19. Juni 2015
von Steffi
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Ribeira – Regen

Ach, wie gerne würde ich euch von Ribeira erzählen!

In Ribeira, also am Ufer, hatten einst die wohlhabenden Sotapoliteiros – so nennen sich die Menschen, die in Salvador wohnen – ihr Wochenend- und Ferienhaus. Heute sind diese Häuser auf Itaparica oder an der Litoral Norte. Doch immer noch ist Ribeira ein solides und verhältnismäßig sicheres Viertel mit Bars, Restaurants und der berühmtesten Eisdiele Salvadors.

In Ribeira sind drei Marinas, in der mittleren, Pier Salvador, werden wir Yemanja während unseres Heimurlaubes lassen, nicht nur wir übrigens, auch Thomas von der Segelyacht Kalibu und Thomas von der Outer Rim und einige andere. Die Marina ist klein, freundlich und sicher, wenn auch nicht im den saubersten Gewässern gelegen. Nun gut, wir haben jemand beauftragt, das Unterwasserschiff regelmäßig zu reinigen, Joselito wird es lüften und Dalva wird es sich nicht nehmen lassen zu putzen.

Pier Salvador

Pier Salvador

Im Westen der Halbinsel liegt ein schöner Strand mit Blick auf Bonfim, die Marina ist im Nordosten. Dazwischen sind alte Häuser, mehr oder weniger verfallen oder renoviert, wahre Perlen und einige Lost Places darunter.

Mir hat es wieder Mal das Graffiti angetan…

Wie gerne hätte ich mehr erkundet, doch es schüttet. Nicht umsonst heißt der Ort „Ufer“, ich bin mir nur nicht sicher, ob Meeresufer oder das Ufer des Sees auf der Straße gemeint ist!

Ufer?

Ufer?

Na, so schlimm ist es nicht, dass ich das nicht mehr geschafft habe: Wir kommen ja wieder und da muss ich euch ja auch noch etwas erzählen können!

Und bis dahin? Da kommt noch einiges! Versprochen!

(Artikel vom 15.5.2015)

14. Juni 2015
von Steffi
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Seetreiben

Was treibt mich zur See? Seit ich von Hinnerks Blogparade gelesen habe, grüble ich ernsthaft über die Antwort. Fragen tu ich mich das nämlich schon, seit ich meinen Segelschein gemacht habe. Und das einzige, das mir dazu einfällt, ist:

Nix!

Genau! Nichts!
Zugegeben, ich bin mit dem eigenen Segelschiff mittlerweile auf der anderen Seite des Atlantiks angekommen, aber da raustreiben tut mich trotzdem nichts!

Da draußen ist es entweder zu heiß, zu kalt, zu nass, zu windig, zu schauklig oder zu laut und so gut wie immer unbequem! Irgendetwas schmerzt fast ständig: der Rücken vom Verkrümmt-hinterm-Steuerrad-sitzen, das Steißbein vom Sitzen oder Liegen, die Arme vom Steuern, der Magen vom Schaukeln, die blauen Flecken vom Hin-und Herfliegen…

Gefühl für den Wind? Hab ich nicht!
Körperliche Herausforderung – selten beim Fahrtensegeln, mal abgesehen vom Sitzfleisch. Segel trimmen, Geschwindigkeit rausholen – gibt mir nichts.

Nein, ich bin immer noch keine Seglerin!

Ja, hie und da gibt es wunderbare Situationen, die ich so nicht anders erleben könnte:

Die silberne, volle Mondin am Meer.
Das geheimnisvolle Leuchten der Milchstraße oder des Meeres.
Wetterleuchten – darauf kann ich auf See verzichten!
Großartige Sonnenauf- und -untergänge.
Und…

Delfine!

Delfine vor Maceio

Delfine vor Maceio

Inmitten hunderter spielender Delfine zu segeln ist glücklichlachendatemberaubtbezaubernd schön!*

Aber hinaus auf See treibt mich das nicht!

Und doch hab ich gut 6000 Seemeilen auf dem Buckel.

Ich komme gerne an, entdecke gerne Neues, und das geht halt nur, wenn ich Altes hinter mir lasse, wenn ich raussegle. Gut, ich könnt ja auch mit dem Auto oder der Bahn fahren. Oder fliegen. Und so ist Segeln für mich einfach nur eine Art des Reisens. Eine, die ich für mich alleine niemals wählen würde.

Warum dann?

Ich bin gerne mit Tomy zusammen. Und er will nun mal um die Welt segeln. Oder auch nur über den Atlantik, weit halt. Er liebt es, hart am Wind das letzte bisschen Geschwindigkeit aus dem Schiff zu holen. Er liebt den Wind in den Haaren, er kann stundenlang das Steuerrad festhalten, die Sonne im Gesicht, er mag es, wenn Yemanja sanft über die Wellen tanzt. Er liebt die Herausforderung, er ist stolz, aus eigener Kraft über den Atlantik zu segeln. Ja, ich habe den Verdacht, er repariert sogar gerne sein Schiff!

Vielleicht würde er es auch alleine machen.

Aber dann würde ich ihn sehr vermissen!

Mehr als ich meine Kinder unterwegs vermisse, die ja doch ihr eigenes Leben haben, in dem Muttern einen Platz hat, aber natürlicherweise nicht den, den der Partner oder die eigenen Kinder haben.

Also, was treibt mich zur See?

Die Liebe für meinen Seebären!

Am Äquator

Am Äquator

*Hier geht es zum Video

9. Juni 2015
von Steffi
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Gewittersegeln

Gewittersegeln

Foto Axel Hachenberger © millemari (www.millemari.de)

Vor ein paar Wochen schon landete eine nette Anfrage in meinem Facebook-Messenger: Susanne Guidera, die Herausgeberin von „Gewittersegeln“, fragte mich, ob ich eine Rezension des Buches schreiben würde. Als Lohn gäbe es das Rezensionsexemplar. Da ich Bücher liebe, sagte ich sofort zu und hatte wenig später die PDF-Version auf meinem Laptop. Neugierig wie ich bin, blätterte ich es sofort durch:

Erster spontaner Eindruck:

Tolles Buch – ich wünschte, ich hätte es als Printausgabe! Ich liebe Bücher, sie sind sinnlich, ich kann sie fühlen, riechen und sehen! Ja sehen – Die Fotos in dem Buch sind toll, das Layout ein optischer Genuss, in grauen und orangen Gewitterfarben gehalten. Im Print könnte dieses Buch ein richtiger Schatz sein – allerdings nur in Farbe. Aber auch die PDF-Version für den Computer, welche ich habe, erfreut mein Auge und mein Herz: Eine Seite erscheint auf dem Bildschirm, groß genug um sie bequem zu lesen und das ohne zu scrollen! Da hat jemand wirklich mitgedacht!

 © millemari (www.millemari.de)

© millemari (www.millemari.de)

Zweiter Eindruck:

Ein wenig verwirrt mich der Aufbau: Es gibt Seiten mit Zitaten, die nicht im Zusammenhang mit den folgenden Beiträgen sind und Seiten mit Überschriften, deren Sinn sich mir nicht sofort erschließt, weil die Geschichte mit neuer Überschrift folgt. Wieder ein Punkt, der für die Printausgabe spricht: Mit Durchblättern hätte ich die Idee von Kapitelüberschriften schneller verstanden als beim Scrollen.

Mir hätte geholfen, wenn das von Anfang an ersichtlich gewesen wäre – aber das ist einfach eine Macke von mir!

Lesen und dann schreiben, dauerte allerdings etwas länger:

Der Inhalt:

Visuell ein Meisterwerk, das mich mit nur einem Wunsch zurücklässt: Ich mochte so schöne Fotos machen und mit anderen teilen!

Die Beiträge sind vielfältig, sie decken alles ab: die Gefahren durch Wind, Welle, Böen, Kollisionskurs, Legerwall, Blitze, Wasserhosen, Seekrankheit, versagender Technik, Ankern oder Bojen oder Skipper oder einfach großes – tödliches – Pech.

Neben persönlichen, durchwegs gut geschriebenen, Erfahrungsberichten gibt es Interviews, ein Minutenprotokoll, Informationen über Wetter und zur Entstehung und Früherkennen von Gewittern und eine Stellungnahme der Versicherungen. Webadressen und Wettermerksätze runden die Informationen ab.

Am besten gefällt mir die Manöverkritik am Ende der Beiträge: Die kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten ist das Lehrreichste für den Leser und hebt die Erfahrungen über die Erzähllust der Seglerinnen hinaus.

Die Geschichten spielen größtenteils dort, wo die meisten deutschen Segler unterwegs sind: Im Mittelmeer, der Adria und der Ostsee, nur einige wenige berichten von Gewittern in der Biskaya, in der Karibik oder dem Pazifik: Ganze drei, wenn ich richtig gezählt habe. Und das ist für mich als Blauwasserseglerin das größte Manko an dem Buch: Mir fehlen die tropischen Gewitter! Doch das ist nun wirklich ganz persönlich und nicht zu verallgemeinern.

Fazit:

Ein optisch ansprechendes, in der PDF-Version lesetechnisch gut durchdachtes Buch, mit abwechslungsreichen, informativen, lehrreichen und spannenden Inhalt!

Weitere Ausgaben:

eBook Gewittersegeln, 272 Seiten, € 14,99

Ausgaben für iPad, Tolino, Kindle und als PDF

Buch s/w 272 Seiten, € 24,99

Mehr Informationen, auch zu anderen Büchern des Verlages unter www.millemari.de

Alle Fotos wurden mir vom Verlag zur Verfügung gestellt, das Coverfoto und das Beitragsfoto sind von Axel Hachenberger, alle Fotos  © millemari (www.millemari.de)

31. Mai 2015
von Steffi
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Kennst du das beste Museum Salvadors?

Was macht ein gutes Museum aus? Die Ausstellungsstücke? Die Präsentation? In dem Haus, in dem Jorge Amado und seine Frau Zélia Gattai wohnten hast du die Qual der Wahl!

Jorge Amado, dem bekanntesten Autor Brasiliens, lagen die Kleinen, die Armen und Unterdrückten zeitlebens am Herzen. Als Mitglied der Kommunistischen Partei Brasiliens verbrachte er viele Jahre im Exil in Uruguay, Argentinien, Paris und Prag. Er und seine Frau reisten auch sehr viel, waren in Moskau, Indien, den USA, in China, in Rangun und in vielen anderen Städten und Ländern, zu einer Zeit, als das Reisen noch echt beschwerlich war. Er kannte die Größen seiner Zeit, nicht nur die seiner Heimat: Oskar Niemeyer, Pierre Verger, Caribé. Picasso war sein Freund, beider Töchter heißen Paloma, er bekam Post von Yoko Ono, Mitterand und vielen anderen. All diese Künstler hinterließen Spuren in seinem Heim.

Seine Bücher leben von der Vitalität Bahias, den kleinen Leuten, in ihnen klingen die Trommeln des Candomblé, darin tanzen die sinnlichen Frauen Bahias, durch sie zieht der Duft des Dendé-Öls, die Schärfe des Pimentas, sie sind getragen von Leid und Freud, von der Bauernschläue der einfachen Menschen.

Seit 1963 lebte er mit seiner Frau, der Fotografin und Autorin Zélia Gattai in der Rua Alagoinhas in Rio Vermelho. Dort ist ihre Asche unter einem alten Baum begraben, dort wohnt immer noch sein Geist, sein Zauber, eingefangen mit den modernsten Mitteln, die ein Museum zu bieten hat:

In alten Schubladen liegen Briefe, in Vitrinen stehen die Mitbringsel aus aller Welt, ein ganzes Zimmer ist voll seiner Bücher, hinter der Küche verrät Dadá, die berühmteste Köchin Bahias in einem Video ihre Rezepte, in Filmen lesen Sonia Braga (Schauspielerin), Daniela Mercury, Ivete Sangalo (Sängerinnen) und viele andere brasilianische Stars aus seinen Büchern, Illustrationen daraus werden im Schlafzimmer auf die weiße Bettdecke als Leinwand geworfen. Und an den Wänden hängen die Picassos! Im Gartenpavillon erzählt Mae Stella im Video vom Candomblé, im dem die afrikanischen Gottheiten oder Orixas, oft die Personifizierung von Naturkräften, mit katholischen Heiligen getarnt werden.

Oxóssi oder São Jorge, Georg der Drachentöter, und Yemanjá, Maria, die beiden Orixas, mit denen sich Jorge und Zélia identifizierten, zieren das ganze Haus, als Statuen oder als Bilder auf Fliesen und Wänden. Exu, der Bote zwischen Menschen und Orixás, steht im Garten und bewacht das Haus.

Wer Bahia verstehen will, muss Jorge Amados Bücher lesen, muss sich um den Candomblé bemühen.

Leider wird er von den modernen evangelikalen Kirchen in Brasilien, die immer mehr Einfluss und nicht immer zum Besten gewinnen, verteufelt. Vor Jahren waren die Opfergaben noch an vielen Kreuzungen zu sehen, heute nur mehr selten.

In Jorge Amados ehemaliges Heim bleibt er lebendig. Und so vieles andere mehr – die Geschichte des Landes, der Geruch, die Künstler…

Hingehen und Anschauen. Und vorher lesen, lesen, lesen…

Das Gästezimmer mit erstaunlich modernen Quilt

Das Gästezimmer mit erstaunlich modernen Quilt

PS: Zieht lange Hosen an und bedeckt euch mit Mückenspray – im Garten stechen gerne jene Mücken, die Dengue übertragen könnten. Wie übrigens überall in Salvador, wo es feuchten Schatten gibt!

28. Mai 2015
von Steffi
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Zerbrochen

Ruine neben dem Lacerda

Ruine neben dem Lacerda

In Bewegung geraten ist das Gebiet um den Lacerda in Salvador. Bedingt durch die schweren Regenfälle, gepaart mit Vernachlässigung und Ignoranz seitens der Verantwortlichen – Behörden, Besitzer und Bevölkerung – wurden die Hänge um die jahrhundertealten Straßen instabil. Einige der alten Häuser, viele schon Ruinen, zerbrachen endgültig. Das Haus, in dem Dalva, meine ehemalige Emregada, als Buchhalterin arbeitet, ist nicht mehr sicher. Das Viertel um die Ladeira da Preguica, das mit den tollen Grafittis, hat es jedoch besonders hart getroffen: Sieben Familen verloren ihr Heim, ein Kind seinen Vater.

In Bewegung ist jetzt auch das Centro Cultural Que Ladeira e essa, allen voran Marcelo Teles, Grisbelas Mann, der die Nothilfe organisiert: Kleidung und Nahrungsmittel können in Sammelstellen neben dem Lacerda abgegeben, werden, es gibt ein brasilianisches Spendenkonto. Die Spenden sollen allen zu Gute kommen, die durch die Regenfälle in Not geraten sind, nicht nur denen um die Ladeira.

Mir ist klar, dass wir nicht viel tun können – außer mit den Menschen mitfühlen. Und hoffen, dass jetzt Bewegung anderer Art ins Comercio und in die Gebäude um den Lacerda kommt: Restaurierung, Renovierung und Neubelebung.

Ach, welch’ ein schöner Traum…

 

Foto als Antwort auf die wochentliche Photo Challenge von The Daily Post / In response to The Daily Post’s weekly photo challenge: “Broken.”