Herbstleuchtfeuer
Herbstleuchtfeuer

Herbstleuchtfeuer

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Wer kann angesichts dieses Farbenfeuerwerkes ernsthaft trübsinnig werden?

Herbstleuchtfeuer
Herbstleuchtfeuer in meinem Garten

Mir ist natürlich klar, dass manche Menschen von Schwermütigkeit plötzlich überfallen werden, sei es, dass sie um einen geliebten Menschen trauern, eine schlechte Nachricht erhalten haben, oder unter Depressionen leiden. Gegen all diese Dinge hilft ein Herbstleuchtfeuer nur bedingt.

Gleichzeitig soll es Menschen geben, die im Herbst schwermütig werden, weil sich die Natur ändert, das Sonnenlicht weniger wird und sie frieren.

Also zu den Frierenden gehöre ich! Was habe ich als Kind den Friedhofsgang zu Allerheiligen gehasst! Es war grau, durchdringend feucht nebelig und schick angezogen musste ich auch noch sein! Unter diesen Bedingungen könnte sogar ich mieaslsüchtig werden! Schreibt man das so? Sagen tut man das in Österreich. Und wie drücke ich jetzt gendergerecht „man“ aus?

Ich schweife ab!

Zurück zum Herbstleuchtfeuer und warum ich keinen Herbstblues kenne. Das will nämlich Susanne Heinen von @My-Art-Counseling auf Instagram wissen, also erzähle ich es gleich allen meinen Lesern. Also dir. Damit du es bei Bedarf anwenden kannst:

Raus mit dir! Raus aus dem Haus, hinein in die Natur. Schau dich um! Sieh den unvergleichlich blauen Herbsthimmel über den goldenen oder roten Blättern, riech das feuchte Laub, fühl den Nebel im Gesicht! Hör die Kraniche, die gegen Süden ziehen, den Schrei der Raben und den Wind in den Blättern. Sammle Kastanien, Bucheckern und Eichelhütchen. Und bunte Blätter. Wozu? Einfach so, weil sie so schön sind! Lauf über Kupfer und Gold! Geh raus, und sei es für fünf Minuten oder zum nächsten Baum!

Praterhauptallee: Kupferweg

Ich wünsche dir, dass es einen gibt, nicht weit von deinem Heim, deinen Arbeitsplatz entfernt.

Herbstleuchtfeuer
Diesen Baum sehe ich aus meinem Küchenfenster

Ich muss zugeben, ich habe da leicht reden: Mein Haus ist von einem Garten umgeben, vor meinem Küchenfenster ist ein Spielplatz, dahinter ein Feld, dann der Friedhof. Und ich habe Zeit. Ich kann jeden Tag gehen, so lange und so weit, wie es mich freut. Und das tue ich. Jeden Tag, außer an den zweien oder dreien im Jahr an denen es so regnet, dass manfrau keinen Hund vor die Tür schickt.

Es sind wirklich nicht mehr Tage. Das Wetter draußen ist nämlich immer besser als es von drinnen aussieht. Das habe ich von meinem Hund gelernt, oder durch ihn. Auf jeden Fall ist es heller, luftiger, sinnlicher. Auch Regen macht nichts, ich achte nur darauf, im Trockenen loszugehen, es ist also nur eine Frage des Zeitfensters.

Die Weinberge bei Pfaffstätten

So macht mir nicht mal der November etwas aus. Meine Mutter mochte den nicht, der war ihr wirklich zu grau. Nun, auch da habe ich es besser: Im Wiener Becken, da, wo ich herkomme, herrscht fast den ganzen Winter Hochnebel und es ist wirklich zum trübsinnig werden. Hier, in der Kölner Bucht ist das Wetter viel heller und – wärmer!  

Apropos Wiener Becken: Die meisten Fotos für diesen Beitrag sind im Oktober in Wien und Umgebung gemacht worden.

Ich weiß, mir geht es gut. Ich weiß das zu schätzen. Ich nehme das bewusst wahr. Schreibe es auf. Danke. Manchmal mir selber, weil ich mir die Zeit für mich genommen habe.

Auch Dankbarkeit ist ein Leuchtfeuer, ein Ganzjahresleuchtfeuer.

Aber weißt du, was ich am November wirklich mag? Er bringt die Struktur der Landschaft zum Vorschein und verrät ihre Geheimnisse. Was noch im Oktober hinter buntem Laub verborgen ist, lässt sich jetzt zwischen den Ästen erblicken: Gewässer, Vogelnester, Misteln, Ruinen…

Noch ist der Blick auf dieses Gewässer auf der Donauinsel nur von der Brücke möglich. Der November wird den Blick auch an anderen Stellen freigeben.

Außerdem gibt es jetzt Weckmänner. Und wenn es endlich kalt wird, knistert im Ofen ein Feuer und ich kann Kakao trinken. Schokolade macht ja bekanntlich auch glücklich! Die ersten Weihnachtsmärkte eröffnen Mitte November, auch die sind ein Lichtblick, eher schon eine Winterleuchtfeuer, denn ein Herbstleuchtfeuer.

Fazit: Wenn es deine Lebensumstände nicht zulassen, dass du jederzeit hinaus in die Natur kannst, trink heiße Schokolade! Mit Schlagobers. Und nimm dir ein Blatt Papier und bunte Stifte und male dein ganz persönliches Herbstfeuerwerk. Oder stricke, tanze, singe. Tu etwas nur für dich. Weil es dich glücklich macht. Mehr Grund braucht es nicht.

Und wenn du dann Zeit und Gelegenheit hast geh raus, wach, mit allen deinen Sinnen. Und geh doppelt so lang oder schnell – wegen der Schokolade und der Sahne.

Blick auf Pfaffstätten

PS: Heute fuhr ich über die Umfahrungstraße in den nächstgrößernen Ort, um Stoff zu kaufen. Aut dem Rückweg schaute ich bei meiner Tochter vorbei. In dem Moment, in dem ich von der großen Straße abbog, geschah etwas fast Magisches: Mein Körper entspannte, ein Lächeln lag plötzlich auf meinen Lippen, ich atmete freier, ein glückliches Gefühl von Dankbarkeit durchströmte mich – und das alles nur, weil links und rechts der Straße bunte Bäume und Büsche dicht an dicht standen. Manchmal reicht es einfach nur, Schönes wahrzunehmen und schon bin ich selber ein lächelndes Herbstleuchtfeuer!

Tessa ist schon lange auf der anderen Seite des Regenbogens. Sie hat mir beigebracht, dass das Wetter draußen so gut wie immer besser ist, als es von drinnen aussieht.

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