Warum Segler stricken können sollten

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Oder: Wie wir uns immer wieder in Schwierigkeiten bringen.

Oder: Angesagter und tatsächlicher Wind.

Oder: Mal wieder etwas vom Segeln!

Wir verlassen Martinique! Nicht sofort, erst segeln wir noch von St. Anne nach Anse Mitan, wo wir Leandro von der ALAUSSA treffen. In der Capitanaria klarieren wir kostenlos aus, holen uns ein Baguette in der Boulangerie in dem Ferienort und holen den Wetterbericht ein: Morgen soll der Wind im Martinique Chanel zwischen Martinique und Domenica aus Ostsüdost kommen, mit 15 Knoten und eineinhalb Meter Welle, allerdings soll kein Wind im Schatten des Pelee sein. Nun gut, das kennen wir, wir werden an der Insel entlang eben unter Motor fahren. 50 Meilen bis Roseau liegen vor uns, also werden wir früh starten, damit wir im Hellen ankommen.

Gesagt, getan! Mit Sonnenaufgang und der Kaffeetasse in der Hand (der Kaffee war heiß, die Sonne noch nicht) holen wir den Anker auf und gehen auf Kollisionskurs mit der Costa Magica. Wie jeder weiß, ist mit der Costa Linie nicht zu spaßen, also lassen wir ihr den Vortritt, nicht dass sie unseretwegen noch irgendeinen Felsen rammt. Den Windjammer Star Flyer lassen wir auch durch, die Britannia fährt hinter uns vorbei in den Hafen von Fort de France. Langsam kommt Wind auf und wir rollen die Fock ein wenig aus, um den Motor etwas zu unterstützen. Damit sind wir etwa 0,3 Knoten schneller.

Costa Magica vor Fort de fRance, Martinique

Costa Magica

Windjammer Star flyer vor Fort de France, Martinique

Windjammmer Star Flyer

Das geht eine ganze Weile gut, doch kurz vor St. Pierre ist der Wind ganz weg und dreht schließlich auf NNO, also genau entgegengesetzt der Ansage. Und dann – ist er wieder weg, dreht auf ESE und weht brav mit 10 Knoten.

Derweil will ich die Spitze des Pelee fotografieren, doch er hüllt sich gschamig in Wolken. Immer wieder drücke ich auf den Auslöser, in der Hoffnung, dass genau in diesem Moment die Wolken ein kleines Fenster freigeben, aber nein, Pelee mag sich nicht zeigen. Stattdessen lenkt er wieder den Wind um.

Mount Pelee, Martinique

Pelee mag sich nicht zeigen

Trois Pitons, Martinique

Trois Pitons

Er kommt wieder aus Nordnordost.

Es ist immer wieder faszinierend, wie so ein Bergmassiv den Wind beschleunigt oder ablenkt und lokal eine ganz andere Situation schafft, als im Wetterbericht angegeben!

Da er gerade von vorne kommt und wenig Welle ist, ziehen wir das Großsegel hoch. Tomy meint, wir brauchen kein Reff, viel Wind wäre ja nicht. Nun ja.

Etwa eine Meile hinter Martinique ist der Wind für ein paar Minuten komplett weg – und dreht dann auf die angesagte Richtung. Wir rollen die Fock fast ganz aus.

Innerhalb weniger Minuten weht es mit 25 Knoten.

Tomy will die Fock verkleinern. Mit der kleinen Winsch kommt er nicht weiter, also wickelt er die Leine um die große auf der AUCH die Fockschot liegt. Und wickelt beide ineinander auf.

Die Fock ist jetzt auf passable Größe geschrumpft, aber dicht holen oder fieren können wir sie dank fester Wooling um die Winsch nicht mehr. Tomy gibt sein Bestes, um das Teil zu entwirren, aber er kann nicht stricken.

Genau, stricken! Wer viel strickt oder häkelt, hat irgendwann mal verworrenes Garn, dass wieder entwirrt werden muss. Glaubt mir, damit hab ich Erfahrung!

Also mache ich mich an die Entwirrung, knote auf, ziehe durch, weise Tomy an, so zu fahren, dass die Schot locker ist, dann darf er wieder auf Kurs gehen – es hat was von Stricken!

Nach 20 Minuten ist unsere Leinenwelt wieder in Ordnung, der Wind bleibt recht gleichmäßig auf unter 20 Knoten, die Welle ist nett – hurtig nähern wir uns Dominica!

Domincia, wir kommen!

Der Pelee ist mittlerweile wolkenfrei, aber zu weit weg.

Etwa fünf Meilen vor Dominica weckt mich Tomy – ein Blas! Ja, auch ich sehe den Wal etwa 50m neben uns vorbeischwimmen, habe allerdings keine Ahnung, was für einer es sein könnte: Dominica gilt als das einzige Land weltweit, in dem das ganze Jahr über Wale beobachtet werden können.

Ich hoffe auf mehr!

Doch für heute bleibt es bei dem einen.

Was uns sonst auf Dominica erwartet? Wir werden sehen – die Insel wurde ja von Hurrikan Maria verwüstet. Aber eines verrate ich schon: Es gibt immer noch verwunschen schöne Wunder der Natur!

 

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