Segeln mit Yemanja

Wandern im Naturpark Aveto

Bald fahren wir wieder nach Genua, nur eine Woche im September, wir müssen wieder ein wenig warten, ausbessern, putzen – gesegelt wird also nicht, dafür wieder gewandert. Diesmal im Westen der Stadt, denn der Osten ist von unserer Marina aus nur mehr erschwert zugängig. Es fehlt die Brücke, über die ich immer nur mit mulmigen Gefühl fuhr: Sie war sichtbar marode!

Ich bin also froh, den Osten schon etwas erkundet zu haben, Staglione, Nervi, Camogli, Rapallo, Santa Margaritha, aber auch die unglaublich eindrucksvolle Bergwelt! Nur erzählt habe ich euch noch nicht davon!

Die Schluchten, die Höhen und Tiefen sind beeinndruckend!

Wir wählten unsere letzte Wanderung im Naturpark Aveto* aus verschiedenen Gründen:

Im Wanderführer fand ich die Tour im Parco Naturale Regionale dell’ Aveto. Etwa vier Stunden lang sollte sie uns an Glazialseen (Resten der letzten Eiszeit) und besonderen Naturelementen vorbei führen. In Wikipedia fanden sich Hinweise auf eine endemische Pflanzenwelt, einige davon ebenfalls Reste der Eiszeit und so interessanten Tieren wie Rotwild und Apenninwolf. Außerdem gibt es dort so etwas wie eine schützenswerte Kulturlandschaft.

Irgendwo zwischen Magnasco und Neirone

Ich sage es gleich: Die Glazialseen waren versumpfte, großflächig eingezäunte Tümpel; der Großteil der Wanderung landschaftlich enttäuschend, da durch dichten, langweiligen Wald führend, von Tieren fehlte jede Spur, nicht mal Insekten sahen wir – mit einer Ausnahme. Schützenswerte Kulturlandschaft heißt im Klartext: Dort sagen sich Fuchs und Has‘ Gute Nacht.

Und trotzdem empfehle ich die Wanderung.

Na gut, den ersten und den letzten Teil davon! Die Strecke formt nämlich eine Acht, den oberen Teil davon kannst du einfach weglassen, der untere Teil lohnt sich!

Die Tour beginnt in dem Bergdorf Magnasco, zwischen Parkplatz und Kirche führt ein Weg hinauf Richtung Lago de Lame. Er führt am Friedhof vorbei, durch eine einst bewirtschaftete Terrassenlandschaft und kreuzt immer wieder die Serpentinen der Straße, die zum Lago de Lame führt. Wenn es nass ist, muss man dieser folgen.

Der Friedhof von Magnasco

Aber im Grunde greife ich vor: Die Fahrt nach Magnasco ist schon ein Erlebnis! Teilweise sind die Straßen so eng, dass kaum zwei Autos aneinander vorbeikommen. Wie Adlerhorste kleben die Dörfer mit ihren Kirchen an den doch recht steilen Hängen. Sie sehen alle gepflegt aus, was den Besucher wundert: Er fragt sich, wer so abgeschieden lebt. Denn leicht zugänglich ist keines davon! So nah sie Luftlinie an Genua liegen, so fern sind sie durch die immer noch recht unzugänglichen Berge. Kein Wunder, dass schon die Römer mit den Ligurern Schwierigkeiten hatten! Und auch keines, dass das Gebiet um den Park Aveto von den Partisanen im Zweiten Weltkrieg als Rückzugsgebiet genutzt wurde.

Kurz vor dem Lago de Lame gehen wir links die Straße weiter, doch am Rückweg biegen wir an der Stelle rechts ab. Wer also nur den schönsten Teil der Wanderung gehen will, quert die Straße und geht geradeaus in den Wald.

Der Lago de Lame schillert tatsächlich blaugrün durch die Bäume. Er scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Wir freuen uns auf mehr, doch leider…

Lago de Lame

Dahinter geht der Weg in eine breite Forststraße über, die durch dichten, aber langweiligen Wald führt. Es gibt nur mehr eine Aussicht, ansonsten bleiben die umliegenden Berge verborgen, ebenso die Glazialseen. Dass sie da sind, merken wir nur an der signifikanten Zunahme der Mücken in ihrer Nähe. Erst gegen Ende geht der Weg entlang eines kleinen Baches direkt durch den Buchenwald. Wir atmen richtig auf, endlich können wir in den Wald eintauchen, ein paar hundert Meter lang!

Eintauchen im Buchenwald

Doch schnell sind wir wieder am Fahrweg, der jetzt auch noch identisch ist mit dem Hinweg. Ich bin eindeutig enttäuscht!

Erst als wir ihn nach rechts verlassen, um die untere Schleife der Acht zu beenden, lebe ich wieder auf. Der Weg ist jetzt schmal, führt durch Wiesen und leichte Wälder. Anspruchsvoll ist er auch, denn er führt über große Steine, die als Treppen angelegt sind und den Weg befestigen.

Und da passiert es!

Plötzlich sind wir von hunderten von Schmetterlingen umgeben! Sie flattern von Distel zu Distel, um uns herum, hoch hinauf, lassen sich kurz nieder…

Ich bin verzaubert!

Mag gar nicht weitergehen! So viele Schmetterlinge sahen wir noch in Bolivien auf der Suche nach dem Kondor, da waren sie allerdings hoch oben. Hier aber tanzen sie um mich herum. Ich muss mich einfach mit ihnen drehen!

Zwei von hunderten…

Nur ungern verlasse ich diese Wiesen, folge Tomy hinab ins Tal. Links ist ein kleiner Bach, der ein wenig zum Verweilen einlädt. Uns steht der Sinn nach Kaffee oder Bier, aber in den Dörfern gibt es nichts. Erst auf der Rückfahrt von Richtung Neirone finden wir ein kleines Cafe.

Ab ins Tal

Dafür hat Paola, die Wirtin des einzigen Gasthauses in Neirone, kaltes Bier für uns. Sie serviert uns ligurische Vorspeisen und himmlische, mit Spinat und Ricotta gefüllte Ravioli in einer Salbei-Nuss-Butter. Als Nachspeise gibt es Baiser mit Waldfrüchten.

Es schmeckt so gut, dass ich es vierzehn Tage später für Gäste nachkoche. Paolas Ravioli waren allerdings selbst gemacht, meine in der örtlichen Nudel-Manufaktur gekauft. Ich musste sie nur kochen und in der Butter schwenken – war ein Riesenerfolg! Die Baisertorte Pavlova auch!

Jetzt freue ich mich auf neue kulinarische Genüsse Anfang September in Genua und auf die Wanderungen im Westen zwischen Imperia und Varazze. Oder so.

Ein Garten in Neirone

TIP Wanderung Aveto (Werbung*)

Die im Rother Wanderführer vorgeschlagene Route formt eine Acht. Die obere Schlaufe dieser Acht ist recht unspektakulär, die untere Hälfte sehr schön und auch mit Kindern machbar. Denen gefällt bestimmt auch eine Rast am Bach oder am Lago de Lame.

Die ganze Wanderung dauert etwa 4 Stunden, eine Schlaufe zwei. Keine Einkehrmöglicheiten.

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die gesamte Wanderung im Winter oder Frühling schöner ist, weil man mehr von der Landschaft sieht.

Neirone ist ein unscheinbares Bergdorf, aber Paolas Gasthaus (Essen nach Voranmeldung und Übernachtungen via Booking) ist ein Highlight. Man muss sich vorher anmelden, ich habe aber keine Telefonnummer. Die Fahrt dorthin auch.

*Einige Gerichte in Deutschland sind dazu übergegangen, alles als Werbung aufzufassen, das den Umsatz eines Unternehmens oder einer Region steigern könnte, egal, ob irgendeine Art der Vorteilsnahme oder Bezahlung erfolgt ist oder nicht. Folglich ist in fast jedem meiner Berichte Werbung drinnen und ich muss sie als solche kennzeichnen. Ich halte das nicht für sinnvoll, aber gut – wenn es so gewollt ist, dann mache ich das eben. Ihr könnt euch aber auf zwei Dinge verlassen: Ich schreibe ehrlich über das, was mir wichtig ist, empfehle es oder auch nicht und sollte ich für einen Artikel oder die Erwähnung eines Produktes oder eines Ortes irgendwie entlohnt werden, dann werde ich das auch extra kennzeichnen.

Die einzige Aussicht bei der Wanderung im Naturpark Aveto

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