Street Art auf der Schäl Sick – Gehen mit Yemanja

| Keine Kommentare

Was in Florenz geht, Street Art entdecken, geht in Köln schon lange! Bei einem Einkaufsbummel durch Köln vor dem Lockdown – ich brauchte neue Schuhe für meine täglichen Schritte durch Feld und Flur – entdeckte ich ein kleines, feines Stückchen Street Art. Das postete ich am nächsten Tag auf Instagram, mit dem Namen der Künstlerin darunter. Deren Account machte mich auf einen weiteren aufmerksam und schließlich auf einen Rundgang in Mühlheim auf den Spuren des Künstlers Seileise. Und so machten wir uns an einem wunderschönen Novembersonntagmorgen auf, in Köln Mühlheim Street Art zu suchen. Dort ist sie nämlich klein und fein und seltener so plakativ wie in Köln Ehrenfeld.

maidincologne

Streetart von @Maidincologne (Mädchen)  und @likestyler  (Catwoman) und @pierre_alu (Tulpe)

Wir parken unter der Zoobrücke gegenüber der Claudius Therme. Morgens früh um 10 ist es da noch schön leer. Unser erstes Ziel ist der Jugendpark unten am Rhein. Wir haben Kaiserwetter, es ist so richtig schön dort! Der Ausblick über den Rhein, die majestätischen kahlen Bäume – aber halt, was ist das Grüne da oben?

Ein Großer Alexandersittich! Er unterhält sich lautstark mit einem Artgenossen. Oder sucht er schon eine Frau? Große Alexandersittiche sind schon seit einigen Jahren in Köln heimisch, gesehen habe ich bisher aber noch keinen.

Wo ist der Vogel?

Dann die erste Stele. Auf der dem Rhein zugewandten Seite sind wohl irgendwelche Zeichen für die Schifffahrt drauf, auf der Landseite Comics. Art Comics. Von r.f.art aus Düsseldorf. Ausgerechnet!

Artitüde / @r.f.art

Es ist Kunst vom feinsten, Kunst wie sie sein soll: Ironisch, kritisch, politisch und doch humorvoll. r.f.art oder Artitüde greift gerne auf bekannte Comicfiguren zurück, die mit Kanonen auf Spatzen, mit Pistolen auf Viren schießen oder Klopapier horten. Auch die Konsumgesellschaft bekommt ihr Fett weg.

Mühlheimer Hafen

Weiter geht es an den Mühlheimer Hafen entlang, auch dort Stelen mit Comics, bis zum Katzenbuckel, der Brücke, die vom Jugendpark nach Mühlheim führt. Gegenüber kämpft sich eine Galeere durch die Fluten des Rheins, auf der anderen Seite treffen wir auf weitere Werke mir unbekannter Künstler.

Katzenbuckel

Und dann das erste Post-up von Seileise. Dieser Künstler war es, der mich auf Mühlheim aufmerksam gemacht hat. Ich vermute, er wohnt in Mühlheim, denn seine Werke tauchen dort alle paar Meter auf. Fast. Genau hinsehen muss man schon, denn sie sind klein und oft versteckt.

Künstler Seileise

Leider fehlt auf dem Foto der Luftballon mit der Flagge von Großbrittanien – es stand ein Auto ziemlich doof davor Seileise (von dem Kunstwerk ist mittlerweile nichts mehr übrig)

Seileise macht sanft, aber eindrucksvoll auf politische und gesellschaftliche Themen und Missstände aufmerksam. Atomkraft, Flucht übers Wasser, der Brexit sind unter Anderem seine Themen. Manchmal sind seine Werke, aber auch einfach nur schön. Oder ein Lichtblick. Etwas Hübsches, Zuversichtliches, ein poetischer Gruß am Morgen. Manchmal legt er Drucke seiner Werke als Geschenk für den Finder daneben. Das muss auch an diesem Tag so gewesen sein, nur leider waren wir dafür dann wohl doch schon zu spät dran.

Wir folgen den Rhein flußabwärts, schlüpfen unter der Mühlheimer Brücke durch. Sie wird gerade renoviert, die Gerüste unter ihr sind ein Kunsthandwerk. Hinter der Kirche St. Clemens gehen wir nach rechts und an der Straße entlang zurück. Auch da finden wir viele Bilder, lustig, mahnend, oder poetisch. Covid-19, Masken, die Pandemie haben eindeutige Spuren auch in der Street Art hinterlassen.

Wir bewundern aber auch die alten Fabriksgebäude der KHD. So viel architektonische Schönheit, soviel Potential für Kulturstätten, Büros, Wohnungen, allesamt Wert unter Denkmalschutz gestellt zu werden. Zumindest teilweise will die Stadt Köln sie nutzen, doch der oder die Eigentümer stellen sich quer. Ein bekannter Street-Art Künstler, der Bananensprayer Thomas Baumgärtel, veredelte eines der Gebäude und hat nun eine Anklage wegen Sachbeschädigung am Hals. Ich sage bewusst veredeln, denn diese Banane an einem Haus ist ein Zeichen für Wert, Denkmal geschützt zu werden. In diesem Fall ist sogar von Weltkulturerbe die Rede.

Zugegeben – dieses Gebäude bewundern wir nur von der Ferne, denn wir halten uns an der Kreuzung rechts, Richtung Dock 1, nicht ohne vorher noch ein wenig hinter dem Bauzaun zu spingsen.

Zurück Richtung Hafen finde ich das zarteste Werk, oder auch das verstörendste, da hat sicher jeder seine eigene Interpretation. Für mich sind diese beiden Kinder, mit ihren Masken im Gesicht, wie sie Hand in Hand barfuß und so unschuldig durch die Tür gehen, mit einer Rose in der Hand ein Zeichen der Hoffnung und der Liebe. Letztere wird immer die Lösung sein.

Künstler: Seileise

Mein Favorit, Street Art von Seileise

Und damit, besser um die Ecke, auf dem nun vollen Parkplatz beenden wir unseren Rundgang, auch wenn es dazwischen noch viel zum Zeigen gäbe. Ein bisschen was magst du ja vielleicht selbst entdecken! Auch wir werden nochmals eine Runde durch Mühlheim drehen, denn die Kunstwerke kommen und gehen. Streetart ist nichts für die Ewigkeit.

INFO Street Art Köln Mühlheim – Bildersuche nach dem Künstler Seileise

Start: Jugendpark unter der Zoobrücke, Rhein entlang bis hinter die Mühlheimer Brücke und auf der Deutz-Mühlheimer Straße und dem Auenweg zurück: 8600 Schritte 6,3 km

Erwähnte Künstler auf Instragram: @ seileise da findet ihr auch eine etwas genauere Karte, aber suchen müsst ihr trotzdem; @maidincologne @likestyler @pierre-alu  @r.f.art

Künstler: Seileise

 

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.