Pitons, St. Lucia
Pitons, St. Lucia

YEMANJA auf dem Weg nach Panama

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Nein, nicht was du denkst. Tomy und ich wollen weiterhin rauf nach Martinique: Unsere Meeresgöttin wollte alleine los!

Ob wir sie verärgert haben? Auf dem Weg hierher? Oder beim (Um)ankern, als wir sie dreimal auf Grund setzten? Oder führt sie mit der Inselheiligen einen Zickenkrieg?

Gestern Morgen um vier Uhr zogen wir den Anker in der Admirality Bay in Bequia hoch. Gemeinsam mit GALATEA machten wir uns auf den Weg in die Marigot Bay auf St. Lucia. Der Wind sollte günstig aus Ost bis Südost kommen, so um die 15 Knoten. Anna Maria hatte den Doyle, den Revierführer, ausgiebig studiert, und legte unsere Route fest: Erst unter Motor hinauf bis ans Nordende von Bequia, um den starken Weststrom so lange wie möglich zu vermeiden, bzw. ihm im geschützen Bereich entgegen zu fahren. Von dort dann Kurs an die östlichste Spitze von St. Vincent, um westlich daran vorbeizuschrabben – wieder unter Motor. Das Gleiche dann oben im Norden von St. Vincent. Und auf jeden Fall gerefft, weil am Ende der Inseln Starkwind herrsche. Vor dem turbulenten Wasser an einigen sollten wir uns auch in Acht nehmen. Außerdem wären die Moorings außen in der Marigot Bay illegal und würden nicht halten.

Wieder folgten wir den Leithammel – was nicht schlecht war, aber unter den vorherrschenden Bedingungen nicht notwendig. Nachts blies es noch mit bis zu 25 Knoten, mühsam kämpften wir uns hinauf nach Norden, wir wollten unseren Motor, der mittlerweile kühl bleibt, nicht zu sehr herausfordern. An der Spitze wurde es hell, wir rollten die Fock halb aus und nahmen Kurs – auf den westlichsten Punkt von St. Vincent. Rein optisch hat man dann immer noch lange den Eindruck, die Insel links liegen zu lassen! Das verwirrt uns immer wieder und lange haben wir es nicht begriffen, warum das so ist: Die Abdrift durch Wind und Welle ist wohl schuld daran!

An St. Vincent vorbei musste wieder der Alte Schwede, unser Volvo Penta, mit helfen. Der Vulkan Soufrière im Norden bietet eine eindrucksvolle Landschaft! Ich hätte ihn ja gerne besucht, doch man hört nicht viel Gutes von St. Vincent, die Boatboys seien aggressiv, und unsicher ist es auch. Nicht, dass St. Lucia einen besseren Ruf hätte – aber es muss noch schöner sein!

Der angedrohte Starkwind am Ende der Insel blieb aus. Wieder konnten wir am Wind bei jetzt rund 15 Knoten Wind hinüber zu den Pitons segeln. Schon von Ferne sieht man die beiden Spitzbrüste der heiligen Lucia, die von der Nähe dann doch sehr unterschiedlich aussehen.

Kurzeitig überkommt mich so etwas wie Ehrfurcht: Hei, ICH, die Nicht-Seglerin, segelt an den berühmtesten Bergen der Karibik vorbei! Hätte ich mir mein Lebtag nicht gedacht!

Pitons, St. Lucia

Die berühmtestesn Berge der Karibik: Die Pitons auf St. Lucia

Danach war es vorbei mit Segeln, die Berge St. Lucias verschlucken den Wind. Die GALATEA, die sich an den von ihr empfohlenen Kurs gehalten hatte und viel weiter drinnen war, kämpfte sich mit Motor durch die kabbelige See vor den Pitons. Bald fuhr sie uns mit wieder mit voller Kraft davon.

Hinter uns war schon eine Weile eine ganze Armada von Segelschiffen: Mindestens 20 weitere Schiffe hatten sich mit dem südlichen Wind auf nach Norden gemacht. Die meisten davon überholten uns – und fast alle wollten sie in die kleine Marigot Bay!

Wir waren quasi die letzten die dort einliefen, bei strömenden Regen, natürlich. GALATEA hatte eine Mooring gefunden. Wir ankerten recht weit vorne, dort wo es angeblich 2,5 m tief ist. Zu Tomys  Verdruss legte ich ein paar Mal den Rückwärtsgang ein – immer dann, wenn das Lot 0,0 zeigte. Nach drei Anläufen – oder waren es vier? – lagen wir fest. Die Schweden, die mit uns reinkamen, drehten ab, ihr Anker fand nirgends Halt.

Kurz nach Sonnenuntergang, noch in der Dämmerung, kam der Marinamanager und erklärte uns, wir würden in der Fahrrinne liegen und müssten weg, weil um acht Uhr eine Superyacht reinkäme. Und wir könnten ruhig weiter links ankern, es wäre tief genug.

Die Fahrrinne ist nicht markiert! Es kann also jeder behaupten, wir lägen darin. So wie jeder behaupten kann, es wäre links noch tief genug, sogar unser Plotter und der Tiefenmesser. Nur saßen wir beim Versuch im schwindenden Tageslicht einen Ankerplatz zu finden, dreimal auf. Am Ende lagen wir wieder so wie vorher. Und die Superyacht hatte mehr als genug Platz!

Tomy war nicht amüsiert. Die Bucht war ihm zu touristisch, der Manager hatte sein Ego gekränkt (Ehrlich, er war nicht unfreundlich, aber schon sehr autoritär. Mein Ego war auch gereizt). Es gefiel ihm nicht. YEMANJA nahm sich das wohl zu Herzen. Aber wieso sie ohne uns los wollte, verstehe ich doch nicht!

Die meisten Schiffe blieben nur eine Nacht. So beschlossen wir am Morgen, bevor wir zum Einklarieren gingen, einen Platz außerhalb der Fahrrinne zu suchen. Fanden wir auch, direkt neben der netten Crew der TREIB(T)GUT. Wir frühstücken und machten uns auf den Weg.

Nach dem Einklarieren suchten wir die Bäckerei, die oben auf dem Berg liegt. Von dort hat man einen schönen Blick auf die Bucht und natürlich machte ich ein Foto, auf dem Yemanja brav neben der TREIB(T)GUT liegt. Das war um 10:35.

Da liegt YEMANJA noch brav neben der TREIB(T)GUT (der Kat rechts vorne)

Auf dem Rückweg rief Anna Maria: Da ist jemand auf eurem Boot! Schnell machte ich noch ein Foto – um 10:57. Ich erfasste noch die eindrucksvolle Figur unseres Nachbarn auf dem Dinghi neben uns, dann liefen wir los.

22 Minuten später laufen wir, während Michel unser Schiff sichert.

Kurz nach dem ersten Foto musste unser Anker geslippt sein. Wir hatten beim Stecken der Kette nicht bedacht, dass es sehr schnell von 2m auf 11m und dann auf 22m runter geht. Sie war nicht auf diese Tiefe ausgelegt. Deshalb konnte sich der Anker auch nirgends mehr richtig verfangen. So war YEMANJA flott hinter dem blauen Boot auf dem Weg aus der Bucht. Michel, der massive Nachbar, sprang ins Dinghi, ebenso ein junger Mann auf einem Schiff auf der anderen Seite. Gemeinsam fingen sie die Göttin auf Abwegen ein. Doch mit zwei Dinghis schleppt man ein driftendes 10 Tonnen-Schiff nicht so einfach. Anscheinend kletterte der junge Mann auf unser Schiff und warf den Motor an – wie gut, dass wir das Kühlwasser an hatten! Also so irgendwie kam YEMANJA wieder zurück an ihrem Platz. Michel befestigte noch schnell seinen Zweitanker an unserem Schiff. Das war die letzte Szene, die ich fotografiert hatte. All das passierte innerhalb von 22 Minuten!

Bei Michel konnten wir uns bedanken, bei dem jungen Mann leider nicht, er war schon weg, als wir alles klar hatten und vorbeifahren wollten.

Jetzt hängen wir an einer Mooring für die nächsten fünf Tage, wir trauen ihr mehr, als dem Ankergrund: Wir haben ein Auto gemietet und wollen gemeinsam mit Ernst und Anna Maria die Insel erkunden. Wieder lockt ein Soufrière…

PS: Selten so freundliche Mädchen getroffen, wie die beiden in der Bäckerei!

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