Alltagsglück, tägliche Wunder und Freuden

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Ich habe eine Rüge bekommen: Ich würde meinen Blog vernachlässigen! Das Schlimme ist: Es ist wahr.

Wenn ich zu Hause bin, nehmen mich Garten, Familie und Handarbeit so sehr in Anspruch, dass ich kaum zum Schreiben komme. Dabei hätte ich auch noch genug vorbereitet, müsste bloß auf “Veröffentlichen” drücken. Aber erst sollten die Berichte aus Uganda auf den Blog, dann noch etwas von den Azoren, dann – huch, meine Alltagsabenteuer, meine täglichen Wunder und Freuden, mein tägliches Glück! Da hatte ich große Pläne für dieses Jahr

Wenigstens habe ich weiterhin gesammelt. Hier kommt die Zusammenfassung des ersten halben Jahres, ich mache es möglichst kurz, ausführlich kommt dann wieder im August:

Januar

Neben meinem Geburtstag und dem Besuch einer Kreativmesse, war das Wundervollste des Monats unsere Reise nach Uganda und die Begegnung mit Zebras, Giraffen und vor allem den Berggorillas.

Bwindi Impenetrable Forest, Uganda, www.sy-yemanja.de

Halbstarker

Februar

Nicht nur die Tierwelt Ugandas verzauberte uns, wir trafen auch viele interessante Menschen! Von denen später mehr. Anfang des Monats kamen wir zurück. Kurz darauf besuchte ich meine Mutter und erlebte tatsächlich ein kleines Wunder:

Ich ging jeden Tag Semmeln holen zur Tankstelle um die Ecke. Dazu nahm ich den langen Weg, machte einen großen Bogen entlang der Schwechat und dem Wiener Neustädter Kanal, zurück zur jener Brücke, über die ich schon tausendmal gegangen und gefahren bin. Was erblicke ich zwischen kahlen Bäumen?

Eine Kapelle.

Die Kapelle steht seit über 100 Jahren an dieser Stelle

Hinter der Tankstelle.

Eine alte Kapelle. Steht wohl schon über hundert Jahre dort. Ich bin 150m davon entfernt aufgewachsen und habe sie noch nie gesehen! Natürlich habe ich sie mir genau angesehen und fotografiert.

Ein paar Tage danach vermisste ich meinen Personalausweis. Der war ursprünglich in der gleichen Tasche wie mein Handy. Ich suchte drei Tage lang, erkundigte mich, welche Unterlagen ich für einen neuen brauche.

Am letzten Tag ging ich wieder über die Brücke. Und da geschah das Wunder!

Es blitzte sozusagen in meinem Kopf: Ob ich den Ausweis mit dem Handy aus meiner Tasche gezogen hatte, als ich ungläubig staunend vor der Kapelle stand?

Da wohl kaum jemand hinter die Tankstelle geht, könnte er noch da liegen…

Und so war es!!!

(Das Wunder war nicht, dass er noch dort lag, sondern, dass ich daran dachte, ihn dort zu suchen.

März

Mein Enkelmädchen hat eine Narbe auf der Stirn. Wenn du sie fragst, was da ist sagt sie: „Oma.“

Im März liebte sie es, durch Pfützen zu laufen: „Patsch, patsch!“ Natürlich ging ich mit ihr aufs Feld, einmal nahm ich die Jungs auch mit. Als diese mich ablenkten passierte es: Das Engelsmädchen stolperte und fiel auf einen Stein. Sie blutete wie ein abgestochenes Schwein…

Dabei war es nur ein Kratzer!

Sind deine Füße naß? Noch nicht. Sind sie jetzt naß? Ein bischen. Und jetzt? – Jaaa!

Im März erlebte ich auch wieder die Wirksamkeit meiner unkonventionellen Problemlösungsstrategie: Ich streu nämlich Elfenstaub drüber, du könntest auch Licht und Liebe sagen.

Neben unserer Garage ist ein kleines Beet, in das ich immer Ableger setze, für die in meinem Garten kein Platz ist. Es wird eher selten gepflegt und war völlig von Unkraut überwuchert. Während ich so vor mich hin Unkraut zupfte, kam ein Auto und parkte gegenüber in einer Parktasche, aber der Platz war zu klein, sodass es 5 cm ins ausgekreuzte Parkverbot vor der Garage des schwarzen Schafes des Viertels reichte. Es dauerte auch keine Minute, als er in der Tür stand und den älteren Fahrer zur Schnecke machte. Ich sag ja, schwarzes Schaf. Er legt sich mit jedem an, wegen meist harmloser Dinge, wie spielenden Kindern…

Nun gut, ich habe noch nie ein Problem mit ihm gehabt. Ich zupfte also weiter Unkraut, voller Dankbarkeit für unsere restliche nette Nachbarschaft, die zusammensteht und einander unterstützt. Der arme Kerl, dachte ich, nimmt all unsere dunklen Energien auf, so kann der Rest friedlich und freundlich sein. Und dann schickte ich ihm aus Dankbarkeit „Wunderbare Liebe“ in einer Meditation aus einem Kinderbuch von Linda Waldron.

Ein paar Minuten später stand er neben mir. Ich zuckte innerlich zusammen: Womit hatte ich wohl seinen Ärger erregt?

Aber nein!

Er bedankte sich bei mir, weil ich dieses Beet so liebevoll pflegte!

Ich glaube, es war das erste Mal, dass er zu jemanden aus der Nachbarschaft freundlich war!

April

Diesen Monat verbrachten wir in Genua auf dem Schiff. Wir hatten schon letztes Jahr im Sommer eine neue Sprayhood samt Kuchenbude und Persenning bestellt und bezahlt. Sprayhood und Persenning gleichen einem Patchwork und passen immer noch hinten und vorne nicht, aber die Persenning hat Renato gut hinbekommen, sogar mit Schrift. Ganz stolz war er auf sein Werk!

Ob ich zufrieden sei, wollte er wissen – Klar, ich habe ihn gelobt. Insgeheim wunderte ich mich allerdings, warum im Y des Schriftzuges Yemanja ein Strich war.

Bis Tomy sich den Schriftzug am Schiff bewusst ansah, den an Backbord, den wir am Wasserhan in L’Aber Wrach zerkratzt hatten…

Eigentlich müsstest du uns lachen gehört haben!

Innerlich lache ich immer noch – vielleicht habe ich es auch deshalb noch nicht geschafft, unsere Erlebnisse in Genua zu veröffentlichen. Kommt! Versprochen!

Mai

Ende April kam meine Mutter wegen großer Schmerzen ins Krankenhaus. Die Behandlung dort war alles andere als hilfreich. Darüber könnte ich mich jetzt seitenlang aufregen, aber das nutzt ja auch nichts mehr. Nur kurz: Zwei Tage bzw. Nächte verbrachte sie dort. Als ich kam, saß ein Häuflein Elend an der Bettkante. Ich brauchte drei Stunden, dann war sie entlassen und daheim in ihrem Bett.

Am nächsten Tag, den 1. Mai, wollte sie aufstehen und duschen, aber sie war zu schwach und hatte furchtbare Schmerzen. Sie wollte nur mehr sterben. Nicht mal die Aussicht auf zwei weitere Urenkelchen konnte ihr mehr Kraft geben. Also nahm ich sie in den Arm und gab sie frei.

Daraufhin legte sie sich hin und wartete auf den Tod. Wir mussten alle antanzen und Handerl halten. Sie verabschiedete sich von allen, trug allen auf, sich zu vertragen, versprach alle Toten zu grüßen. In Gedanken ging sie immer weiter zurück in die Vergangenheit.

Ärztliche Hilfe hatten wir keine, bzw nur telefonisch: Alle drei Ärzte in der Familie sowie ihre Hausärztin waren diese Woche im Urlaub. Es war ja Feiertag.

In der Zwischenzeit entdeckte ich, dass ihr der Arzt im Februar Morphiumpflaster verschrieben hatte, weil sie sich drei Rippen gebrochen hatte. Da sie weiterhin große Schmerzen hatte, klebte ich ihr kurzerhand ein ganzes auf die Schulter.

Was soll ich sagen? Morphium lindert nicht nur den körperlichen Schmerz, es macht wohl auch den seelischen erträglich.

Was folgte, waren drei Tage der großen Nähe und des Vertrauens zwischen meiner Mutter und mir, Tage, die ich um nichts in der Welt missen möchte.

Da sie gleichzeitig auch Antibiotika bekam – nicht, um eine Entzündung zu bekämpfen, die wohl da war, aber in der Klinik von den Gelenken kommend diagnostiziert worden war, sondern als Begleitung einer Cortisontherapie (!!!!) – besserte sich ihr körperlicher Zustand in den nächsten Tagen doch sehr rasch. So konnten wir das Morphium nach und nach reduzieren.

Ich sage wir, weil Tomy diese Woche fest an meiner Seite stand, mich in jeder Hinsicht unterstütze. Die eigentliche Pflege meiner Mutter leistete ihre rumänische 24 Stunden Hilfe. Für diese organisierten wir weitere Unterstützung und so konnten Tomy und ich eine Woche später ruhig nach Hause fahren.

Zwei Tage später wurde unser viertes Engelskind geboren.

Weitere 18 Tage später unser fünftes!

Und meine Mutter? Gott hätte sie zurückgeschickt, sagt sie. Und geht wieder zum Heurigen. Vor einer Woche hielt sie ihr jüngstes Urenkelkind im Arm.

Juni

Mein größtes Abenteuer im Juni war – neben den Engelskindern – Treckerfahren! Und natürlcih der Besuch im Hoplop, diesen Indoor-Spiel-und-Abentuerplatz aus Finnland.

Tomy und ich besuchten das Pärchen, das wir in Uganda auf Kluges Guestfarm kennengelernt hatten in Mettmann. Und da durfte ich mit dem Trecker mitfahren. Nebenbei ist so ein echter Bauernhof sehr interessant. Mit echt meine ich, da sind keine Kuscheltiere zum herzeigen, da ist Arbeit ohne Ende und jede Menge Hightech. So ein moderner Traktor fährt mit GPS auf zwei Zentimeter genau und gibt an jede Stelle die passende Menge Dünger ab. Geht auch nachts.

Ich war auch nochmals bei meiner Mutter, entdeckte meine Stadt neu – Bericht kommt, traf meine Freunde, sah wieder keine Kapelle, da hinter dichtem Laub, ging mit meiner Mutter zum Heurigen. Die Intimität ist vorbei, sie meckert wieder gelegentlich mit mir. Er geht ihr also gut!

Und jetzt ein paar Fotos von den Dingen, die mich vom Bloggen abhielten:

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