Espreso del Sur, Bahnfahrt in Bolivien
Espreso del Sur, Bahnfahrt in Bolivien

Espreso del Sur oder was Bus und Bahnfahrt mit Segeln gemeinsam haben

| Keine Kommentare

„Diese Fahrt ist ungefähr so aufregend wie eine Atlantiküberquerung.“ Sagt Tomy.

Und damit hat er Recht. Um zum Bahnhof in Oruro zu kommen, müssen wir erst mal vier Stunden mit dem Bus von La Paz durchs Altiplano nach Oruro fahren. Hinter El Alto wird die Fahrt eintönig. Nichts als Gras, ein paar Hütten, ein paar Felder. Da sind ja fast Wellen abwechslungsreicher anzusehen!

Doch ab Oruro wird es spannend: Von dort fahren die Züge nach Uyuni, Tupiza und Villazón.

Espreso del Sur, Zug in Bolivien

Die Königin winkt zum Abschied

Der Zug, der Espreso del Sur, steht schon da, als wir ankommen. Er besteht aus einem Gepäckwagen, den Waggons der dritten Klasse, der mittleren Klasse, dem Speisewagen und der Ejecutivo-Klasse, also aus sechs bis sieben Waggons. Wir müssen unsere Rucksäcke im Gepäckwagen abgeben. Dann werden wir von einem Schaffner wie aus dem Bilderbuche – Mütze, Schnäuzer, Uniform – an unserm Platz geführt.

Die Abfahrt dieses Zuges ist ein Ereignis, kein Wunder, fährt er doch nur zweimal in der Woche!* Erst dockt die Diesellok an, dabei rücken wir bestimmt drei Meter nach hinten. Dann bimmelt eine Glocke, schließlich tutet die Lok. Menschen stehen am Bahnsteig, machen Fotos, winken zum Abschied.

Espreso del Sur, Bahnfahrt in Bolivien

Die Diesel-Lok

Tuut-Tuut macht die Lok und los geht es, entlang eines Parks, mitten auf der Straße, durch ein Wohngebiet. Und wieder warnt Tuut-Tuut die Lok.

Ich fühle mich in meine Kindheit zurück versetzt.

Tatam-tatam, tatam-tatam nimmt der Espreso del Sur Fahrt auf, unterbrochen von Bums und Klack, rumpeln und poltern. Manchmal hoppelt der Zug wie ein Hase, ich wundere mich nur, dass er nicht von den Schienen springt. Er schaukelt hin und her, wir fühlen uns wie in den Wellen des Atlantiks. Auch die Lautstärke ist ähnlich. Schnell ist der Zug auch nicht, braucht er doch für die rund 600 km nach Tupiza gute 12 Stunden.

Espreso del Sur, Zug in Bolivien

Wir fahren mitten durch dem See

Nachdem er Oruro verlassen hat, fährt der Zug mitten durch einen See. Komorane und Enten leben darin, hunderte Flamingos fliegen aufgeschreckt davon. Welch‘ ein Schauspiel!

Flamingos, Popoo See

Flamingos fliegen aufgeschreckt davon

Der Poopó-See steht mit dem Titicacasee durch einen Fluss in Verbindung. Einst – vor ein paar hunserttausend Jahren – war das ganze Gebiet ein riesiger See, der hinunter bis Uyuni reichte.Heute ist viel ausgetrocknet und scheint mehr und mehr trocken zu fallen.

Irgendwann wächst in der Höhe auf dem salzigen und trockenen Boden nur mehr Quinoa und etwas Gras: Zu viel zum Leben und zu wenig zum Sterben, für die Rinder, Schafe und Lamas, die in der kargen Landschaft Futter suchen.

Altiplano, Bolivien

Llamas rennen um ihr Leben

Hie und da sieht man straubige Westerndörfer oder halb verfallene Farmen. Als die Sonne untergeht, beschleicht uns unweigerlich der Gedanke: Werden uns die Apachen überfallen?

Um uns abzulenken, gehen wir in den Speisewagen: Da wir bis Tupiza fahren, ist ein Abendessen, Huhn oder Vegetarisch mit einer Flasche Fanta, im Fahrpreis inbegriffen. Es ist sogar weitaus besser als manches Menü in einem Flugzeug.

Um etwas zehn Uhr erreichen wir Uyuni, wo viele austeigen, denn es gilt als der Ausgangspunkt für die Touren zum Salzsee Uyuni. Danach verteilt der Schaffner Kissen und Decken und löscht das Licht. Um drei Uhr morgens erreichen wir Tupiza. Der immer noch wie aus dem Ei gepellte Schaffner, säubert erst die Haltegriffe vom Staub, dann können wir aussteigen. Wir sehen zu, wie außer Rucksäcken und Koffern auch Pakete, alte Tische und Stühle ausgeladen werden. Dann gehen wir rund 500m zu unserm reservierten Hostel, klingeln einen verschlafenen Pförtner raus, der keine Ahnung von einer Reservierung hat. Aber immerhin, wir bekommen ein Zimmer.

Wir liegen schon im Bett, als ein langes Tuut-Tuut, die Weiterfahrt des Espreso del Sur ankündigt und mich lächelnd einschlafen lässt:

Diese Zugfahrt war ein Erlebnis aus einer anderen Zeit.

INFO

Die Abfahrtzeiten de beiden Züge Espreso del Sur und Wara Wara findet ihr auf www.fca.com.bo

Im März 2016 führ der Espreso del Sur am Dienstag und Freitag um 14:40 und der Wara Wara Donnerstags und Sonntags um 19:00 von Oruro ab. Beide brauchen gute 7 Stunden bis Uyuni und 12 bis 13 Stunden nach Tupiza.

Die Tickets können in La Paz im Büro der FCA gekauft werden, auch am Tag vorher, Straße Sanchez Lima, zwischen der F. Guachalla und der Aspiazu, Sehr unscheinbarer Eingang!

Der Bus nach Oruro braucht drei bis vier Stunden, sie fahren von morgens 4 Uhr praktisch stündlich vom Busterminal in La Paz ab.

Das Busterminal in La Paz, gebaut von Eifel

Das Busterminal in La Paz, gebaut von Eifel

INFO

Busse von La Paz nach Oruro: von 4:30 morgens an praktisch stündlich den ganzen Tag im Busterminal, Tickets am gleichen Tag kaufen

Zug von Oruro nach Uyuni/Tupiza/Villazon: Im Büro der FCA in der Sanchez Lima zwischen, Ticket im Voraus kaufen. Die Züge gehen viermal in der Woche, der Wara Wara Dienstag und Donnerstag, der Espreso del Sur Freitag und Sonntag. Info unter www.fca.com.bo

[ready_google_map id=’10’]

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.