Oktober: Von Wundern und Abenteuern

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Eines jener Abenteuer, die in jedem Tag Platz haben, egal wie stressig oder gewöhnlich er ist, ist Lesen. Ein anderes, ähnliches Abenteuer ist Handarbeiten für mich: Nähen, Stricken, Häkeln. Von letzteren bin ich gerade besessen, es lässt wenig Zeit zum Lesen, doch Barbara Pachl-Eberharts Buch über alltägliche Wunder hat mich dann doch gefesselt und tief berührt: Wunder warten für sie gleich ums Eck! Ihre Wunder ähneln übrigens überraschend meinen Alltagsabenteuern.

In ihrem Buch stehen so wundervolle Sätze wie:

„Wann haben wir das Knistern, das Rascheln, den seidenen papierzarten Zauber des Neuanfangs zum letzten Mal wirklich gepürt?“

Barbara Pachl-Eberharts Sprachzauberei stimmt mich fröhlich, hüllt mich in warme Arme und umfängt mich liebevoll, so wie das eben Wunder tun. Unwillkürlich muss ich auch an meine echten Wunder denken: Wenn aus Konflikt oder einem Problem Verbundenheit und Lösung, Liebe und Lebensfreude erwächst, aus für mich unerfindlichen Gründen. Na gut, einen Zauberspruch habe ich schon, aber ob der alleine die Welt ändern kann? Manchmal scheint es so, ich werde es beobachten und vielleicht gibt es dann nächstes Jahr hier eine Wunderrubrik.

Zurück zum Alltag! Der begann mit

Skipper

Tomys Schwester, die im Mai überraschend ihren Mann verlor, hat sich von den Azoren quasi einen Hund mitgebracht: Sie hat ihn dort ausgesucht, er kam später an. Skipper kam, kackte in unser Wohnzimmer, warf einen Blumentopf runter und verkroch sich hinter Tomys Stuhl. Der arme Hund ist total verwirrt und verängstigt. Ob das gut geht?

Skipper

Tom

Ein Treffen mit dem eingefleischten Einhandsegler in Frankfurt hätte ich mir vor wenigen Wochen noch nicht zu Erträumen gewagt: Ein Wunder, dass es wahr wurde! Mehr darüber möchte ich in einem eigenen Beitrag erzählen.

Tom führt uns durch Frankfurt

BVB Flieger

Der Pilot: „Auch in schönen Flugzeugen braucht der Computer mal ein Reset. Ich entschuldige mich hiermit für die Verspätung.“

Nun ja, über schön lässt sich streiten

BVB Mannschaftsairbus

Abschied

Auf dieses Abenteuer, den Grund, warum ich im BVB-Flieger saß, hätte ich gerne verzichtet: Am 7. Oktober verlor meine Nichte ihren Mann, meine halbwüchsigen Großneffen ihren Vater. Sein Herz hatte einfach aufgehört zu schlagen. Nochmals möchte ich hier Barbara Pachl-Eberhart zitieren, die vor 10 Jahren Mann und zwei kleine Kinder verlor:

„Niemals hätte ich diese Lektion freiwillig gewählt – es gehört zu der großen Paradoxie meines Lebens, dass ich für die innere Freiheit und beinahe ungebremste Lebendigkeit, die mir heute geschenkt ist, einen Preis bezahlen musste, der mir noch immer beinahe unbegreiflich ist.“

Wenigstens die Hoffnung auf diese Freiheit und Lebendigkeit wünsche ich allen, die trauern, allen voran meiner Nichte und ihren Söhnen!

Daheim:

Nimmt mich in Österreich die Familie auch oft sehr in Beschlag – meine Mutter hat immer rund tausend Aufträge für uns – so genieße ich doch auch immer wieder die Schönheit meiner Heimat. Diesmal wanderte ich viel in meiner Kindheit und Jugend: in der Au, im Kurpark, in Baden. Ein Wunder, wie nah Erholung, Natur und Schönheit doch sein können, ohne weit zu reisen, nur ein paar Schritte gehen…

Zumindest, wenn du in Österreich wohnst.

In der Au um die Ecke von meinem Elternhaus

Erholung

Eben diese wundervolle Familie und die Ereignisse der letzten Wochen zehrten doch mehr an mir, als ich mir eingestehen wollte: Die letzten Tage des Oktobers verkriechen wir uns in Genua auf dem Schiff. Ich schreibe, bearbeite Fotos, häkle und stricke und es macht gar nichts, wenn es draußen schüttet!

Na gut, ein bisschen gehe ich auch… nach Sestri zum Einkaufen oder nach Portofino.

Und ich lese: Barbara Pachl-Eberhart: Wunder warten gleich ums Eck

Vier minus Drei ist auch zu empfehlen.

In Genua regnet es

… und ich nähe Häkelblümchen zusammen

Und dann wird es doch nochmal aufregend:

Am 29.10. fegt ein Sturmtief übers westliche Mittelmeer: So tief unten habe er das Barometer noch nie gesehen. Sagt Tomy. Auch hätte er noch nie Windstärke 10-11 erlebt. Italien versinkt im Wasser, unter Schlamm und unter Bäumen. Im Nachbarort, in Rapallo, gerade Mal 30 km von hier, geht die Marina mitsamt den Luxusyachten zu Bruch. Auch Yemanja knallt in dieser Nacht einige Male gegen das Holz, mit dem der Steg gefüttert ist: Wir sind selbst schuld, wir hätten sie weiter weg binden müssen. Dann komme ich zwar nicht mehr von Bord, aber das muss ich in der Nacht ja auch nicht.

Jedenfalls hat die Senhora einen Dickschädel: Außer ein paar wegpolierbaren Kratzern hat sie nichts.

Wir sind einmal mehr froh, diese Marina gewählt zu haben: Der Wellenbrecher des Navigationskanals und die vorgebaute Landebahn des Flughafen schützen sie vor den angeblich 9-10m hohen Wellen. So bleibt es in der Marina relativ ruhig. Ein paar Segel reißen kaputt, ein paar Schiffe bleiben mit der Badeplattform unter dem Holzbalken, der unser Schiff schützt, hängen. Aber das ist alles reparabel!

Des einen Freud ist des anderen Leid: Yemanja ist unversehrt, das Nachbarschiff nicht

Wir können beruhigt nach Hause fahren. Die Engelskindern und der Garten warten.

Aber vorher gehen wir noch zum Markt:

Getrocknete Birnen für unser Kletzenbrot

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