Gegenwind

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Der Wetterbericht verheißt für heute Schauer, Windstärke 4-5, in Böen bis 6, Wind auf die Nase. Morgen wird es auch nicht besser, im Gegenteil, statt Schauer Regen. Also fahren wir nicht nach Medemblik, sondern zurück.

Wieder lege ich in der Schleuse an, und siehe da, es klappt besser. Die hinter uns brüllen einander an (hab’ ich es nicht gesagt?) und das letzte Schiff liegt überhaupt quer in der Schleuse – so schlecht haben wir es also gar nicht gemacht!

Heute lässt sich die Sonne nicht blicken, es ist stark bewölkt, vor uns ein Regenband. Unser Kurs führt nur ansatzweise nach Hause, wir müssen kreuzen. Ich liege hinten quer, verkeilt zwischen den Cockpitwänden, die Hand am Steuerrad, den Blick auf dem Verklicker, um ja hart am Wind zu bleiben. Tomy sitzt trocken hinter dem Verdeck und hält Rundumblick. Die Wellen sind höher als der angekündigte halbe Meter, die Gischt kommt über, der Regen auch und wir rauschen mit halben Tuch bei Windstärke 6-7 dahin. Trotz Handschuhen spüre ich irgendwann meine Finger vor Kälte nicht mehr, es wird Zeit zum Wechseln. Tomy übernimmt das Steuer. Ich bin kurz vor der Unterkühlung. Was mach ich nur, wenn es wirklich kalt wird? Es hat ja immerhin 14°! Ich bekomme da immer so kluge Ratschläge: Zwiebelschalenprinzip und so…

7 Schalen hab’ ich auch heute an. Und Mütze, Handschuhe und warme Socken.

Gut, aber jetzt wie warm werden?

Vor Jahren hab ich mal eine Geschichte von einem jungen Polizisten irgendwo in Kanada gelesen: Die Kälte machte ihm sehr zu schaffen. Ein älterer Kollege, ein Indianer, gab ihm dem Rat: „Wehre dich nicht gegen die Kälte. Wenn du das tust, frierst du. Nimm sie an und es wird dir warm.“

Fragt mich bitte nicht, wie frau Kälte annimmt – aber es ist der schnellste Weg wieder warm zu werden!

Tomy muss ein paar Mal wenden wegen Fischerscheiß – das sind diese Stecken mit schwarzen Fähnchen dran, die im Wasser schwimmen und die Fangleinen oder Netze kennzeichnen. Bis man sie sieht, hängt man praktisch schon drinnen! Es geht aber gut. Auch einem majestätischen Windjammer unter Segeln müssen wir mit einer Wende ausweichen. Doch eigentlich sind wir allein unterwegs. Das Wetter ist ja auch nicht einladend!

Trotzdem macht es Spaß! Wir brauchen über 6 Stunden und 30 Seemeilen heim – gestern waren es 4 Stunden und 19 Seemeilen.

Ich parke diesmal beinahe perfekt ein, weder fahre ich fast an unseren Nachbarn noch an den Steg, Tomy bekommt heute keinen  Beinahe-Herzinfarkt.

Tessa ist überglücklich wieder festen und geraden Boden unter den Pfoten zu haben.

Und wir sind glücklich, etwas Neues gewagt zu haben! Danke!

PS: Die Beef Fajitas im gemütlichen De Zeilhoek und das Witte Wieckse, das Weißbier dazu, waren köstlich!

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