Portofino - Gehen mit Yemanja
Portofino - Gehen mit Yemanja

Portofino – Gehen mit Yemanja

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Ein Parkplatz in Paraggi oder Portofino kostet knappe fünf Euro die Stunde. Klar, es ist wenig Platz, ist uns die Sache aber nicht wert. Außerdem will ich gehen: Gehen ist mein neues Fitnesselixier. Also parken wir kostenlos entlang der Straße kurz vor der Bushaltestelle Capo Nord, dort, wo wir im Sommer umdrehen mussten: Portofino war wegen Überfüllung geschlossen. Jetzt im Oktober, am letzten Tag vor der Schlechtwetterfront, hoffen wir auf wenig Touristen.

Bis zum Castello di Paraggi führt ein Weg aus Holzplanken hoch über den Stränden und der Küste am Meer entlang. Wir lachen über das Schild, das davor warnt, bei Sturm hier entlang zu gehen: Klar, das wäre sehr naß! Immer wieder drehe ich mich um, um einen Blick auf Rapallo zu werfen. Noch stehen die Masten der großen Yachten in der Marina – niemand hätte an diesem schönen Tag gedacht, dass 48 Stunden später davon nichts mehr übrig sein würde und Portofino nur mehr über See ereichbar wäre.

Blick auf Rapallo - Gehen mit Yemanja

Blick zurück auf Rapallo

Neben uns ist die Küste wildromantisch, bald lassen wir das Castello di Paraggi hinter uns. Danach soll der Weg nach Portofino oberhalb der Straße durch den Wald führen, doch er ist wegen Renovierung geschlossen. So müssen wir an der Straße entlang weitergehen, ohne Gehweg. Immerhin ist der Blick auf die andere Seite, zum Castello märchenhaft.

Castello de Parraggi - www.sy-yemanja.de

Castello di Paraggi

Ein paar Serpentinen weiter liegt ein Aussichtspunkt, von dem aus ich einen ersten Blick auf das berühmte Portofino werfen kann:

Erster Blick auf Portofino

Deshalb machen die alle so ein Wasser?

Doch Tomy belehrt mich: Der Ort selbst liegt um die Ecke.

Eine Kurve weiter steigen wir links ein paar (viele!) Stufen hinunter an die von netten Lokalen und exklusiven Geschäften gesäumte Uferpromenade, folgen ihr bis zum ehemaligen Hafen. Dort, wo einst die Fischer ihre Kähne auf den Strand zogen, so wie sie das in vielen ligurischen Orten immer noch tun, ist das Ufer betoniert und hat Platz für Tische und Stühle und jede Menge Menschen.

Portofino - www.sy-yemanja.de

Portofino, ehemals ein armes Fischerdorf, links Beton, wo einst die Boote auf den Strand gezogen wurden

Ich versuche mir vorzustellen, wie es hier war, als Portofino noch ein armes Fischerdorf war und von Sophia Loren und Kollegen quasi entdeckt wurde. Als hier die Menschen noch vom Fischen lebten, die Farbe von den Häusern blätterte und Luis Vuitton noch keine Niederlassung hier hatte…

Ja, es ist hübsch hier, jetzt im Oktober, wo es hier fast leer wäre, wenn nicht ein Kreuzfahrtschiff davor läge.

Kreuzfahrtschiff vor Portofino

Den Hype verstehe ich trotzdem nicht.

Die pinken Erdmännchen auch nicht. Sollen Kunst sein. Ebenso das Nilpferd, das über dem Hafen hängt und die werten Herren Reich und Damen Schön daran erinnern soll, bitte nicht so gierig zu sein und die Umwelt zu schützen.

Portofino - Gehen mit Yemanja

Kunst oder Kitsch?

Ich schaue trotzdem kurz hinauf in das Museum, beschließe aber, es heute nicht zu besuchen. Stattdessen steigen wir über sehr viele und steile Stufen hinauf zur Kirche, spazieren zum Castello Brown und durch den Park wieder zurück zur kleinen Marina.

Portofino - Gehen mit Yemanja

Castello Brown

Und dann retour zum Auto, denn ich mag erst dann meinen Kaffee trinken, wenn ich mich danach nicht mehr bewegen muss…

Den Kaffee trinken wir in Santa Margareta de Ligure, einen größeren Ort, den ich irgendwie mehr mag, als Portofino: Er ist lebendiger, authentischer, hier leben echte Italiener. Außerdem gibt es hier heiße Schokolade, so dick wie Lava und genauso heiß. Und einen zauberflötigen Spielplatz, der leider ziemlich verwahrlost ist. Aber wir kommen wieder. Nein, wie gehen wieder – irgendwann dann durch Santa Margarita de Ligure.

Parkplatz entlang der Straße bei Capo Nord – Paraggi – Portofino – Castello Brown (einfache Strecke): ~3,4 km; 5500 Schritte


Laufen oder Joggen mögen meine Füße nicht, also gehe ich. 30km in der Woche sind mein Ziel, am liebsten über Stock und Stein. Das ist weniger, als die von den Krankenkassen propagierten 10000 Schritte am Tag, aber das, was angeblich unsere Vorfahren in einer Woche zurücklegten

Gehen ist eine Kolumne die jeden Samstag in der Freizeit-Beilage des Kurier erscheint, rund 500 Wörter kurz, mal mehr, mal weniger informativ und persönlich. Mir gefällt sie! Nicht, dass ich an die Qualität der Schreibe von Herrn Christian Seiler herankomme, als Inspiration für kurze Beiträge möchte ich sie dennoch nutzen.

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