Segeln mit Yemanja

Uganda Tag 10 und 11: Wir fressen Staub

Die Lebenserwartung in Uganda beträgt etwa 60 Jahre. Ich bin überzeugt, dass die meisten an Staublunge sterben! Nur die Straßen zwischen den wichtigsten Städten sind geteert, alle anderen sind Pisten, in der Regenzeit Schlammpisten, in der Trockenzeit Staubpisten!

Plötzlich ist da eine Wand…

Auf unserer Fahrt vom Queen Elizabeth Nationalpark Richtung Fort Portal beeindrucken uns wieder einmal die Szenen neben und auf der Straße ebenso sehr, wie die Tiere Afrikas in den Nationalparks.

Die Fahrten über Land sind anstrengend, haben aber auch ihren eigenen Reiz, den wir nicht missen möchten. Trotzdem sind wir froh, uns einen Tag auf Kluges Guestfarm, einem tropischen Paradies, zu erholen und eine Aussage unserer Tochter endgültig zu widerlegen:

„Mama, dort gibt es keine Blumen!“

Natürlich gibt es die! Liegt es am Frühling (sie war im Herbst) oder an meinem geschulten Auge? Ich sehe überall Blüten. Vereinzelt, aber doch! Auf Kluges Guestfarm allerdings stehen sie dicht beisammen, bilden einen tropischen Garten, voller Farbe und zauberhaftem Duft. Es gibt warme Duschen, einen Pool und das beste Steak in Uganda. Sagen alle, die den Vergleich haben! Am nettesten ist allerdings die Gesellschaft: Stefan, der Eigentümer, verwöhnt uns mit selbsthergestelltem Schinken und unterhält uns mit vielen Anekdoten aus einem langem Leben in Afrika: Seit 45 Jahren arbeitet er auf dem Kontinent, seit 30 Jahren lebt er in Uganda. Er hat dort nach Idi Amin die Teeproduktion wieder aktiviert, guter Tee übrigens und nur eines seiner Projekte.

Außerdem treffen wir ein nettes deutsches Pärchen, das hier eine kleine ugandische NGO unterstützt. Hans ist Bauer in Mettmann, Silke Lehrerin und Diplom-Biologin. Im Moment ist sie hier technische Beraterin für ein Projekt, das die Kleinstbauern in Permakultur unterrichten will. Eine Schule will sie auch aufbauen: Die Alten machen das, was sie immer schon so gemacht haben, die Jungen sind offen für Neues. Der Abend und der nächste Vormittag vergehen wie im Flug im Gespräch mit den beiden!

Auch den nächsten Abend verbringen wir mit Stefan Kluge, der uns den Norden Ugandas ans Herz legt: Bis vor knapp 15 Jahren herrschte dort Bürgerkrieg, die berüchtigten Kindersoldaten und ihr Anführer, dem ich nicht die Ehre der Namensnennung erweisen will, trieben dort ihr Unwesen. Doch heute sei die Gegend sicher, landschaftlich wieder ganz anders, mit guten Straßen und den besten Nationalpark Ugandas. Doch leider reicht uns die Zeit nicht: Uns fehlen mindestens zwei Tage… Außerdem wollen wir die NGO besuchen und unsere neuen Freunde nochmals sehen und mehr über das Projekt erfahren.

Morgen müssen wir früh raus, vor uns liegt die längste und schlechteste Strecke unseres Roadtrips! Sieben bis dreizehn Stunden rechnen die Reiseveranstalter, je nachdem, ob es geregnet hat oder nicht.

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Um Fort Portal gibt es viel Tee, aber auch viel Baumwolle

Die Strecke von Port Portal hinauf an den Viktoria-Nil ist nur wenig über 300km lang, aber sie geht weitgehend über Piste, genauer über Baustelle. Die ist reinstes Patchwork: Asphaltierte Strecken wechseln sich ab mit breiter Piste, die nur auf Asphalt wartet, dann wieder alte Piste, dann Schotter, dann Baustelle, alles wild und ohne erkennbare Absicht durcheinander. In manchen Orten liegt schon Asphalt, in anderen wird die Piste gerade aufgerissen: Wir können kein System erkennen. Aber eines ist klar: Gebaut wird von den Chinesen!

Auf diesen Straßen und Pisten fahren große LKWs, flotte Landcruiser, rücksichtslose Busse und kleine Taxibusse völlig unbeeindruckt von Fußgängern, Frauen mit kleinen Kindern auf dem Rücken, oder Fahrradfahrern oder Motorradfahrern. Die Staubwolke, die sie hinter sich herziehen hüllt alles in eine undurchsichtige Wand: Du hast keine Ahnung mehr, ob vor dir ein Schlagloch oder ein Fahrradfahrer ist! Die Pflanzen und Hütten am Straßenrand sind rotbraun, wie in Farbe getaucht. Es ist unbeschreiblich!

Unterwegs kommen wir auch an einem Wallfahrtsort vorbei, allerdings steht das in keinem Guidebook, Wir wundern uns nur über die vielen festlich gekleideten Menschen, die nicht nur links und rechts der Piste stehen, sondern auch fast kein Durchkommen erlauben. Ein Fest ist offensichtlich in Gange, aber vielleicht ist es auch nur ein normaler Sonntagmorgen. Überall wird gegrillt und gebraten, es gibt einen Markt. Und so viele Menschen! Im Vorbeifahren erkenne ich einen großen Felsen auf dem ein Heiliger gemalt ist. Später recherchiere ich: Die Katoosa Martyrs Village gleich hinter Kyenjojo mit den 13 Felsen war einst ein Platz an dem Hexen ihr Unwesen trieben – ich spreche jetzt nicht von den Wiccas, sondern von afrikanischer Witchcraft, von schwarzer Magie – kein Spaß. Ein Priester kaufte das Gebiet, vertrieb die Hexen und widmete jeden Felsen einen ugandischen Heiligen. Schade, dass ich das nicht vorher wusste, ich hätte mir diesen Ort und die schönen Menschen gerne angesehen!

Entlang des Albert-Sees ist das Land sehr trocken. Hier wächst nichts. Einzig ein paar Rinder und Ziegen finden hier etwas zu fressen. Die Menschen hausen in lehmverschmierten, ganz einfachen, grasgedeckten runden Hütten. Manche davon sind allerdings sehr hübsch verziert. Je näher wir zum Nationalpark kommen, umso öfter stehen Solarpaneele davor, ein wirklich überraschender Anblick. Und auch hier lächeln die Menschen freundlich.

Blick auf den Albert See

Am Abend ist unser Auto innen wie außen eingestaubt, Tomy bekommt kaum mehr die Augen auf, soviel Staub hat er selbst im geschlossenen Auto mitbekommen. Es war unsere längste und anstrengendste Fahrt, eine, die schlecht einzuschätzen war, doch letztendlich haben wir für 300 km nur 8 Stunden gebraucht.

Kontrast: Murchinson River Lodge am Victoria-Nile

Wir campen bei der Murchinson River Lodge, wenige Kilometer vor dem Mubako Gate zum Nationalpark. Abends genießen wir den Sonnenuntergang am Victoria-Nil, nachts weiden Nilpferde um die Zelte. Sie entfernen sich bis zu 10 km vom Wasser, um an gutes Futter zu kommen, aber nur nachts. Tagsüber kühlen sie sich im Wasser oder Schlamm. Hippos gelten übrigens als die für den Menschen gefährlichsten Tiere Afrikas, die jährlich einige Todesfälle verursachen.

INFO

Am Ende der Berichte über unsere täglichen Erlebnisse und Eindrücke kommt eine Zusammenfassung per Bericht und PDF damit du deine eigene individuelle Reise durch Uganda besser planen kannst!

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