Besinnungslos ins Neue Jahr

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Du denkst jetzt bestimmt, ich hätte mich bis zur Besinnungslosigkeit besoffen – nun, ich habe es versucht. Da Tomy nur eine Flasche Rotwein gekauft hatte, die ich außerdem noch mit ihm teilen musste, wurde daraus nichts. Er hat mir die leere Flasche auch nicht über den Kopf gezogen, ich bin nicht vom Baum getroffen worden und ins Wasser bin ich auch nicht gefallen – war aber knapp!*

(Zum Ausgleich dieses philosphischen Hardcoreartikels, kannst du am Ende über mich lachen)

Nein, mir fehlt die Besinnung zwischen den Tagen. Anfang Dezember schreibe ich schon seit Jahren meinen Weihnachtsbrief an Freunde und Verwandte. Als ich vor fast 36 Jahren nach Deutschland gezogen bin, fragten viele Freunde und Verwandte immer wieder, wie es mir denn fern der Heimat so ginge. Es war zeitraubend und mühselig, all die Anfragen einzeln zu beantworten, gab ja kein Internet, kein Facebook, kein Whatsapp, gerade mal ein Telefon – noch mit Wählscheibe – und Schreibmaschinen. So ging ich dazu über, am Jahresende einen Rückblick an alle zu schreiben. Dabei fragte ich mich immer wieder: „Wem, zum Henker, interessiert das denn wirklich?“

Ich frage mich das bis heute. Aber wenn der Brief Verspätung hat, kommen die ersten Nachfragen, wo er denn bliebe. Nun, jeder kann damit tun was er will: Lesen oder Löschen. Er kann sich davon inspirieren lassen oder mich zum besagten Henker wünschen. Denn schon seit vielen Jahren ist dieser Brief für mich eines:

Die Schatztruhe des vergangenen Jahres, voller Dankbarkeit für die vielen wunderbaren Momente, die das vergangene Jahr für uns bereit hielt, manchmal sind das auch Tränen oder Herausforderungen, doch im Rückblick fügen sie sich ein in ein erfülltes Leben!

Eine Schatztruhe, gebaut von meinem Enkel, fotografiert von Melanie Feider (ebenso das Titelbild)

Nach dem Höhepunkt des Jahres, das Weihnachten für mich aus vielen Gründen ist, folgt – nur für mich – der Ausblick auf das neue Jahr, ja die Gestaltung meines neuen Jahres. Was möchte ich erleben? Wie möchte ich mich fühlen? Wohin reisen, wen treffen? Wohin will ich mich entwickeln? Was will ich erreichen? Und vor Allem: Wer will ich in den kommenden 12 Monaten sein?

Dazu eignet sich ein Sofa vor einem knisternden Feuer im Kamin, mit Kakao und Keksen, einer schnurrenden Katze auf den Knien und der wilden Jagd Freyas oder des Windes ums Haus, einfach wunderbar! Es braucht auch den Spannungsbogen, der nach Weihnachten abfällt, den Rückzug auf sich selbst, vielleicht auch die Magie der Raunächte – alles Voraussetzungen, die mir dieses Jahr fehlen.

So kam Silvester. Ohne vorherige Besinnung. Ohne Loslassen, ohne dem Zauber, der allen Anfang innewohnt.

Fast.

Denn quasi in letzter Minute, kurz vor Mitternacht, beim Stöbern durch die Neujahrswünsche und diverse Blogs, kam sie doch, die Besinnung. Und damit diese magische Stimmung des Übergangs:

Zuerst stolperte ich über die Zusammenfassung der Blogparade von Tanja von Spaness  zum Thema Mikroabenteuer. Ich hatte nicht mitgemacht, weil wir uns ja in einem Makroabenteuer außerhalb des heimatlichen Trotts befinden. Doch mit der Lektüre kamen mir Zweifel: Geht es nicht darum, jene Ereignisse und Dinge bewusst wahrzunehmen, die einen Moment zu etwas Besonderem machen? Die den Alltag zu einem kleinen Abenteuer werden lassen?

Das Lächeln eines Fremden, die Blume im Asphalt, die lärmenden Spatzen im Garten, der Regenbogen übern Haus, eine Umarmung, ein Anruf, vielleicht auch ein Schreck, eine schlechte Diagnose, ein Abschied, eine Ankunft, ein Lied, ein Duft, Regen auf der Haut, Sterne und wärmende Sonne, der Moment, in dem du deine Angst überwindest oder ein Ziel erreicht hast?

2018 will ich diese kleinen Abenteuer sammeln, jeden Tag mindestens eines! 2018 bin ich eine kleine Abenteuerin! Und manchmal eine große!

Außerdem fiel mir zwischen all den Neujahrswünschen eine auf. Ich las:

Let us be love, wisdom, peace, happiness – lasst uns Liebe, Weisheit, Frieden, Glück sein.

Wow, denke ich, sie hat es kapiert! Denn wenn mich eines wundert, dann immer wieder dieser Wunsch: „Vor Allen Dingen Gesundheit!“ Viele Menschen in meiner Umgebung wurden in letzter Zeit krank, sehr krank, auch junge. So verstehe ich ihren Wunsch. Alle anderen, die sich – noch – an ihrer Gesundheit erfreuen, verstehe ich nicht: Denn sie wünschen nur, bestellen das quasi beim Universum, während sie weiterhin zu viel essen, zu viel Alkohol und zu wenig Wasser trinken, sich einzig und allein vom Bürostuhl ins Auto ins Sofa bewegen, ihrem (Ex-)Partner und Eltern grollen, ihre Mitmenschen verurteilen und mit ihrer Wut ihren eigenen Körper mit giftigen Hormonen und Stoffen fluten, sprich nichts, aber auch gar nichts dazutun, dass sie gesund bleiben!

Und ist es nicht auch so mit Frieden und Liebe und Glück? Wann sind wir denn schon friedlich, wie oft vergeben wir dem Trottel im Auto vor uns, der an der Ampel nicht schnell genug los fährt, oder gar dem Bruder, der Schwester, der besserwisserischen (Schwieger)mutter, dem eigenen Mann oder der eigenen Frau? Wie oft reichen wir die Hand dem Bedürftigen, dem Obdachlosen, dem Fremden, dem Ausländer, oder auch dem Nachbarn oder unseren alten Eltern? Wie oft schauen wir in ein halbleeres Glas und merken nicht, wie es sich stetig füllt? Wann verstehen wir, dass es die Erfüllung unserer Wünsche von innen und nicht von außen kommt?

Auch meine Freundin hatte ans Universum geschrieben, nur ich hatte etwas anderes gelesen: Let there be…., Lass da sein…, stand da.

Lieber Leser, was auch immer du dir oder deinen Lieben zu Neujahr wünschst – es wird nicht eintreten. Es sei denn – du bist es!

Und so möchte ich 2018 SEIN, mehr denn je. Sein ist ein Verb, früher Tun-Wort genannt, es ist also sehr aktiv!

Ich werde leuchten und strahlen, befrieden, vermitteln, helfen und einspringen, schweigen und reden, je nachdem, was hilfreich ist, ich werde lieben und vergeben, eintreten, für Menschlichkeit! Noch mehr als letztes Jahr! Wie immer, werde ich missverstanden und angegriffen werden, werden viele über mich den Kopf schütteln, wie immer werde ich auch scheitern und streiten und wegsehen und weinen und schlecht gelaunt sein. Nein, perfekt werde ich nicht sein. Und trotzdem werde ich glücklich sein und fröhlich, ich werde tanzen, springen, singen und lachen und ich werde lieben, lieben und nochmals lieben! Alles, was ist!

Aloha!

Angefangen habe ich schon:
Wir hatten keine Lust auf Silvesterparty, die deutsche Kolonie auch nicht, keiner mochte etwas organisieren. Wir blieben alle auf unseren Schiffen, Tomy und ich mit besagten Rotwein, Nan, Knoblauch-Sellerie und Steak. Und Musik aus der Konserve.
Je besinnlicher ich wurde, umso fröhlicher wurde ich – nein, es lag nicht am Wein! Erst tanzte ich auf dem Rücken liegend mit den Händen in der Luft: Ein unbedarfter Zuschauer hätte bestimmt gedacht, da liegt ein Käfer hilflos auf dem Rücken… Aber dann spielte Tomy „Satisfaction“ auf dem Laptop und dazu musste ich einfach aufstehen! Und tanzen! Hab auch Poledance probiert: Ich bekomme beim Anblick der Fotos jedes Mal einen Lachkrampf!

Ich bin fröhlich! 2018 wird heiter!

Und du? Was willst du 2018 SEIN?

Wenn du einen Instagram Acount hast, kannst du unter den Hashtags #mikroabenteuer, #abenteuerimalltag oder #alltagsabenteuer deine Abenteuer teilen!

 

 

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