Segeln mit Yemanja

Im Garten der Lust ist was im Busch – oder war es umgekehrt?

Hertogenbosch | Segeln mit Yemanja

Rathaus in Hertogenbosch

Weiß einer von euch, was Hieronymus Bosch sich eingeworfen hat? Ich möchte das auch!

Kann natürlich sein, dass sich der eine oder andere von euch fragt: Wer zum Henker ist das? Spielt der Fußball?

Nein, er hat gemalt. Vor 500 Jahren. In ‘s-Hertogenbosch, seiner Heimatstadt nach der sich Jheronimus van Aken benannt hat. Die feiert dieses Jahr seinen 500. Todestag. Und wie sie feiert!
Erst mal holte sie – fast – alle seine Gemälde zu einer (bereits beendeten) Ausstellung in die Stadt. Ein Triptychon, also ein Altarbild, genannt „Der Garten der Lüste“ blieb in Madrid im Prado. Doch die Organisatoren machten daraus eine Tugend, baute Figuren auf dem Bild nach und stellte sie in der ganzen Stadt aus.

Und was für Figuren! Hieronymus Bosch malte Tiermenschen, durchbohrt von Pfeilen, Fantasiewesen, sexuelle Anspielungen, Hinweise auf die Todsünde der Wollust. Er malte Himmel und Hölle, Dämonen und Monster, die heute noch in jedem Horrorfilm Furore machen könnten.

Also wenn ich es mir genau überlege: Ich will das Zeug doch nicht!

Aber nach ’s-Hertogenbosch wollte ich, nachdem ich auf einem Reiseblog in Jacare davon gelesen hatte. (Ich weiß leider nicht mehr, bei wem). Dort hatte ich ja kaum mehr zu tun, als mich wegzuträumen!

Von Köln aus ist es nicht weit bis nach Herzogenbusch, in knapp zwei Stunden sind wir da. Wir wollen nur mal eben einen Eindruck gewinnen, deshalb haben wir Tessa, unseren Hund, mit dabei. Das und schlechtes Wetter schränkt unsere Entdeckerfreude leider etwas ein, kann aber eines nicht verhindern:
’S-Hertogenbosch begeistert uns! Es hat alles, was Holland so großartig macht: Kanäle, liebevoll dekorierte Häuschen, hübsche Vorgärten, einen großen Markt, kleine Winkels, wie die Geschäfte heißen, und eine beeindruckende (Außen)gastronomie). Tomy findet diese Stadt noch schöner als Brügge!

Wir beginnen den Rundgang durch ’s-Hertogenboschs Lustgarten an der Sint-Janskathedraal. Ich würde gerne auf das Dach steigen, um mir die Steindämonen, die Boschs Zeitgenossen geschaffen haben, anzusehen. Doch leider habe ich kein Ticket im Vorfeld gekauft, so dass erst am Nachmitttag wieder eine Führung frei ist. Wegen der Wettervorhersage scheue ich mich, noch schnell ein Ticket für apäter zu kaufen. So sehen wir uns die Kerk von innen an: Die Orgel, die leuchtenden Fenster, die zierlichen Säulen und Deckenmalereien machen sie sehenswert.

Sint-Janskatedraal

Von da an führt der Weg durch alte Gassen, vorbei an kleinen Häuschen, lauschigen Innenhöfen, blühenden Gärten, gekonnt arrangierten Dekorationen und bemalten Wänden. Das Paradies liegt nur einen meiner Ballwürfe von der quirligen Innenstadt entfernt. Meinen Ballwurf wohlgemerkt, nicht einer vom Boateng! Ich und Bälle sind natürliche Feinde, sie fallen im Allgemeinen unweit meiner Füße zu Boden…
Wir schlendern vorbei an Brücken und Bögen, immer wieder überraschen witzige Details das Auge des Betrachters.

Im Tuchhaus ist eine Ausstellung über die Stadt, in der Hieronymus Bosch lebte: Welche Gerätschaften verwendete die Hausfrau, womit spielten die Kinder, woran erkannte man einen Pilger? Das Museum ist gut und interaktiv gestaltet, leider ist alles auf Niederländisch. Zwar bekomme ich eine deutsche Broschüre mit, aber das ist doch nicht das Gleiche. Da Tomy mit Tessa draußen wartet, gehe ich nur noch schnell pinkeln – und finde den Schatz des Museums, rein subjektiv natürlich: Die Beschilderung der Toilettentüren!

Bald danach nähern wir uns wieder dem Markt.

Ah, der Markt! Dieser Überfluss an Gerüchen und Geschmäckern, dieser Reichtum! Die Blumen, die Nüsse, das Brot, der Fisch, der Käse, das Obst: Wieder ist alles verlockend angerichtet, ein Fest für die Sinne! Wir kaufen Matjes und Käse, lassen uns ein paar Loempias schmecken und ich widerstehe der Versuchung, eine Pflanze zu kaufen…

Blumen

Brot

Käse

Noten – Nüsse

Es hat zu regnen begonnen, mein Wieckse Witte, mein Lieblingsbier, fällt ins Wasser. Doch trotz Regen sind die Plätze draußen unter den Schirmen der zahllosen Eetcafes und Restaurants alle belegt. Wir huschen vorbei an Spezialitätenläden, Boutiquen, internationalen Modeketten und allerlei Krimskrams, zurück ins Parkhaus. Vorher kommen wir noch an einen Supermarkt vorbei: Ein Sixpack muss es sein!

Auch die Auslagen sind mit Boschs Figuren geschmückt – und mit meinem Spiegelbild

Ein wenig traurig verlassen wir dieses holländische Kleinod. Es gäbe noch viel zu sehen: Die Bosch-Lichtshow am Abend, wenn seine Gemälde an die Fassaden der Häuser am Marktplatz geworfen werden; die Himmel und Höllen Bootstour durch die teils unterirdischen Kanäle, die ich mir wie eine Art Geisterbahn vorstelle.

Kriche mit Skulpur aus dem Garten der Lüste – Yemanja?

Vielleicht fahren wir nochmals, gefeiert wird in ’s-Hertogenbosch ja noch bis Oktober!
Ach so: Neue Dosen hab‘ ich auch gefunden, leider keine von Hieronymus Bosch!

INFO Hertogenbosch

Überall im Ort stehen Helfer, die Booklets an Touristen verteilen und Fragen beantworten.
Außer einer Broschüre gibt es auch eine kostenlose App, die durch die Straßen führt.

Für die Ausstellungen kannst du die Tickets direkt vor Ort kaufen, für die Bootstour und das Dach der Kathedrale ist es sinnvoll, sie vorher online zu kaufen. Die Infos findest du hier:

Wanderung über das Dach der Kathedrale:
Tickets unter www.eenwonderlijkeklim.nl

Himmel und Hölle Bootstour
www.dagjedenbosch.com

Lichtshow
Täglich ungefähr um 21:00, genaue Zeiten hier:
www.bosch500.nl/nl/manifestatie/bosch-experience/bezienswaardigheden/bosch-by-night-lightshow

Alles im Allem hat die Stadt ein tolles Programm aufgelegt. Nur zwei Dinge hat sie nicht geschafft: Eine Website, die klar und übersichtlich zu den einzelnen Attraktionen und dem Ticketverkauf führt und das Ganze auch in Englisch!
Weitere Webseiten: www.bosch500.nl/nl/jheronimus-bosch
Eine Übersicht: www.bosch500.nl/experience

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