Segeln mit Yemanja

Mission accomplished

„Wenn Steffi eine graue Wand beschreibt, wachsen plötzlich Blumen auf ihr“, sagt Monika, meine brasilianisch-deutsche Freundin. Tomy meint: „Wenn ich eine graue Wand beschreibe dann so: ‚Da ist eine graue Wand, wenn du Blumen willst, rauch ‚nen Joint! ‘ “

Also gut: Es ist schwarz hinter uns. Es ist unglaublich, wie dunkel es am helllichten Tag sein kann! Die Wolkenwand reicht bis zur Erde, bis zur Wasseroberfläche, nur am Rand hängen die Wolken höher und sind doch zum Greifen nah. Hier kommt etwas Licht durch, genug, um die Dunkelheit in ihrer Bedrohung wahrzunehmen. Smaragdgrün schillert das Wasser, jenes Grün, das nichts Gutes verheißt, zumindest nicht am Meer. Und doch ist es wunderschön.

Zum Greifen nah

Blumen? Schaff ich grad nicht. Aber da ist ein faszinierende Spiel von Licht und Schatten…

Und plötzlich ist alles nur mehr grau!

Es schüttet!

Das war vor ein paar Tagen, mittlerweile ist es einheitlich grau, es regnet immer mal wieder. Das Wetter ist nicht motivierend, wir hängen vor Itaparica rum, duschen im Regen, ich schreibe an meiner Familiengeschichte. Nachts fegt der Wind durch die Achternkajüte, ich muss mich zudecken, und zwar richtig. Dafür quillt mir tagsüber auch nicht der Schweiß aus allen Poren!

Tomy putzt den Flugrost von der Reling und allen Metallteilen, er schrubbt den Wasserpass, er schleift die Tür zum Mülleimer, damit sie wieder ohne Klemmen und Fingerbrechen aufgeht, flickt die Gastlandflagge, überprüft den Motor ohne Auffälliges zu finden, auch den Sicherungskasten: Das grüne Positionslicht vorne geht schon seit La Palma nicht mehr. Doch jetzt hat er den Fehler gefunden, ein altes, korridiertes Kabel im Ankerkasten!

Abends fahren wir an Land, auf einen Caipi oder ein Bier und um ein wenig zu quatschen. Mal mit Anja und Thomas, die ihr Schiff aus dem Wasser holen müssen und an der Arbeitsweise der Baianos verzweifeln. Oder mit Jochen, der immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat und uns mit Anekdoten von stinkenden Tausendfüßlern und schleimigen Heuschrecken, die vor Afrika über sein Schiff herfielen, unterhält. Tom muss passen, er liegt mit Magen-Darm in seiner Koje. Heute kam wieder ein deutsches Schiff, Skipper, mit seiner Familie, Frau und zwei Kindern an. Und jetzt ratet mal, wie der heißt!

Genau –

Thomas!

Der fünfte.

Wir füttern die Hunde. Ja, Hunde! Der dünnen Hündin geht es recht gut, sie lebt wieder bei ihrem Rudel rund um das Marinabüro. Sie kommt uns immer glücklich wedelnd begrüßen, ihre Kollegen im Schlepptau. Es sind alles sehr süße und liebevolle Hunde, immer hungrig, Straßenhunde eben, obwohl sie alle recht gut aussehen. Sie werden anständig, ja liebevoll von den Menschen hier behandelt, von den Restaurants und Seglern gefüttert, wobei ich fürchte es wird knapp mit der Nahrung jetzt im Winter, wo weniger Gäste kommen.

Mittlerweile folgen sie uns alle bis zum Dinghi, wir müssen uns richtig davonstehlen…

Bloß keine schlafenden Hunde wecken…

Vor ein paar Tagen segelten wir zum Wasserfall im Kanal von Itaparica. Das war zumindest die offizielle Version. Insgeheim aber suchten wir die Insel.

DIE Insel.

Damals, als wir hier wohnten, war eine unserer Zwillinge mit dem Sohn eines reichen Mannes befreundet. Und dieser besaß eine Insel neben Itaparica, auf der unsere Mädels gar manches schöne Wochenende verbrachten. Und die galt es zu finden, aus rein nostalgischen Gründen.

Und das war nun wirklich nicht schwer!

Der Wasserfall? Nicht der Rede wert, zumindest nicht bei Flut. Bei Ebbe kann ich mir vorstellen, dass die Sandbänke davor zu einen kleinem Spaziergang einladen. Also morgens hin, wenn mittags da Ebbe ist, und nachmittags zurück. Die Fahrt dorthin ist immerhin recht hübsch.

Der Wasserfall (Ja wo is er denn?)

Und wenn der Regen aufhört, zaubert er mit der Sonne einen bunten Bogen aus dem Schiff…

Regenbogen

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