24. September 2014
von Steffi
1 Kommentar

Auf dem Weg nach Madeira – erster bis dritter Tag

Dieser Blogeintrag wurde ursprünglich per Pactor über Funk gepostet, mit fehlenden Buschstaben. Hier jetzt die “richtige Version” zum Vergleich.

Der dritte Tag auf See neigt sich dem Ende zu, ich versuche der Trägheit zu entkommen und mich an die vergangenen Stunden auf See zu erinnern:

Vier Stunden nach Verlassen des Hafens kreischt wieder der Alarm – Motor heiß! Mit Segel weiter? Langsam und auch noch mit schlechtem Kurs?

Zehn Minuten später läuft er wieder, hämmert noch ein wenig und dann schnurrt er wieder – alles ohne erkennbaren Grund. Just in dem Moment kreuzt wieder eine Schule Delfine unseren Weg: Als drei eng aneinander gedrückt genau vor mir synchron hoch aus den Wellen springen, schießen mir Tränen in die Augen. Wie schon vor Peniche bin ich überzeugt, alles ist gut, wir sind sicher.

Wir fahren weiter Richtung Westen, langsamer, mit weniger Motorleistung, auch wenn der Wind uns mittlerweile nach Süden drückt. Wenn wir am nächsten Abend in der windreichen Zone sein wollen, müssen wir ihn jetzt ignorieren.

Vor uns liegt eine schiffverkehrreiche Zone: Alle Transportschiffe, die von Gibraltar zum Ärmelkanal und umgekehrt wollen, müssen an Cabo de Roca, dem westlichsten Punkt des europäischen Festlandes vorbei. Wir stellen uns eine vielbefahrene sechsspurige Autobahn vor, die wir als Radfahrer kreuzen wollen und müssen.

Tatsächlich ist sie kaum befahren, nur zwei Schiffe kommen uns näher, doch passieren sie uns in sicherer Entfernung.

Irgendwann findet Tomy im Cockpit eine Mutter – wir haben keine Ahnung, wo die herkommt! Bald fällt es immer schwerer, den Wind zu ignorieren – wir drehen ab auf südlicheren Kurs, gönnen dem Motor eine Verschnaufpause. Doch da knallt die Halterung der Curryklemme, die die Großschot hält, auseinander – jetzt fehlt dort auch die Schraube, die durch die Mutter gehalten wurde. Schnell findet Tomy Ersatz und alles ist wieder gut!

Wie schon bei der Querung der Biskaya beginne ich mit der Nachtwache, wieder zieht mich die Nacht in ihren Bann: In der Dunkelheit auf einem Schiff zu liegen, das wie von selbst durch die Nacht rauscht, gezogen wie an einer Schnur, ist ein irres Gefühl! Über dem Festland tobt ein Gewitter, ich sehe nur das Leuchten. In der Gischt neben uns leuchtet fluoreszierend das Plankton, über mir die Sterne und die unendliche Tiefe der Milchstraße. Wie vermessen ist es doch, zu denken, wir wären die einzigen Lebewesen darin!

Morgens früh zieht ein Containerschiff an uns vorbei, in den nächsten 24 Stunden begegnen uns einige. Drei oder vier rufen wir per Funk an, fragen ob sie uns am Schirm – Radar oder AIS – haben, jedes Mal ist die freundliche Antwort positiv: “Ja ich sehe euch, ich lasse euch passieren”.

Am Morgen haben wir etwas Probleme, den Windpilot auf Kurs zu bringen. Letztendlich müssen wir die Segelfläche reduzieren, mit dem Groß im ersten Reff und halber Fock steuert Sissi dann zuverlässig weiter.

Zwei Vorkommnisse verwirren mich etwas: Auf dem AIS sehe ich ein Schiff, die Faröer Islands, es kreuzt unseren Kurs und könnte uns zu nahe kommen. Da verschwindet das Signal und taucht nicht wieder auf, ebenso wenig ein Schiff. Seltsam, seltsam!

Seltsam ist auch, dass sich Tomys Laptop mitten im Versenden der Emails an unsere Kinder abschaltet mit dem Hinweis, Updates müssten konfiguriert werden. Wo bitte, kommen die her, mitten auf See, ohne Internetverbindung? Sind die längst mit einprogrammiert und werden automatisch ausgelöst? Was macht Microsoft da?

Der Wind war bisher gut, etwas böig, von 14 bis 24 Knoten, die anfangs ruhigen Wellen wurden höher, so um die zwei Meter. Damit setzte bei uns beiden die Fastenzeit ein – nein, nach Nahrungsaufnahme ist uns nicht, uns ist beiden mulmig, ich kämpfe immer wieder mit Kälte. Dabei ist die Temperatur durchaus angenehm.

So habe ich in der zweiten Nacht keinen Sinn für ihre Schönheit, warm halten ist meine Devise und sich halbwegs wohlfühlen. Unten im Bett müssen wir uns verkeilen, denn die Wellen lassen uns in alle Richtungen rutschen. Wir rasen mit über 7 Knoten durch die Nacht, etwas mehr als 153 Meilen ist unser Etmal, also die Strecke, die wir in 24 Stunden zurückgelegt haben. Wenn Yemanja die Wellen hinunter reitet, sind es schon mal 10 Knoten!

Mittlerweile lässt der Wind nach, es sind nur mehr um die 10 Knoten, fast genau von hinten. Die Wellen beruhigen sich, damit auch unser Magen. Ich kann wieder lesen und schreiben, über Nahrungsaufnahme nachdenken…

Die Haferflocken-Palatschinken mit Mutters Marillenmarmelade heute früh taten jedenfalls gut! Ein paar sind noch übrig. Oder doch Suppe?

Erst mal das hier losschicken und eine Email an meine Kinder, dann sehen wir weiter!

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Der dritte Tag auf See neigt sich dem Ende zu, ich versuche der Trheit zu entkommen und mich an die vergangenen Stunden auf See zu erinnern:
Vier Stunden nach Verlassen des Hafens kreischt wieder der Alarm – Motor hei Mit Segel weiter? Langsam und auch noch mit schlechtem Kurs?
Zehn Minuten sper lft er wieder, hmert noch ein wenig und dann schnurrt er wieder – alles ohne erkennbaren Grund. Just in dem Moment kreuzt wieder eine Schule Delfine unseren Weg: Als drei eng aneinander gedrkt genau vor mir synchron hoch aus den Wellen springen, schien mir Tren in die Augen. Wie schon vor Peniche bin ich erzeugt, alles ist gut, wir sind sicher.

Wir fahren weiter Richtung Westen, langsamer, mit weniger Motorleistung, auch wenn der Wind uns mittlerweile nach Sen drkt. Wenn wir am nhsten Abend in der Wind reichen Zone sein wollen, msen wir ihn jetzt ignorieren.
Vor uns liegt eine Schiffsverkehrsreiche Zone: Alle Transportschiffe, die von Gibraltar zum melkanal und umgekehrt wollen, msen an Cabo Roca, dem westlichsten Punkt des europschen Festlandes vorbei. Wir stellen uns eine vielbefahrene sechsspurige Autobahn vor, die wir als Radfahrer kreuzen wollen und msen.
Tatshlich ist sie kaum befahren, nur zwei Schiffe kommen uns ner, doch passieren sie uns in sicherer Entfernung.
Irgendwann findet Tomy im Cockpit eine Mutter – wir haben keine Ahnung, wo die herkommt! Bald flt es immer schwerer, den Wind zu ignorieren – wir drehen ab auf slicheren Kurs, gnen dem Motor eine Verschnaufpause. Doch da knallt die Halterung der Curryklemme, die die Grochot ht, auseinander – jetzt fehlt dort auch die Schraube, die durch die Mutter gehalten wurde. Schnell findet Tomy Ersatz und alles ist wieder gut!

Wieder beginne ich mit der Nachtwache, wieder zieht mich die Nacht in ihren Bann: In der Dunkelheit auf einem Schiff zu liegen, das wie von selbst durch die Nacht rauscht, gezogen wie an einer Schnur, ist ein irres Gefl! er dem Festland tobt ein Gewitter, ich sehe nur das Leuchten. In der Gischt neben uns leuchtet fluoreszierend das Plankton, er mir die Sterne und die unendliche Tiefe der Milchstra. Wie vermessen ist es doch, zu denken, wir wen die einzigen Lebewesen darin!

Morgens fr zieht ein Containerschiff an uns vorbei, in den nhsten 24 Stunden begegnen uns einige. Drei oder vier rufen wir per Funk an, fragen ob sie uns am Schirm – Radar oder AIS – haben, jedes Mal ist die freundliche Antwort positiv: “Ja ich sehe euch, ich lasse euch passieren”.

Zwei Vorkommnisse verwirren mich etwas: Auf dem AIS sehe ich ein Schiff, die Farr Islands, es kreuzt unseren Kurs und knte uns zu nahe kommen. Da verschwindet das Signal und taucht nicht wieder auf, ebenso wenig ein Schiff. Seltsam, seltsam!
Seltsam ist auch, dass sich Tomys Laptop mitten im Versenden der Emails an unsere Kinder abschaltet mit dem Hinweis, Updates msten konfiguriert werden. Wo bitte, kommen die her, mitten auf See, ohne Internetverbindung? Sind die lgst mit einprogrammiert und werden automatisch ausgelt? Was macht Microsoft da?

Der Wind war bisher gut, etwas bg, von 14 bis 24 Knoten, die anfangs ruhigen Wellen wurden her, so um die zwei Meter. Damit setzte bei uns beiden die Fastenzeit ein – nein, nach Nahrungsaufnahme ist uns nicht, uns ist beiden mulmig, ich kpfe immer wieder mit Kte. Dabei ist die Temperatur durchaus angenehm.
So habe ich in der zweiten Nacht keinen Sinn f ihre Schheit, warm halten ist meine Devise und sich halbwegs wohlflen. Unten im Bett msen wir uns verkeilen, denn die Wellen lassen uns in alle Richtungen rutschen. Wir rasen mit er 7 Knoten durch die Nacht, etwas mehr als 153 Meilen ist unser Etmal, also die Strecke, die wir in 24 Stunden zurkgelegt haben. Wenn Yemanja die Wellen hinunter reitet, sind es schon mal 10 Knoten!
Mittlerweile lst der Wind nach, es sind nur mehr um die 10 Knoten, fast genau von hinten. Die Wellen beruhigen sich, damit auch unser Magen. Ich kann wieder lesen und schreiben, er Nahrungsaufnahme nachdenken…
Die Haferflocken-Palatschinken mit Mutters Marillenmarmelade heute fr taten jedenfalls gut! Ein paar sind noch rig. Oder doch Suppe?
Erst mal das hier losschicken und eine Email an meine Kinder, dann sehen wir weiter!

19:00 MESZ 35.2268 N und 14.0734 W Kurs 220 Grad 4 Knoten

22. September 2014
von Steffi
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Aufbruch

Dieser Blog wurde ursprünglich per Pactor über Funk gepostet, mit fehlenden Buschstaben. Hier jetzt die “richtige Version” zum Vergleich.

Auf den Schiffen um uns herum erwacht das Leben. Bis heute waren alle in einer gewissen Trägheit gefangen, kaum einer ließ sich blicken, alle waren wie in Trance, hypnotisiert von der Wind-Schlange. doch heute standen plötzlich alle um ihre Schiffe herum, klappten Biminis und Kuchenbuden ein, holten Persenninge von den Segeln, tankten, eine wahre Prozession hin und her zur Rezeption und zum Bezahlen war unterwegs. Alle lachten, sprachen über ihre nächsten Ziele, wünschten Gute Reise…

Ja, es geht weiter! Bei den meisten erst mal Richtung Süden, nur um der Lähmung zu entkommen, doch wir wollen nach Madeira, erst mit Motor etwa 170 Seemeilen nach Westen, um dort dann den Wind nach Süden für etwa 36 Stunden zu fangen. Und dann sehen wir mal.

Auch uns fällt die Trägheit wie eine Last von den Schultern…

Wir gehen noch mal einkaufen, ich koche vor, Tomy bereitet alles andere vor, ich lege den Kurs erst mal fest, wir werden sehen, wie Wind und Wetter sich entwickeln.

Auch ich bezahle, verabschiede mich von der bezaubernden Marisa, der jungen Frau an der Rezeption, und verdrücke in paar Tränen. Sie ist mir mit ihrem Charme, ihrer Herzlichkeit, ihrer Anteilnahme und ihrem Service ans Herz gewachsen.

Danke Marisa, danke dem Team im Porto de Recreio de Oreias, ihr habt uns den Aufenthalt und die Freundlichkeit der Portugiesen unvergesslich gemacht.

Abends trinken wir noch mit den Freunden von der Ganescha und der Silmaril ein Bier, die Crews der Florentine, der Rotze Grütze und der Garlix kommen hinzu. Wie immer, wenn Männer sich zum ersten Mal gegenüberstehen, werden erst mal die Kräfte gemessen, ein paar markige Sprüche losgelassen: Mein Ego reagiert ziemlich angewidert von diesen Kotzbrocken, die sich alle, sobald ich mich aufs Wesentliche besinne, als unglaublich nett herausstellen werden. Die Frauen sind das nämlich von Anfang an! Heute bemühe ich mich, nicht hin zu hören, lieber mit Leentje lachen.

Sie und Patrick werden erst mal nach Süden fahren – wer weiß, vielleicht kreuzen sich unsere Wege noch mal auf den Kap Verden.

Martin und Violetta werden wir vermutlich unterwegs nicht wiedersehen – auch hier fließen ein paar Tränchen. Die beiden haben mir große Geschenke gemacht, nicht von Hand zu Hand, von Seele zu Seele.

Gestern hatten wir groß getönt, dass wir um sieben Uhr los wollten – es wurde acht und somit waren wir die letzten, die die Leinen los warfen. Bisher kamen wir nicht ganz so schnell voran, wie erhofft, ist auch egal, wir werden schon ankommen. Gleich wird die Sonne untergehen – mal sehen, ob ich das noch senden und posten kann!

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Pactor Version

Auf den Schiffen um uns herum erwacht das Leben. Bis gestern waren alle in einer gewissen Trheit gefangen, kaum einer liesich blicken, alle waren wie in Trance, hypnotisiert von der Wind-Schlange. Doch gestern standen plzlich alle um ihre Schiffe herum, klappten Biminis und Kuchenbuden ein, holten Persenninge von den Segeln, tankten, eine wahre Prozession hin und her zur Rezeption und zum Bezahlen war unterwegs. Alle lachten, sprachen er ihre nhsten Ziele, wschten Gute Reise…
Ja, es geht weiter! Bei den meisten erst mal Richtung Sen, nur um der Lmung zu entkommen, doch wir wollen nach Madeira, erst mit Motor etwa 170 Seemeilen nach Westen, um dort dann den Wind nach Sen f etwa 36 Stunden zu fangen. Und dann sehen wir mal. Auch uns flt die Trheit wie eine Last von den Schultern…
Wir gehen noch mal einkaufen, ich koche vor, Tomy bereitet alles andere vor, ich lege den Kurs erst mal fest, wir werden sehen, wie Wind und Wetter sich entwickeln.
Auch ich bezahle, verabschiede mich von der bezaubernden Marisa, der jungen Frau an der Rezeption, und verdrke in paar Tren. Sie ist mir mit ihrem Charme, ihrer Herzlichkeit, ihrer Anteilnahme und ihrem Service ans Herz gewachsen.
Danke Marisa, danke dem Team im Porto de Recreio de Oreias, ihr habt uns den Aufenthalt und die Freundlichkeit der Portugiesen unvergesslich gemacht.
Abends trinken wir noch mit den Freunden von der Ganescha und der Silmaril ein Bier, die Crews der Florentine, der Rotze Grze und der Garlix kommen hinzu. Wie immer, wenn Mner sich zum ersten Mal gegenerstehen, werden erst mal die Krte gemessen, ein paar markige Sprhe losgelassen: Mein Ego reagiert ziemlich angewidert von diesen Kotzbrocken, die sich alle, sobald ich mich aufs Wesentliche besinne, als unglaublich nett herausstellen werden. Die Frauen sind das nlich von Anfang an! Heute beme ich mich, nicht hin zu hen, lieber mit Leentje lachen.
Sie und Patrick werden erst mal nach Sen fahren – wer wei vielleicht kreuzen sich unsere Wege noch mal auf den Kap Verden.
Martin und Violetta werden wir vermutlich unterwegs nicht wiedersehen – auch hier flien ein paar Trchen. Die beiden haben mir gro Geschenke gemacht, nicht von Hand zu Hand, von Seele zu Seele.

Gestern hatten wir grogett, dass wir um sieben Uhr los wollten – es wurde acht und somit waren wir die letzten, die die Leinen los warfen. Bisher kamen wir nicht ganz so schnell voran, wie erhofft, ist auch egal, wir werden schon ankommen. Gleich wird die Sonne untergehen – mal sehen, ob ich das noch senden und posten kann!

21. September 2014
von Steffi
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Leben und Leben lassen in Portugal

Leben und leben lassen in Portugal

… Von Ijmuiden bis Baiona genügte es, sich an den Rand eines Zebrastreifens zu stellen, schon hielten die Autos. Nicht so in Portugal, da sollte ein Fußgänger schon sanften Zwang anwenden: Ein Fuß muss schon auf der Straße sein, damit die Autos halten. Kreuzungen ohne Ampel oder Fußgängerüberweg werden in den Ortschaften nach kurzem Blick links und rechts ebenso überquert: Fuß auf die Fahrbahn heißt für Auto: Anhalten. Doch plötzlich bleiben die Fußgänger vor mir alle stehen, die Autos fahren einfach weiter. Was ist los? Ein Polizist regelt den Verkehr! Mein Gott, ist das lange her, das ich das gesehen habe! Können das deutsche Polizisten überhaupt noch?

…Zugegeben, die öffentlichen Waschplätze, an denen von Hand gewaschen wird, habe ich nicht selbst gesehen, das weiß ich nur von Christine und dem Blog der Anima Mea. Die Fotos des Waschhauses und der Trockengestelle gleich neben der neuen Marina vor Porto haben mich schwer beeindruckt. Neben meinen Töchtern samt Familien vermisse ich in unserem schwimmenden Zigeunerleben nämlich nichts, außer einer Waschmaschine samt Trockner.

…Portugals Züge sind modern, die Tickets mit Barcode ausgestattet. Was den Schaffner nicht davon abhält sie wie eh und je mit der Lochzange zu entwerten… Aber es geht auch anders: Die Fahrkarten der Metro in Porto und der Verkehrsmittel in Lissabon sind digital und können wieder aufgeladen werden.

…In Portugal kann ich nicht kaufen, was ich für ein Gericht brauche, ich bereite zu, was ich kaufen kann. Sellerie zum Beispiel ist in jeder Form vollkommen unbekannt, Blumenkohl klein und selten frisch, Brokkoli, Radieschen und Frühlingszwiebeln nicht vorhanden. Doch es gibt alles andere, Zucchini, Auberginen, Salat, Kartoffeln, rote Beete, Süßkartoffeln, Zwiebeln, Kraut, Paprika, Tomaten und zur Zeit köstliche … Fisolen (Wisst ihr schon, was das ist?). Vieles davon entspricht nicht der Norm, erfüllt nicht den Anspruch, den deutsche Verbraucher an ihr Gemüse stellen: Die Tomaten sind unterschiedlich groß, nicht einheitlich rot, manchmal etwas fleckig, und das gilt auch für alles andere: Vieles davon wächst wohl noch auf kleinen Feldern, die von den jüngeren Leuten der Familie bestellt werden. Die Alten, vor allem die alten Frauen verkaufen es dann am Markt.
Die Marktfrau, bei der ich heute versucht habe, ein paar Tomaten zu erstehen, war gefühlte 80 Jahre alt. Mindestens. Außerdem reichte sie mir höchstens bis zur Brust. Energisch hantelte sie sich am Stand entlang, nahm das Sackerl mit den Tomaten entgegen, legte es auf die altmodische Waage, Ware auf einer Seite, Gewicht auf der anderen, und gab mir zu verstehen, dass das kein Kilo sei, ich solle ihr noch mehr Tomaten reichen. Meinen Protest, dass ich so viele ja gar nicht wollte, ignorierte sie beharrlich, behende ,doch sich immer wieder anlehnend, kam sie nach vorne um selbst aufzufüllen. Einen Euro wollte sie für ein ungenormtes Kilo Eiertomaten…

… Die Wellen an den Sränden von Peniche gelten als die besten in Europa. Dementsprechend ist der Ort voller junger Menschen, die zum surfen hierher kommen. Das Hostel GeekCo hat das besonderes Etwas:

Hostel Geekco

Hostel GeekCo

… Marta und Francisco heiraten, das Fest für 300 Gäste findet in Haus und Garten des Marquês de Pombal in Oeiras statt. Wir platzen da quasi in die Vorbereitungen rein, weil der Eingang hinten im Garten offen ist, wir da rein spazieren und jemand hinter uns zusperrt. Das Personal des Caterers ist so nett und lässt uns durch den Lieferanteneingang wieder raus. Wirklich tolle Location, schön dekoriert! Mir tut die Braut an diesem Tag trotzdem leid: Abends regnet es.

…Das Patrollienschiff der Marine kommt rein. Ein Teil der Mannschaft schlingt noch die Leinen um die Klampen, da richtet ein anderer schon die Satellitenschüssel aus. Sie steht im Schirmständer an Deck.

Satelittenschüssel

Satelittenschüssel

… Im Hinterland, in den Bergen hinter Nazare, stehen nicht nur hübsche, neue Häuschen, nein, auch einige schicke Villen. Dabei ist dort nichts außer Gegend, wovon leben die dort? Oder auch – ist es dort wirklich schön genug, für eine Wochenendvilla?

… Wenn ein Mann sich mit 65 verliebt, hat er ein Problem, sagt der Portugiese auf dem Schiff neben uns. Zumindest wird es teuer: Das Holzschiff ist morsch und in einem erbärmlichen Zustand. Er wird es reparieren, für den Liebhaber des Schiffes, der es für viel zu viel Geld gekauft hat.

… Schon bei der Ansteuerung von Lissabon fallen uns im Wasser die Quallen auf, kleine und große. Sie sind auch in der Marina, heute schwebt ein besonders schönes Exemplar elegant durch das Wasser neben uns. Doch unsere Segelfreunde  von der Silamaril haben etwas weniger Freude daran: Eine saugt sich vor ihrem Spülwassereingang für die Toilette fest.

Qualle

Qualle

… “Da geht eine Oben ohne,” erklärt Tomy erstaunt, “eine alte Dame.” Verdutzt blicke ich zur Kaimauer: Ja wirklich, da walkt eine ältere Dame in langen blauen Hose, obenrum barbusig. Zwar wird sie dort nur von wenigen gesehen, und doch scheint es ihr völlig gleichgültig zu sein, was andere von ihr denken, oder ob ihre Mitmenschen den Anblick eines nicht mehr jungen Frauenkörpers ästhetisch finden. Chapeau, Senora, außer dir selbst musst du niemanden gefallen, es niemanden recht machen!

Festland-Portugal, du has tuns mit deiner Schönheit überrascht und mit der natürlichen Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft deiner Einwohner bezaubert! Danke Schön!

Morgen geht es weiter nach Madeira!

20. September 2014
von Steffi
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Gustav säuft ab

Wir haben nichts zu tun. Ein bisschen Lesen, Fotos ordnen, Album kreieren, ein wenig surfen im Internet, schwimmen…

Schwimmen!

Wir könnten Gustav doch segeln und schwimmen beibringen! Das Schwimmbad haben wir ja jetzt, da es für die Öffentlichkeit geschlossen ist, für uns allein!

Wir haben zwar viel Spaß, aber wenig Erfolg, mit unseren Bemühungen –

Gustav scheint ein modernes hochgezüchtetes Schwein mit viel Fleisch und wenig Fett zu sein: Er schwimmt nicht oben!

 

 

 

16. September 2014
von Steffi
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Wir sind dann soweit

So. Wir wären dann soweit! Die Wäsche ist gewaschen, die Nöppelkes* an Deck ausgebessert, der Motor nochmal überprüft und die Vorräte sind aufgefüllt. Mit dem Shuttle Service des Porto Recreio de Oeiras fuhren wir zum großen Supermarkt und kauften ein, vor allem Wasser, Bier und Saft, letzteren um das Bier zu strecken. Ob wir das Radler in Segler umbenennen sollten?

Außerdem Nudeln, Reis, Mehl, Zucker, Hefe, Tomatensoße, Oliven, Kaffee, Tee, Toilettenpapier, Küchenrolle, Essig, Olivenöl, Nüsse, Rosinen…

Obst und Gemüse ließen wir liegen, das holen wir vom Markt, dann wenn es wirklich losgeht. Die Tomaten waren nämlich so sehr gekühlt, dass ich schon Angst hatte, sie zerlaufen, wenn sie auftauen! Am Markt ist die Chance größer, dass die Früchte noch nicht im Kühlhaus lagen. Ungekühltes Gemüse hält nämlich länger…

Wurst und Käse werden wir auch erst kurz vor der Abfahrt holen, hält sich ja auch nicht so lange. Wir sitzen ja noch ein wenig fest!

Denn der Wind und das Wetter spielen verrückt! An Portugals Küste weht im Sommer ein beständiger Wind aus nördlichen Richtungen. Normalerweise. Nicht so dieses Jahr. Der Wind schwächelt aus südlichen Richtungen, seit drei, vier Wochen und kein Ende ist in Sicht. Ein Azorentief nach dem anderen braut sich über dem Atlantik zusammen und bringt beständigen Wind genau, aber auch haargenau, aus der Richtung in die wir wollen: Madeira! Heute mal zur Abwechselung mit 20 bis 30 Knoten.

Mehr als 500 Seemeilen liegen vor uns, also vier bis fünf Tage auf See. Der Motor kann da mal über ein paar Stunden Flaute hinweg helfen, für viel mehr reicht der Diesel nicht, damit kommen wir sowieso nicht gegen viel Wind an. Außerdem wollen wir endlich segeln! Hart am Wind kreuzen finde ich aber auch nicht so prickelnd, nicht fünf, sechs Tage lang.

So wie es jetzt aussieht, können wir vielleicht Samstag oder Sonntag los, erst ein Schlag genau nach Westen, dann nach Süden. Theoretisch ginge das jetzt auch, nur besteht jetzt Gefahr unterwegs in heftiges Wetter zu kommen. Ab dem Wochenende ist endlich ein Hoch im Anflug! Vielleicht geht es dann auch direkter.

Wind, wann bist du soweit?

Das Gute ist: Es gibt weitaus schlechtere Orte, um festzuhängen! Das Internet funktioniert, die Gäste der Marina können den Pool nutzen, unsere Freunde von der Silmaril und der Ganescha sind hier. Und die jungen Frauen und Männer, die hier in der Marina arbeiten sind umwerfend freundlich, hilfsbereit, aufmerksam und natürlich! Großartige Menschen!

Gustav schwebt im 7. Schweinehimmel: Dank meiner Mutter, die einkaufen war, und der Firma Ulbrich, die das Paket schickte, ist seine Versorgung mit Mannerschnitten und Marillenmarmelade vorerst gesichert:

Gustav und der Proviant

Gustav und der Proviant

PS: Gustav sagt, ich soll nicht so unverschämt lügen: Er isst doch gar keine Mannerschnitten, auch keine Marillenmarmelade oder Mozarttaler!

 

* Eigentlich Noppen; die kleinen Teakholz-Stifte, die die Schrauben des Teakdecks verdecken. Alles klar?