7. November 2012
von Steffi
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In Salvador

Da  sitzen wir nun auf der anderen Seite des Atlantiks: Kokosplamen hinter uns, heißer, weißer Sand unter unseren Füßen, ein Sonnenschirm über unseren Häuptern und blicken auf die heranrollenden Wellen des Ozeans.

„Von dort kommen wir dann“ sagt Tomy.

Dann –

wenn wir wirklich nach Salvador segeln.

Diesmal sind wir wieder einmal mit dem Flugzeug gekommen, 11 Stunden mit der Condor von Frankfurt.

Seit wir vor mehr als 10 Jahren hier gelebt haben, lieben wir Salvador da Bahia. Einiges hat sich seitdem geändert: Manche Straßen sind besser, es gibt keine alten, vom Rost zusammengehaltenen Autos mehr, dafür von den neuen viel, viel mehr. Während einige einst gute Viertel verkommen, werden neue aus dem Boden gestampft, Häuser renoviert. Die Barracas am Strand wurden aus Umweltschutzgründen abgerissen. Und doch hat sich das Meiste nicht geändert:

Fehlende Gullideckel in den Straßen werden immer noch mit Palmwedeln oder anderen Zweigen markiert, die Schlaglöcher sind halsbrecherisch, der Verkehr folgt eigenen Gesetzen, Hunde, Pferde oder Esel streunen durch die Vororte, alles verschimmelt in der salzigen feuchten Luft. Am Strand gibt es immer noch Bier, Caldo de Sururu – nur wird eben nicht in Barracas sondern in den Häusern dahinter oder in mobilen Küchen gekocht. Die Armen verkaufen den Touristen am Strand nach wie vor Queijo, selbstgebrannte CDs, Tattoos, Schmuck und Tücher. Morgens erwache ich mit dem Ruf des Bem-te-vi, abends schlafe ich mit dem Zirpen der Grillen ein.

Ich liebe dieses Land, ich liebe das Leben hier, Salvador da Bahia.

Und doch…

Heute Morgen brachten wir unsere Kinder zur Fähre nach Salvador, durch dichten, chaotisch geordneten Verkehr; rechts überholen, Schlaglöchern ausweichen, Spur wechseln, einfädeln, in traumwandlerischer Sicherheit die richtige Straße wählen. Was für viele Fremde hier Stress pur wäre, erfüllt mich mit Freude: Ich kenne mich hier immer noch aus!

Und gerade deshalb…

… wird die Sehnsucht nach Neuem, nach Abenteuer, nach Herausforderung und Wachstum immer größer!

Ich liege in der Hängematte, überlege, wie ich eine am Schiff spannen könnte. Ich lese von den Weltumseglungen jener, die vor mir den Mut dazu hatten. Ich schließe die Augen und träume.

Erst mal von den Kanalinseln, von Madeira, den Kanaren. Oder lieber von den Kap Verden? Sollen wir von dort direkt nach Salvador? Oder doch erst in die Karibik, so wie die meisten anderen Segler?

Ich weiß es nicht!

Aber eins ist sicher: Übers Meer kommen wir dann!

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5. Oktober 2012
von Steffi
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Die Stars von Volendam

Sturm!

Es mag eine Zeit kommen, zu der ich den starken Wind an diesem Wochenende als laues Lüftchen bezeichne, aber dieses Wochenende war er uns zu heftig. Statt dessen spazierten wir mit Tessa über dem Damm und fuhren zum Kaffee-trinken nach Volendam.

Die Stare und Spatzen dort freuten sich über die vollen Teller und vielen Krümel!

20. September 2012
von Steffi
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Gegenwind

Der Wetterbericht verheißt für heute Schauer, Windstärke 4-5, in Böen bis 6, Wind auf die Nase. Morgen wird es auch nicht besser, im Gegenteil, statt Schauer Regen. Also fahren wir nicht nach Medemblik, sondern zurück.

Wieder lege ich in der Schleuse an, und siehe da, es klappt besser. Die hinter uns brüllen einander an (hab’ ich es nicht gesagt?) und das letzte Schiff liegt überhaupt quer in der Schleuse – so schlecht haben wir es also gar nicht gemacht!

Heute lässt sich die Sonne nicht blicken, es ist stark bewölkt, vor uns ein Regenband. Unser Kurs führt nur ansatzweise nach Hause, wir müssen kreuzen. Ich liege hinten quer, verkeilt zwischen den Cockpitwänden, die Hand am Steuerrad, den Blick auf dem Verklicker, um ja hart am Wind zu bleiben. Tomy sitzt trocken hinter dem Verdeck und hält Rundumblick. Die Wellen sind höher als der angekündigte halbe Meter, die Gischt kommt über, der Regen auch und wir rauschen mit halben Tuch bei Windstärke 6-7 dahin. Trotz Handschuhen spüre ich irgendwann meine Finger vor Kälte nicht mehr, es wird Zeit zum Wechseln. Tomy übernimmt das Steuer. Ich bin kurz vor der Unterkühlung. Was mach ich nur, wenn es wirklich kalt wird? Es hat ja immerhin 14°! Ich bekomme da immer so kluge Ratschläge: Zwiebelschalenprinzip und so…

7 Schalen hab’ ich auch heute an. Und Mütze, Handschuhe und warme Socken.

Gut, aber jetzt wie warm werden?

Vor Jahren hab ich mal eine Geschichte von einem jungen Polizisten irgendwo in Kanada gelesen: Die Kälte machte ihm sehr zu schaffen. Ein älterer Kollege, ein Indianer, gab ihm dem Rat: „Wehre dich nicht gegen die Kälte. Wenn du das tust, frierst du. Nimm sie an und es wird dir warm.“

Fragt mich bitte nicht, wie frau Kälte annimmt – aber es ist der schnellste Weg wieder warm zu werden!

Tomy muss ein paar Mal wenden wegen Fischerscheiß – das sind diese Stecken mit schwarzen Fähnchen dran, die im Wasser schwimmen und die Fangleinen oder Netze kennzeichnen. Bis man sie sieht, hängt man praktisch schon drinnen! Es geht aber gut. Auch einem majestätischen Windjammer unter Segeln müssen wir mit einer Wende ausweichen. Doch eigentlich sind wir allein unterwegs. Das Wetter ist ja auch nicht einladend!

Trotzdem macht es Spaß! Wir brauchen über 6 Stunden und 30 Seemeilen heim – gestern waren es 4 Stunden und 19 Seemeilen.

Ich parke diesmal beinahe perfekt ein, weder fahre ich fast an unseren Nachbarn noch an den Steg, Tomy bekommt heute keinen  Beinahe-Herzinfarkt.

Tessa ist überglücklich wieder festen und geraden Boden unter den Pfoten zu haben.

Und wir sind glücklich, etwas Neues gewagt zu haben! Danke!

PS: Die Beef Fajitas im gemütlichen De Zeilhoek und das Witte Wieckse, das Weißbier dazu, waren köstlich!

19. September 2012
von Steffi
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Lichtspiele

Das Wetter gestern war – durchwachsen: Immer wieder Regen, Wind bis 7 Beaufort, dazwischen immer wieder Sonne. Insgesamt eher etwas zum Im-Bett-bleiben. Was wir dann auch gemacht haben.

Der heutige Wetterbericht klingt nicht viel besser, der morgige aber doch schlechter: Also lieber los, als noch einen Tag faulenzen. Wir wollen doch noch wenigstens nach Enkhuizen – wenn nicht heute, wann dann?

Wir machen das Schiff startklar, danach ziehen wir uns um. Mindestens 4 Stunden segeln, sicher auch im Regen, stehen uns bevor. Mit einem beherzten: „Ich glaub, mit Fließpulli ist mir zu warm!“ zieht Tomy sich eben jenen Pulli aus.

Derweil ziehe ich an: Schiunterhemd, Unterhemd, T-shirt, Baumwollpulli; Jeans, darüber die Segelhose, die auch den halben Oberkörper bedeckt, also dort die 5. Lage ausmacht. Darüber den Fließpulli, dann die Segeljacke…

Um die Ohren mein Schlauchtuch, darüber die gestreifte bretonische Segelmütze, Handschuhe liegen bereit.

Der Wind und der Regen können kommen!

Tomy hat übrigens nur Jeans und Polohemd unter dem Segelzeug an.

Los geht es durch die Sonne in der Fahrrinne Richtung Marken. Wir überholen ein Plattbodenschiff, welches unter Segel dahintümpelt. Der Steuermann hebt verzweifelt beide Schultern: „Wo bleibt der Wind?“

Mir ist heiß.

Doch das ändert sich als wir die 90 Grad Wende Richtung Volendam nehmen. Der Wind frischt auf, eine Wolke schiebt sich vor die Sonne, gut, dass ich eingepackt bin. Um es vorneweg zu nehmen: Kalt wird mir bei dem Törn nicht, ich habe ja vorgesorgt. Außerdem klettere ich ständig den Niedergang rauf und runter: Tessa runter tragen, weil es regnet, Tessa rauf tragen, weil es wieder trocken ist. Den Fernstecher holen. Die Kamera holen, die Kamera runter in Sicherheit bringen. Die Position in die Seekarte einzeichnen. Den Kurs bestimmen. Wurst schneiden. Aufs Klo gehen. Den aus dem Cockpit in die Kajüte gefallenen Kuli holen, denn sonst kann ich kein Logbuch oben führen. Die Position des Enkhuizener Sand bestimmen. Das wegen Krängung heruntergefallene Radio aufheben. Und dazwischen das Steuer übernehmen und auf jeden Fall immer wieder rauf klettern.

Das Wetter bleibt fast trocken, Sonne, Wolken und Regen um uns herum wechseln sich ab. Das Licht ist sagenhaft: Volendam liegt vor schwarzen Wolken in der Sonne, kurze Zeit später ist es im Regen verschwunden. Rechts von uns vermischt sich der Regen mit den Sonnenstrahlen, ein ganz eigenes Licht- und Schattenspiel. Vor uns, über Hoorn liegt ein flacher Regenbogen in mehreren Schichten, fast parallel zum Horizont. Das Wasser ist mal tiefschwarz, dann wieder glitzert die Sonne darin.

Es ist wunderschön.

Und wir segeln mit bei 5-6 Beaufort und mit rund 7 Knoten nach Enkhuizen.

Vorher aber müssen wir durch die Schleuse vom Markermeer ins Ijsselmeer. Ich steure, Tomy springt an Land, legt die Taue um die Poller. Klingt einfach, aber irgendwie ist es das nicht. Ich komme schief, kratze meine Yemanja an der linken Hinterbacke…

Natürlich ärgert mich der Kratzer im Teak. Gleichzeitig bin ich unendlich dankbar: Immer wieder beobachte ich, wie Männer ihre Frauen nervös wegen jeden Mist fertig machen. Und ich bin sicher, sie bekommen das von ihren Frauen irgendwann zurück. Natürlich ärgert Tomy sich auch. Aber er macht mich nicht (mehr) fertig: Wir können uns heute gemeinsam ärgern und gemeinsam irgendwann darüber lachen: Lehrgeld bezahlt, Schwamm drüber, uns geht es gut!

Das Einparken in Enkhuizen übernimmt Tomy: Er braucht drei Anläufe, erst beim vierten wird uns klar, dass er versuchen muss, so nach wie möglich vorne an den Steg zu kommen, schief in der Box oder nicht, ich muss rüber an den Steg und ihn halt gerade ziehen!

Enkhuizen ist ein wunderhübsches kleines Städtchen: Heimelige Häuser, Grachten, liebevoll verzierte Vorgärten, alte Gebäude, reich geschmückte Fassaden. Doch am schönsten sind die Häuser gegenüber des Dromedarius (das ist eine Art Wehrturm): Vorne reich verzierte Stadthäuser, doch hinten, zum Wasser hin, mit Erker und kleinem Gärtchen – ein Traum!

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Wir spazieren zwei Stunden durch das Städtchen, mit jedem Schritt schleppe ich mich mehr dahin: Ich bin hundemüde!

Es war ein toller Tag!

15. September 2012
von Steffi
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Kap Hoorn

Auf nach Kap Hoorn!

Oder doch nur mit der Piraten-Kapp’ nach Hoorn?

Fest steht, dass unser erstes Ziel mit unserer Yemanja jene Stadt ist, nach der Kap Hoorn benannt wurde. Damals, als der Hoorner Kapitän Willem Schouten als erster Europäer um jenes berüchtigte Kap segelte, lag Hoorn noch an der Zuidersee und zählte zu den bedeutendsten Niederlassungen der Vereinigte Ostindien Kompanie. Auch die Kolonie Niederländisch Indien und die Stadt Batavia, das heutige Jakarta, wurden von einem Hoorner gegründet.

Woher der Name Hoorn kommt? Die Märchentante in mir brachte ihn sofort mit einem Einhorn in Verbindung, prangt doch an vielen Gebäuden ein prächtiges rotes Einhorn mit goldenem Horn. Aber nein, der Name kommt vom altniederländischen Wort für Landzunge! Wieso dann nur ein Einhorn als Wappentier? Und wer hat ihnen erlaubt, die österreichische Flagge zu verwenden?

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Wir brauchten gestern drei Stunden von Katwoude nach Hoorn, zwei davon mit gutem Wind aus Südwest, der uns teilweise mit mehr als 7 Knoten nach Norden schob.

Jetzt genießen wir es, mit unserem Schiff in der Sonne in einem ruhigen Yachthafen zu liegen und ein köstliches Müsli mit frischen Früchten zu frühstücken. Das klingt nach Freiheit, weiter Welt und einem gutem, reichen Leben!

Ist es auch!

Wie die Piraten und die Kapp’ jetzt noch hier reinpassen? In Hoorn war gestern ein Kinderfest, bei dem Piratenhüte verteilt wurden…