Land unter

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Nachts ist es unruhig vor Sao Francisco. Der Windgenerator saust, wir haben bestimmt 20 Knoten Wind, und doch liegen wir mit dem Heck im Wind, denn die Strömung der ablaufenden Flut ist stark. Es kracht und knarrt, Tomy schnarcht und ich tue kein Auge zu. Was schlägt da ständig gegen den Rumpf? Vermutlich sind es kleine Äste, die im Fluss treiben. Hält der Anker? In dem Schlamm wie einzementiert…

Trüb ist es am nächsten Morgen, wir lichten den Anker und diskutieren wohin: Ilha des Frades oder zurück nach Itaparica? Niklas will mit seinem Vater auf Facetime sprechen, also Itaparica. Vor der Werft frischt der Wind auf, wir setzen Segel und hurtig geht es dahin, das Dinghi surft an der langen Leine hinter uns her.

Und genau das war der Fehler: Beim Ankern überholt es uns, die Leine sinkt unter das Schiff und wickelt sich um die Schraube des Motors. Mist! Immerhin hängen wir fest, sind sicher, von hier aus erwischen Anuschka und Niklas sicher ihr Flugzeug. Doch erst mal taucht Tomy um die Schraube frei zu wickeln.

Blut überströmt taucht er wieder auf, Niklas kreischt – Zombies in Film und Videospiel legt er zu Dutzenden um, doch im echten Leben fehlt es ihm noch etwas an Schneid…

Der Rotor ist frei, Tomy spült seinen Kopf – die Wunde ist kaum zu sehen, jeder aufgekratzte Pickel ist größer…

Abends, wir sitzen im Restaurant in der Marina, kommt der Regen: Erst wird das Licht gelb, eine ganz bezaubernde Stimmung legt sich über die Schiffe. Rechts taucht etwas blauer Himmel und ein paar weiße Wolken auf, dort ist Tag, dort ist Licht, doch von links schieben sich die dunklen Wolken wie eine Schiebetür aus Wasser davor und nehmen dem Tag das Leuchten.

Regenwand

Regenwand

Jochen und Hanna kommen vorbei. Gestern wären hier über 30 Knoten Wind durchgefegt, bei zwei Schiffen hätte der Anker nicht gehalten. Jochen war heute in Salvador, von ihm und per Facebook von unseren Freunden, erfahren wir, dass in Salvador heute Nacht und tagsüber die Welt unterging: Hütten rutschten die Hänge hinunter, in den Straßen taten sich metertiefe Löcher auf, die Wasserversorgung brach zusammen…

Seltsam, seltsam – wir kriegen mal wieder nichts mit…

Doch am nächsten Morgen schaukelt es heftig, Anuschka wird doch wieder seekrank und verzieht sich an Land, zu Jochen und Hanna, die Zimmer vermieten. Ein Regenschauer nach dem anderen zieht durch, während ich Berichte schreibe und die Fotos dafür bearbeite. Nach dem nächsten Regenschauer geht’s an Land zum Posten. Doch irgendwie lassen sie nicht nach, wir werden ziemlich nass! Auch am folgenden Tag ist es windig und regnerisch: Anuschka und Niklas fahren mit der Fähre zurück, wir treffen uns in der Marina: Ihr Urlaub ist um, noch ein tolles Abendessen in der Churrascaria Fogo do Chao und dann sind wir wieder allein!

Ich bekomme Heimweh, Sehnsucht nach meinen Töchtern und Lian und dem Kleinen im Bauch seiner Mama…

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