Segeln mit Yemanja

Fátima und Batalha

Und wieder Maria!

Der Bus nach Fátima, jenen Ort, der nach einer maurischen Prinzessin benannt wurde und heute neben Lourdes der wichtigste Marienwallfahrtsort ist, ging schon um sieben Uhr morgens. Wir sind also schon vor 9 Uhr da. Auch so früh am Morgen rutschen einige Frauen auf Knien den Hügel hinunter bis zur Erscheinungskapelle und in dieser um die Statue herum. Wird so die Seele geputzt? Der Altarraum jedenfalls wird völlig profan und unbeeindruckt von der Inbrunst der Knienden energisch gesaugt.

Putztag!

Alte Kathedrale mit Knierutschbahn

Sind wir beeindruckt? Nein und ja. Nein, wir finden keinen Zugang zu der Energie des Ortes, zu groß, zu nüchtern wirkt er. Die alte Wallfahrtskirche hat mit der Aufgabe als Kirche ihre Seele verloren, diese hat den Weg über den größten Kirchenvorplatz der Welt in die neue Kirche, den größten Sakralbau des 21. Jahrhunderts – bis jetzt, nicht geschafft. Ein flacher Rundbau von außen, hat die neue Kirche innen den Charme eines Auditorium Maximum . Der Hörsaal fasst immerhin 9000 Menschen, sitzend! Ja, die Zahl beeindruckt. Auch die darunterliegenden schmucklosen Zellen, die Kapellen genannt werden, beeindrucken mit ihrer Nüchternheit. Die ganze unterirdische Anlage erinnert mich eher an die Gänge in den Wirtschaftsräumen des Altenheims, in dem ich mal ausgeholfen habe. Und all das hat etwa 90 Millionen Euro gekostet! Ja, auch diese Zahl beeindruckt.

Neue Kathedrale

Dieser Aufwand, diese Selbst-Demütigung, diese Hype nur weil ein paar Kinder etwas für Erwachsene und die Kirche Außergewöhnliches wahrgenommen haben, etwas, das in anderen, in alten Kulturen Teil des Alltags ist. Also gut, da war noch diese ungewöhnliche Lichterscheinung, die angeblich zigtausende wahrgenommen haben – heute würden wohl die UFOlogen dahin pilgern!

Ja, auch für unsere Maßstäbe mag damals dort ein Wunder geschehen sein, doch das was daraus entstand, kann ich, können wir nicht nachvollziehen.

Wie schon in Santiago de Compostela empfinde ich Verbundenheit , Ergriffenheit, eine gesteigerte Energie des Lebens im Gesang der Gläubigen in einer der Kapellen. Schon seltsam, was Musik, was gemeinsam Singen, bewirken kann!

 

Wie anders ist da Batalha! Wieder ist Maria und ein “Wunder” im Spiel. João I, König von Portugal, gelobte Maria ein Kloster zu bauen, wenn die Portugiesen die Übermacht der Kastiellier in der Schlacht von Aljubarrota im Jahre 1385 besiegen würden. Portugal ging tatsächlich siegreich aus dem Kampf – Batalha – hervor. Als Dank entstand das Mosteiro da Santa Maria de Vitória, das Kloster der Maria des Sieges.

Und was für ein Kloster! Mächtig hingepatzt steht es da, in einem kleinen, verschlafen wirkendem Dorf, das bis heute noch nicht richtig zu begreifen scheint, wie ihm da geschah. Es wird beherrscht von diesem trutzigen Bauwerk, dass dennoch so zart und filigran wirkt. Für Letzteres sind die feinen Steinmetzarbeiten verantwortlich. Wie feinste Spitze schmiegt sie sich an Eingänge, Bögen und Säulen. Immer wieder bewundern wir die schiere Schönheit, lassen sie wirken, in uns sinken.

Ja, Batalha beeindruckt!

Staunend, ja ehrfurchtsvoll stehen wir vor den nach oben strebenden Säulen im warmen Zwielicht der Kirche. Ein Kind wird getauft. Die kleine Gemeinde um den Altar bleibt für sich und ist doch Teil der Touristen um sie herum.

Kirchenschiff

 

Portugals nationale Gedenkstätte für die unbekannten Soldaten, die im Ersten Weltkrieg fielen, befindet sich seitlich vom Kreuzgang. Zwei junge Soldaten halten unbeweglich Mahnwache. Vom Zweiten  Weltkrieg blieb das Land übrigens verschont.

Im Kloster befinden sich die Grabmale des Stifters João I und einigen seiner Nachkommen und ihrer Familien. Prunkvoll, doch in seiner Harmonie schlicht zugleich, ist der Saal. Unsere Aufmerksamkeit gilt Prinz Heinrich dem Seefahrer, Dom Henrique o Navigador. Er selbst entdeckte keine fremden Küsten, aber er sorgte dafür dass es seine Landsleute taten: Portugals Kapitäne mussten in geheimen Logbüchern Aufzeichnungen über alle die Navigation betreffenden Beobachtungen machen. Unter seiner Aufsicht wurde von 1418 bis 1460 Madeira und die Azoren, Senegal und der Gambia Fluss entdeckt, die Küste Afrikas bis zum heutigen Sierra Leone kartographiert. Er legte damit den Grundstein zur Entdeckung des Seeweges nach Indien durch Vasco da Gama.

 

Henrique o Navigador

Wir wären danach froh gewesen, den Bus zurück nach Nazaré zu entdecken. Doch nein, er kam nicht! Ich und mein Misstrauen gegenüber öffentlichen Verkehrsmitteln! Wußt’ ich doch schon, als uns die Dame im Touristbüro sagte, dass nur zwei Busse am Samstag zurück fahren, der um zwei und der um sieben. Mit der Einstellung kann ich doch keine Pünktlichkeit erwarten! Schließlich zeigt sich die Welt so, wie sie in meinem Kopf ist!

Bis sieben Uhr in dem Nest die Zeit erschlagen, nein das wollten wir nicht. Das Taxi heim war nicht billig, aber am Schiff ist das Leben so viel schöner als an einer Bushaltestelle in einem kleinem Ort mit Nix-zu-tun. Abgesehen davon: Himmel über mir, Meer unter mir, Wind in den Haaren, Möwen in den Ohren – da komm ich ins Beten!

 

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