Auf dem Weg nach Madeira – dritter bis fünfter Tag

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Unser lockeres Nachtwachen-System bewährt sich: Da Tomy normalerweise vor mir einschläft, geht er um acht Uhr schlafen, ich halte Wache bis etwa ein Uhr, dann übernimmt Tomy bis er nicht mehr kann, meist so um zwischen vier und sechs. Ich bin dann wieder dran, bis er aufsteht, meist gegen acht. Jetzt dürft ihr nicht denken, dass ich während der Wachen auch wirklich wach bin: Sissi, die Windpilotin, oder Franz, der Autopilot steuern, während ich die Kunst des Kurzschlafes vervollkommne: 10 Minuten schlafen, aufstehen, Rundumblick, Kurskontrolle und auf dem AIS nachsehen, ob uns ein Schiff zu nahe kommen könnte. 10 Minuten weiterschlafen. Wenn ich mich zum Aufstehen quälen muss, kaum mehr richtig wach werde, hole ich Tomy. Den eventuell fehlenden Schlaf hole ich dann tagsüber nach.

Der Skipper hält sich mit Yoga fit

Der Skipper hält sich mit Yoga fit

Die dritte Nacht war allerdings nicht ganz so ruhig: Um halb elf musste ich Tomy wecken, weil der Wind zu schwach von hinten wehte und die relativ starken Wellen das Großsegel samt Baum trotz Bullenstander immer wieder knallen lies. Wir versuchten die Segelstellung und den Kurs anzupassen, doch es half nichts – Die Segel mussten runter, der Dieselwind musste her. Seit Mitternacht schnurrt also der Motor, tut brav seinen Dienst, mit 1800 Umdrehungen macht er zwischen viereinhalb und fünf Knoten.

Einschlafen bei brummenden Motor ist zugegebenermaßen nicht ganz einfach, schlafen bei schlagendem Baum und Segel ist allerdings unmöglich.

Morgens früh kam uns frontal ein Tanker entgegen, der jedoch ebenso wie all die anderen großen Schiffe, die unseren Kurs kreuzten, freundlichst darauf achtete uns in sicherem Abstand zu passieren. Als dann die Sonne aufging entdeckte ich in der mittlerweile recht ruhigen See – und noch weniger Wind – links hinter uns einen Stock am Horizont. Durch das Fernglas erkennen wir einen anderen Segler. Ob es einer der vier Franzosen ist, deren kurze und kryptische Funksprüche wir immer wieder auffangen?

Er bleibt den ganzen Tag am Horizont hinter uns.

Nachts überholt er uns, in weiter Ferne sehen wir noch ein zweites Licht kurz aufblinken. Dann, morgens früh dreht er nach Osten ab, auch der zweite bleibt verschwunden: Ein weiteres Mysterium – wohin will der? Nach Marokko? Auf diesem Kurs?

Und woher kommt dieser helle Lichtschein links vor uns? Dort ist laut Karte und Plotter nichts!

Die Nacht war ruhig, warm, mit immer weniger Wellen, einem tollen Sternenhimmel und funkelndem Plankton neben uns. Kurz vor der Dämmerung dann Land in Sicht, genauer das Licht des Leuchtturms von Porto Santo.

Mit den ersten Sonnenstrahlen tauchte auch die rauhe, zerklüftete Nordseite der Insel auf. Steil und fast ohne Vegetation fallen die Felsen ins Meer, menschliches Leben gibt es hier so gut wie nicht. Doch auf der Südseite liegt der lange Sandstrand von Porto Santo, dort in der Bucht liegt auch die kleine Marina. Es fand sich Platz für uns – nach 511 Seemeilen (ca. 950km) und 99 Stunden, also 4 Tage und 3 Stunden, Fahrt liegen wir wieder sicher im Hafen!

Ich freu mich auf eine durchgeschlafene Nacht in den Armen meines Skippers!

Porto Santo im Morgengrauen

Porto Santo im Morgengrauen

Yemanja in Porto Santo

Yemanja in Porto Santo

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