Karneval in Salvador da Bahia
Karneval in Salvador da Bahia

Kennst du den größten Straßenkarneval der Welt?

| Keine Kommentare

Kennst du den größten Straßenkarneval der Welt?

Nein, nicht Köln. Auch nicht, wenn die Kölner Sturm, Grapschern und Terroristen trotzen.

Rio?

Fehlanzeige!

Der größte Straßenkarneval der Welt ist in – Salvador!

Ruhig ist es in Ribeira am Morgen im Karneval. Keine Rufe der Kanufahrer, keine laute Musik auf einem Ausflugsschiff, kein Auto fährt, kein Bus, nicht mal die Hähne krähen! Der Ort wirkt wie ausgestorben. Und das sind auch die sonst so geschäftigen Straßen! Keine Straßenhändler, keine schreienden Wasserverkäufer, keine laute Musik. Außer ein paar Bussen und einer Menge Taxis ist kein Verkehr, kein Mensch ist auf der Straße. Geschäfte sind geschlossen, ebenso Restaurants und Imbissbuden.

Salvador ist gespenstisch leer.

Wie nach einer Seuche…

Und die heißt – Karneval!

Wer nicht feiert, hat die Stadt verlassen, die anderen sind entweder am Circuito Dodô um den Campo Grande bei den Blocos Afro, oder am Circuito Osmar in Barra und Ondina. Es gibt noch ein paar kleinere Umzüge, aber diese beiden sind die größten. Sie starten um 15:00 und enden in den frühen Morgenstunden…

Dazwischen wird getanzt, getrunken, gesungen, gegessen und – gewartet. Je nachdem, wie man teilnimmt.

Wir lassen uns mit dem Taxi zum verrammelten Shopping Barra bringen, so nah es geht. Denn wir sind nicht die einzigen, die zum Karneval wollen. Der Eingang zur Festmeile geht heutzutage nur durch Checkpoints, an denen Tascheninhalte kontrolliert werden.

Checkpoint Eingang Karneval

Checkpoint Eingang Karneval

Wir gehen an die Orla, der Straße entlang des Meeres, und warten auf die erste Gruppe. Hinter uns liegt der Strand, einige Motorboote liegen vor Anker. Vor uns ist alles in der Hand der Oranjes: Die Biermarke Schin ist der Hauptsponsor und die stehen auf orange – also haben alle Straßenhändler orange Shirts und Kühlboxen. Menschen flanieren auf der Straße, doch als das erste Trio Electrico – eine Bühne auf einem Sattelschlepper – kommt, tanzt die Menge vor und neben dem Trio meist hüpfend und Arme in die Luft werfend.

Ein Albtraum für Sicherheitsexperten

Ein Albtraum für Sicherheitsexperten

Auch wir werden zu Popcorn – Pipoca, jenen hüpfenden Feiernden am Rande des Umzuges.

Danach gehen wir ins Camarote, einer Art Tribüne oder gesicherter Raum mit Toiletten, Getränken, Essen – nur sehen die Leute dort so gelangweilt aus! Was verständlich ist: Wer nicht im Bloco hinter oder vor dem Trio Electrico her tanzt, tut vor allem eines – warten auf das nächste Trio! Und das ist ganz schön anstrengend.

Beim Karneval in Salvador haben die Frauen mehr zu gucken, als die Männer: Es sind die Männer die tanzen. In kleinen Choreografien zeigen sie die Kraft in den Beinen, ihre (Stoß)kraft, die Beweglichkeit der Hüften. Frau könnte ihre Tänze schon als obzön bezeichnen…

Hüftschwung

Hüftschwung

Dabei ist es zum Heulen: Ganze Blocos, also hunderte, fescher junger Männer aus dem ganzen Land ziehen an uns vorbei – alle schwul (okay, ist nicht politisch korrekt, trotzdem traurig ;-))

Jammerschade!

Ein Bloco voller Männer...

Ein Bloco voller Männer…

Wir schlendern ein wenig herum. In der Straße hinter dem Umzug ist die Fressmeile: Acarajé, Pizza, Churassco, Süßigkeiten, dazu Bier, Wasser, Red Bull oder Roskas und Caipi. Kondome liegen zur freien Entnahme an den Buden herum. Es sieht alles improvisiert und chaotisch aus, ist aber streng reglementiert. So sind Fleischspieße verboten, die Hölzer könnten als Waffe verwendet werden…

Dafür wird das Gegrillte jetzt auf Styroportellerchen serviert.

Soll ich etwas über den Müll sagen?

12 Tonnen waren es am Montag.

6 Tage lang dauern die Umzüge.

Dosenberg

Dosenberg

Es wird wild gefeiert, ja. Aber auch hart, sehr hart gearbeitet: Tausende Straßenhändler versorgen die Feiernden mit Getränken und Nahrung, Taxifahrer haben Hochkonjunktur und die Seile, die die Blocos begrenzen, müssen lückenlos gesichert werden. Dosensammler haben Hochkonjunktur. Es gibt jede Menge Erste Hilfe Ambulanzen und Policia Militar. Die Bands auf den Sattelschleppern spielen fünf, sechs Stunden lang ununterbrochen.

Kaum sind die Mäuse aus dem Haus - oder auf Streife...

Kaum sind die Mäuse aus dem Haus – oder auf Streife…

Feiern geht nur, weil es viele fleißig arbeiten!

Zum Schluss tanzen wir noch im Bloco von Carlinhos Brown, dem musikalischen Genie Salvadors, Gründer von Timbalada.

Tanzen macht am meisten Spaß!

Ohne Worte (Verstehen nur Kölner)

Ohne Worte (Verstehen nur Kölner)

Eindrucksvolle Reihe

Eindrucksvolle Reihe

INFO Karneval in Salvador:

Es gibt zwei große Umzüge:

  • Circuito Dodo beginnt am Campo Grande, geht entlang der Sete de Septembro Richtung Pelourinho und die Carlos Gomez wieder zurück. Es ziehen die afrikanisch geprägten Blocos mit: Olodum, Muzenza, Ile Aye, Filhos do Gandhi, Banda Dida und andere Trommelgruppen durch die Straßen.
  • Circuito Osmar beginnt am Farol de Barra und geht entlang der Orla nach Ondina. Dort kann man die angesagten Bands sehen: Ivete Sangalo, Pisirico, Timbalada, Daniela Mercury. Für viele Salvadorianer ist Karneval die einzige Möglichkeit diese Gruppen life zu erleben.
  • Es gibt auch kleiner Umzüge, die eher unseren Karneval mit Kostüm ähneln im Pelourinho.

Teilnehmen kann man auf drei Arten:

  • Im Camarote: Das sind Tribünen, komplett mit DJ, Essen und Trinken, WC, meist entlang der Orla. Sie gelten als sicher. Sie sind nett mit Freunden, sonst kann es ganz schön langweilig und anstrengend sein auf die nächste Gruppe zu warten. Die Eintrittskarten muss man vor Karneval kaufen.
  • Im Bloco: Das sind mit Seilen gesicherte Abteilungen vor und hinter den Trio Electricos, den rollenden Bühnen. Sie kosten zwischen 40 und 1000 Reals, müssen auch vorher gekauft werden. Man tanzt dann die ganze Nacht hinter einer Gruppe. Sie führen auch einen WC und Versorgungswagen mit.
  • Als Pipoca am Straßenrand. Da kann man die Gruppen an sich vorbeiziehen lassen oder auch daneben oder hinter dem Bloco herziehen. Es gibt auch Gruppen, die ohne Bloco ziehen. Pipoca macht am meisten Spaß, ist umsonst und gilt als unsicher. Nun ja, man nimmt einfach nichts Wertvolles mit! Nirgendwohin, wenn Baianos feiern

Und an sechs Tagen: Donnerstag (Weiberfastnacht) -Quinta; Freitag – Sexta, Samstag – Sabado, Sonntag – Domingo; Montag – Segunda; Dienstag – Terca.

Programm hoffentlich auch 2017 unter carnavalsalvadorbahia.com.br

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.