Yachttransport mit Sevenstar auf Dijksgracht, Antigua - Genua
Yachttransport mit Sevenstar auf Dijksgracht, Antigua - Genua

Aktion Huckepack: Oceancarrier trifft Meeresgöttin

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YEMANJA ist unterwegs, Huckepack, per Yachttransport nach Genua – wir fliegen und fahren hinterher! Trotz der mehrfachen Erwähnung einer, bzw. mehrerer bestimmter Firmen, verstehe ich die folgenden Zeilen als informativen Erlebnisbericht zwischen Bangen und Hoffen, Warten und Adrenalinschub und nicht als Werbung! Wir haben keinerlei Vorteile durch die Veröffentlichung.

Unseren Törn von Antigua zu den Azoren mussten wir wegen eines ausgeleierten Gewindes aufgeben. Wieder zurück in Jolly Harbour war uns endgültig klar: Hochseesegeln ist nichts für uns!
Aber wie kommt YEMANJA jetzt nach Hause, zurück nach Europa? War es nicht schon zu spät, um noch einen Transport zu erwischen?

Googeln nach Yachttransport ergab erst mal nur einen sinnvollen Treffer: Sevenstar Yacht Transport. Ich fragte noch am Sonntag, 29. April, bei Sevenstar USA einen Transport an, egal zu welchem Hafen in Europa. Die Antwort kam prompt:

Ja, es gibt noch einen Transport, sogar von St. John’s Antigua aus, Mitte Mai nach Genua, für einen Kostenvoranschlag bitte die Schiffsmaße senden.

Haben wir sofort erledigt. Und dann begann das Zittern – würden wir uns das wirklich leisten können? In Blauwasser.de finde ich einen Artikel über einen Transport aus Phuket in die Türkei, dessen Preis mir Bauchweh macht. Aber der Preis ist abhängig von Größe, Gewicht und Herausforderungen beim Laden. Montagmittag kam die Entwarnung:

13400 US$, umgerechnet etwas über 11000 €, inklusive Versicherung.

Ich bin unendlich dankbar, dass wir die finanziellen Mittel dazu haben! Und wieder mal froh, dass unser Schiff klein ist!

Zwischenzeitlich fragen wir noch Peter and May und Global Boat Shipping an, beide sind leicht teurer, Versicherung extra. Global Boat Shipping schießt den Vogel ab: Ihr Angebot kommt eine Woche später und unter Vorbehalt eines stattfindenden Transports.

Am 1. May sind alle Formulare ausgefüllt, Schiffsdaten erhoben, von denen wir nicht wussten, dass sie existieren, und schließlich auch der Vertrag unterschrieben. Noch am Abend bitte ich meine Vertraute bei unserer Bank per Mail die Überweisung in Dollar auf ein Konto der Deutschen Bank in Amsterdam in die Wege zu leiten. Unsere Tochter bestätigt morgens früh die Anweisung und flupps, ist das Geld unterwegs!

Wir sind erleichtert!

Jetzt noch die Zollformalitäten! Von Customs in Jolly Harbour bekommen wir keine klaren Antworten, also beauftragen wir den Agenten, mit dem Sevenstar und übrigens auch Peter and May zusammenarbeiten. Noch am Donnerstag senden wir alle erforderlichen Dokumente, sowohl an ihn als auch an die Agentin in Genua. Genua antwortet, Antigua nicht…

Deshalb besuchen wir den Agenten am Dienstag in seinem Büro, bezahlen seinen Dienst – 150 US$ – und  hören jede Menge Versprechungen: Er wird uns die Zollformulare senden und rechtzeitig den Loading Schedule und außerdem könnten wir über das Cargoschiff, die DIJKSGRACHT aus der Spliethof Reederei, YEMANJA samt Gepäck verlassen, denn diese würde in St. John’s an den Pier gehen. Wir sind erstaunt, kennen wir doch nur die Aufnahme auf See in Le Marin. (In der aktuellen Yacht wird die Aufnahme von ein paar X-Yachten auf See als Coup beschrieben – für die Yachttransporter ist das Routine)

Verladung in Le Marin auf See

Von Sevenstar USA bekommen wir täglich die voraussichtliche Ankunft/Abfahrt der DIJKSGRACHT zugestellt:

9th of May:

ETA@St Thomas, USVI               12th of May PM AGW WP (All goes well, weather permitting)

ETA@St John’s Antigua              14thof May noon time AGW WP

ETA @Le Marin, Martinique      15h of May PM AGW WP

Der Plan ändert sich ständig, doch mehr und mehr scheint sich dieser Zeitplan zu bestätigen. Ich buche ein Zimmer vom 14. Mai bis zum 17., und einen Flug am 17. am Abend – eine schwere Entscheidung! Zu knapp dran soll es nicht sein, kann ja immer etwas dazwischenkommen, zu lange danach hier rum hängen wollen wir auch nicht.

Denn erst Mal hängen wir sowieso noch vor Anker in Jolly Harbour herum. Klar, es gibt eine Menge vorzubereiten, so wie eben auch, wenn das Schiff an Land gestellt wird: Segel runter, Wäsche waschen, WC und Waschbecken putzen, Leinen einpacken, Dinghi verpacken…

Am Sonntag, 13. Mai, fahren wir in die Deep Bay, von dort sind es nur mehr 40 Minuten in den Hafen. Wir warten auf den Loading Schedule. Nur der kommt nicht. Das Schiff auch nicht, oh Schreck – es fährt nach St. Eustatia! Was tut es denn dort? Wir rufen den Local Agent an, sprechen mit seinem Anrufbeantworter, schreiben eine E-Mail – keine Antwort. Sevenstar USA beruhigt uns:

14th of May:

SAILED@Palm Beach FL                  9th of May 2018  21:00 hrs lt.

SAILED@St Thomas, USVI             14th  of May 11:00 hrs lt AGW WP

ETA@St John’s Antigua                   15th of May  06:00 hrs lt AGW WP

Also gut, Schiff kommt erst am Dienstag, um sechs Uhr früh. Das Adrenalin weckt mich um halb fünf, ich checke Marinetraffic – nein, es ist erst mittags in St. John’s. Tomy schiebt beim Frühstück Panik, sorgt sich vor weiteren Verzögerungen: Er glaubt, es ist schon Mittwoch und wir könnten unseren Flug verpassen.
Aber nein, wir haben noch Zeit. Unsere Gastgeberinnen bei Airbnb haben auch Verständnis dafür, dass wir erst einen Tag später kommen.

Yachttransport mit Sevenstar auf Dijksgracht, Antigua - Genua

Hier kommt DIJKSGRACHT, wir liegen noch in Deep Bay

Der Vormittag vergeht – kein Loading Schedule, obwohl uns Mr. King dreimal telefonisch verspricht ihn zu senden. Schließlich ruft er doch zurück und gibt uns 18:00 durch. Eine Stunde später erreichen wir auch telefonisch den Loadmaster, der uns die Zeit bestätigt.

Wir haben einen Tag zum Totschlagen vor uns.

Für mich ist das okay – ich häkle seit Tagen die Nervosität in bunte Blumen ein. Wozu ich die brauche, weiß der Kuckuck, aber zumindest drehe ich nicht vor Langeweile durch. Tomy trifft es härter. Im Schiff ist nichts mehr zu tun – die Nöppelcheln des Teakdecks sind schon erneuert, die Koffer fertig gepackt. Ich will ihm häkeln oder stricken beibringen, aber das lehnt er ab.

Häkeln mit Yemanja

Um vier Uhr holen wir den Anker auf und tuckern langsam rüber. Wir schauen von der Ferne ein wenig dem Laden eines Schiffes zu, dann legt das Kreuzfahrtschiff ab. Wir weichen aus, gehen kurz vor Anker. Und wieder werde ich nervös: Die Royal Carribean fährt rückwärts auf die DIJKSGRACHT zu, langsam, zwar, aber unaufhörlich. Ich höre es quasi schon knirschen! Das liegt auch daran, dass ich vor ein paar Tagen die Liste der Schiffsunglücke nach dem schwedischen Schiff, das auf den Weg auf die Azoren sank, abgesucht habe. Die Crew wurde geborgen, in meinem Kopf schwirren jedoch jede Menge Kollisionen herum: Es ist unglaublich, in was alles Containerschiffe hinein krachen!Yachttransport mit Sevenstar auf Dijksgracht, Antigua - Genua

Yachttransport mit Sevenstar auf Dijksgracht, Antigua - Genua

Sieht knapp aus! Und die fuhr noch weiter zurück…

Aber alles geht gut. Um zwanzig vor sechs holen wir wieder den Anker hoch und fahren an die DIJKSGRACHT. Von oben werden uns Gurte zugeworfen, YEMANJA seitlich befestigt. Los soll es in einer halben Stunde gehen.

Vier Blumen später, die Sonne ist lange untergegangen, es ist nach sieben, landen weitere Gurte an Deck. Der Loadmaster, ein junger Engländer aus Palma de Mallorca, klettert die Strickleiter herunter. Ich bin etwas skeptisch: Wie sollen wir die mit Gepäck hinauf kommen? Denn natürlich hat der nutzlose Agent sich um gar nichts gekümmert, trotz etlicher Versprechen. Doch der Loadmaster beruhigt uns: Wir bleiben alle auf YEMANJA bis sie oben ist, steigen dann über und wenn sie sicher steht, können wir das Gepäck runter holen.

Da hinauf?

Ach ja?

Es soll doch gar nicht erlaubt sein, beim Heben auf dem Schiff zu bleiben!

Nun gut. Sorgfältig befestigt der Loadmaster die späteren Haltegurte an den Klampen und legt Schürzen an die Hebepunkte von YEMANJA. Weitere Crewmitglieder klettern an Deck, nicht alle so geschickt wie der Loadmaster, aber keiner plumpst ins Wasser. Tomy entfernt das Achterstag, es wäre dem Kran im Weg. Zwei Taucher prüfen den Sitz der Hebegurte. Bevor ich mitbekomme, was los ist, sind wir oben, sanft wie in Mutter Schoß und klettern auf die DIJKSGRACHT.

Die ist nun wirklich kein bequemes Kreuzfahrtschiff, hier musst du klettern, um an Deck und an eine sichere Beobachtungsposition zu kommen! Die Crew geht ganz locker und relaxt, sorgfältig, freundlich und extrem hilfsbereit mit uns um.

Wir wundern uns nur – denn wir wurden informiert, dass wir nur mit Genehmigung und Sicherheitsausrüstung an Bord dürfen, und Gepäck auf gar einen Fall:

“PLEASE READ CAREFULLY!

If not absolutely necessary you as Yacht Owner (or its representative or servant) are NOT allowed to board the Vessel. We understand that you may like to see your yacht on board the Vessel but for safety reasons the Ocean Carrier must be very strict in allowing access. The vessel is not a passenger ship and there is no warranty that the vessel is fit for access to passengers, visitors or others. Any undertaking as to seaworthiness that might otherwise exist being hereby expressly waived.

If boarding is absolutely necessary, you need to obtain (timely) prior permission from Sevenstar. If you have been given such permission and you board the vessel you will be considered to have accepted all risk of loss of life and personal injury as well as of loss or damage to personal effects or baggage whilst embarking, disembarking or during your stay on board.

Beware of any potentially dangerous situations like open manholes, cables, wires, slippery decks etc. Upon boarding the vessel you are to report yourself immediately to the officer of the watch.

You are at all times to remain at a safe area during cargo operations.

You are strongly advised to wear following protective gear: Reflective vests, proper shoes and a helmet. In some ports you are not allowed without wearing this personal protection equipment.

You are only allowed to board the vessel with maximum two persons, no slippers or flip flops, no luggage, suitcases etc are allowed on deck of the vessel. No minors are allowed on board.” Aus der Sicherheitsbroschüre

 Mich amüsieren am meisten die Sicherheitsschuhe…

Yachttransport mit Sevenstar auf Dijksgracht, Antigua - Genua

Meine Sicherheitsschuhe

In denen stehen wir in sicherer Entfernung und fotografieren wie die Verrückten!

Dabei sind wir weiterhin beeindruckt, wie sorgfältig und vorsichtig, um nicht zu sagen zärtlich, die Loading Crew mit YEMANJA umgeht!

Schließlich steht sie festgezurrt zwischen Superyachten und Rennziegen – und wird von allen bewundert!

Wir dürfen jetzt hinauf, Tomy befestigt das Achterstag und lässt mir das Gepäck herunter. Der beleibte Agent taucht auf, schüttelt uns zach die Hand (seine zarte Adlatin zerdrückt sie uns fast) und verspricht uns wieder das Blaue vom Himmel, in dem Falle die Zolldokumente, weil wir die nochmals in Jolly Harbour bei Customs vorweisen sollen. Warum weiß keiner. Tatsächlich überreicht er sie uns kurze Zeit später. Wenigstens die Papiere hat er besorgt.

Yachttransport mit Sevenstar auf Dijksgracht, Antigua - Genua

So werden Schiffe geentert! (wir nehmen eine Leiter)

Ein Crewmitglied schnappt sich unsere Taschen und begleitet uns übers Deck kletternd zum Ausstieg. Durch ein spärlich beleuchtetes und menschenleeres Hafengelände, zwischen Containern durch finden wir einen Ausgang am Ende einer verlassenen Straße. Ich rufe unsere Gastgeberin Ale an, gebe ihr die Straße durch und sage ihr, sie soll sich nicht von der Einsamkeit abschrecken lassen. Wir platzieren uns unter einer Straßenlaterne und warten. 20 Minuten später ist sie da und unser Ladeabenteuer beendet!

Danke, DIJKSGRACHT Crew, danke Sevenstar Loading Crew – eure offene und umsichtige Freundlichkeit hat uns sehr beeindruckt! Danke auch Uta, von Sevenstar USA!

PS: Unter Position findet ihr den Track, der Yellow Brick ist an!

Yachttransport mit Sevenstar auf Dijksgracht, Antigua - Genua

Diese Rennziege kommt

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in diesen Craddle

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INFO Yachttransport

Sevenstar transportiert auf speziell für den Schiffstransport ausgelegten Schiffen, andere verladen auch auf normale Containerschiffe. Wir waren jedenfalls von der Professionalität beeindruckt. Die wissen, was sie tun.

Preise sind von Größe, Gewicht, Verladung und natürlich Entfernung abhängig.

Von Ende Februar bis Mitte/Ende Mai gibt es sehr viele Transporte aus US VI, Antigua und Le Marin, Martinique. Aus der Erfahrung mit dem hiesigen Agenten würde ich sagen: Verschifft nicht in Antigua, das spart Nerven. Letztendlich verlief aber alles reibungslos.

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