Segeln mit Yemanja

Wo du an Land seekrank wirst

Geierlay, Deutschlands schönste Hängeseilbrücke - Segeln mit Yemanja

Die Geierlay Hängeseilbrücke

Nein, ich spreche nicht von dem berühmten Seemannsgang, jenes taumelnde Fortbewegen am Land nach ein paar Tagen auf See. Ich spreche von echter Seekrankheit, einfach, weil es wackelt.

Für den letzten Tag unseres Roadtrips durch drei Länder hatten wir uns Trier vorgenommen. Von Luxemburg waren wir allerdings so enttäuscht und nach dem Elsass so gesättigt von schönen Stätten, dass wir Trier rechts liegen ließen und uns zur nicht-mehr-längsten Hängeseilbrücke Deutschlands, der Geierlay, aufmachten.

Die Geierlay Hängeseilbrücke wurde 2015 eröffnet und war zwei Jahre lang die längste Hängeseilbrücke Deutschlands. Im Juli 2017 musste sie den Titel an die längste Hängeseilbrücke der Welt an der Rappode-Talsperre bei Rübeland im Harz abtreten. Die ist von uns weit weg, kostet Eintritt und ist lang nicht so schön gelegen! Damit bleibt die Geierlay die schönste Hängeseilbrücke Deutschlands!

Die Geierley liegt gute 100km von Köln, im Hunsrück in der Nähe von Cochem und verbindet die Orte Mörsdorf und Sosberg. In Mörsdorf liegt das Besucherzentrum, aber da wir von Südwesten kommen, weisen uns die Schilder nach Sosberg. Dort ist ein kleiner ausgeschilderter Parkplatz, von dem ein 1,8 km langer Fußweg durch die Felder zur Brücke führt.

Wir sind an einem Samstagvormittag gegen halb elf da, der Parkplatz ist noch leer. Flotten Schrittes machen wir uns auf den Weg. Es ist schon ziemlich warm, aber es ist ja nicht weit. Bald schon blicken wir auf die Geierlay und erstarren in Ehrfurcht: Wow, wie die sich da zwischen den Bäumen über die Schlucht schwingt, ist schon atemberaubend!

Da sollen wir rüber?

Die Brücke, deren Namensgeber ein in der Nähe liegender Felsabhang ist, spannt sich mit einer Länge von 360 Metern knapp 100 Meter über das Tal. Getragen wird sie von vier unteren Spiralseilen mit einem Durchmesser von 40 mm und zwei oberen Spiralseilen mit 32 mm Durchmesser, die gleichzeitig als Handlauf dienen.  Die Verankerungen der Tragseile gehen bis 25 Meter in den Fels. Unterhalb der Lastseile sorgen zwei parabolisch montierte und quasi mit Wanten abgespannte Windlastseile dafür, dass sich die Brücke bei starkem Wind nicht überschlägt und überhaupt wenig schaukelt.

Halten tut sie, da bin ich sicher!

950 Personen dürfen gleichzeitig darauf, aber nicht alle trauen sich. Gerade von der Sosberger Seite, sieht die Brücke ganz schön respekteinflößend aus!

Wir wagen es, schlendern fröhlich hinüber und blicken doch in ganz schön angespannte Gesichter! Ja, die Geierlay schwankt und schwingt trotz der stabilisierenden Abspannungen! Wer beim Schnorcheln seekrank wird, sollte sich tunlichst nicht allzu weit darauf vor wagen. Eine junge Frau hält sich krampfhaft fest, schiebt einen Fuß vor den anderen und hält die weiße Nase hoch in den Wind. Ihre Freundin tanzt munter vor ihr her und fragt immer wieder: „Geht es noch?“

Ja, gehen oder wandern könnte man hier sehr viel. Eine Schleife von knapp 6km führt um die Schlucht herum, es gibt auch eine Variante, bei der man nicht über die Brücke muss. Die Strecken sind gut ausgeschildert. Und die Brücke an diesem Samstagmorgen im August gut besucht. Also kommt früh, oder im Herbst oder an Wochentagen. Geöffnet ist die Brücke das ganze Jahr außer bei Sturm oder Gewitter und sie darf nur zu Fuß gequert werden, nicht mit dem Fahrrad! Dafür sind die Sicherheitsnetze nicht hoch genug.

Übrigens, wir zahlen auch nicht gerne für Parkplätze. Letztendlich soll die Brücke aber zur Entwicklung der Gemeinden darum herum beitragen, ohne dabei die Arbeit auf den Feldern oder die Bürger zu behindern. Also zahlen wir brav unseren Obulus und parken da, wo es ausgeschildert ist! Den Unterhalt der Brücke trägt der Ort Mörsdorf, der auch einen Teil des Baus finanziert hat, gemeinsam mit anderen Gemeinden, mit Geldern aus einem Förderprogramm der EU und des Landes Rheinland-Pfalz. Ich denke, die EU hat sicher schon Geld für sinnlosere Projekte zur Verfügung gestellt, für pompöse Hafenmauern, zum Beispiel in La Restinga auf El Hierro.

Und, würdest du dich auf die Geierlay Hängeseilbrücke trauen? Oder warst du sogar schon dort? Erzähle uns davon!

INFO Geierlay

Hier geht es zur Homepage der Hängeseilbrücke mit Infos zu den Wanderwegen, der Technik und der Entstehung

Christina von MrsBerry.de beschreibt den Weg über die damals noch längste Hängeseilbrücke Deutschlands von der Mörsdorfer Seite aus.

 

Dieser Beitrag nimmt an der Blogparade “Ausflugsziele fürs Wochenende” von Wellspa-Portal teil.

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