Percebes & Peixe

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Percebes begegneten uns das erste Mal in A Coruna. Da lagen diese kleinen Füßchen auf unserem Meeresfrüchteteller: kleine, ledrige Stiele mit klauenförmigen Hufen daran. Sie erinnerten uns an Schildkrötenbeinchen, Tomy mochte sie nicht essen. Damit wäre ihr Tod völlig für die Katz gewesen, also probierte ich eines der Beinchen, nicht ohne es vorher einer genauer Inspektion zu unterziehen. Daran bin ich geübt, mein Vater hat mir früher schon vorgeworfen, dass ich die Gerichte vor dem Verzehr einer wissenschaftlichen Untersuchung unterziehe. So stellte ich schnell fest, dass das, was da vor mir auf dem Teller lag keine Füßchen waren, eher so etwas wie Seeanemonen. Aber wie sie heißen, und was es wirklich ist, erschloss sich uns erst hier in Portugal. Zwar wurden sie auch in Spanien auf dem Markt verkauft, doch immer ohne Bezeichnung und mein Spanisch ist lausig. Bisschen verstehen ist eine Sache, nach etwas zu fragen, etwas anderes. Am Markt in Figueira da Foz aber war alles angeschlagen, auch Percebes.

Percebes

Percebes

Entenmuscheln heißen sie auf Deutsch, sind aber Rankenfußkrebse. Sie wachsen dort, wo das Meer die Felsen peitscht, es ist gefährlich sie zu ernten, dementsprechend kostet eine gute Qualität angeblich auch vergleichsweise so viel wie der ähnlich klingende Mercedes: Bis zu 150 Euro das Kilo!

Auf der Suche nach Percebes stieß ich auf Chez Matze. Chez Matze ist ein Freund von gutem Essen und gutem Wein, von Fisch, Käse und anderen Gaumenfreuden, die er bisher vor allem in der Bretagne, Paris, Lissabon, Istanbul, Bangkok und zuletzt Tokio genießen konnte. Darüber schreibt er in seinem Blog, und das ist genauso köstlich und liebevoll zubereitet, wie ein gutes Gericht: Erstklassige Zutaten oder Info, gekonnt verarbeitet, also geschrieben. Wenn ihr gerne reist, esst und lest, dann tut mal eurer Buch und euren Kindle zur Seite, und nehmt den Laptop und Chez Matze mit ins Bett!

Portugals Grundnahrungsmittel sind Peixe, Fische, vor allem Sardinen und Bacalhau. Bacalhau ist Kabeljau, er wird getrocknet und eingesalzen, sein gewöhnungsbedürftiger Geruch erfüllt alte Markthallen und moderne Supermärkte gleichermaßen. Früher war es das Salz von Aveiro, das ihn haltbar genug machte, um ihn mit auf große Fahrt zu nehmen: Ohne Bacalhau wäre Amerika nie entdeckt worden, bis Indien wäre auch keiner gelangt, die Seefahrer wären unterwegs verhungert.

Ob das eine Option für unsere Atlantiküberquerung ist? Bacalhau an der Reeling backbords, Choriço steuerbords?

In Peniche ist die zweitgrößte Sardinenfischereiflotte Portugals beheimatet. Eines Morgens konnten wir beobachten, wie die Fischer das riesige Netz auf dem Hafenplatz auslegten, flickten und dann wieder auf ihr Boot verholten: Es wollte nicht und nicht enden, die Größe machte mir Angst! Da kann doch keine einzige Sardine des Schwarms entkommen, sonst auch nichts! Wie sollen so neue Sardinen entstehen? Täte es der halbe Fang, dafür ums doppelte verkauft, nicht auch? Eine Sardine, gegrillt, kostet selbst im Restaurant nicht mehr als 1,50 Euro. Mit Beilage!

Fischerboot in Peniche

Fischerboot in Peniche

Darüber hinaus hab ich nicht mal in der Bretagne mehr verschiedene Fischsorten und Meeresfrüchte auf den Märkten, ja selbst im Supermarkt gesehen, als in Portugal. Mit Bildchen erklärt, wie sie alle heißen und in Grundzügen wie sie zubereitet werden, steht auch bei Matze.

Der Fischmarkt in Lissabon, der Mercado da Ribeira in der Cais de Sobré, war leider eine Enttäuschung, denn es gibt ihn tatsächlich so gut wie nicht mehr: Die große Halle ist seit Mai diesen Jahres ein schicker Gourmettreff, durchaus geschmackvoll für den Gaumen und das Auge und durchaus einen Besuch wert. Im Gang daneben gibt es eine große Auswahl an Obst und Gemüse, im letzten, schmalen Gang ein paar verloren wirkende Fischstände. Die sind im Vergleich zu dem, was es in Deutschland an Fisch gibt immer noch gut sortiert. Doch während wir mit großen, staunenden Augen an den üppigen und an Varianten reichen Fischständen in Figueira da Foz und Nazaré standen, so waren wir hier über das magere Angebot erstaunt.

Mercado do Ribeira

Mercado da Ribeira

Ovas de Pescada, den Rogen des Seehechtes, wollte ich mal ausprobieren, paniert und ausgebacken. Nun, sie sehen aus wie ein siamesischer schlaffer Penis, fühlen sich an wie die dazugehörigen schlappen Hoden. Richtig behandelt birgt schlaffe Männlichkeit durchaus Potenzial für Genuss, wenn auch selten für den Gaumen. Bei Ovas de Pescada hingegen, würde ich behaupten, ist Hopfen und Malz verloren, oder auch Paniermehl und Öl. Vielleicht lag es ja auch an meinen Kochkünsten – immerhin waren die Ovas essbar!

Ein Foto erspar ich euch!

Ein sensationeller Leckerbissen hingegen entsteht, wenn Portugal auf Japan trifft: gegrillte Sardinen Niguri! Gibt es im Time Out Mercado da Ribeira bei Sea Me!

 

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