4. Juli 2013
von Steffi
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IJmond – Braassemermeer

Englisch version below

Die Sonne scheint,  wir lassen den Tag gemütlich angehen. Gestern waren wir noch zu Fuß in Spaarndam, haben uns schon mal die nächste Brücke und die Schleuse angesehen – 8 Kilometer hatschen für nicht sehr viel, denn mehr als ein Bier bekamen wir dort nicht. Aber immerhin kennen wir jetzt die Situation ein wenig und sind sicherer.

Um zwanzig vor zwölf verlassen wir den Hafen, denn die Brücke öffnet um 12:00. Für uns teilt sich dann die Autobahn! Ein Wunder!

Autobahnbrücke

Die Brücke öffnet sich für mich

Doch wir sind nicht allein. Im Konvoi fahren wir durch die Brücke, die Schleuse und weiter nach Haarlem. Vor den ersten Brücken dort staut es sich, alle legen an: Wir müssen für die Durchfahrt bezahlen. Danach heißt es noch etwas warten, einige liegen dafür im Päckchen, andere drehen Runden. Irgendwie lichtet sich das Chaos beim Öffnen der Brücke und alle fahren geordnet durch.

 

Haarlem ist ein sehr hübsches Städtchen, mit Windmühle, typischen Häusern und einladenden Eetcafes. Wir möchten bleiben, doch finden wir kein freies Plätzchen an den öffentlichen Steigern. Also weiter, vorbei an Schwimmhäusern, Hausbooten, Villen, Reihenhäusern mit liebevollen Gärtchen. Irgendwie würd’ ich gerne hier überall einziehen, wenn ich nicht “höhere” Ziele hätte…

Vor der nächsten Autobahnbrücke müssen wir zwei Stunden warten, genießen das, was in England “Tea” wäre und für uns Abendbrot ist: Baguette mit altem Holländer. Um halb sieben abends geht es weiter. Hinter der Brücke führt der Weg scharf rechts durch Oude Wetering. Kurz überlegen wir, ob wir uns dort an die Gemeindesteiger legen, doch wir fahren weiter. Gleich hinter dem Ort öffnet sich der Kanal zum Braassemermeer: Vor uns liegt ein See, immer noch voller Segelboote.  Wir legen bei der Watersportvereniging an, unser Konvoi zieht weiter. Nach und nach kommen die Optimisten, Laser und andere kleine Boote rein. Wir haben genug für heute und bald genießen wir die ruhige Abendstimmung! Tot ziens!

We left the little harbour twenty minutes to 12, as the next bridge opened at noon. The cars on the motorway stopped for us! A miracle!

But we were not alone. We went through the bridge, the next lock and through Haarlem in a convoy. Haarlem is a very nice little Dutch town, with a windmill, typical houses and lots of pubs. We would have loved to stay, but there was no free place. So we followed the convoy, along houseboats, swimming houses, mansions and family houses with lovely gardens. We had to wait for the opening of another bridge for two hours. We had tea – baguette and old Dutch cheese.  We passed the bridge at half past six and went on to Oude Watering. We considered staying there, but went on to the Braassemermeer, where we moored for the night at the Watersportvereniging. The convoy went on while we are enjoying a quiet evening.

4. Juli 2013
von Steffi
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Katwoude – IJmond

English version below

Staande Mast Route statt Ärmelkanal! Unser ursprünglicher Plan war ja, erst mal über Amsterdam nach IJmuiden zu fahren und von dort nach Westen oder Süden in die Nordsee. Die Wind- und Wettervorhersage schien uns dafür aber ungünstig zu sein, das heißt, wir wären zwei Tage in IJmuiden rumgehangen. Also entschieden wir uns, erst mal auf der Staande Mast Route zur Schelde zu fahren, genauer auf der alternativen Strecke durch Haarlem. Die eigentliche Strecke geht durch Amsterdam, dort öffnet die Eisenbahnbrücke nur einmal am Tag, bzw. in der Nacht. Wenn wir mit stehendem Mast da durch wollten, müssen wir das also nachts tun. Und dazu hatten wir keine Lust.

Also erst mal an Marken vorbei nach Amsterdam segeln, unter der Hochspannungsleitung durch, über die Autobahn drüber. Dann die Ziehbrücke und die Oranjesluis. Für erfahrene Hollandsegler alles kein Problem, doch wir sind schon ein bisschen nervös, schließlich machen wir das alles zum ersten Mal!

Doch die Niederländer sind ein so unglaublich wohlorganisiertes, freundliches und unkompliziertes, wasser- und seeerfahrenes Volk, dass das alles kein Problem ist! Chapeau! Ich bin voller Bewunderung!

Im Konvoi fahren wir durch die Brücke und in die Schleuse, die ausschließlich für die Recreatievaart gedacht ist. Die großen Schiffe, die Frachtschiffe und Flusskreuzfahrtschiffe, benutzen eine andere Schleusenkammer. Noch vor der Schleuse, aber auch im “Het IJ”, gibt es eine eigene Betonnung neben der Hauptfahrtrinne für die Sportschifffahrt. So können wir Amsterdam von einem neuen Blickwinkel genießen, trotz Frachtschiffen und Aida.

Weiter geht es entspannt durch den Nordzeekanaal, vorbei an großen Hafenbecken, bemerkenswerten Gebäuden und später durch grünes Land. Bald müssen wir links durch eine Brücke in den Zijkanaal C. Kaum drehen wir bei, zeigt die Ampel der Ziehbrücke rot-grün, die Autos bleiben stehen, auf geht sie! Gleich dahinter ist ein kleiner, romantischer Hafen, in dem wir die Nacht verbringen. Schnell stellt sich heraus, dass wir genau unter der Einflugschneise von Schiphol liegen und die Flieger verdammt tief sind… Doch nachts ist es unglaubliche leise!

 

Staande Mastroute instead of Channel! Our initial plan was to sail through Amsterdam to IJmuiden and then south or west. But the weather forecast seemed to be unsuitable, so we took the Staande Mastroute (standing mastroute) to the Schelde. We took the alternative route through Haarlem, as we wanted to avoid going through Amsterdam at night, which is necessary due to one bridge only opening after midnight.

So we sailed by Marken direction Amsterdam. Both, passing opening bridges and locks is new to us, so we were a bit nervous. But the Dutch are a well organized, friendly, relaxed, water sport experienced folk. So passing the first bridges and the Oranjesluis (lock) was a piece of cake. Also sailing “Het IJ”, the main route through Amsterdam to the Nordzeekanaal was easy,  as there are buoys marking the way for sport ships. We could enjoy Amsterdam and the canal despite meeting freight and cruise ships. There are quite some remarkable buildings!

Soon we had to go left through a bridge into the Zijkanaal C. As soon as we turned, the lights on the bridge turned red-green, the cars stopped and it opened! Well done! Right after it there is a little romantic harbor where we spent the night. It is located right under the planes route to Shiphol, and they were quite low! But at night it was completely quiet!

 

26. Juni 2013
von Steffi
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Das erste Mal

Nebel, Leere, ein graues dunkles Etwas, eine Wand – das nackte Grauen. Nein, ich spreche nicht vom Wetter, sondern von dem Zustand, der sich in meinem Kopf einstellt, wenn ich an den Ärmelkanal denke, genauer: an unser Vorhaben, in diesen auf unserem eigenen Schiff selbstständig und zu zweit vorzudringen.

Der Plan ist folgender: Wir fahren durch den Nordseekanal von Katwoude über Amsterdam nach IJmuiden. Dort halten wir den nassen Finger in den Wind* und je nachdem, wo der her weht, fahren wir direkt rüber nach England, erst mal runter Richtung  Zeebrügge oder auch direkt wieder retour :-). Prinzipiell ist das nichts, das nicht schon Tausende mehr oder weniger Gerüstete vor uns mit Erfolg getan hätten. Doch für uns ist es das erste Mal, nein, hunderte erste Male:

“In echt” funken, zum Anmelden an Schleusen oder Queren eines Verkehrstrennungsgebietes, oder zur Nachfrage, ob der Tanker uns gesehen hat und ob er doch bitte ausweichen könnte; kreuzen von Verkehrstrennungsgebieten; Begegnungen mit Fähren; berechnen, wann wir einen Hafen anlaufen können oder auch verlassen müssen, um mit den Gezeitenströmen und bei Hochwasser auch dorthin zu kommen, wo wir hinwollen; eventuell ankern, wenn wir es doch nicht rechtzeitig schaffen; überhaupt festlegen, wo es denn hingehen soll; eine Nacht durchsegeln – aktiv, denn Windsteueranlage haben wir noch nicht; dabei andere Schiffe an den Lichtern erkennen; am “echten” Meer im Gegensatz zur Adria zu segeln; vielleicht seekrank werden; unterwegs kochen; navigieren; Funkgerät, Plotter, Radar und anderes neues Gerät bedienen; allein verantwortlich sein, wenn ich Wache habe…
Nebel, Leere – ich würde lügen, wenn ich sagte, dass ich keinen Schiss hab!

PS: *www.windfinder.com ist dazu besser geeignet!

Könnte aufmunternde Kommentare und Tips brauchen! Danke!

21. Mai 2013
von Steffi
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Pfingsten – kalt und nass!

Zweite Hälfte Mai und das Wetter ist immer noch besch…

Das Wetter ist so schlecht, dass – und das müsst ihr euch auf der Zunge zergehen lassen,  Tomy vorschlug, einen Ausflug ins Gartencenter nach Edam zu machen! Tomy! Freiwillig! Nicht, dass ihm unser Garten nicht gefallen würde! Nicht, dass er nicht immer hinter mir steht und mich unterstützt, welche ausgefallene Idee auch immer ich in die Tat umsetzten möchte! Nicht, dass er nicht sonst auch schon mal auf meine Bitte hin bei einem Gartencenter anhält! Aber das als freiwilliges Tagesprogramm vorzuschlagen, sagt schon einiges.

Es ist eher kalt, so um die 12 Grad, regnerisch und sehr windig. Und das seit Wochen. Letztes Wochenende war Tomy allein am Boot, er wollte einiges montieren und die “Nöppelkes” am Teakdeck ausbessern. Doch bei Windstärke 6 flog ihm sein Werkzeug davon…

Versteht mich bitte richtig – natürlich will und brauche ich als Segler Wind, auch gerne Windstärke 6, aber ich erfrorenes Huhn brauche dann auch Sonne! Alles andere ist masochistisch! Aber vielleicht denke ich eines Tages anders darüber.

Auch diese Pfingstwochenende ist nicht viel besser. Immerhin konnten wir in einer windstillern Zeit das Großsegel einziehen. Windstiller heißt nur 3 Beaufort, das ist, wenn der Wind noch dazu von der Seite kommt, immer noch eine Menge Druck im Segel…

Geschraubte Segellatten

Erst fädelten wir das Unterliek in den Baum, dann die Segellatten ins ungebrauchte, doch 23 Jahre alte Segel. Kaum zu glauben – sie werden festgeschraubt!Es dauerte eine Weile bis wir dahinterkamen, dass wir einen Schraubendreher brauchten! Oder was meint ihr – wie kann das sonst gehen?

Tomy fädelte dann auf der Winsch stehend die Reiter in den Mast, während ich – elektrisch – das Segel hochzog. Doch es war schnell Schluss – wir hatten es verdreht. Also wieder runter. Auch der zweite Versuch endete bei zwei Drittel – der Druck im Segel war zu groß. Es gelang uns trotzdem die restlichen Reiter einzufädeln, das Segel auf den Baum zu hieven und mit Lazy Jacks und  Bändseln zu befestigen.

Auch das Vorsegel ist oben. Nachdem ich mit  der Energie des nachmittäglichen Rhabarberkuchens das Segel fast hochgekurbelt hatte, rief Tomy:

“Halt! Es ist verkehrt rum!”

Ein Blick nach hinten oben und ich brach in schallendes Gelächter aus: Ja, das Unterliek,  die lange Seite des Segels flatterte fröhlich hoch oben im Wind! Ein göttlicher Anblick

Doch jetzt ist alles Tuch an Ort und Stelle!

Der Sommer könnte jetzt kommen, doch stattdessen regnet es. Und wie!