4. Juli 2013
von Steffi
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Katwoude – IJmond

English version below

Staande Mast Route statt Ärmelkanal! Unser ursprünglicher Plan war ja, erst mal über Amsterdam nach IJmuiden zu fahren und von dort nach Westen oder Süden in die Nordsee. Die Wind- und Wettervorhersage schien uns dafür aber ungünstig zu sein, das heißt, wir wären zwei Tage in IJmuiden rumgehangen. Also entschieden wir uns, erst mal auf der Staande Mast Route zur Schelde zu fahren, genauer auf der alternativen Strecke durch Haarlem. Die eigentliche Strecke geht durch Amsterdam, dort öffnet die Eisenbahnbrücke nur einmal am Tag, bzw. in der Nacht. Wenn wir mit stehendem Mast da durch wollten, müssen wir das also nachts tun. Und dazu hatten wir keine Lust.

Also erst mal an Marken vorbei nach Amsterdam segeln, unter der Hochspannungsleitung durch, über die Autobahn drüber. Dann die Ziehbrücke und die Oranjesluis. Für erfahrene Hollandsegler alles kein Problem, doch wir sind schon ein bisschen nervös, schließlich machen wir das alles zum ersten Mal!

Doch die Niederländer sind ein so unglaublich wohlorganisiertes, freundliches und unkompliziertes, wasser- und seeerfahrenes Volk, dass das alles kein Problem ist! Chapeau! Ich bin voller Bewunderung!

Im Konvoi fahren wir durch die Brücke und in die Schleuse, die ausschließlich für die Recreatievaart gedacht ist. Die großen Schiffe, die Frachtschiffe und Flusskreuzfahrtschiffe, benutzen eine andere Schleusenkammer. Noch vor der Schleuse, aber auch im “Het IJ”, gibt es eine eigene Betonnung neben der Hauptfahrtrinne für die Sportschifffahrt. So können wir Amsterdam von einem neuen Blickwinkel genießen, trotz Frachtschiffen und Aida.

Weiter geht es entspannt durch den Nordzeekanaal, vorbei an großen Hafenbecken, bemerkenswerten Gebäuden und später durch grünes Land. Bald müssen wir links durch eine Brücke in den Zijkanaal C. Kaum drehen wir bei, zeigt die Ampel der Ziehbrücke rot-grün, die Autos bleiben stehen, auf geht sie! Gleich dahinter ist ein kleiner, romantischer Hafen, in dem wir die Nacht verbringen. Schnell stellt sich heraus, dass wir genau unter der Einflugschneise von Schiphol liegen und die Flieger verdammt tief sind… Doch nachts ist es unglaubliche leise!

 

Staande Mastroute instead of Channel! Our initial plan was to sail through Amsterdam to IJmuiden and then south or west. But the weather forecast seemed to be unsuitable, so we took the Staande Mastroute (standing mastroute) to the Schelde. We took the alternative route through Haarlem, as we wanted to avoid going through Amsterdam at night, which is necessary due to one bridge only opening after midnight.

So we sailed by Marken direction Amsterdam. Both, passing opening bridges and locks is new to us, so we were a bit nervous. But the Dutch are a well organized, friendly, relaxed, water sport experienced folk. So passing the first bridges and the Oranjesluis (lock) was a piece of cake. Also sailing “Het IJ”, the main route through Amsterdam to the Nordzeekanaal was easy,  as there are buoys marking the way for sport ships. We could enjoy Amsterdam and the canal despite meeting freight and cruise ships. There are quite some remarkable buildings!

Soon we had to go left through a bridge into the Zijkanaal C. As soon as we turned, the lights on the bridge turned red-green, the cars stopped and it opened! Well done! Right after it there is a little romantic harbor where we spent the night. It is located right under the planes route to Shiphol, and they were quite low! But at night it was completely quiet!

 

26. Juni 2013
von Steffi
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Das erste Mal

Nebel, Leere, ein graues dunkles Etwas, eine Wand – das nackte Grauen. Nein, ich spreche nicht vom Wetter, sondern von dem Zustand, der sich in meinem Kopf einstellt, wenn ich an den Ärmelkanal denke, genauer: an unser Vorhaben, in diesen auf unserem eigenen Schiff selbstständig und zu zweit vorzudringen.

Der Plan ist folgender: Wir fahren durch den Nordseekanal von Katwoude über Amsterdam nach IJmuiden. Dort halten wir den nassen Finger in den Wind* und je nachdem, wo der her weht, fahren wir direkt rüber nach England, erst mal runter Richtung  Zeebrügge oder auch direkt wieder retour :-). Prinzipiell ist das nichts, das nicht schon Tausende mehr oder weniger Gerüstete vor uns mit Erfolg getan hätten. Doch für uns ist es das erste Mal, nein, hunderte erste Male:

“In echt” funken, zum Anmelden an Schleusen oder Queren eines Verkehrstrennungsgebietes, oder zur Nachfrage, ob der Tanker uns gesehen hat und ob er doch bitte ausweichen könnte; kreuzen von Verkehrstrennungsgebieten; Begegnungen mit Fähren; berechnen, wann wir einen Hafen anlaufen können oder auch verlassen müssen, um mit den Gezeitenströmen und bei Hochwasser auch dorthin zu kommen, wo wir hinwollen; eventuell ankern, wenn wir es doch nicht rechtzeitig schaffen; überhaupt festlegen, wo es denn hingehen soll; eine Nacht durchsegeln – aktiv, denn Windsteueranlage haben wir noch nicht; dabei andere Schiffe an den Lichtern erkennen; am “echten” Meer im Gegensatz zur Adria zu segeln; vielleicht seekrank werden; unterwegs kochen; navigieren; Funkgerät, Plotter, Radar und anderes neues Gerät bedienen; allein verantwortlich sein, wenn ich Wache habe…
Nebel, Leere – ich würde lügen, wenn ich sagte, dass ich keinen Schiss hab!

PS: *www.windfinder.com ist dazu besser geeignet!

Könnte aufmunternde Kommentare und Tips brauchen! Danke!

21. Mai 2013
von Steffi
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Pfingsten – kalt und nass!

Zweite Hälfte Mai und das Wetter ist immer noch besch…

Das Wetter ist so schlecht, dass – und das müsst ihr euch auf der Zunge zergehen lassen,  Tomy vorschlug, einen Ausflug ins Gartencenter nach Edam zu machen! Tomy! Freiwillig! Nicht, dass ihm unser Garten nicht gefallen würde! Nicht, dass er nicht immer hinter mir steht und mich unterstützt, welche ausgefallene Idee auch immer ich in die Tat umsetzten möchte! Nicht, dass er nicht sonst auch schon mal auf meine Bitte hin bei einem Gartencenter anhält! Aber das als freiwilliges Tagesprogramm vorzuschlagen, sagt schon einiges.

Es ist eher kalt, so um die 12 Grad, regnerisch und sehr windig. Und das seit Wochen. Letztes Wochenende war Tomy allein am Boot, er wollte einiges montieren und die “Nöppelkes” am Teakdeck ausbessern. Doch bei Windstärke 6 flog ihm sein Werkzeug davon…

Versteht mich bitte richtig – natürlich will und brauche ich als Segler Wind, auch gerne Windstärke 6, aber ich erfrorenes Huhn brauche dann auch Sonne! Alles andere ist masochistisch! Aber vielleicht denke ich eines Tages anders darüber.

Auch diese Pfingstwochenende ist nicht viel besser. Immerhin konnten wir in einer windstillern Zeit das Großsegel einziehen. Windstiller heißt nur 3 Beaufort, das ist, wenn der Wind noch dazu von der Seite kommt, immer noch eine Menge Druck im Segel…

Geschraubte Segellatten

Erst fädelten wir das Unterliek in den Baum, dann die Segellatten ins ungebrauchte, doch 23 Jahre alte Segel. Kaum zu glauben – sie werden festgeschraubt!Es dauerte eine Weile bis wir dahinterkamen, dass wir einen Schraubendreher brauchten! Oder was meint ihr – wie kann das sonst gehen?

Tomy fädelte dann auf der Winsch stehend die Reiter in den Mast, während ich – elektrisch – das Segel hochzog. Doch es war schnell Schluss – wir hatten es verdreht. Also wieder runter. Auch der zweite Versuch endete bei zwei Drittel – der Druck im Segel war zu groß. Es gelang uns trotzdem die restlichen Reiter einzufädeln, das Segel auf den Baum zu hieven und mit Lazy Jacks und  Bändseln zu befestigen.

Auch das Vorsegel ist oben. Nachdem ich mit  der Energie des nachmittäglichen Rhabarberkuchens das Segel fast hochgekurbelt hatte, rief Tomy:

“Halt! Es ist verkehrt rum!”

Ein Blick nach hinten oben und ich brach in schallendes Gelächter aus: Ja, das Unterliek,  die lange Seite des Segels flatterte fröhlich hoch oben im Wind! Ein göttlicher Anblick

Doch jetzt ist alles Tuch an Ort und Stelle!

Der Sommer könnte jetzt kommen, doch stattdessen regnet es. Und wie!

27. März 2013
von Steffi
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Was Frost und Flaute außer dem F am Anfang gemeinsam haben

Und ja, da gibt es noch ein Wort, das mit F anfängt, das berühmt-berüchtigte “4 letter” oder “2 Sternchen” Wort f**k. Mit dem lässt es sich schön fluchen, was ich nicht gut finde, denn schließlich bezeichnet es doch etwas sehr Schönes, oder?
Ich fluche trotzdem, aber halt mit anderen Wörtern, denn das kalte Wetter zwingt uns zur Untätigkeit.

In unserem Keller sieht es so aus:

Ausrüstung

Da wartet also jede Menge Ausrüstung darauf, ins Boot gebracht, verstaut, installiert zu werden. Wir scharren mit den Füßen, spielen mit der Kupplung, stehen startbereit und ungeduldig am Fenster, es kribbelt in den Fingern: Wir wollen los, etwas tun, unser Schiff ins Wasser lassen, segeln – schließlich beginnt in wenigen Tagen die Saison!

In Monnickendam sieht es so aus:

Eis in Monnickendam

 

 

 

 

 

 

In unserem Hafen De Zeilhoek  so:

Foto Pieter Bosma (Hafen De Zeilhoek)

Foto Pieter Bosma (Hafen De Zeilhoek)

 

 

 

 

 

 

So muss sich Flaute anfühlen!
Na, ja nicht ganz. Da ich weder im Garten (wo auch die Arbeit wartet) noch am Schiff etwas tun kann, nähe ich am Quilt für den “Salon”.

Entwurf Yemanja

 

 

 

 

 

Tomy wiederum hielt es diese Woche nicht mehr aus. Trotz nächtlichen Minusgraden und gerade-mal-eben-so über Null tagsüber fuhr zum Schiff, um die Maststufen anzubringen:

Maststufen

 

 

 

 

 

Er schlief sogar eine Nacht am Boot – obwohl die Heizung kaputt ist!
“Die Milch fürs Müsli war vielleicht kalt!” Na klar:

Eis am Schiff

 

 

 

 

 

Aber der Schlafsack war warm und gemütlich! Das findet Musja, unsere russische Katze auch:

Musja Schlafsack

 

 

 

 

 

Jetzt genießen wir alle die Wärme unseres Kaminofens!

Auf den Frühling!

Steffi