst, da hab ich mehr Luft. Wird der Kopffaller zum Köpper? Seien wir gnädig: Ja! Fußsprünge vom Einer, kein Problem, die höheren Türme sind zu meiner Erleichterung gesperrt.

Wir sind die einzigen im Bad, die Badewascheln oder Bademeister würden mir sicher aufsperren…

Ich stelle mich auf den Einer, Arme nach unten. Ich muss mich nur fallenlassen…

Im letzten Moment zucke ich jedes Mal zurück.

Kein wirklicher Fortschritt heute, aber Plateau gefestigt!

Nach uns gehen die Badewascheln springen: Ich bin nicht allein! Einer dieser schnittigen Jungs macht perfekte Köpper mit Anlauf vom Fünfer. Vom höheren Brett passt er, nimmt die Leiter.

Tag 3: Ich schaue vom Dreier in die Tiefe. Mein Kopf erzählt mir etwas von einem unangenehmen Gefühl in der Magengrube beim Fallen. Er sagt auch, dass es ja in einer Zehntelsekunde wieder vorbei wäre. Ich springe vom Einer.

Tag 4: Bin erschöpft vom Schwimmen und Besichtigen: Ruhetag!

Tag 5: Zu viele Kinder am Sprungturm – ich will mich doch nicht blamieren!

Tag 6: Ausflug nach Lissabon, wir sind zu müde.

Tag 7: Mentaltraining! Das viele Schwimmen tut meiner Figur gut, atemlos bin ich auch nicht mehr.

Tag 8: Mein Verdacht bestätigt sich. Der Schmerz an meiner Oberschenkelinnenseite kommt von den Fußsprüngen vom Einer: Obwohl ich die Beine wie eine ängstliche Jungfrau zusammenpresse, reißen sie beim Aufprall aufs Wasser etwas auseinander, genug für eine Zerrung. Mit dem Dreier, das wird also erst mal nichts.

Ich bin erleichtert.

“Dann musst halt einen Köpfsprung machen!” sagt Tomy. Niemals! Nicht vom Dreier, der Einer ist schon unbezwingbar hoch!

Doch ich stehe wieder oben, am Einer, die Augen fest zu, die Zehenspitzen stehen über, die Arme hängen schon fast im Wasser, der Hintern ist in der Höh…

Einfach fallen lassen! Es könnt’ so einfach sein!

Zweimal klettere ich wieder runter, springe kopfüber vom Beckenrand.

Beim dritten Mal………

 

lass ich mich fallen……..

 

JAAAAAAAAA!

JAAAAAAAAA!

Ich bin so stolz auf mich! 54 Jahre, 9 Monate und 2 Tage musste ich alt werden um meinen ersten Köpfler vom Ein-Meter Brett zu machen!

Na ja, eigentlich war es ein Bauchfleck!

Die Herausforderung geht weiter!

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My personal challenge is this diving paltform. Seome fourty years ago there still was a10m diving platform in Baden’s pool. My late sister, 20 years older than me loved live and jumping from it when she was young. So I thought “If she can, i can do it.”

Once on top there was only one way down for me: jumping. Otherwise I would have made a fool of myself.

I was 15 or 16 back then.

About 20 years later, after I have not been jumping from anything for at least 15 years I tried to jump from three meters in our local pool. My kids were witnesses. I was up there. It was a rainy day, hardly anybody there. Those few watching had fun!

I did not jump that day, not even from one meter.

And I never in my life took a header! When i am talking of jumping I talk of just that – take a step forward and of you go!

So here is my personal “Challenge”: To jump from three meters, at least…

Day 1: After swimming 500m I am breathless. Still I climb onto the one meter platform. The water beneath me is crystal clear: There is no way I can jump into this bottomless deep!

And then I do it!

Tomy shows me how to take a header, or better or to let myself fall into the water head first.

I take the first header of my life!

I do not have enough breath…

Day 2: We jump first, so that I am less breathless. I improve my headers. I jump from a meter. the higher platforms are closed, I am relieved!

We are the only ones at the pool, surely the pool attendants would open it for me…

I climb on the meter, arms down, all I have to do it let go…

But I can’t.

After that the attendants are jumping. I am not alone having troubles to overcome my fear! There is one cool guy taking a perfect header from five meters, but climbs down from the higher platform

Day 3: I look down into the deep from three meters. My mind tells me something about a nasty sensation when falling. It also tells me it would be over in a fraction of a second. I jump from a meter.

Day 4: We are tired from swimming and sightseeing

Day 5: Too many kids around – I am not making a fool of myself.

Day 6. Sightseeing Lisbon, we are tired

Day 7: More mental training. All that swimming is great for my shape, I am no longer breathless.

Day 8: The pain in my tights obviously comes from jumping. No jumping from three meters till it is healed. I am reliefed

“Then you’ve got to take a header!” Tomy says. Never, not from three meters! One is more than enough!

So here I am again, one meter, eyes tightly shut, toes overlapping, arms down, almost touching the water, butt high up in the air…

Let go… it could be so easy!

Twice I climb down again, taking a header from the pool edge.

The third time…….

 

I let go…….

 

I am very proud of myself. With 54 years, 9 month and 2 days old i took my first header from the one meter platform!

Okay, it rather was a belly flop!

The challenge goes on…

13. September 2014
von Steffi
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Percebes & Peixe

Percebes begegneten uns das erste Mal in A Coruna. Da lagen diese kleinen Füßchen auf unserem Meeresfrüchteteller: kleine, ledrige Stiele mit klauenförmigen Hufen daran. Sie erinnerten uns an Schildkrötenbeinchen, Tomy mochte sie nicht essen. Damit wäre ihr Tod völlig für die Katz gewesen, also probierte ich eines der Beinchen, nicht ohne es vorher einer genauer Inspektion zu unterziehen. Daran bin ich geübt, mein Vater hat mir früher schon vorgeworfen, dass ich die Gerichte vor dem Verzehr einer wissenschaftlichen Untersuchung unterziehe. So stellte ich schnell fest, dass das, was da vor mir auf dem Teller lag keine Füßchen waren, eher so etwas wie Seeanemonen. Aber wie sie heißen, und was es wirklich ist, erschloss sich uns erst hier in Portugal. Zwar wurden sie auch in Spanien auf dem Markt verkauft, doch immer ohne Bezeichnung und mein Spanisch ist lausig. Bisschen verstehen ist eine Sache, nach etwas zu fragen, etwas anderes. Am Markt in Figueira da Foz aber war alles angeschlagen, auch Percebes.

Percebes

Percebes

Entenmuscheln heißen sie auf Deutsch, sind aber Rankenfußkrebse. Sie wachsen dort, wo das Meer die Felsen peitscht, es ist gefährlich sie zu ernten, dementsprechend kostet eine gute Qualität angeblich auch vergleichsweise so viel wie der ähnlich klingende Mercedes: Bis zu 150 Euro das Kilo!

Auf der Suche nach Percebes stieß ich auf Chez Matze. Chez Matze ist ein Freund von gutem Essen und gutem Wein, von Fisch, Käse und anderen Gaumenfreuden, die er bisher vor allem in der Bretagne, Paris, Lissabon, Istanbul, Bangkok und zuletzt Tokio genießen konnte. Darüber schreibt er in seinem Blog, und das ist genauso köstlich und liebevoll zubereitet, wie ein gutes Gericht: Erstklassige Zutaten oder Info, gekonnt verarbeitet, also geschrieben. Wenn ihr gerne reist, esst und lest, dann tut mal eurer Buch und euren Kindle zur Seite, und nehmt den Laptop und Chez Matze mit ins Bett!

Portugals Grundnahrungsmittel sind Peixe, Fische, vor allem Sardinen und Bacalhau. Bacalhau ist Kabeljau, er wird getrocknet und eingesalzen, sein gewöhnungsbedürftiger Geruch erfüllt alte Markthallen und moderne Supermärkte gleichermaßen. Früher war es das Salz von Aveiro, das ihn haltbar genug machte, um ihn mit auf große Fahrt zu nehmen: Ohne Bacalhau wäre Amerika nie entdeckt worden, bis Indien wäre auch keiner gelangt, die Seefahrer wären unterwegs verhungert.

Ob das eine Option für unsere Atlantiküberquerung ist? Bacalhau an der Reeling backbords, Choriço steuerbords?

In Peniche ist die zweitgrößte Sardinenfischereiflotte Portugals beheimatet. Eines Morgens konnten wir beobachten, wie die Fischer das riesige Netz auf dem Hafenplatz auslegten, flickten und dann wieder auf ihr Boot verholten: Es wollte nicht und nicht enden, die Größe machte mir Angst! Da kann doch keine einzige Sardine des Schwarms entkommen, sonst auch nichts! Wie sollen so neue Sardinen entstehen? Täte es der halbe Fang, dafür ums doppelte verkauft, nicht auch? Eine Sardine, gegrillt, kostet selbst im Restaurant nicht mehr als 1,50 Euro. Mit Beilage!

Fischerboot in Peniche

Fischerboot in Peniche

Darüber hinaus hab ich nicht mal in der Bretagne mehr verschiedene Fischsorten und Meeresfrüchte auf den Märkten, ja selbst im Supermarkt gesehen, als in Portugal. Mit Bildchen erklärt, wie sie alle heißen und in Grundzügen wie sie zubereitet werden, steht auch bei Matze.

Der Fischmarkt in Lissabon, der Mercado da Ribeira in der Cais de Sobré, war leider eine Enttäuschung, denn es gibt ihn tatsächlich so gut wie nicht mehr: Die große Halle ist seit Mai diesen Jahres ein schicker Gourmettreff, durchaus geschmackvoll für den Gaumen und das Auge und durchaus einen Besuch wert. Im Gang daneben gibt es eine große Auswahl an Obst und Gemüse, im letzten, schmalen Gang ein paar verloren wirkende Fischstände. Die sind im Vergleich zu dem, was es in Deutschland an Fisch gibt immer noch gut sortiert. Doch während wir mit großen, staunenden Augen an den üppigen und an Varianten reichen Fischständen in Figueira da Foz und Nazaré standen, so waren wir hier über das magere Angebot erstaunt.

Mercado do Ribeira

Mercado da Ribeira

Ovas de Pescada, den Rogen des Seehechtes, wollte ich mal ausprobieren, paniert und ausgebacken. Nun, sie sehen aus wie ein siamesischer schlaffer Penis, fühlen sich an wie die dazugehörigen schlappen Hoden. Richtig behandelt birgt schlaffe Männlichkeit durchaus Potenzial für Genuss, wenn auch selten für den Gaumen. Bei Ovas de Pescada hingegen, würde ich behaupten, ist Hopfen und Malz verloren, oder auch Paniermehl und Öl. Vielleicht lag es ja auch an meinen Kochkünsten – immerhin waren die Ovas essbar!

Ein Foto erspar ich euch!

Ein sensationeller Leckerbissen hingegen entsteht, wenn Portugal auf Japan trifft: gegrillte Sardinen Niguri! Gibt es im Time Out Mercado da Ribeira bei Sea Me!