Wie beginnt eine lange Segelreise? Oder genauer: eine Weltumsegelung?
Mit dem Ablegen? Der Ausrüstung? Dem Kauf des Bootes?
Oder mit Träumen?
Wir alle haben Träume, manche verwirklichen wir, manche nicht. Wobei: Ist ein Traum erst dann verwirklicht, wenn er vollendet ist? Wann ist er vollendet?
Wir sind gerade im Irgendwo zwischen Träumen und Verwirklichen. Soll heißen: Wir machen einen Schritt nach dem anderen: Doch ob wir wirklich eines Tages die Leinen für lange Zeit losmachen, ob wir je ankommen und sagen „Wir haben die Welt umsegelt!“ oder ob wir das Markermeer nie verlassen: Wer kann das schon ahnen?
Langsam tasten wir uns heran…
Wir, das sind Tomy und Steffi.
Tomy ist beim Schreiben dieser Zeilen im Jahre 2012 58 Jahre alt, er steht kurz vorm inaktiven Teil der Altersteilzeit. Er lernte in seiner Jugend segeln, segelte immer wieder, mit einer Jolle, küstennah, und mit einer Yacht, binnen.
Seit wann er davon träumt, die Welt zu umsegeln? Ich weiß es nicht – lange schon.
Früher hat mir das Angst gemacht. Mir, das ist Steffi. Ich konnte mich mit dem Segeln nicht anfreunden: Segeln bedeutete Nässe, Wind und somit frieren für mich. Ich bin eine Frostbeule. Bei 18 Grad und Windstärke 3 brauche ich lange Unterwäsche und mindestens 5 Zwiebelschalen um meinen Oberkörper. Dennoch bin ich nach einer Stunde unterkühlt. Segeln bedeutete früher auch: Mein Mann, also Tomy, und sein Vater holen das Letzte aus „Vatters“ Bavaria, während ich versuche mich irgendwo zu verkeilen, damit ich und schon gar nicht das Kleinkind in meinen Armen über Bord gehen. Vielleicht hätte er es sanfter angehen sollen, dann hätte ich mich nicht irgendwann dem Segelsport verweigert. Aber wer weiß das schon?
Tomy jedenfalls träumt schon lange von einer Weltumsegelung, ich habe lange, lange von einem Haus am Meer, mit einem üppig blühenden Garten, von Festen mit meinen Kindern und meiner Familie geträumt. Sein Traum machte mir Angst, meiner ihm auch. Damals lebten wir beide im Mangel, mehr nebeneinander als miteinander…
Heute leben wir wieder in großer Freude und Zuneigung miteinander und träumen und arbeiten gemeinsam. Wir leben in der Gewissheit, dass alles, was wir wirklich wollen und brauchen für uns da ist, dass keiner dem anderen etwas wegnimmt, sondern wir und unsere Träume einander bereichern.
Wie das kam? Vielleicht habe ich mal Muße, das zu erzählen…
An dem Tag, an dem ich mich neu für ihn entschied, entschied ich mich auch dafür, seinen Traum mitzuträumen – immer in der Gewissheit, dass ich mich jederzeit anders entscheiden kann. Und seltsamerweise brachte uns das unseren Kindern, meiner Familie und den Festen näher. Seltsamerweise hilft er mir seitdem gerne im Garten…
Vor drei Jahren, mit 49, machte ich meinen Segelschein, gemeinsam den Sportbootführerschein See. Wir kauften ein kleines Kajütboot, eine Etap 21i, die wir drei Jahre lang binnen segelten, mit der wir aber auch zwei wunderschöne Törns in Kroatien unternahmen. Wir lasen fast jedes Buch zu dem Thema „Weit und lange segeln“. Tomy studierte jahrelang die Gebrauchtbootsanzeigen. Wir machten beide drei Funkscheine.
Langsam tasten wir uns heran.
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