Des Blauwasserseglers kleiner Alptraum

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Oder was Elefanten im Zoo mit mir zu tun haben:

Die kleinen Alpträume, das sind nicht Stürme, Monsterwellen und Piraten, nein, das sind Reparaturen, genauer: die Ersatzteile. Kaum einer, der nicht in irgendwann in einem entlegenen Winkel der Welt festhängt, weil er auf ein Ersatzteil wartet…

Wie sagt Gunther Redondo von zeitwaerts.at?

Die eigentliche Aufgabe besteht darin, das Schiff seetüchtig zu halten. Segeln ist das, was folgt.

Uns hat es jetzt erwischt: Ein alltägliches Teil, ein Draht, die Vorderwant, in Deutschland innerhalb weniger Tage für wenige Euro erhältlich, ja selbst in Sao Paulo oder Rio in ein paar Stunden, dauert in Jacare –

noch mindestens 10 Tage. Und dabei bin ich hochgradig optimistisch.

Es gibt einen guten Drahthersteller, deutsches Qualitätsprodukt, sogar in Recife, aber da ist nicht alles vorrätig. Es muss in Rio bestellt werden. Das geschieht erst nach Bezahlung, doch die Banken streiken. Und dann muss es ja auch noch nach Jacare. Der bisherige und erwartete Zeitplan:

Mittwoch, 14. September: Wir stellen fest, dass die Want kaputt ist, setzen uns mit einem Rigger in Verbindung.
Donnerstag, 15. September: Alex, der Rigger meldet sich. Er ist in Deutschland, fragt aber die Want bei der Firma in Recife an.
Freitag bis Montag: Wochenende
Dienstag, 21. September: Der Kostenvoranschlag ist da! Alex sitzt im Flugzeug nach Recife
Mittwoch, 22. September: Alex, Tomy und die Marina-Crew versuchen telefonisch herauszufinden, wie wir am schnellsten zahlen können. Bei der Firma ist keiner erreichbar. Einer bemerkt, dass am Kostenvoranschlag die Frachtkosten fehlen…
Spät am Abend, erfahren wir, dass wir erst mal die Want bezahlen sollen, und zwar per Überweisung, dann wird die gefertigt. Dann kommt die Fracht dran.
Donnerstag, 23. September: Wir geben Ardillo, dem Marineiro, das Geld, er hat ein Konto bei der gleichen Bank, da stehen die Chancen gut, dass die das Geld… bald… bekommen. Er wird nach Feierabend überweisen.

Eine gute Woche ist um, nichts geschehen. Nun gut, wir kennen ja Brasilien…
Und wir haben schon oft genug erlebt, wie andere warteten. Dann weiß der Mensch das ja immer besser. (Wieso fällt mir jetzt die Segler-Gruppe auf Facebook ein?) Jedenfalls wissen auch wir dann immer, dass wir das ja alles gaaaaaanz anders gemacht hätten.

Also machen wir es anders: Wir überlegen Plan B, C, D und E. (Das machen die anderen ja nicht ;-) )

Und auch, wieviel es uns wert ist, so schnell wie möglich hier wegzukommen.

Ich werfe einen 1000er in die Mädels-Runde daheim und meine Freundin antwortet: „Das wäre es mir wert, jetzt in deiner Situation zu sein!“

Ich fühle mich wie der Elefant im Schönbrunner Zoo, der immer im Kreis lief: Eingesperrt, ohnmächtig, hilflos und mir ist langweilig. Das Internet gibt grad nicht viel her (Ich mische sogar schon in besagter Segler-Gruppe mit!), zum Häkeln ist es zu heiß, der Strand zu weit weg, den ganzen Tag lesen ist auch nicht prickelnd, meditieren reicht auch irgendwann… Nur abends, da ist es mit den anderen Seglern lustig.

Die sind bald alle weg.

Ob sie das wirklich will, meine Freundin?

Und was Plan A,B,C,D und E sind?
A: Weiter wie gehabt, Alex besorgt das Ding und wir warten eben.
B: Marcello in Salvador: Der hat die Teile da und stellt sie her. Nur trau ich diesem windigen Typen nicht.
C: Einer holt das Teil in Rio oder Sao Paulo
D: Einer holt das Teil in Deutschland. Schicken geht nicht, wegen des Zolls.
E: Wir bestellen in D und Annnemarie von der Galatea bringt das Teil mit

Hat alles Vor- und Nachteile…

Wir verfolgen Plan A und leiten B und E in die Wege.

Und dann lande ich doch wieder auf Facebook, sehe Michael Wnuks letzten Post und denke mir:

Geht es mir gut!
Und drücke auf den „Weiter so“ Knopf unter seinem Blogeintrag…

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