Segeln mit Yemanja

L’Aber Wrac’h

L’ Aber Wrac’h – wenn es nicht schon einen Ort dieses Namens geben würde, müsst man ihn erfinden. Und dann diese Landschaft hier danach benennen.

Aber Wrack – so wird es gesprochen, ist ein lieblicher und doch ungezähmter Ort, wie eine freie, erwachte Frau. Vom Meer kommend liegen erst mal eine Menge Felsen herum. Riesige Steine, rauh und scharf, nicht rundgeschliffen, liegen im Meer, mal von Wasser bedeckt, mal in einer Sandbucht, je nach Stand der Gezeiten. Vom Osten kommend muss man, um in den Einfahrtskanal zu kommen, fast vollständig daran vorbeifahren. Links und rechts davon liegen Austernbänke und Fischergründe, dahinter sanfte, grüne Hügel, hie und da kleine Wäldchen. Helle bretonische Steinhäuser, trutzig einerseits und doch mit liebevollen Details, wie blauen Fensterläden oder Giebeln, schmiegen sich in die Landschaft. Sie sind umgeben von Hortensien, Kapuzinerkresse, Rosen und exotischen Pflanzen. Dazwischen liegen Felder, deren Ränder von Wildblumen strotzen.

Habt ihr es bemerkt? Mir gefällt es hier! Es ist eindeutig der bisher schönste Ort auf unserer Reise!

Der Ort L’Aber Wrac’h liegt noch ziemlich am Anfang des Abers, dort wo Meer und Fluss sich treffen. Aber ist das bretonische Wort für Ria. Ria ist der geologische Ausdruck für ein vom Meer überschwemmtes Flusstal, das dann einem durch Gletscher entstanden Fjord ähnelt. Der Limski-Fjord in Kroatien oder der Port Jackson in Sydney sind ebenfalls Rias. Auch in Galizien werden wir sie wieder antreffen

In dem verschlafenen Örtchen, mit zwei, drei kleinen Hotels und einer Handvoll Restaurants kann ich mir selbst im Hochsommer nicht viele Touristen vorstellen. Nicht umsonst heißt der Bezirk hier Finisterre – Ende der Erde. Hier ist nichts, nur Ruhe und Einfachheit, und das macht es so atemberaubend schön.

Der Vorzug des Dorfes und des Aber Wrac’h  sind die Wassersportmöglichkeiten: Kite Surfen, Surfen, Jollensegeln, Kanufahren und natürlich die Marina, die bei jeder Tide angefahren werden kann. Hier kann man die Seele baumeln lassen aber auch jederzeit aktiv sein.

Kennt ihr diese Stimmung frühmorgens, wenn die Sonne leicht milchig über dem Horizont steht, kein Lüftchen weht, kein Laut sich regt und die Zeit still steht? So begann heute der Tag, spät schon, denn die Sonne schläft hier lange, sie versinkt ja auch erst spät im Meer. Ein märchenhafter Morgen!

Nach dem Frühstück, Croissant, Tee für mich und Kaffe für Tomy, zogen wir unsere Wandersandalen an, um die Küste von der Landseite aus zu bewundern.  Es duftete nach Heu, Pinien und Kiefernadeln, nach Meer und Salz. Kurz vor Niedrigwasser lagen vor uns die Austernbänke blank, Kinder und ältere Leute suchten im Schlick nach Muscheln und Algen fürs Abendessen. Gegenüber am anderen Ufer des Abers türmten sich die Felsen wie Gebirge in den blauen Himmel.

Keiner hier störte sich an Ulva armoricana , dem Salat des Meeres, vor dem auf Schildern eindringlich gewarnt wird: Obwohl in der Bretagne heimisch können diese Algen unter bestimmten Bedingungen die Küste überfluten. Einer der Gründe für das massenhafte Auftreten ist Überdüngung. Wenn dicke Teppiche angespült werden und in der Sonne trocknen, entsteht durch Verrottung unter der weißen Kruste Ammoniak und Schwefelwasserstoff. Wird das freigesetzt, etwa durch drauftreten tritt dieser aus, das Einatmen kann zu Schwindel, Ohnmacht oder sogar den Tod führen. Solange die Algen frisch und grün sind, sind sie völlig harmlos und können als Salat gegessen werden. Ah, die Welt ist wunderbar und geheimnisvoll!

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L’ Aber Wrac’h – if there wasn’t already a location with this name, you would have to invent it and name a landscape like this with it.

Aber is spoken like  “after”, but with b and then “vruk”. It iss a lovely and savage piece of land, like an awakened and free woman. There are lots of rocks in the sea. Huge rocks, rough and sharp, not rounded by the sea, are in the ocean, sometimes covered with water, sometimes in on a sandy beach, depending on the tide. Coming from the east you have to go around them almost completely to get to the entrance channel  to Aber Wrac’h. On each side of it there are oyster beds and fishing grounds. On land there are soft green hills, sometimes with little forests on it. Typical stone houses of Brittany, defensibly  on the one hand, but with lovely details like blue shatters nestle on the hills.  They are surrounded by hydrangeas, nasturtiums, roses and exotic plants. There are also fields edged with wildflowers.

Have you noticed? I like this place! it is definitly the most beautiful one so far.

The village L’Aber Wrac’h is situated in the beginning of the Aber, where sea and river meet. Aber is the French word for ria. A ria is a river that was flooded by the sea and therefore looks like a fjord. However a fjord was made by a glacier. Other famous rias are the Limsky-Fjord in Croatia and Port Jackson or George’s River in Sydney.

I can’t imagine loads of tourists here in this sleepy little village with a handful of hotels and some more restaurants. After all we are in Finisterre – the end of the land. There is nothing else but calmness and simplicity and that is what makes it breathtakingly beautiful.

There are lots of water activities to do in Aber Wrac’h: kiting, surfing,  dinghy sailing, canoeing and  of course the little port, which can be reached at any tide make it attractive as well. Relax or be active – anything is possible!

Do you know those days, when the sun raised in a milky sky, the air is still, there is nothing to hear and time stands still? This is how today started, late, as the sun sleeps long here. No wonder, it stays up  late as well. It was an awesome morning.

After breakfast, croissant, tea for me and coffee for Tomy, we got on our hiking shoes to admire the coast from land. The sweet smell of hay, pines, wildflowers, sea and salt hang in the air. Just before low water the oyster beds were all exposed. Kids and elder people were looking for clams and algae. On the other side of the Aber the rocks were high in the blue sky.

Nobody cared much about Ulva armoricana , salad of the sea, although signs on the beach warn people about them. This algae is growing here naturally, but under certain circumstances  it is a pest called green tide. When too much of it covers the beaches and dries in the sun, poisoning gases develop under the white crust.  If anybody stamps on it, this can be released. In the worst case it is fatal.  However as long as it is fresh it can be eaten as salad. Ah, the world is an amazing miracle!

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