Letztes Jahr habe ich euch in Susanne Heinens Blog-Adventskalender vom Früchtebrot erzählt, das meine Mutter jedes Jahr zu Weihnachten gebacken hat und auch vom Rezeptheft meiner Großmutter. Darin müsste doch noch das Rezept sein, dachte ich, und machte mich auf die Suche.
Ich fand diese Seite:

Mein Mann Tomy konnte sie schon mal nicht lesen, also musste ich das Rezept abschreiben:
Je 25 dkg weiche Zwetschken, Feigen, waschen, abtropfen, 15 dkg Datteln, entkernt fein nudelig geschnitten, je 10 dkg Arancini, Haselnüsse, Nusskerne mit 7 dkg festen Powidl, 10 dkg abgetropften Rosinen in ein Porzellangefäß geben, würzen mit 1 1/2 Deziliter Rum, 1 Kaffeelöffel Zimt, 1 Vanillezucker, Saft und Schale einer Zitrone, 25 dkg Staubzucker, fest und glatt durcharbeiten, über Nacht stehen lassen, zugedeckt und kalt, am Tage darauf 25 dkg Mehl, gut abarbeiten, Wecken formen, auf Oblaten backen
Aber auch damit war ihm nicht geholfen. Du musst wissen, seit er in Rente ist, ist er der Einkäufer und Kuchen- und Brotbäcker. „Was sind dkg, was Powidl und Arancini?“, fragte er?
Nun gut, ich habe das Rezept auch ins Deutsch-deutsche übersetzt. Als in Deutschland lebende Österreicherin bin ich ja quasi zweisprachig:
- Je 250 g weiche Pflaumen, Feigen, waschen und abtropfen
- 150 g entkernte Datteln, alles fein nudelig schneiden mischen mit
- Je 100 g Orangeat, Haselnüssen, Walnüssen,
- 100 g Rosinen, gewaschen, abgetropft
- 70 g festes Pflaumenmus, würzen mit
- 1 1/2 Deziliter Rum 150ml, (100ml Strohrum 80)
- 1 Kaffeelöffel Zimt
- 1 Vanillezucker
- Saft und Schale einer Zitrone
- 250 g Puderzucker
- In einem Porzellan oder Glasgefäß, fest durcharbeiten, über Nacht ziehen lassen, am nächsten Tag
- 250 g Mehl einarbeiten, zwei Laibe formen und auf Esspapier backen.
Nun mussten wir das Rezept ausprobieren. Tomy bereitete die Früchte vor, goss beherzt ein halbes Kölschglas 80% Strohrum darüber und mischte alles kräftig durch. Zugedeckt blieb die Schüssel in der ungeheizten Küche über Nacht stehen.

Am nächsten Morgen musste ich erst Mal kosten: Hm, offensichtlich ist und war der typische Geschmacksträger Rum! Nicht, dass nicht auch die Früchte und der Zimt zum geschmacklichen Erlebnis beitrugen – aber heutzutage würde dieses Früchtebrot niemand mehr einem Kind geben.
Ich habe es als Kind geliebt! Kein anderes Weihnachtsgebäck schmeckte mir besser! Und nein, Rum trinken mag ich trotzdem nicht!

Jetzt kam das Mehl dazu. Dann teilte Tomy den Teig in zwei Hälften und formte daraus zwei längliche Laibe. In Ermangelung von Oblaten legten wir sie auf Backpapier. Aber….

Vor dem Backen
Wie lange bei welcher Temperatur backen?
180 Grad?
Ich stellte den Timer auf 30 Minuten.
Während ich das Brot im Ofen beobachtete, dachte ich zurück an Daheim. Nach dem Abkühlen wurde die Weihnachtsbäckerei in meinem ehemaligen Zimmer aufbewahrt. Das wurde nicht mehr genutzt, nachdem ich das Zimmer meines Bruders übernommen hatte und war kalt.
Ich musste schmunzeln. Denn später schlief Tomy offiziell in diesem Zimmer, wenn er aus Deutschland zu mir auf Besuch kam. Mein Zimmer war nebenan, beide Zimmer waren nur vom Wohnzimmer aus zu betreten. Die Herausforderung für ihn war jeden Morgen die Gleiche: Wie konnte er unbemerkt von dem einem Zimmer ins andere gelangen um von seinem Zimmer aus an meinem Vater vorbei, der im Lehnstuhl klassische Musik hörte, zur Toilette gehen?
Mein Vater war bestimmt nicht blöd, aber damals wahrte man halt noch den Anstand!
Nach 30 Minuten war das Brot sicher nicht fertig. Ich stellte den Timer 10 Minuten weiter, und noch einmal und noch einmal…
Am Ende sahen die Teile wie Briketts aus und fühlten sich auch so an. Wie sie schmeckten?

Nach 50 Minuten Backzeit sind es Briketts, das soll nicht sein!
Nach ein paar Tagen Ruhezeit schnitten wir sie an und das verbrannte Äußere ab.
Innen waren sie saulecker!
Dieses Jahr starteten wir einen neuen Versuch: In Ermangelung von Powidl verwendeten wir selbstgekochte, aber uralte und daher feste Marillenmarmelade (Aprikosenmarmelde) und reduzierten den Rum um die Hälfte. Die Backzeit reduzierten wir auf 35 Minuten bei 180 Grad Umluft.
Das Ergebnis?
Schmeckt! Und wie!
Hier jetzt das modifizierte Rezept, mit dem ihr das Früchtebrot nachbacken könnt:
Mutters Früchtebrot:
- Je 250 g weiche Pflaumen, Feigen, waschen und abtropfen
- 150 g entkernte Datteln, alles fein nudelig schneiden mischen mit
- Je 100 g Orangeat, Haselnüssen, Walnüssen,
- 100 g Rosinen, gewaschen, abgetropft
- 70 g Pflaumenmus (Rübenkraut könnte auch gehen, dann weniger Zucker, aber auch andere feste Marmeladenleiche)
- 50 ml 80% Strohrum (diese Zutat sollte nicht durch etwas Anderes ersetzt werden!)
- 1 Kaffeelöffel Zimt
- 1 Vanillezucker
- Saft und Schale einer Zitrone
- 250 g Puderzucker
- In einem Porzellan oder Glasgefäß gut mischen, über Nacht in einem kühlen Raum ziehen lassen.
- Am nächsten Tag 250 g Mehl einarbeiten, mit feuchten Händen zwei Laibe formen, die Oberfläche mit einem in kaltes Wasser getauchten Löffel glattstreichen. Auf Backpapier ca 35 Minuten bei 180 Grad Umluft backen. Die ersten Rosinen sind dann schon verbrannt, insgesamt sollte das Brot aber nicht verbrannt sein.
- Auf einem Rost auskühlen lassen. Wenn es ganz kalt ist in Alufolie einpacken und etwa 10 Tage in einem kühlen Raum durchziehen lassen. Danach lass es dir schmecken!
Am besten mit der richtigen Lektüre, nämlich Susannes Blog Adventkalender!
Hier findet ihr das Rezept für Mutters Früchtebrot zum Ausdrucken. Lasst mich wissen, wenn ihr es backt und ob es euch schmeckt! 
Einen schönen Advent und viel Erfolg beim Backen!
Steffi


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