Leider musste ich in diesem Beitrag einige Fotos löschen, da erkennbare Menschen in ihrem Mittelpunkt waren, von denen ich keinen Model-Release-Vertrag habe.
Wer reist, staunt. Er beobachtet Menschen und Situationen, die seiner Weltanschauung oder Erfahrung widersprechen. Manchmal amüsiert das, manchmal ärgert es, manchmal erschreckt es. Im besten Fall erweitert es den eigenen Handlungsspielraum:
Müllfrauen in Bolivien – und eine Polizistin – sind schick in orange.
Lebende Zebrastreifen erziehen die Verkehrsteilnehmer.
Ein Festumzug oder auch eine Demonstration in El Alto, so genau konnten wir das nicht feststellen. Jedenfalls waren alle festlich gekleidet und trugen stolz die bolivianische Flagge. Und sie waren auf der Gegenfahrbahn ;-)!
Hund oder Schaf? Wie auch immer, das Tier kommt mit in den Fahrgastraum.
Die Kinder sind hinreißend! Normalerweise lassen sie sich nicht fotografieren, aber ein kleines Mädchen in Potosi bettelt darum.
In Bolivien fährt man mit Kind am Schoß des Fahrers und schaut dabei aufs Handy.
Eine alte Frau hebt ihre Röcke während sie sich auf den Gehweg hockt und – pinkelt. (Das erweitert definitv meinen Handlungspielraum ;-))
Vor dem einzig verbliebenen Regierungsgebäude in Sucre demonstrieren Rollstuhlfahrer und andere Behinderte für eine Rente von monatlich 500 Bolivianos. Bisher sind viele auf Betteln angewiesen, zumindest wenn sie keine Familie haben, die helfen könnte.
Die Kokabauern demonstrieren für die weitere Verbreitung von Kokaprodukten und verteilen die Blätter mit vollen Händen an die Passanten.
Sie werden geholfen: Ich war noch nie in einem Land, in dem ahnungslosen Touristen so zuvorkommend geholfen wird. Du musst nur ratlos dreinschauen und schon kommt jemand und zeigt, wo es lang geht. Wunderbare Menschen sind das!
Tomy kommt nicht über die Länge der Hose des Bräutigams hinweg. Die Beine der Brautjungfer sind auch hübsch.
Mütter stillen ihre Babys in der Öffentlichkeit, keiner sieht dabei „etwas“, keiner nimmt Anstoß. Kinder sind Teil des täglichen Lebens. Stricken ebenfalls: Die Indiofrauen stricken oder häkeln ständig.
Auch in Sucre ist die Bevölkerung vor selbsternannten Heilsbringern in Form von die Verdammnis beschwörenden Predigern nicht sicher. Die verängstigten und unterwürfigen Menschen, die auf der Plaza von Sucre knien, jagen mir einen Schauer über den Rücken.
Wirklich creepy und unheimlich sind jedoch die Mennoniten, denen wir am letzten Tag in Santa Cruz begegnen. Die Männer gehen noch, manche Kinder oder jungen Mädchen riskieren einen scheuen neugierigen Blick, doch die meisten sehen so seelenlos und leer wie Zombies aus. Ihren Augen fehlt jegliches Leuchten, ihre Gesichter sind starr und leblos. Ich hab noch nie so viele freudlose und hoffnungslose Menschen gesehen! Noch schlimmer ist, dass sie Traktorreifen kauften, also zu den gemäßigten gehören.
Die Gesichter der alten Indiofrauen hingegen strahlen inneren Frieden, Freude und Liebe aus. Sie sind die wärmende Sonne des Hochlandes. Viele davon sind arm, das Leben im kalten und kargen Altiplano ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Die Kinder kommen bald, nicht wenige an der Zahl, die Arbeit ist hart. Und doch haben sie Sonne im Herzen und in ihren Gesichtern. Nur fotografieren lassen sie sich nicht gerne!
Am besten, du fährst hin und überzeugst dich selbst! Und dann verrätst du mir, welcher dein Horizonnt-erweiternder Moment in Bolivien war, okay?