Mangue Secco - Dünentour

13. Februar 2016
von Steffi
4 Kommentare

Mangue Seco – auf Sand gebaut

Mangue Seco, ein Ort am Ende der Welt. Okay, am Ende Bahias. Am nördlichen. Einer, den Touristen am Leben halten und der doch so gar nicht touristisch ist.

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Es gibt Hotels, Restaurants, Internet und WiFi, zahlen kann man mit Visa, auch am Strand, und der Fernseher in der Hotelbar läuft ununterbrochen.

Mangue Seco-0407

Und es gibt Sand. Viel Sand.

Vor der Kirche in Mangue Seco

Kirchenplatz

Mangue Seco wurde bekannt durch die Verfilmung von Jorge Amados „Tieta do Agreste“: Tieta, einst vom Vater verstoßen, kehrt vermeintlich reich in ihr Heimatdorf zurück. In Wahrheit gehört ihr das beste Bordell in Sao Paulo, was für den Verlauf der Geschichte nicht nebensächlich ist. Seit dem Film kommen die Touristen und verhelfen den Einwohnern zu bunt gestrichenen, gepflegten Häuschen, einem offensichtlich recht gutem Einkommen und ein wenig Glamour:

Pousada Fantasia do Agreste, Mangue Seco

Glamour in Mangue Secco

Häuser in Mangue Seco, Bahia

Bunte Häuschen

Mangue Seco liegt am Ende einer Landzunge, an drei Seiten von Meer umgeben. Und an einer davon auch noch mit Wanderdünen. Die verschlingen zwar einerseits das Weideland, andrerseits sind sie der Reichtum des Ortes, denn die tropische Dünenlandschaft ist eine seltene From der Küste.

Außerdem: Hierhin kommt man nicht mit dem Auto oder dem Bus, nein man muss sich per Boot übersetzen lassen. Oder man fährt über eine Lehmpiste um dann im Nirgendwo das Auto stehen zu lassen und sich mit dem Buggy weiter fahren zu lassen.

Wir haben unsere Wegbeschreibung im Schiff vergessen und so finden wir den Weg zum Bootsanleger nicht. Wir fahren dreimal die Straße auf und ab, wohl nicht weit genug, dann nehmen wir den Abzweig „Mangue Seco passeio via Buggy“.

Nach fünfzehn Kilometern Lehmpiste ist Tomy nicht amüsiert, als ein Schild auftaucht, welches uns weitere 15 Km ankündigt. Dabei ist die Gegend schön: Große Farmen mit einigem Bestand an Vieh oder Kokospalmen säumen es, kleine Gewässer beleben es und rechts verschlingen die Dünen die Palmen. Ein Äffchen sitzt auf der Straße, die so breit ist, wie eine Schnellstraße.
Nur holpriger.

Wir haben keine Ahnung, wo sie hinführt, nur eine Hoffnung…

Auf einem sandigen Platz endet sie. Rechts steht ein Haus, mitten auf dem Platz parken drei Autos. Gegenüber, hinter dem Fußballfeld großem Terrain stehen auch ein paar Häuser. Dazwischen deutet eine Sandpiste ein Weiterkommen an.
Nur nicht mit unserem Auto.

Vor dem Haus rechts steht eine junge Frau, ich frage sie nach dem Weg. Sie erklärt mir, dass es von hier aus nur mit „Bugi“ – genauso ausgesprochen – weitergeht und bietet an, einen zu rufen. Ein paar Minuten später ist Adriano mit seinem roten Bugi zur Stelle. Für 120 Reals, immerhin 30 Euro, will er uns nach Mangue Seco fahren.

Unser Auto im Nirgenswo

Unser Auto im Nirgenswo

Auf ins Abenteuer!

Er verlädt unsere Rucksäcke auf dem Vordersitz und bedeutet uns hinten auf der Haube Platz zu nehmen und uns gut am Überrollbügel festzuhalten. Und dann geht es los.

Ein sandiges Dorf, komplett mit Hund, Hühnern und bunter Wäsche, lassen wir schnell hinter uns. Jetzt geht es wieder durch eine von Dünen begrenzte Weidelandschaft. Ein schlafender Hund auf der Piste wird langsam umfahren, Kühe, Pferde und Ziegen lassen uns mehr oder weniger zögerlich vorbei. Weiße Knochen liegen neben einen Gebüsch. Ein Pferd? Eine Kuh?
Über uns schweben die Geier.

Gelegentlich kommt uns ein Buggy entgegen. Tomy rätselt, wo die die VW-Boxermotoren herbekommen. Gebaut werden sie nicht mehr.

Des Rätsels Lösung?

Des Rätsels Lösung?

Und er zweifelt, ob wir je unser geliehenes Auto wiederfinden.

Nach vielleicht zwanzig Minuten kommen wir wieder nach Mangue Secco, doch die Fahrspur ist von der Flut überspült, wir müssen zu Fuß weiter durch den Sand. Adriano zeigt uns den Weg und legt uns gleich eine Bugi-Tour für den nächsten Tag ans Herz. Doch wir sind erst mal nur froh, da zu sein:

Unter einem Flammenbaum liegen ein paar ältere Damen in der Hängematte und halten ihr Spätnachmittags-Schwätzchen. Bunte Wäsche trocknet in der Sonne, Kühe liegen träge unter einem anderen Baum. Ein paar Pferde stoben über den Dorfplatz. Stolze Hähne scharen ihre Hühner um sich und ein Äffchen klettert flink über dem Eingang der Pousada.

Über den Ort liegt eine ansteckende Trägheit.

Und drunter Sand. Ich kann es nicht oft genug erwähnen.

Wenn ich Sand nicht so hasste, würde ich hier meine Memoiren schreiben.

Der junge Mann an der Rezeption findet nach einigem Suchen unsere Buchung. Ich hatte per Booking.com reserviert, doch weder meine noch Tomys Kreditkarte wurde angenommen. Auch jetzt klappte die Bezahlung nur unter dem Schatten spendenden Baum am Dorfplatz vor der Tür.

Bezahlen per Kreditkarte geht nur unter dem Baum vor der Türe

Bezahlen per Kreditkarte geht nur unter dem Baum vor der Türe

Kurze Zeit später suchen wir ein Restaurant, werden direkt gegenüber fündig. Es ist nur eine bessere Strandbar. Kulinarische Hochgenüsse werden wir wohl hier kaum erleben.* Verhungern werden wir auch nicht. Höchstens vor Langeweile sterben.

Aber das werden meine Kamera, Lightroom, der Kindle und der Tolino schon verhindern!

Am nächsten Tag holt Adriano uns zur Bugi-Tour. Erst zieht er sein Rennleiberl an, ein langärmliges T-Shirt mit schnittigem Aufdruck, das darauf hinweist, dass er im Dienst ist. Er grüßt jeden, hat er doch früher in Mangue Seco gearbeitet. Fünfzehn Jahre lang ging er täglich eine gute Stunde von Coqueiro zu Fuß zur Arbeit. Als Bugi-Besitzer verdient er sein Geld sicher einfacher und mit mehr Spaß!

Er gibt Acht auf uns: Ob ich mich genügend eingecremt hätte? Hab ich – trotzdem sehen meine Hände heute aus, wie ein gekochter Hummer. Adriano hilft der alten Dame – mir – in und aus dem Buggy, achtet darauf die Sitzfläche aus der Sonne zu klappen und macht typische Touristenfotos von uns.

Wir müssen die Palmen stemmen

Wir müssen die Palmen stemmen

Die Tour geht durch die Dünen, am Strand entlang, nach Coqueiro, an unserem Auto vorbei, durch Weideland zu den Barracas am Strand: Palmgedeckte Unterstände mit Hängematten darunter laden dazu ein, nichts zu tun.

Nun denn, wenn es sein muss!

*Das erwies sich als Irrtum: Im örtlichen Hostel aß ich den kreativsten und besten Salat Bahias, der konnte doch glatt mit den Kreationen in Südafrika mithalten! Die Pizza dort ist auch ordentlich!

INFO

Anfahrt von Salvador mit dem Auto auf der B099 und B 100 bis Pontal, Abzweig hinter Indiaroba, dann per Boot übersetzen
Anfahrt über die B099 bis  Abzweig Costa Azul, hinter km 172, dann 32 km Lehmpiste, ab Coqueiro per Buggy weiter.
Mit dem Bus bis Estancia, mit dem Taxi bis Pontal und dann mit dem Boot.
Mehr auf der Website des Hostels.
SEGLER: Mit einem Katamaran und genügend Abenteuerlust kannst du vermutlich auch in den Rio Real, der die Landzunge vom Land trennt, segeln. Keine Vermessung. Also wir haben welche gesehen, die es getan haben.

Viele Pousadas, auch das Hostel, holen in Salvador am Flughafen ab. Websites auf Englisch

Übernachten:
Pousada Fantasia do Agreste ist nett und direkt im Ort, gutes Frühstück
Pousada do Forte liegt hintern dem Ort, der in 5 Minuten zu Fuß über die Dünen erreichbar ist. Sie liegt direkt an einer kleinen Bucht. Diese Lage würde ich bevorzugen. Sie holen auch am Flughafen ab. http://www.pousadaoforte.com

Essen:
Restaurant Na Cajazeira im Hostel auf dem Weg zur Kirche, fast neben der Pousada Fantasia do Agreste

Atlantikstrand:
Man kann sich mit dem Buggy hinfahren lassen.
Oder man geht ca 25 Minuten zu Fuß: Links hinter der Kirche hinauf in die Dünen, Richtung Leuchtturm, dann den breiten Sandweg zwischen den Zäunen hinunter in die Bucht (~7 min), am Strand entlang nach rechts bis zur Pousada do Forte (~1 min). Von da der Sand/Lehmpiste folgen (~15min)

Moskitospray für abends mitbringen!

Karneval in Salvador da Bahia

12. Februar 2016
von Steffi
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Kennst du den größten Straßenkarneval der Welt?

Kennst du den größten Straßenkarneval der Welt?

Nein, nicht Köln. Auch nicht, wenn die Kölner Sturm, Grapschern und Terroristen trotzen.

Rio?

Fehlanzeige!

Der größte Straßenkarneval der Welt ist in – Salvador!

Ruhig ist es in Ribeira am Morgen im Karneval. Keine Rufe der Kanufahrer, keine laute Musik auf einem Ausflugsschiff, kein Auto fährt, kein Bus, nicht mal die Hähne krähen! Der Ort wirkt wie ausgestorben. Und das sind auch die sonst so geschäftigen Straßen! Keine Straßenhändler, keine schreienden Wasserverkäufer, keine laute Musik. Außer ein paar Bussen und einer Menge Taxis ist kein Verkehr, kein Mensch ist auf der Straße. Geschäfte sind geschlossen, ebenso Restaurants und Imbissbuden.

Salvador ist gespenstisch leer.

Wie nach einer Seuche…

Und die heißt – Karneval!

Wer nicht feiert, hat die Stadt verlassen, die anderen sind entweder am Circuito Dodô um den Campo Grande bei den Blocos Afro, oder am Circuito Osmar in Barra und Ondina. Es gibt noch ein paar kleinere Umzüge, aber diese beiden sind die größten. Sie starten um 15:00 und enden in den frühen Morgenstunden…

Dazwischen wird getanzt, getrunken, gesungen, gegessen und – gewartet. Je nachdem, wie man teilnimmt.

Wir lassen uns mit dem Taxi zum verrammelten Shopping Barra bringen, so nah es geht. Denn wir sind nicht die einzigen, die zum Karneval wollen. Der Eingang zur Festmeile geht heutzutage nur durch Checkpoints, an denen Tascheninhalte kontrolliert werden.

Checkpoint Eingang Karneval

Checkpoint Eingang Karneval

Wir gehen an die Orla, der Straße entlang des Meeres, und warten auf die erste Gruppe. Hinter uns liegt der Strand, einige Motorboote liegen vor Anker. Vor uns ist alles in der Hand der Oranjes: Die Biermarke Schin ist der Hauptsponsor und die stehen auf orange – also haben alle Straßenhändler orange Shirts und Kühlboxen. Menschen flanieren auf der Straße, doch als das erste Trio Electrico – eine Bühne auf einem Sattelschlepper – kommt, tanzt die Menge vor und neben dem Trio meist hüpfend und Arme in die Luft werfend.

Ein Albtraum für Sicherheitsexperten

Ein Albtraum für Sicherheitsexperten

Auch wir werden zu Popcorn – Pipoca, jenen hüpfenden Feiernden am Rande des Umzuges.

Danach gehen wir ins Camarote, einer Art Tribüne oder gesicherter Raum mit Toiletten, Getränken, Essen – nur sehen die Leute dort so gelangweilt aus! Was verständlich ist: Wer nicht im Bloco hinter oder vor dem Trio Electrico her tanzt, tut vor allem eines – warten auf das nächste Trio! Und das ist ganz schön anstrengend.

Beim Karneval in Salvador haben die Frauen mehr zu gucken, als die Männer: Es sind die Männer die tanzen. In kleinen Choreografien zeigen sie die Kraft in den Beinen, ihre (Stoß)kraft, die Beweglichkeit der Hüften. Frau könnte ihre Tänze schon als obzön bezeichnen…

Hüftschwung

Hüftschwung

Dabei ist es zum Heulen: Ganze Blocos, also hunderte, fescher junger Männer aus dem ganzen Land ziehen an uns vorbei – alle schwul (okay, ist nicht politisch korrekt, trotzdem traurig ;-))

Jammerschade!

Ein Bloco voller Männer...

Ein Bloco voller Männer…

Wir schlendern ein wenig herum. In der Straße hinter dem Umzug ist die Fressmeile: Acarajé, Pizza, Churassco, Süßigkeiten, dazu Bier, Wasser, Red Bull oder Roskas und Caipi. Kondome liegen zur freien Entnahme an den Buden herum. Es sieht alles improvisiert und chaotisch aus, ist aber streng reglementiert. So sind Fleischspieße verboten, die Hölzer könnten als Waffe verwendet werden…

Dafür wird das Gegrillte jetzt auf Styroportellerchen serviert.

Soll ich etwas über den Müll sagen?

12 Tonnen waren es am Montag.

6 Tage lang dauern die Umzüge.

Dosenberg

Dosenberg

Es wird wild gefeiert, ja. Aber auch hart, sehr hart gearbeitet: Tausende Straßenhändler versorgen die Feiernden mit Getränken und Nahrung, Taxifahrer haben Hochkonjunktur und die Seile, die die Blocos begrenzen, müssen lückenlos gesichert werden. Dosensammler haben Hochkonjunktur. Es gibt jede Menge Erste Hilfe Ambulanzen und Policia Militar. Die Bands auf den Sattelschleppern spielen fünf, sechs Stunden lang ununterbrochen.

Kaum sind die Mäuse aus dem Haus - oder auf Streife...

Kaum sind die Mäuse aus dem Haus – oder auf Streife…

Feiern geht nur, weil es viele fleißig arbeiten!

Zum Schluss tanzen wir noch im Bloco von Carlinhos Brown, dem musikalischen Genie Salvadors, Gründer von Timbalada.

Tanzen macht am meisten Spaß!

Ohne Worte (Verstehen nur Kölner)

Ohne Worte (Verstehen nur Kölner)

Eindrucksvolle Reihe

Eindrucksvolle Reihe

INFO Karneval in Salvador:

Es gibt zwei große Umzüge:

  • Circuito Dodo beginnt am Campo Grande, geht entlang der Sete de Septembro Richtung Pelourinho und die Carlos Gomez wieder zurück. Es ziehen die afrikanisch geprägten Blocos mit: Olodum, Muzenza, Ile Aye, Filhos do Gandhi, Banda Dida und andere Trommelgruppen durch die Straßen.
  • Circuito Osmar beginnt am Farol de Barra und geht entlang der Orla nach Ondina. Dort kann man die angesagten Bands sehen: Ivete Sangalo, Pisirico, Timbalada, Daniela Mercury. Für viele Salvadorianer ist Karneval die einzige Möglichkeit diese Gruppen life zu erleben.
  • Es gibt auch kleiner Umzüge, die eher unseren Karneval mit Kostüm ähneln im Pelourinho.

Teilnehmen kann man auf drei Arten:

  • Im Camarote: Das sind Tribünen, komplett mit DJ, Essen und Trinken, WC, meist entlang der Orla. Sie gelten als sicher. Sie sind nett mit Freunden, sonst kann es ganz schön langweilig und anstrengend sein auf die nächste Gruppe zu warten. Die Eintrittskarten muss man vor Karneval kaufen.
  • Im Bloco: Das sind mit Seilen gesicherte Abteilungen vor und hinter den Trio Electricos, den rollenden Bühnen. Sie kosten zwischen 40 und 1000 Reals, müssen auch vorher gekauft werden. Man tanzt dann die ganze Nacht hinter einer Gruppe. Sie führen auch einen WC und Versorgungswagen mit.
  • Als Pipoca am Straßenrand. Da kann man die Gruppen an sich vorbeiziehen lassen oder auch daneben oder hinter dem Bloco herziehen. Es gibt auch Gruppen, die ohne Bloco ziehen. Pipoca macht am meisten Spaß, ist umsonst und gilt als unsicher. Nun ja, man nimmt einfach nichts Wertvolles mit! Nirgendwohin, wenn Baianos feiern

Und an sechs Tagen: Donnerstag (Weiberfastnacht) -Quinta; Freitag – Sexta, Samstag – Sabado, Sonntag – Domingo; Montag – Segunda; Dienstag – Terca.

Programm hoffentlich auch 2017 unter carnavalsalvadorbahia.com.br

6. Februar 2016
von Steffi
2 Kommentare

Sonntagsfrage am Samstag: Wie geht es bei uns weiter?

Nachdem ich die Sonntagsfrage letztes Wochenende vor lauter Wasserschlucken vergessen habe, kommt diese schon am Samstag.

Und wird von mir beantwortet. Ist übrigens erst mal die letzte Sonntagsfrage.

Morgen, Sonntag 7. Februar, fliegen wir zurück nach Salvador, feiern ein wenig Karneval, fahren nochmal mit dem Auto die Küste hoch an einen schönen Strand und – werden wir sehen.

Am 20. Februar fliegen wir nach Bolivien. Wir müssen nochmals gute vier Wochen aus Brasilien ausreisen, um dann volle 90 Tage bleiben zu können. Das haben wir zwar nicht vor, aber sicher ist sicher.

Ende März befreien wir unser Schiff wieder aus dem Zoll und segeln mit dem ersten guten Wind Richtung Norden bis nach Jacaré hinter Recife. Das wird etwa eine Woche dauern. Wir wollen auch eine gute Woche dort bleiben. Danach geht es Nonstop nach Französisch Guyana. Die brasilianische Küste ist so lang, dass wir dafür rund 14 Tage, vielleicht auch mehr, auf See sein werden.

Mitte Juni wollen wir in Surinam sein. Dann werde ich sicher wieder so große Sehnsucht nach meinen Engeln haben, dass ich nach Hause muss…

Aber erst mal freuen wir uns auf neue Abenteuer. Also, drückt uns die Daumen, dass alles so klappt, wie wir uns das wünschen! Danke schön!

 

 

mermaiding yemanja nixe meerjungfrau

2. Februar 2016
von Steffi
2 Kommentare

Wenn du gerne mal über mich lachen möchtest

Ich bin zu früh dran, Mel, meine Trainerin in den nächsten zwei Stunden, kommt erst in zehn Minuten. Ich geh schon mal vor: Im Wellnessbecken sitzen drei ältere Herren und lassen sich den Rücken massieren. Im Nichtschwimmerbereich hüpfen die Damen bei der Wassergymnastik auf und ab. Drei, vier sportlichere Schwimmer ziehen ihre Bahnen. Die Kinder, die im Becken gegenüber schwimmen lernen, halbieren den Altersdurchschnitt. Naja, in ihren Augen gehöre ich ja auch zur Generation der „älteren Herrschaften“. Und ich will…

Hinter Mel betreten drei junge Männer das Schwimmbad.

Ich werde mich endgültig zum Affen machen.

Doch eine Stimme in meinem Kopf tröstet mich: „Erinnere dich, wie dich die Jungs im Nachbarort auslachten, als sie dich laufen sahen: Vielleicht lachen sie immer noch, aber du hast den Marathon geschafft!“

Stimmt!

Und ich werde jetzt Spaß haben! Ich muss es wenigstens einmal ausprobiert haben! Was juckt mich da mein Alter? Oder mein Popo, der schon als ich noch 48 Kilo wog, überdimensioniert war? Oder anders – ich bin alt genug, mich nicht mehr um die Meinung der anderen über mich zu kümmern.

Dass ich obendrein ohne Brille keinen Gesichtsausdruck ausmachen kann, hilft ungemein: Ich kann das Grinsen in den Gesichtern der anderen Badbesucher nicht sehen.

Und so zwänge ich mich in den blaugrünen Anzug. Und in die Flosse. Mel stülpt die Schwanzspitzen drüber – fertig ist die Meerjungfrau!

Oder auch die Meeroma.

Mermaiding – schwimmen wie eine Meerjungfrau, das möchte ich heute bei Abenteuernixe Melanie Seidel im Neusser Stadtbad lernen. Meermädchen haben mich schon als Kind fasziniert, Hans Christian Andersens „Kleine Meerjungfrau“ ist mein Lieblingsmärchen, Yemanja, die Mutter der Fische und Menschen, meine Orixa, meine Kraft, nach ihr ist mein Schiff benannt. Ich muss es einfach ausprobieren!

Mel erklärt mir die Technik: Bauch einziehen und Popo anspannen sind das Wichtigste, die Vorwärtsbewegung kommt vom Brustbein. Die Flosse auf und ab bewegen.

Anfangs liege ich noch auf der Poolnudel und versuche, nicht zu ersaufen. Ich schnappe nach Luft.

Atmen? Ich hab doch keine Kiemen! Ich pruste und huste und schlucke nur Wasser!

Schwimmen mit dem Kopf unter Wasser konnte ich noch nie! Tauchen schon gar nicht, abgesehen von der Luftnot: Mein Popo schwimmt oben. Liegt vermutlich am Fettgehalt.

Nach und nach werde ich ruhiger, ich beginne mir zu vertrauen. Meinem Körper. Der Flosse. Der Bewegung mit ihr. Mel ist Motivation selbst: Ich wäre sehr begabt, ich hätte genügend Körperspannung, ich sähe gut aus…

Es beginnt Spaß zu machen.

Verdammt, ich muss schon wieder auftauchen, brauche Luft. Dabei ist es so schön unter Wasser dahinzugleiten. Es ist auch irre anstrengend und doch so schwebend leicht.

Mel hat recht: Es ist wie fliegen.

Nur schöner.

Leider wird mir nach knapp eineinhalb Stunden kalt. Kunststücke lernen ist für heute nicht mehr drin.

Macht nichts.

Ich komm wieder!

Und vorher übe ich noch Apnoetauchen. Oder einfach nur den Atem besser zu kontrollieren.

INFO:

Abenteuernixe Melanie Seidel-Beck bietet im Raum Neuss Mermaiding Kurse für Kinder und Erwachsene an, Anmeldung unter Abenteuernixe.de

Viele Kurse gibt es unter anderen in Süddeutschland und auch in Niederösterreich.

Mermaiding ist leider nicht in allen Schwimmbädern erlaubt.

Flossen und Kostüm gibt es bei magictail.de

Übungen zum längeren Luftanhalten (Apnoetauchen) unter freediveuk.com (Englisch) Es gibt auch Apps im Applestore oder für Android.

Erfahrungen anderer Erwachsener zum Beispiel hier: www.zeit.de

Und nun viel Spaß! (Ich seh‘ euch ja nicht lachen!) Oder was meinst du? Hättest du auch Spaß?

Segeln mit Yemanja - Segelreise so weit wir kommen - Winterlinge

30. Januar 2016
von Steffi
3 Kommentare

Was ein Bauer mit Segeln zu un hat

Mein Großvater, ein Landwirt mit Leib und Seele, wurde heute vor 118 Jahren in einem kleinen mährischen Dorf geboren. Was das mit Segeln, dem Blog und unserer Reise zu tun hat?

Mehr als du denkst!

In seinen Erinnerungen erzählt er von seinem Lehrer: „Er führte uns in so manche Schlupfwinkel des menschlichen Wissens und darüber hinaus in die des Träumens. Wenn er vortrug, horchten wir mäuschenstill. Skagerrak bis Golf von Mexiko, jeder Schlupfwinkel, Zugspitze, Kilimandscharo, Himalaja oder Poppokatten Cettelaltep – er erzählte, von den Kolonien Deutschlands, Togo, den Kanarischen Inseln, Feuerland, den Kurdillen und Antillen im Stillen Ozean” – und weckte so die Sehnsucht nach der weiten Welt in den halbwüchsigen Schülern.

Ich glaube, die weiteste Reise, die mein Opa abgesehen von den Verwandtenbesuchen in Deutschland machte, ging nach Venedig. Aber seine Träume, da bin ich mir sicher, leben in mir weiter. Irgendwie kommt er überallhin mit mir mit.

Opa lebte mir die Liebe zur Natur vor. Im Spätwinter wartete ich immer auf den Tag an dem er von seinem Gartenrundgang zurückkam und sagte: „Wenn das Wetter so bleibt, blühen in zwei Tagen die ersten Winterlinge!“ Woher wusste er das so genau? Denn es stimmte immer! Und so blühen heute Winterlinge in meinem Garten. Ihr Gelb leuchtet spitzbübisch wie die Augen meines Großvaters, ein lebensfröhlicher Mann bis zu seinem Ende mit knapp 91 Jahren.

Segeln mit Yemanja - Segelreise so weit wir kommen - Winterlinge

Die Winterlinge in meinem Garten erinnern mich an meinen Großvater.

Aber das wichtigste, das er mir mitgab, ist die Liebe zu Märchen und Geschichten. Er verstand die Kunst des Geschichtenerzählens: Oft spielte ich an dem kleinen Bach, der hinter unserem Garten vorbeiführte. Abends lag ich meist in der Besucherritze zwischen ihm und seiner Lebensgefährtin – Oma starb vor meiner Geburt, meine Eltern waren beruflich viel unterwegs – und er erzählte mir die Geschichte von den Steinen, die ich tagsüber gesammelt hatte: Wie sie aus dem Fels brachen, im Wasser des Baches rund geschliffen wurden und so ihre Farbe, Schönheit und Charakter preisgaben. Sie erlebten allerlei Abenteuer unterwegs, trafen aufeinander, rollten auseinander und landeten schließlich in der Schürzentasche eines kleinen Mädchens…

Ach was gäb‘ ich drum, hätte ich noch eines dieser Märchen vor mir! Doch leider hat er keines aufgeschrieben!

 

Ob ich ohne meinem Opa so gerne reiste? In der Natur wäre? Und davon Geschichten erzählte?

 

Was haben deine Großeltern bei der Erziehung gut gemacht? Und wie? Was wussten sie noch? Mach mit bei der Blogparade von Sara “Was (Ur)oma noch wusste”.

Und Frank von Finde-dich-selbst fragt in seiner Blogparade nach der Liebe zur Natur.