Nass-kalter Cumbre Vieja

| Keine Kommentare

Danke, mein Bedarf an Abenteuer ist für die nächsten Tage gedeckt! Morgen darf es etwas ruhiger sein…

Der Tag begann warm, richtig heiß war es morgens, laut Wetterbericht sollte heute der sonnigste Tag unserer Woche in Santa Cruz werden. Dennoch wurden wir ausgerechnet heute so nass wie die angeblichen Regentage zuvor nicht. Denn auf der Cumbre Vieja hängen die Wolken fest, die Kiefern filtern das Wasser aus der Luft: Es regnet! Auf diese Art und Weise gießt sich praktisch jeder Baum selbst.

Rain making pine trees

Rain making pine trees

Der Wald ist traumhaft schön, ruhig ist es heute, nicht viele wagten sich bisher hier hinauf. Wir folgen der gut ausgeschilderten großen Vulkanroute, der Ruta de los Volcones, die von der Caldera de Taburiente bis hinunter zum Teneguia führt. Auf den Pico Birigoyes und zum Hoyo Negro wollen wir.

Schon bald kommen wir zu einem Aussichtspunkt. Vor uns erstreckt sich die abgebrochene Kante der Cumbre Vieja, des alten Gipfels, aus dem immer wieder neue Vulkane emporsteigen. Über diese Kante fließen die Passatwolken wie ein Wasserfall, heute so gründlich, dass sie alles in ein dunkles Grau hüllen.

Weiter geht es bergan über Kiefernadeln, immer wieder durch kleine „Wasserfälle“ von mächtigen Kiefern fallend. Links erahnen wir vulkanische Höhen, rechts geht es in die Tiefe. Recht rund und weich sind die Hänge hier, nicht so zerrissen und zerklüftet, eher wie ein flacher, unregelmäßiger Zuckerhut, mit Asche und steinigem Hagelzucker überpudert.

Pine woods on vulcanic ash

Pine woods on vulcanic ash

Doch dann plötzlich, wachsen keine Kiefern mehr, auf dem Aschefeld duckt sich nur mehr niedriges Gestrüpp. Wir steigen flott bergan zum Krater des Hoyo Negro, der zuletzt 1949 ausbrach. Dabei pfeift der Wind, es ist kalt. Beinahe eisig kalt. Und feucht. Nicht nur die Kiefern, auch wir filtern mit Haut und Haar die Feuchtigkeit aus den Wolken. Zurück im schützenden Kiefernwald ist meine lila Jacke auf der Wind zugewandten Seite rauhreifweiß…
Na gut, gefroren war sie nicht, aber viel fehlte nicht!

Fog on top of the vulcano

Fog on top of the vulcano

Hoyo Negro crate from 1949

Hoyo Negro crate from 1949

Für ein paar Minuten reißen die Wolken auf: Die nebelig gespenstische Landschaft um den wild zerklüfteten Krater entschädigt wenigstens mich für die unangenehme Tour, Tomy besänftigt ein Packerl Mannerschnitten.

Waiting for the bus in vain

Waiting for the bus in vain

Gerne wäre ich noch zu dem nächsten Krater gegangen, aus ihm steigen immer noch gelegentlich Schwefeldämpfe auf. Doch das Wetter ist einfach zu unfreundlich. Wir kehren um, zurück zum Abzweig Richtung Pico Birigoye. Ein gewundener Pfad führt den Abhang über Geröll hinauf, Serpentine um Serpentine. Tomy murrt. Ich sag ihm, er soll es als Marathon-Training sehen. Wieder hören die Kiefern plötzlich auf, wir sind dem peitschendem Wind ausgesetzt. Geduckt, die Kapuze übern Kopf gezogen, wandern wir weiter. Bald stehen wir oben am Gipfel – der Blick über die Ostseite der Insel ist fantastisch!
Das glaube ich Dieter Schulze, dem Autor unseres Dumont Reiseführers La Palma, gerne. Wir sehen gerade mal 10 Meter im Umkreis, genug um zu wissen, dass es links und rechts über einen Geröllhang in die Tiefe geht.

Hier oben endet auch mein Vertrauen zu eben jenem Führer: Die Wegbeschreibung ist mehr als dürftig, Schilder fehlen nun ganz, die Sicht, die die Orientierung erleichtern könnte, fehlt erst recht. Zur Erinnerung: 10m, in besonderen Momenten 20m. Wir verlassen uns auf unseren Instinkt: Rechts muss der richtige Weg sein. Wieder geht es über einen windigen Kamm, dann in Schlangenlinien über Geröll abwärts. Hat hier ein Steintroll Tiefgeröllspuren im steinigen Schnee hinterlassen?

Nein, Herr Schulze, das ist kein „relativ leichter“ Weg, nicht hinauf und schon gar nicht hinunter, auch nicht bei strahlendem Sonnenschein!

Immerhin gelingt es mir hie und da einen Blick auf die Pflanzen um mich zu werfen: Wenn Ginster, Salbei und anderes Kraut blühen, muss es märchenhaft schön hier sein! Plötzlich führt der Weg durch ein Feld von herbstlich grün-goldenen Farnen – er ist auch jetzt märchenhaft schön!

Wir schlittern weiter über Kiefernadeln und Geröll hinunter bis zu einer Forstschneise. Ist der Weg links derjenige, der zurück zum Auto führt? Oder müssen wir die Schneise hinunter? Wir folgen kurz den Weg, doch er kommt uns falsch vor. Also die Schneise hinunter, am besten wäre jetzt ein Geröll-Schlitten…

Wir fühlen uns ziemlich verloren. Insgeheim denken wir wohl beide unsere Alternativen durch: Ein, zwei Stunden können wir den Parkplatz noch suchen, dann müssten wir den gleichen Weg zurück. Ob mein Handy hier funktioniert?

Doch wir finden einen Weg, der nach links geht, und siehe da, bald sind wir wieder am Grillplatz, wo unser Auto steht: 7 oder 8 große Grillhütten und Picknicktische stehen um einen großen Spielplatz, trotz des Nebels sind alle Hütten besetzt. Es qualmt und duftet, Frauen lachen, Kinder kreischen – hier möchte ich gerne mit meinen Kindern und Engelskindern grillen!

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.