8. Juli 2013
von Steffi
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Zeebrugge

Stress!!!

Unser erster Ausflug auf die Nordsee! Sie empfing uns recht ruhig und gelassen, mit sanften Wellen und leichtem Wind. Doch wir kämpfen immer noch mit dem Großsegel, sei es, dass sich das Großfall beim Setzen um die Maststufen wickelt, die Mastrutscher klemmen, das Segel sich in den Lazy Jacks aufhängt oder eine Reffleine sich verheddert. Und beim Bergen verknotet sich das Großfall gerne irgendwo! Die Wellen erscheinen dann alles andere als sanft zu sein!

Und wenn dann fuhr auch noch die California Highway auf uns zu…

Doch das Anmelden bei der Port Control auf Kanal 71 funktionierte prima. Ich war zwar vor meinem ersten Funkkontakt een beetje nerveus, aber im Grunde spricht man ja einfach nur miteinander – allerdings abwechselnd, was nicht gerade eine Stärke meiner Herkunftsfamilie ist! Und der bedrohliche Ozeanriese wurde bald an die Leine genommen und ganz langsam hinter uns her in den Hafen bugsiert.

Soon the California Highway was on the leach and was towed slowly into the harbour.

Soon the California Highway was on the leach and was towed slowly into the harbour.

Liegeplatz bekamen wir “zwei für den Preis von vier” im Royal Belgian Sailing Club, zwei Nächte für den Preis von vieren in den Niederlanden! Noch ein kurzer Spaziergang zum Supermarkt und ich frage mich:

Welcher Teufel hat mich geritten, als ich unbedingt nach Zeebrügge wollte?

Ja, gut, ich wollte raus auf’s echte Meer und eigentlich nach Brügge, denn da war ich noch nicht. Es soll sehr schön sein…

Brügge muss sich sehr anstrengen um den Eindruck von Zeebrügge auszugleichen! Gut, mehr als Hafen scheint hier nicht zu sein, dennoch ist der Unterschied zu den im engsten und weitesten Sinne blühenden Niederlanden, einen Steinwurf entfernt, beeindruckend!

Zurück im Hafen bekommen wir Besuch von der Polizei: Belgiens Küste ist Schengen-Außengrenze. Wir müssen hier in die EU einreisen, könnte ja sein, dass wir aus England kommen ;-)!  Die beiden Beamten sind sehr nett, lassen sich Pässe und Bootspapiere zeigen. Alles im Ordnung!

Am späten Nachmittag verlässt ein anderer Riese mit Pump and Circumstance und Getöse den Hafen: Das Kreuzfahrtschiff Azura. Mir tun die Menschen auf diesen schwimmenden Massenmenschenhaltungskäfigen mit Luxusauslauf immer leid! Und wir, die sich allein und frei durch die Wildnis kämpfen, ihnen vermutlich auch!

Wen bedauert ihr?

Azura

Kreuzfahrtschiff Azura

First day on the “real” sea!

The North Sea gives us a qualm and gentle welcome. Still, I am quite nervous as we are still struggling to hiss the main sail and also to recover it again. Seems like something is not working as it should each time! The sea does not appear gentle to me then! And a huge vessel was coming towards us!

I managed to make my first VHF radio call to harbour control! They asked us in, but with caution…

Soon the California Highway was on the leach and was towed slowly into the harbour.

Soon the California Highway was on the leach and was towed slowly into the harbour.

We went on and moored in the Royal Belgian Yacht Club. Has got royal prizes as well!

After checking in we went for a walk – why on earth did I want to come to Zeegrugge?

Oh, I remember – it is Brugge I want to go to! It has to be very beautiful to make up with Zeebrugge! Very likely Zeebrugge is just a harbour town, still there is quite a difference to prospering Netherlands!

Back on the ship the police visited us: The Belgian Coast is a EU border and they had to make sure that we did not come from the UK ;-)!

Later the day the cruise ship Azura leaves with Pump and Circumstance  and lots of noise. I unusally pity those humans kept in mass stocks with luxury outlet! And I bet, they pity us as we have to fight our way alone and free through the wild sea!

Whom do you pity?

 

7. Juli 2013
von Steffi
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Veere – Vlissingen

English summary below

Schöpferische Pause in Vlissingen!

Wieckse Witte - my favorite Dutch beer

Wieckse Witte – my favorite Dutch beer

Nach dem ausgiebigen Studium von Tidenkalendern, Seekarten, dem Reeds Nautical Almanac und vor allem der Wind- und Wettervorhersage weiß ich: Es gibt sie, die Traumwetterlage um die Biskaya zu queren! Sie ist JETZT!

Für uns ein Jahr zu früh!

Der kräftige Wind weht in den nächsten 7-8 Tagen beständig aus Nordost, die Sonne lacht, die See ist ruhig, von Texel bis  Cap Finistere in Spanien. Die Windkarten der nächsten Tage auf www.windfinder.com sind ein Traum um nach Dover und darüber hinaus zu segeln.

Nur wollen wir wieder zurück, innerhalb von 7-8 Tagen. Und dafür, so sieht es heute aus, könnte der Wind beständig aus der falschen Richtung blasen.

Also bleiben wir auf dieser Seite des Ärmelkanals, segeln morgen von Vlissingen nach Zeebrügge und von da aus kreuzen wir uns wieder die niederländische Küste hinauf.

Pier in Vlissingen

After intensly studying tidal charts, sea maps, the Reeds Nautical Almanac and the wind and weather forecast for the next week I know: The ideal weather to cross Biscay does occur: NOW!

A year too early for us!

It would also be the ideal weather to sail to Dover and beyond – but not back. At least not within the next 7-8 days. But we want to be back on this side of the channel beginning of next week. So we are planning to sail to Zeebrügge tomorrow and then we will go up again.

6. Juli 2013
von Steffi
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Hollandsdiep – Veere

Veere!

Gut kann ich mich an meinem ersten Besuch in Veere erinnern! Tomy und ich waren noch nicht verheiratet, wir machten gemeinsam Urlaub in Domburg. Dort aß ich meinen ersten holländischen Matjes – ein Gedicht! Und dann Veere: Diese trutzige Stadt in Zeeland, die so fester wirkt als ihre lieblich leichten holländischen Schwestern, beeindruckte mich schon damals. Tomy und ich spazierten um den Hafen, es war im Frühling und alles wirkte so wild, der Natur abgerungen, und doch so romantisch und schön! Einmal in diesem Hafen mit einem eigenen Boot liegen! Und dann, wie damals köstliche Muscheln aus Zeeland speisen!

Ganz so war es dann nicht. Erst rechneten wir unseren Mast durch die Volkerakschleuse: 2 Meter von der Wasserlinie bis Mastfuß, 2 Meter bis zu der ersten Maststufe, dann 13 x 80 cm Abstand der Maststufen, dann noch 1,5 Meter bis zur Spitze samt Schnickschnack daran – passt! Die unbewegliche Brücke darüber ist 18,50 m hoch, also genug Luft! Die Fahrt durch weitere Schleusen, ehemalige Meeresarme und Flussmündungen, vor allem aber die durchs Veerse Meer, zog sich. Tomy hatte nämlich einen Kartenanschluss falsch gelesen und so prompt 10 Seemeilen unterschlagen: Mein Liebster hat zwar einen Kompass verschluckt und ist unschlagbar, wenn es um die Orientierung in Feld, Flur, Straße und auf See geht, aber Kartenlesen kann ich besser. Da ergänzt sich meine Mäuseperspektive mit seinem Adlerblick!

Das Veersemeer wirkte in der warmen Sommerabendsonne sehr lieblich und südlich. Doch zum Anleger unter der Stadtmauer von Veere zitterten wir unser Schiff: Die in der Karte angegebene Wassertiefe war eindeutig zu wenig für uns! Aber letztendlich reichte sie! Zum Abendessen gab es dann doch auch Seebarsch,  den koche ich mir nämlich nicht selbst.

Werde ich auch einmal in einer roten Handtasche Speck mit mir herumschleppen? Als Köder, damit meine Enkelkinder damit Krebse fangen können? Ich weiß es nicht, wohl aber weiß ich jetzt, wie das geht! Aber das verrate ich nicht, könnt ja sonst jeder kommen! Die drei Jungs am Steg riefen jedenfalls ständig: “Oma!!”

Und Oma lief mit dem Eimer von einem zum anderen, um darin die Krebse aufzunehmen. Opa bestückte derweil die Köder neu mit Speck aus der roten Handtasche…

Veere – eines Tages komm’ ich wieder und fange Krebse mit meinen Enkelkindern!

Veere am nächsten Tag

5. Juli 2013
von Steffi
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Braassemermeer – Hollandsdiep

English summary below

Da wir nicht auf der Flucht sind und keine in den Wehen liegt, blieben wir einen Tag im Braassemermeer. Regen, Nieseln und Feuchtigkeit wechselten sich ab, die diversen Wetterbericht waren sich zwar nicht ganz einig, aber die Tendenz schien klar zu sein: Fahren würde nass und unangenehm sein, der nächste Hafen erst in Gouda, wenn wir dort einen Platz bekommen. Und dann der nächste ist weit! Außerdem brauchte ich Bananen fürs Frühstücksmüsli! Also gingen wir einkaufen und verbrachten den Tag mit Lesen, Schreiben, Chatten…

Heute rauschten wir erst durch holländische Wohnzimmer, vorbei an Windmühlen, Kühen und Schafen nach Gouda. Wir hatten Glück, denn wir kamen genau pünktlich zur Öffnung der Spoorbrug – der Eisenbahnbrücke – vor Gouda. Diese geht nur ein paar Mal am Tag auf, ebenso die Brücke in Dordrecht. Doch unser Konvoi war gut unterwegs, auch das Schleusen klappte super, so waren wir dann abends um halb acht im Gewässer Hollandsdiep. Es blies ordentlich, es war unwirtlich, die letzen Kilometer ab Gouda waren nicht besonders schön, es war einiges an Berufsverkehr und so waren wir müde: Der ruhige Platz im Hafen von Strijensas war genau richtig!

Hier, kurz vor den Volkerakschleusen endet auch die Staande Mast Route!

Due to bad weather conditions – drizzle and rain – we stayed a day in Braassemermeer. The next day we were lucky to catch all opening times of the railway bridges before Gouda and Dordrecht, so we were quite fast. We motor sailed through Dutch living rooms, along windmills, cows and sheep. Later the canal became wider, the wind got stronger, the weather worse, the freight traffic stronger. So we were quite happy to find a quite berth in Strijensas.

4. Juli 2013
von Steffi
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IJmond – Braassemermeer

Englisch version below

Die Sonne scheint,  wir lassen den Tag gemütlich angehen. Gestern waren wir noch zu Fuß in Spaarndam, haben uns schon mal die nächste Brücke und die Schleuse angesehen – 8 Kilometer hatschen für nicht sehr viel, denn mehr als ein Bier bekamen wir dort nicht. Aber immerhin kennen wir jetzt die Situation ein wenig und sind sicherer.

Um zwanzig vor zwölf verlassen wir den Hafen, denn die Brücke öffnet um 12:00. Für uns teilt sich dann die Autobahn! Ein Wunder!

Autobahnbrücke

Die Brücke öffnet sich für mich

Doch wir sind nicht allein. Im Konvoi fahren wir durch die Brücke, die Schleuse und weiter nach Haarlem. Vor den ersten Brücken dort staut es sich, alle legen an: Wir müssen für die Durchfahrt bezahlen. Danach heißt es noch etwas warten, einige liegen dafür im Päckchen, andere drehen Runden. Irgendwie lichtet sich das Chaos beim Öffnen der Brücke und alle fahren geordnet durch.

 

Haarlem ist ein sehr hübsches Städtchen, mit Windmühle, typischen Häusern und einladenden Eetcafes. Wir möchten bleiben, doch finden wir kein freies Plätzchen an den öffentlichen Steigern. Also weiter, vorbei an Schwimmhäusern, Hausbooten, Villen, Reihenhäusern mit liebevollen Gärtchen. Irgendwie würd’ ich gerne hier überall einziehen, wenn ich nicht “höhere” Ziele hätte…

Vor der nächsten Autobahnbrücke müssen wir zwei Stunden warten, genießen das, was in England “Tea” wäre und für uns Abendbrot ist: Baguette mit altem Holländer. Um halb sieben abends geht es weiter. Hinter der Brücke führt der Weg scharf rechts durch Oude Wetering. Kurz überlegen wir, ob wir uns dort an die Gemeindesteiger legen, doch wir fahren weiter. Gleich hinter dem Ort öffnet sich der Kanal zum Braassemermeer: Vor uns liegt ein See, immer noch voller Segelboote.  Wir legen bei der Watersportvereniging an, unser Konvoi zieht weiter. Nach und nach kommen die Optimisten, Laser und andere kleine Boote rein. Wir haben genug für heute und bald genießen wir die ruhige Abendstimmung! Tot ziens!

We left the little harbour twenty minutes to 12, as the next bridge opened at noon. The cars on the motorway stopped for us! A miracle!

But we were not alone. We went through the bridge, the next lock and through Haarlem in a convoy. Haarlem is a very nice little Dutch town, with a windmill, typical houses and lots of pubs. We would have loved to stay, but there was no free place. So we followed the convoy, along houseboats, swimming houses, mansions and family houses with lovely gardens. We had to wait for the opening of another bridge for two hours. We had tea – baguette and old Dutch cheese.  We passed the bridge at half past six and went on to Oude Watering. We considered staying there, but went on to the Braassemermeer, where we moored for the night at the Watersportvereniging. The convoy went on while we are enjoying a quiet evening.