13. Januar 2015
von Steffi
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Rotwein und Wellen

vertragen sich nicht unbedingt. Dabei habe ich keineswegs beides gleichzeitig konsumiert: Alkohol ist beim Segeln bei uns tabu, dazu ist die Natur zu unberechenbar. Unterwegs bleibt der Kopf klar. Punkt! Nein, es war wohl mein Anteil an den zwei Flaschen roten Weines, den wir gemeinsam mit Joanna und Marcel anlässlich meines Geburtstages am Abend vorher getrunken hatten. Er bekam in Kombination mit äußerst unangenehmen Wellen, meinem Magen – sagen wir nicht wohl.

Diese Wellen auf der Überfahrt von Santa Cruz de La Palma waren aber auch wirklich ekelhaft! Drei Meter von der Seite, meist das ganze Schiff durchrollend und verdrehend. So schlimm waren sie nicht mal in der Biskaya! Genauer: Wenn die Querung der Biskaya so blöd verlaufen wäre, wäre ich in A Coruna ausgestiegen!

Hinzu kommt, dass ich die „Barfußroute“ langsam aber sicher für ein Gerücht halte. Mir ist kalt. Morgens hat es 15 bis 17 Grad im Schiff, das ist wahrlich keine Wohlfühltemperatur! Gut, dass wir eine Heizung haben, dem holländischen Klima und dem Vorbesitzer sei Dank! Auch tagsüber wird es kaum über 20 Grad, mit Wind ist das kalt. Ich war ja klug genug, mit mein Ölzeug anzuziehen, und dumm genug das Leichte zu wählen, ohne dicke Unterwäsche. Wer nimmt denn schon an, dass es auf den Kanaren so kalt wie in der Biskaya wird? Also fror ich, zumindest ab späten Nachmittag, als die dunstige Sonne hinter den Bergen La Gomeras versank.

Und dann wollte Tomy auch noch segeln, sprich von Hand steuern. Mein dritter Fehler – nach Rotwein am Vorabend und falschem Ölzeug – war, ihn davon nicht abzuhalten. Denn, wenn er müde war musste ich steuern und ich hasse es! Ich rutsche auf dem halbrunden Sitz hinterm Steuerrad hin und her wie der Puck beim Eishockey, nur nicht ganz so weit, weil ich mich anhänge. Daneben sitzen kann ich nicht, dann seh‘ ich nicht, wohin ich steure. Überhaupt muss ich mich ziemlich verdrehen, damit ich genug sehe und das Steuerrad umklammern kann. Dementsprechend fühlen sich meine Schultern und Arme heute an…

Und dann meldet sich eine Stimme in mir: Wenn die Windsteueranlage ausfällt und du mit drei, vier Meter Welle drei Wochen lang über den Atlantik per Hand steuern musst, frierend…

Gut, dass ich weiß, dass es immer nur Gedanken sind, die Angst machen, sonst nichts. Ich kann an etwas Anderes denken: An die Delphine, die uns von La Palma verabschiedeten und die, die uns in La Gomera willkommen hießen, viele waren es, hoch über die Wellen springend, tief unters Schiff tauchend. Sie verfehlen es nie, uns fröhlich zu stimmen.

Nein, keine Fotos: Der Gedanke unter Deck zu gehen und die Kamera zu holen, war unerträglich! Der Griff zum Funkgerät, um die zahllosen PanPans und Securite Meldungen mitzuhören, war schon schlimm genug. Wie musste es da erst den Menschen auf jenen “Immigrant Vessel” gehen, das darin erwähnt wurde?

So, genug! Jetzt erholen wir uns erst mal ein paar Tage und erkunden La Gomera.

La Gomera Hafen

La Gomera Hafen

11. Januar 2015
von Steffi
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Zurück auf La Palma

Feier ich heute? Nein. Und Ja.

Es gibt immer einen Grund das Leben zu feiern! Oder ein Wiedersehen, oder Abschied…

Geburtstage sind da eher unwichtig!

Seit Dienstag, Heiligdreikönigstag, sind wir wieder zurück auf unserem Schiff in Santa Cruz de La Palma. Yemanja hat die Zeit ohne uns, die Stürme und den Schwell in der Marina gut überstanden, das war schon mal eine große Freude. Und dann waren da noch Elke und Walter von der Sunrise, die wir schon seit A Coruna kennen, unvergessen der Abend in Combarro. Wir fügten gleich noch einen großartigen Abend hinzu!

Und noch einen – diesmal auch mit Joanna, Marcel und Nico von der Chulugi.

Und noch einen – nur mit Joanna, Marcel und Nico, beim Sonnenuntergang im Westen der Insel, drüben in Tazacorte.

Nico

Nico

Doch vorher mussten wir wieder mal Abschied nehmen, denn am Donnerstag startete die Atlantic Odyseey, eine Segel-Rally von La Palma nach Martinique. Schweren Herzens sahen wir Elke und Walter nach, wie sie in ziemlichen Seegang und kräftigen Wind Richtung Neue Welt aufbrachen. Was sie da draußen wohl erwartet? Viel Wind und einiges an Wellen?

Wir sehen uns wieder! 2016 irgendwo da drüben!

Übrigens fährt auch ein österreichisches Schiff mit, die Themi 50. Fair Winds euch allen, haltet euch vom Südkap La Palmas fern! Zweieinhalb geköpfte Yachten reichen!

Auch am Freitag feierten wir Wiedersehen und Abschied: Tomys Schwester und ihr Mann kamen mit der AIDA nach La Palma und verbrachten den Tag mit uns. Wir zeigten ihnen ein wenig La Palma: Diese Natur auf dieser Insel weiß nicht recht, welche Jahreszeit ist: Die Kastanienbäume sind herbstlich braun, oben bei den Observatorien liegt der Reif, die Orangenbäume hängen voller gelber Früchte und die Sukkulenten blühen üppig um die Wette!

Bevor wir endlich wieder los können, müssen wir noch einiges vorbereiten: Fock wieder einziehen, Beiboot sichern, Ruderblatt der Windsteueranlage sichern, zusätzliche Rollen montieren, damit wir auch unser Weihnachtsgeschenk, den Blister, einsetzen können. Und wir müssen einkaufen – ein paar Kilo Zwiebeln, denn die halten, Mandarinen und anderes Obst, Süßkartoffeln, Käse, Chorizo und vor Allem Haferflocken, denn Tomy kann ohne Haferflocken nicht überleben.

Tomy securing the rudder of the wind steering

Tomy securing the rudder of the wind steering

Wir müssen uns auch wieder mit dem Gebrauch der Gribfiles für den Wetterbericht, Sailmail und den Plotter vertraut machen. Unglaublich, was frau so alles in zwei Monaten Segelpause vergisst!

Und wir müssen uns endlich entscheiden, welche Insel wir als erste auf den Kap Verden anlaufen wollen: Sal oder Sao Vincente? In meinem Kopf ist wieder dieser weiße, wabbernde Nebel, in dem einfach kein Überblick möglich ist! Woher der Nebel kommt: Nun, in dem Revier herrscht einiges an Wind, viel Welle und es gibt nur wenige sichere Ankerplätze. Die Kap Verden sind kein Revier für Kaffeesegler. Aus den Einreisebestimmungen werde ich auch nicht schlau! Auf jeder Insel einklarieren? Zurücksegeln, um die Papiere zu holen? Das macht doch keinen Sinn! Das Studium diverser Revierführer und Erfahrungsberichte hebt den Nebel nur teilweise. Es reicht um eine Entscheidung zu treffen: Morgen geht es nach La Gomera und Mitte bis Ende der Woche nach Mindelo auf Sao Vincente.

Aber vorher feier ich doch noch meinen Geburtstag: Mit Lians dicken Kuß aufs Handy, einer Stunde Skypen mit meinen Töchtern und gleich nochmals Abendessen mit der Chulugi-Crew!

PS: Wer mag findet hier den Blog der Sunrise und kann hier die Position verfolgen. Zur Chulugi geht es hier.

2. Januar 2015
von Steffi
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Steuern mit Windpilot Pacific Plus

„Klappt das mit dem Windpilot Pacific Plus?“

Neben dem Woher und Wohin, war das die Frage, die uns in den vergangenen Wochen und Monaten am häufigsten von anderen Seglern gestellt wurde.

Wir sind überhaupt nie auf die Idee gekommen, dass diese Selbststeueranlage nicht funktionieren könnte. In vielen Büchern von Weltumseglern, wird der Windpilot als zuverlässig auch im größten Sturm beschrieben. Also warum sollte er nicht funktionieren?

Tomy hatte sich für den Windpilot Pacific Plus entschieden. Der ist zwar etwas teurer als der Windpilot Pacific, doch die Leinenführung ins Mittelcockpit schreckte ihn ab. Er wollte auch nicht noch mehr Stolperfallen am Achterdeck haben, als unbedingt nötig. Außerdem haben wir so auch gleich ein Notruder, falls das Hauptruder aus irgendeinem Grund ausfallen sollte.

Zum ersten Mal richtig eingesetzt haben wir die Selbststeueranlage bei der Fahrt über die Biskaya. Durch die Windpilot Pacific Plus wurde die Fahrt zu einem unserer schönsten bisherigen Erlebnisse, nicht nur das: Ich wäre keine weitere Meile ohne sie gesegelt. Hätte ich die Nächte hinterm Steuer verbracht – unsere Reise wäre in A Coruna zu Ende gewesen!

Der Windpilot ist für mich neben dem AIS der wichtigste Ausrüstungsgegenstand an Bord!

Wer allerdings denkt, er könnte ihn quasi per Knopfdruck an- oder ausschalten, wird damit nicht zurechtkommen:

Es braucht Zeit und Geduld um das Verhältnis von Windrichtung und -stärke, Kurs, Segelstellung und –größe mit dem Windpilot abzustimmen. Da sind Fingerspitzengefühl und Erfahrung gefragt.

Gerade letztere fehlt eben am Anfang noch:
Bei der Überfahrt nach Madeira frischte der Wind morgens, gerade als meine Wache begann, auf. Yemanja luvte immer wieder an, ich konnte sie kaum zurück auf Kurs bringen. Ich musste Tomy wecken, der die nächste Stunde damit verbrachte, den Windpilot einzustellen – mit null Erfolg. Schließlich kamen wir auf die Idee, die Segelfläche zu verringern: Groß ins erste Reff, Genua halb einrollen und – voila, der Windpilot folgte brav dem Kurs.

Natürlich nicht so genau, wie ein erfahrener Steuermann! Wer mit Windpilot segelt, macht kleine Schlangenlinien um die Kurslinie herum, muss auch bei wechselnden Wind immer wieder korrigieren, kann dafür aber nachts vor sich hin dösen und dabei sicher sein, dass er sich seinem Ziel nähert!

Also damit es mit dem Windpilot klappt:

Geduld haben, die Einstellung braucht etwas Zeit

Segelgröße auf die Windstärke abstimmen

Erwartungshaltung senken

Entspannen und Genießen…

Auch auf der Fahrt von Salvador nach Joao Pessoa steuerte der Windpilot uns sicher und zuverlässig gegen den Wind durch sehr unangenehme Wellen, wie ihr hier lesen könnt.

PS: Ich habe diesen Artikel als Antwort auf die obige Frage erstellt, nicht weil ich irgendeinen Vorteil davon habe. Klar freu ich mich, dass Herr Förthmann unseren Blog mit seinem verlinkt hat, aber das war es dann auch schon! Bei Veröffentlichung weiß er nicht mal, dass es diesen Artikel gibt. Übrigens Herr Foerthmanns Service ist erstklassig, seine Webseite und sein Blog sehr informativ. Da ist einer mit Herzblut für die Langstreckensegler aktiv! Danke!

Bitte unbedingt auch den Kommentar von Andres lesen! Er fasst unser Erfahrungen sehr gut zusammen und ergänzt sie.

25. Dezember 2014
von Steffi
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Geschützt: Weihnachten 2014

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21. Dezember 2014
von Steffi
10 Kommentare

Maus trifft Adler

Tomy und ich, wir fotografieren beide gerne.

Seine Fotos sehen so aus:

Gingko

Gingko by Tomy

Meine so:

Gingko

Gingko by Steffi

Er fotografiert am Liebsten mit Weitwinkel, ich mit Zoomobjektiv. Wir haben ein AF-S Nikkor 17-55mm 1:2,8 G und ein  Zoom-Objektiv bis 200mm Brennweite, letzteres gerade nicht zur Hand, um genauere Angaben zu machen. In der Praxis ist meist das Weitwinkel auf der Nikon 200 – Zoomen am Laptop geht so gut wie immer und bringt oft sogar bessere Ergebnisse. Die Kamera ist schwer genug zum Tragen, deshalb wird nicht mehr mitgenommen, ergo wird unterwegs auch nicht das Objektiv gewechselt. Oder ein Stativ aufgebaut. Oder der externe  Blitz rausgekramt. Tomy ist auch bereit, sich mit einer der beiden handlichen Kameras, eine Sony und eine Lumix, zu begnügen – ich nur, wenn es gar nicht anders geht. Er ist auch klug genug, mir die große Kamera meistens zum Fotogarfieren (und Schleppen) zu überlassen: Ich sichere, ordne, bearbeite die Fotos und veröffentliche sie im Internet oder in Fotobüchern. Andernfalls hätte ich ja noch mehr Arbeit!

Denn wenn er mal ein Foto macht, könnt ihr eure Hand dafür ins Feuer legen, dass ich noch eines mache… (siehe oben)

Wir sehen einfach unterschiedliche Dinge!

Es gab eine Zeit, da war es eine Herausforderung seine alles überblickende Adlerperspektive aus meiner detailverliebten Mäuseperspektive nicht zu verurteilen…

Heute können wir unsere verschiedenen Blickwinkel gut aufeinander abstimmen und wissen: Beide sind wichtig und ergänzen einander wunderbar: Er hat die Weitsicht des Jägers, sieht Delphine und Land, Gefahren und Schönes weit im Voraus, während die Sammlerin im Supermarkt auch das findet, was wir zum Kochen und Würzen brauchen! Er plant langfristig, ich den nächsten Schritt. Er hat die Übersicht, ich sehe die kleinen Details.

Manchmal versäume ich es, MEIN Foto zu machen, dann muss ich am Laptop zoomen!

Santa Cruz

Adlerauge

Santa Cruz

Mäuseperspektive

 

 

 

 

 

 

 

 

Meine Bildbearbeitung besteht darin, ein Foto zu beschneiden, sprich: zoomen; gelegentlich automatisch zu korrigieren, fürs Web zu verkleinern, fallende Linien gerade zu ziehen und den Horizont in die Waagrechte zu bringen.

Erstere drei Punkte mache ich mit Microsoft Office 2010, uralt, aber schnell und einfach. Den fallenden Linien rücke ich mit einer ebenfalls alten und freien Version von Photoshop zurecht – das ist das einzige was ich mit Photoshop tun kann. Die Schrägen lege ich mit dem Nikon Programm um. Dann ist der Horizont in der Waage!

Es ist einfach so, dass ich mich mit der ganzen Bildbearbeitung nicht auskenne*. Dass sie auch auf dieses Minimum reduziert viel Zeit in Anspruch nimmt. Wir reisen ja praktisch ständig, ich kann mir die Fotos nicht in Ruhe zu Hause vornehmen, ich muss es unterwegs machen. Und das muss fluppen, denn sonst sitze ich ja nur in der Kajüte!

Ganz etwas Anderes ist die Action-Pro Kamera, die Konkurenz zur Go-Pro. Damit können wir vor allem unter Wasser fotografieren und filmen.

Seestern

Seestern

Wie ist das bei euch? Was seht ihr? Mit welcher Kamera haltet ihr euren Blickwinkel fest? Und was sagt dieser über deine Art, das Leben zu betrachten aus?

Im Moment jedoch sitze ich im verregneten und windigen Deutschland, in meinem Wohnzimmer, das jetzt das Wohnzimmer unserer Jüngsten ist und schreibe diesen Artikel für die Blogparade von Melanie und Thomas. Nein, die Beiden sind nicht mit uns verwandt! Wer wissen möchte, womit andere Reisende fotgrafieren und bearbeiten,  schaut am besten mal bei den beiden, bei Reisen und Fotografie vorbei! Es gibt tolle Fotos und Tipps!

Auf dem Blog könnt ihr auch ab dem 26. Dezember das schönste Reisefoto bewerten. Vielleicht ist das Gustav und die Eidechse? Das Foto habe ich gewählt, weil es erstens unseren Glückbringer Gustav zeigt, es mich zweitens an das schöne Madeira erinnert und mich drittens diese neugierigen kleinen Eidechsen beim Betrachten immer wieder zum Schmunzeln bringen.

Gustav hat einen neuen Freund

Gustav hat einen neuen Freund

* Tipps sind willkommen!